Es ist Sommer
33 Grad
Auf meiner Haut perlt es, als stünde ich als Erfrischungsgetränk auf der Speiskarte irgendwo da draußen in einer schäbigen Spelunke.
35 Grad
Jetzt gehe ich endgültig unter, so denke ich und schäme mich. Unter mir ist ein kleiner See entstanden und Silberfischen schwimmen um ihr Leben. Ich bleibe lieber auf meinem Hintern kleben.
37 Grad
In der Kaschemme sehen alle inzwischen so aus wie ich, das beruhigt mich nicht wirklich. Ich hätte mir einen anderen Ort für die Mittagspause wählen sollen. Ein Pinscher hechelt am Nachbartisch ein letztes Mal. Vermutlich wurde dem Köter der grässliche Anblick seines Frauchens zur Qual. Sie sieht inzwischen wie eine aufgequollene Qualle kurz vor der Verwesung aus – Ich will sofort hier raus, so denke ich und schüttele mich. Schweiß spritzt nun wie eine Sprinkleranlage gleichmäßig in alle Richtungen. Nichts passiert und bin deswegen irritiert.
39 Grad
Ich will nur noch nach Haus, aber keiner hier außer mir will anscheinend flüchten, hinaus ins Freie. Sie haben keine Angst vor einem Hitzschlag und sind Siegertypen. Ich sitze im falschen Film, so denke ich und frage mich, warum?
40 Grad
Ich sitze immer noch auf diesem Stuhl, klebe elendig im Schweiß und strebe nach Überleben. Kein Mensch bewegt sich mehr. Keiner kommt auch mehr hier her. Keiner kommt, keiner geht. Ich werde weder euphorisch noch hysterisch, auch nicht cholerisch. Auf meinem leeren Teller sterben fünf Fliegen zeitgleich, ihnen ist wohl das Salatdressing nicht bekommen, mir auch nicht, so denke ich und fürchte mich. Es ist viel zu heiß, so ein…
41 Grad
Gleich gibt es bestimmt ein Massensterben in der Quetsche, Spelunke, Kaschemme...
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