Offener Brief an die AfD

CoLyrik-Satire Journalistin Deutsch vom DAzA schreibt einen offenen Brief an die AfD...

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Guten Tag,

mein Name ist Blondie Deutsch und ich arbeite als Journalistin für das Tag-und Nachtblatt DAzA (Deutscher Alternativabdruck zum Anfassen). Ursprünglich wollte ich mich für Ihren Parteitag in Kehl akkreditieren, um dann exklusiv patriotisch darüber zu berichten. Ihre Angst, dass die Medien nicht neutral berichten, kann ich nicht nachvollziehen. Ich hätte meinen Artikel völlig unverfälscht verfasst und über O-Töne der Partei-Mitglieder berichtet. Auf die genaue Wortwiedergabe kommt es doch an, wenn man seinen Job als Journalistin richtig macht, nicht wahr? Ich hätte dadurch als neutrales Sprachrohr gedient, wenn diverse AfD-Mitglieder auf dem Parteitag nationalverbal agieren und somit bei der Nominierung eines für sie geeigneten Kandidaten für die Bundestagswahl 2017 beitragen. Mit dem Ausschluss der Presse erwecken Sie nun den Eindruck, dass Sie Böses im Schilde führen.

Wo bleibt ihr Demokratie-Verständnis? Ich kann keins erkennen, wenn sie wegen einer befürchteten Blamage die Presse im Herbstregen stehen lassen, um parteiintern im Trockenen zu bleiben. Radikale und rechtslastige Menschen haben ein Recht auf Meinungsäußerung, auch wenn sie z.B. Mitglied der AfD sind. Die Hintergrundfakten, die den AfD-Vorstand dazu bewegten, so zu handeln, lösen langfristig keine internen Probleme, die eine schlechte Außenwirkung erzielen, wenn Sie verstehen, was ich damit andeuten will. Sie schaffen mit dem negativen Verhalten den Medien gegenüber nur Unruhe, Spekulationen und Märchen. Hinter verschlossenen Parteitagtüren werden Sie wohl doch keinen selbst kreierten Werwolf im niedlichen Schafspelz wählen wollen, der das Erbe eines „Wehrmachthansels“ mit sich herumträgt oder? Wer weiß, was jetzt die Boulevardpresse abdruckt? Und die seriösen Blätter? Abgesehen von meinem eigenen Artikel im DAzA. Vor meinem geistigen Auge sehe ich bereits folgende Schlagzeile: „‘Wehrmachtshansel‘ der AfD auf dem Vormarsch

Mit Rechtsradikalen muss man umgehen lernen, ihnen gut zuhören, mit ihnen reden, warum sie so sind wie sie sind, aber noch wichtiger ist es ein Umdenken zu erreichen, damit sie das Land nicht in den Ruin treiben und anderen Schaden zufügen, der tödlich enden kann.

Mit freundlichem Gruß

Blondie Deutsch

DAzA, Berlin

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Geschrieben von

Corina Wagner

Wer das Wort Alphabet buchstabieren kann, ist noch kein/e Autor/in. (C.W.)

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