Alles soll immer so bleiben

Konservativ Was das eigentlich heutzutage sein soll, darüber wird in mancher Partei des öfteren debattiert. Kommt nach Kreuzberg, liebe Ideologen.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Ganz am Ende der Cuvrystraße gibt es ein unbebautes Gelände, auf dem mittlerweile an die zwanzig Menschen leben, umsonst und draußen. Auch behauste Kreuzberger und Touristen zieht es bei schönem Wetter dorthin – an einen der letzten offenen Plätze am Ufer der Spree.

Wenige Kilometer stadteinwärts gibt es den Oranienplatz, auf dem sich Asylbewerber aus ganz Deutschland niedergelassen haben. Gekommen um zu bleiben, bis dieses Land sie nicht mehr so behandelt, wie sie es täglich erfahren. Sie wussten selbst im fernen Bayern: In Kreuzberg regieren die Grünen, die werden ihr Protestcamp dulden. So geschah es.

Beides, das Areal am Spreeufer und der Oranienplatz, sind Freiräume. Freiräume sind in Berlins Ost-West-Bezirk beiderseits der Spree ein hohes Gut. Um sie wird seit jeher gekämpft, manchmal mit Worten, manchmal mit Flaschen und Steinen. Es geht immer um das Eine: Es soll so bleiben wie es ist, seit vor langer Zeit die Kreuzberger gegen Pläne erfolgreich revoltierten, ihren Stadtteil zur riesigen Auffahrtszone für die Stadtautobahn umzubauen.

Was aber, wenn außerhalb und innerhalb dieses Mikrokosmos Entwicklungen beginnen, mit denen man sich auseinandersetzen muss? Wenn der Senat von Wohnungsnot redet und eine der letzten Uferparzellen zur Bebauung freigibt? Oder wenn es Anwohner nicht mehr spannend finden, ein kleines Multikulti-Dorf vor der Nase zu haben, weil es übel zu riechen beginnt?

Dann wird diskutiert, am Tisch, der natürlich rund ist. Auch dieses Möbel ist ein hohes Gut in Kreuzberg. Dem wohl konservativsten Ort des Landes.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Constantin Rhon

Realist mit liberaler Grundhaltung.

Avatar

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden