Es gibt Prosatexte, Gedichte, die zeitlos sind und manchmal sogar auf verschiedene Lebensumstände passen. So erhalten LeserInnen die Möglichkeit sie noch nach Jahren ganz individuell zu interpretieren. Schön ist es auch, wenn die Lesenden nicht genau wissen, was die/der Schreibende damals eigentlich dachte, als der Text verfasst wurde. Vielleicht dachte sie/er überhaupt nichts und schrieb nur los, aber vielleicht hatte jene/r LyrikerIn auch den Hintergedanken Verwirrung zu stiften und das Gehirn der anderen dadurch zu stimulieren. Die meisten schlüpfen gerne in Rollen, ob privat oder beruflich, um ein anderes Ich zu sein.
Rollenspiele
Fiktive Figuren
nehmen Gestalt an.
Still und leise beginnt
die Reise der Möglichkeiten.
Nichts ist tabu.
Das Märchenspiel beginnt.
Die Karten werden gemischt.
Märchen werden aufgetischt.
Rumpelstilzchen beginnt.
Schneewitschen zieht nach.
Der gestiefelte Kater blufft.
Des Kaisers neue Kleider
werden in Frage gestellt.
Wer zieht jetzt
die Arschkarte?
Der kleine Däumling
jedenfalls nicht.
Das tapfere Schneiderlein
debattiert mit Rotkäppchen.
Ali Baba und die 40 Räuber
stehen vor der Tür.
Warum, wofür?
Der Froschkönig
bleibt völlig gelassen,
hat eine Glücksträhne.
Der böse Wolf
wird zur Hyäne.
Aschenputtel
entpuppt sich als Schlange
und will das Eselein würgen.
Die Antagonisten freuen sich.
Rollenspiele mögen viele,
auch Märchenfanatiker.
Einmal morden für den guten Zweck,
denkt Hans im Glück ganz keck
und zieht die nächste Karte.
Dann spielt er seine Trümpfe aus
und alle gehen sofort nach Haus.
Rollenspiele mögen viele,
auch wenn sie verlieren
und trotzdem applaudieren.
Dornröschen schläft nun wieder ein,
aber nur zum Schein.
Bis zum nächsten Mal,
denn Rollenspiele mögen viele.
@Corina Wagner, April 2015
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