Auf dem Feld
Gestern begegnete mir in den frühen Abendstunden auf dem Feld der Osterhase in Zivil. Eigentlich wollte er so tun, als sehe ich ein Gespenst. Fassungslos starrten wir uns minutenlang an. Er schaute mich zwar zunächst unschuldsvoll, fast bizarr depressiv an, aber irgendwie konnte er ein dreistes Grinsen nicht verbergen. Währenddessen hatte er es für mich sichtbar natürlich faustdick hinter den Löffeln. Vermutlich hatte er mal wieder Zeitung gelesen und sich stellenweise über die Dummheit der Menschheit amüsiert.
Plötzlich gab es einen lauten Knall. Ich zuckte zusammen und der Osterhase schlug vor Schreck einen Haken. Dann sahen wir gemeinsam einen Krater auf dem Feld. Nebel stieg auf. Es qualmte gewaltig und zeitgleich roch es penetrant nach Schwefelwasserstoff. Der Osterhase hoppelte flink zu mir herüber und flüsterte mir eine abenteuerliche Geschichte ins Ohr. Seine Worte klangen so abwegig, als wolle er mir einen dicken Bären aufbinden. Ich wollte ihm zunächst nicht glauben, bis ich sah, was da aus dem Krater auf uns zugerollt kam. Oweia! Kein überdimensionales Überraschungsei! Eine gigantische Welle der Empörung schaffte den Weg ins Freie. Vor meinen Augen schwappte sie knapp an mir und dem Osterhasen vorbei und lief mit voller Wucht in Richtung von Dumpfbacken, Idioten, Chaostypen, Katastrophenheinis, Wichtigtuer, Spackos und aufgetauten Neandertalern. Vor lauter Begeisterung sprang der Osterhase in die Luft und grölte: „Peace and quiet!“
Dadurch bin ich dann aufgewacht. :-)
© Corina Wagner, April 2015
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