Valentinstag

Zwangsräumung Wo sonst wenn nicht in Berlin-Kreuzberg wird den turbokapitalistischen Vermietern Paroli geboten. Gerne öffentlichkeitswirksam und koste es was es wolle

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Am 14. Februar verlor die fünfköpfige Familie Gülbol durch Zwangsräumung ihre Wohnung in der Lausitzer Straße, Kreuzberg. Eine Gerichtsvollzieherin setzte den Beschluss des Amtsgerichts Tempelhof-Kreuzberg mit Unterstützung von exakt 815 Polizeibeamten inklusive Hubschraubereinsatz gegen massiven öffentlichen Widerstand durch.

Zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht die Klage der Gülbols, die Zwangsräumung auszusetzen, in seinem Urteil vom 15. August 2012 abgewiesen. Die Familie hatte angegeben, die Wohnung auf eigene Kosten aufwendig renoviert zu haben, der einstige Vermieter habe dafür auf Mieterhöhungen verzichten wollen.

Das allerdings konnte die Familie im jahrelangen Rechtsstreit mit dem nunmehr neuen Vermieter vor Gericht nie beweisen, wurde daher zur Zahlung der höheren Miete verurteilt, tat dies nicht. Der Vermieter klagte daraufhin auf Räumung, die Gülbols zahlten dann doch, der Vermieter hielt seine Klage aufrecht.

Juristisch ist zugunsten des Vermieters Andre Farnell alles höchstrichterlich entschieden worden. Er allein hätte der Familie noch helfen können.

Die Fronten aber waren verhärtet. Auch weil sich Ali Gülbol – seiner Meinung nach zu Recht - öffentlich kämpferisch gab und damit von manchem Aktivisten zum heldenhaften Vorkämpfern stilisiert wurde. Beide Seiten wollten wohl ein Exempel statuieren. So kam es zum lautstark deklamierten, für die Familie Gülbol äußerst bitteren Finale. Am Valentinstag.

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Geschrieben von

Constantin Rhon

Realist mit liberaler Grundhaltung.

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