Kunstfahrschule in Ulm

CoLyrik Aus dem Tagebuch einer Sopranistin...

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Kunstfahrschule in Ulm am 28.07.2013

Diesen Tag werde ich vermutlich nie wieder vergessen. Ich bekam die Gelegenheit bei der Eröffnung des Ersten Salons (Kleine Vernissage) der Kunstfahrschule in Ulm zu singen. Eine absolut coole Idee von Christian Greifendorf, die ich umsetzen konnte. Ich sang eine Arie a cappella und dies auf einem Balkon. Doch bevor ich darauf näher eingehen möchte, will ich die baulichen und kulturellen Gegebenheiten kurz für diejenigen erklären, die die Ulmer Kunstszene nicht kennen.

Die Kunstfahrschule wie auch die Kultur Fahrschule befinden sich ganz in der Nähe des Ehinger Tors in Ulm. Der große Gebäudekomplex soll irgendwann abgerissen werden. Der Eigentümer hat der Kunstszene die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. In einem Teil des Gebäudekomplexes zog bereits voriges Jahr über die Sommermonate die Kultur Fahrschule ein, umso größer die Freude, als man erfuhr, dass sich der Abriss verzögert und man 2013 wieder einziehen darf. Nun finden dort regelmäßig Veranstaltungen statt. So hatte ich z.B. gemeinsam mit Marco Kerler die Lesung Lyrik-Tandem am 24.07.2013 im sogenannten Cabrio-Theater. http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/TAGESTIPP-vom-24-Juli-2013;art4329,2122600

Vergangenes Jahr konnten die Räume des anliegenden Miethauses noch nicht genutzt werden. Dieses Jahr konnte dort die Zunft der Bildenden Kunst einziehen. Die ehemaligen Wohnungen werden nun als Ausstellungsräume verwendet. Es gibt sogar einen 100 Euro Shop. Dort kann für den „kleinen“ Geldbeutel Kunst erworben werden.

http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/Kunstfahrschule-Vernissage-mit-Transit-und-Alpina;art4329,2106617

Woche für Woche zogen nun die Künstler ein und inzwischen herrscht eine Vielfalt von Kunst in den verlassenen Wohnungen. Die hiesige Presse berichtete bislang darüber ausführlich.

Am Sonntag (28.07.2013), dem bislang heißesten Tag in diesem Jahr wurde nun der Erste Salon in der Kunstfahrschule eröffnet. In dem ehemaligen Mietshaus gibt es nur einen einzigen Balkon. Er befindet sich genau über der Durchfahrt, um in den riesigen Innenhof des Gebäudekomplexes zu kommen. Meine Aufgabe war es nun, dass ich mich auf diesen „ollen“ Balkon stelle, um zu Veranstaltungsbeginn eine Arie a cappella zu singen. Welche Sopranistin bekommt schon einmal die Gelegenheit in Abendrobe auf dem Balkon eines „Abrisshauses“ mitten in einer Stadt eine Arie zu singen? Straßenlärm und Vogelgezwitscher sind dort Alltag, aber klassischer Gesang auf einem Hinterhof? Ich freute mich sehr auf diesen Auftritt. Super schön war auch das Sommerwetter an diesem Tag. Strahlender blauer Himmel, allerdings viel zu heiß, um sich überhaupt zu bewegen. Das tollste Badewetter lockte an die Badeseen in der Umgebung. Es waren ca. 35 Grad im Schatten und gefühlte 60 Grad beim Auftritt auf diesem Balkon.

Da es viel zu heiß war, um den Veranstaltungsbesuchern die pralle Sommerhitze im Hof zu zumuten, bestuhlte man einen Raum (grün/gelbe Loge) in der KuFa. Große Fenster wurden geöffnet, so dass die ZuhörerInnen den Blick auf den Balkon richteten und im Schatten blieben.

Wenn man mit einer ausgebildeten Stimme singt, dann ist das mit Hochleistungsport zu vergleichen. Im Laufe von vielen Jahren habe ich schon Vieles bezüglich von Temperaturen erlebt, wenn man bei Sommerhitze z.B. in eine kühle Kirche kommt. Doch bei diesem Auftritt hatte ich das Gefühl, dass ich gegen eine Feuerwand singe. Ich atmete beim Singen heiße Luft ein und dachte bereits nach den ersten Tönen, dass mein Körper schlapp macht und mir die Stimme total versagt. Die Arie aus der Oper Rinaldo von Händel hat einen traurigen Text, so dass dies auch irgendwie zur Höllenglut auf dem Balkon passte. Dramatik pur. :-)

Jedenfalls habe ich diesen Auftritt gemeistert und würde es sofort wieder tun. Vielleicht bei kühlerem Wetter. ;-) Fazit: Es war eine total coole Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

© Corina Wagner, Juli 2013

http://kunstfahrschule.kulturfahrschule.de/2013/07/1salon/

http://kunstfahrschule.kulturfahrschule.de/wp-content/uploads/KunstFa_Presse_Salon_1.pdf

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Bilder: © J. Kohlenberger

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Zitat Kunstfahrschule auf Facebook:

Der erste Salon wurde übrigens von Corina Wagner auf höchsten Niveau und standesgemäß musikalisch eröffnet: Mit einer Arie. Das Publikum platzierte sich im Schatten der grün/gelben Loge und man merkte deutlich, dass es sehr gerne noch mehr gehört hätte. Dank an Corina Wagner, die dank der Fotoaufnahmen von Jochen Kohlenberger nun auch endlich ihr Publikum zu Gesicht bekommt.
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Geschrieben von

Corina Wagner

Wer das Wort Alphabet buchstabieren kann, ist noch kein/e Autor/in. (C.W.)

Corina Wagner

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