Erst kürzlich habe ich ein Freistil-Gedicht ins Netz gestellt, dass ich während der Radiosendung Jazzin bei Radio free FM rezitiert habe.
https://www.freitag.de/autoren/corina-wagner/sommernacht
Viel Vergnügen beim Lesen:
Donaufahrt
Es ist sein letzter Wille,
bevor Opa Deutschmann in den Himmel kommt:
Eine Reise über die Donau in einer Zille
von Ulm nach Budapest.
Doch zuvor will er zunächst
im Stechschritt aufs Donaufest hinken
und Seinesgleichen begrüßen.
Dann im Erdboden versinken,
wenn andere zu ihm herüber winken.
Jawoll!
Er will Kontakte für das Jenseits knüpfen.
Einmal noch vor Freude hüpfen!
Mit Leuten aus Kroatien
und Serbien debattieren, sie provozieren.
Und er will unbedingt
fremde Menschen angucken, sie förmlich anstieren.
Opa Deutschmann liegt das im Blut.
Dann gekonnt den Nationalstolz raushängen lassen.
O ja!
Die neuen Donaufahnen möchte er bestaunen
und nach der Zille schon mal heimlich schauen.
Überall wird er fröhliche Menschen sehen,
die werden kichern, lachen, tanzen
und ihm tierisch Freude machen.
Mit Heißhunger wird er
ein feuriges Paprikawürstchen essen
und die bevorstehenden Strapazen vergessen.
Danach im Dunkeln auf den Donauwiesen
mit seiner uralten Freundin aus Rumänien
den österreichischen Wein genießen.
Und damit auf seine Weise
zur Völkerverständigung beitragen.
Das Kommunizieren und Fummeln
im Freien lag ihm schon immer.
Ein allerletztes Mal Radau
am Ufer der Donau erleben,
das ist genau sein Ding. Jawoll!
Erst dann will er es wagen
und in morgendlicher Stille mit der Zille
seine allerletzte Reise beginnen.
Die Wasserschutzpolizei wird ihn wohl jagen.
Er hat für alles vorgesorgt
und einen Speedmotor fürs Sterben ausgeborgt,
also eigentlich bekam er mal wieder lange Finger.
Opa Deutschmann war schon immer ein Spitzbub.
© Corina Wagner, 14. Juli 2014
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