Kongeniales Verhalten

CoLyrik Sexismus - zurzeit überall ein Thema in den Medien. Es erregt die Gemüter. Im Moment noch - dann bleibt es so, wie es schon immer war. Wer Macht hat, genießt ...

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“Was ist denn sexisassimiliert?”, fragte der bekannte Verhaltensforscher Prof. Dr. Bekloppt seine Assistentin Dr. Schön. Er hatte dieses abenteuerliche Wort gerade zuvor in der Wochenzeitung MACHT gelesen.

“Hm! Tja! sexisassimiliert?”, murmelte Schön total irritiert, weil Bekloppt seine rheumatischen Fingerchen inzwischen schon wieder einmal auf ihrem wohlgeformten Hintern hatte, um natürlich vom eigentlichen Thema abzulenken

„Das Wort stand wohl im Zusammenhang mit einem Artikel über Sexismus in Deutschland und bezog sich auf eine Kolumne von Amazone Feminin-KLug Freifrau von Emanze!“, erwiderte Schön ohne mit der Wimper zu zucken. Und dies mit einer ziemlich monotonen, völlig gelangweilten, beinahe gleichgültigen Ausdrucksweise. Wirklich beängstigend, dachte Bekloppt spontan.

Der Verhaltensforscher übte schon seit Jahren seine Machtposition aus, wenn er zum Beispiel junge hübsche Praktikantinnen unter seine Fittiche nahm und diesen zeigte, wo es lang geht, wenn man erfolgreich werden will.

Schön war in seinen Augen ein typisches Paradebeispiel für seine Machtspielchen. Er übte seit sechs Monaten immense Macht auf sie aus. Diese Frau wollte doch tatsächlich Karriere machen. Bekloppt glaubte, dass sie Angst um ihren guten Job hatte und nie auf die Idee käme von seinen sexistischen Übergriffen zu erzählen. Bislang kuschte sie mit einem inszenierten Lächeln auf den Lippen, wenn er sie verbal attackierte oder handgreiflich wurde. Schließlich wollte sie mit seiner Unterstützung neue Projekte in der Verhaltensforschung realisieren. Deshalb unterwarf sie sich also bislang seinem Machtgehabe und opferte sich quasi der Wissenschaft.

Er wusste dies instinktiv und hatte seinen Spaß. Verbale Äußerungen liebte er, wie auch jetzt, wenn er laut darüber nachdachte, welche Unterwäsche sie vermutlich trägt, wenn sie sich mit Prof. Dr. Klotz, dem versierten Neurologen in der Mittagspause treffen würde. Und dieses Interesse bestand natürlich aus rein wissenschaftlicher Sicht. Dabei überzeugte er mit einem dreisten und anzüglichen Grinsen im willenstarken Gesicht. Ein echter Kotzbrocken verinnerlichte sich Schön nun bei seinem abstoßenden Anblick. Doch jetzt war Schluss. Sie hatte sich lange genug im Namen der Wissenschaft anfingern und belästigen lassen. Dies ahnte Verhaltensforscher Prof. Dr. Bekloppt irgendwie auch, als er ihr das letzte Mal sehr tief ins bildhübsche Dekolleté schauen durfte.

© Corina Wagner, Januar 2013

Debatten über Sexismus sind wichtig, führen aber nicht immer zum gewünschten Erfolg. Diese gab es in den vergangenen Jahren immer wieder aufs Neue. Solange Menschen ihre Machtpositionen ausnutzen und dies auch auf politischer Ebene, wird sich nichts ändern. Ein Umdenken muss dringend erfolgen und dies unabhängig vom Stern-Beitrag, dem nun ein "Geschmäckle" anhaftet, wenn man sein Augenmerk auf das Wort Kampagne richtet.

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Geschrieben von

Corina Wagner

Wer das Wort Alphabet buchstabieren kann, ist noch kein/e Autor/in. (C.W.)

Corina Wagner

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