Hurra! Weltweiter Milliardären-Zuwachs!

CoLyrik Da freuen sich doch alle oder? Es gibt mehr Milliardäre...

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Hurra! Weltweiter Milliardären-Zuwachs!

Bravo! Jubelschreie! Trommelwirbel und Gratulation. Was für eine grandiose Meldung in den Medien…

Toll. Da geht es um keine Sturzgeburt. Zunächst liest sich das Ganze höchst erfreulich. Super! Diese Meldung trifft mitten ins Herz. Weltweit gibt es zurzeit insgesamt 2325 Milliardäre. Wahnsinn! Sieben Prozent mehr als 2013 und dies laut einer Studie der Schweizer Bank UBS und des Forschungsinstituts Wealth-X (Singapur). Genial! Das wirft einfache Fragen auf. Wie ist so ein Zuwachs möglich? Der kleine Mann auf der Straße und die winzige Frau hinter der Supermarktkasse kommen da zum Beispiel ins Grübeln. Kinder mit abgelaufenem Schuhwerk staunen und wollen, wenn sie groß sind, auch Milliardär werden. Verständlich oder?

Ähm…

Die Zahl der Milliardäre ist 2014 zu einem Rekordstand mutiert. Irre schön auch die Summe. Wenn man sie liest oder hört, kommt man wirklich ins Träumen und vergisst jede Zwangsjacke. Wahnsinn! Ich will auch! Genau! Ich will auch dermaßen erfolgreich sein. Jawoll. So, die Message. Jenes Gesamtvermögen aller Milliardäre, das um 12 Prozent angewachsen ist, macht ärmere Menschen neugierig, wissbegierig. Ich will auch! Denkt man doch sofort. Schlappe 12 Prozent mehr - bedeuten ein lapidares, fast nicht erwähnenswertes Gesamtvermögen von 5640 Milliarden Euro. Wer zu den 2325 Glücklichen gehört, spendet ja auch ein Bisschen von seinem Einkommen für soziale Belange. Trotz alledem bleibt aber noch genügend Wohlstand, nicht Anstand übrig, um völlig gelassen zuzusehen wie andere auf der Welt verhungern und verdursten. Diese Wahrnehmung könnte man tabuisieren, nur denken oder aber auch laut aussprechen. Und in die all zu schön ausgemalte heile Welt der Superreichen schreien: Geiz ist geil!

Ob in New York, Moskau, Hongkong, aber auch in Hamburg wird man fündig. Jawoll. Jeder dritte der Superreichen lebt in einer von 20 Großstädten auf der Erde. Leute der Unter- bzw. auch Mittelschicht mutmaßen, dass diese wohlhabenden Wesen vermutlich jeden Morgen ohne schlechtes Gewissen aufwachen. Das „Jet-Set-Leben“ prägt. Oder etwa nicht? In Liechtenstein trifft man überproportional betrachtet viele Milliardäre. Aha! Wer kommt da nicht in Versuchung und will das Zünglein an der Goldwaage sein?

Jene Anzuhimmelnden, die Schönen und Reichen dieser Welt, werden vermutlich eines Tages ganz banal sterben, wie die „Normalos“ unter der Bevölkerung. Beruhigend oder? Natürlich ist das Wort banal dehnbar. Eigentlich sollte man nicht in Versuchung kommen und darüber nachdenken. Denn es ist wahrlich schon ein dezenter Unterschied, ob ich an einem Herzinfarkt in einem völlig überfüllten Zug sterbe oder ganz alleine bei Tempo 180 in einem Lamborghini Veneno in Richtung Steueroase. Wahrscheinlich werden aber alle 2325 Milliardäre relativ lange leben, da die Gesundheitsversorgung auf höchstem Niveau stattfindet. Vielleicht lässt sich das ein oder andere supereiche Exemplar von Mensch zur Freude der Armen mumifizieren. Oder begeben sich nach ihrem Tod in Kryostase, lassen sich einfrieren. Wer von uns kann schon wissen, was so ein Milliardär für den Fall der Fälle, seinem Ableben heutzutage plant. Unsterblich sind sie jedenfalls nicht, auch wenn sie daran glauben und dies kommt auch bei den Ärmsten der Armen gut an…

123 Milliardäre leben laut Studie im Moment in Deutschland, wo Kinderarmut zwischen Tür und Angel erschreckenderweise schön geredet wird. Die Schere zwischen arm und reich wird immer größer, aber keiner will es auch im Wohlstandsland Deutschland irgendwie wahrhaben …

... Gell?

(Anne Mittellos, 1. Vorsitzende von Kodderschnauzen ohne Grenzen)

© Corina Wagner, 18.09. 2014

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Geschrieben von

Corina Wagner

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