Wate im Wasser

Literatur Ta-Nehisi Coates erzählt von der Sklaverei und von Teleportation
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 16/2020
Eine afroamerikanische Familie im amerikanischen Süden, einige Jahre nach dem Bürgerkrieg
Eine afroamerikanische Familie im amerikanischen Süden, einige Jahre nach dem Bürgerkrieg

Foto: Imago Images/Photo12

Erinnern heißt Wunden öffnen, im schlimmsten Fall die eigenen. Hiram versteht das erst gegen Ende des Romans, als er dem „Sarg des Südens“ längst entkommen und zum Agenten des abolitionistischen Underground geworden ist. Davor ist sein Gedächtnis vor allem ein leistungsstarker Mechanismus. Ganze Schriftstücke memoriert er mühelos, Szenen aus seiner Kindheit auf der Plantage Lockless in West Virginia – der Name lässt die baldige Flucht schon erahnen – kann er in toto vor seinem inneren Auge abspielen. Nur an seine Mutter erinnert Hiram sich nicht. Sie wurde verkauft, als er ein Junge war, von seinem Besitzer, seinem Vater.

Die Erinnerung als widerspenstiges, aber lebenswichtiges Organ ist das zentrale Motiv von Ta-Nehisi Coates&