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Foto: Rio Santa im Callejón de Huaylas, Ancash, Peru. Im Hintergrund Gipfel des Huascarán, credits: riosantacontaminadohz
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Bisherige Folgen sind hier einzusehen: Prolog , Folge 1 ,
Folge 5
Bei Tagesanbruch holte Sonia Walther im Hotel ab. Die vier Reisenden im geräumigen Jeep waren warm angezogen. Es sollte heute von Huaraz auf 3.100 m Höhe bis über 5000 m Höhe hinaufgehen. Neben dem Fahrer saß der Kameramann. Walther hatte an der Seite von Sonia den Sitz hinter dem Fahrer eingenommen. Die Fahrt würde den Santa Fluss aufwärts Richtung Olleros, Recuay, Ticapampa bis Catac gehen, wo eine Schotterstraße ostwärts in den Naturschutzpark Huascarán abbiegt, an deren Ende schließlich der Gletscher Pastoruri auf die Besucher wartet. Bis kurz vor Olleros hatten sie den Santa Fluss und die Cordillera Negra rechter Hand auf Sonias Seite, während Walther seinen Blick ungestört in Richtung leuchtendweißer Gletscherkette der Cordillera Blanca werfen konnte.
Noch fuhren sie meistens im Schatten. Nur ab und zu blitzte die aufgehende Sonne über die Cordillera Blanca bis in ihren Jeep hinein, während sich der Santa Fluss und die gegenüberliegende Cordillera Negra bereits ungetrübt im goldenen Morgenlicht sonnten. Sonia hatte eine Thermosflasche mit frisch aufgebrühtem peruanischen Kaffee dabei, der endgültig die letzte Schläfrigkeit aus Gliedern und Gemüt der Reisenden vertrieb. Zu dieser Zeit war wenig Verkehr auf der Nationalstraße, die den Callejón de Huaylas mit dem Panamerican Highway an der Pazifischen Küste verbindet.
Walther begann sich langsam an die Nähe Sonias zu gewöhnen. Ihre Lebhaftigkeit bei gleichzeitiger Bestimmtheit im Urteil wurde von Zeit zu Zeit durch aufkommende Nachdenklichkeit und Melancholie unterbrochen. Diese Momente versuchte sie bewusst oder unbewusst zu überspielen, in dem sie mit ihren feingliedrigen Händen ihre glatten, schwarzen Haare in der einen oder anderen Weise arrangierte. Walther hatte sich alsbald in diese weibliche Geste verliebt. Heute würde er bereits den dritten Tag an ihrer Seite verbringen. So einen angenehmen und interessanten Auftakt zu seiner Tour zum Callejón de Conchucos war ihm in Lima nicht in den Sinn gekommen. Rubén wusste er jetzt mit seiner Familie in Ancón, wo diese sicher in einer kleinen Pension in unmittelbarer Strandnähe die Ferien genießen würde. Im vergangenen Jahr verbrachte er seine Ferien auch dort mit einer Freundin. Aber um ehrlich zu sein, er war kein Mensch, der zusammen mit lärmenden Massen aus Lima das Strand-Vergnügen hätte genießen können. Seine damalige Freundin fühlte sich jedoch pudelwohl in der Gesellschaft nimmermüder, leicht bekleideter Badegäste, deren hauptsächliche Beschäftigungen aus Essen, Konsum alkoholischer Getränke, Bräunen von viel nackter Haut und das Waten im Meereswasser bestehen. Letzteres möglichst bis zum Bauch, um unvorteilhafte Leibesfülle zu kaschieren und mit einem ‚geistigen‘ Drink bewaffnet. Walther meinte sarkastisch, das einzig Interessante an derlei Urlaubsfreuden bestünde darin, entspannt über den Moloch Lima herzuziehen, das eigensüchtige Leben und Schlemmern der ‚pitucos‘ zu kritisieren und ansonsten die Politik insgesamt zur Hölle zu wünschen. In seiner Studentenzeit hingegen hatte er die Badefreuden in Ancón im Kreise von Kommilitoninnen und Kommilitonen geschätzt. Trotz ihrer beschränkten finanziellen Mittel, die es den jungen Menschen nur erlaubte, Mehrbett-Zimmer anzumieten und sich tagsüber hauptsächlich von Pommes Frites zu ernähren, dienten die Semester-Ferien zum Ausspannen vom Lernstress und vor allem zum Auskosten erster Liebesabenteuer.
Während die vier Reisenden den aromatischen, heißen Kaffee tranken, begann Sonia Walther in die Umweltprobleme von Ancash einzuweihen. Sicher, die ‚Limeñer‘ werden durch die beiden wichtigen Zeitungen ‚El Comercio‘ und ‚La República‘ sowie die nationalen Fernsehkanäle über die Ereignisse in Ancash auf dem Laufenden gehalten. Aber wer weiß schon, ob diese Medienberichte nicht in der einen oder anderen Weise gefärbt sind? Durch Sonia hatte Walther jetzt Gelegenheit, aus erster Hand informiert zu werden. Sie begann ihre Erzählung über Segen und Fluch des Abbaus der reichen mineralischen Ressourcen der Region. Walther würde auf seiner Tour mit ebenso vielen aktiven und verlassenen Erzabbau-Standorten konfrontiert werden wie mit archäologischen Zeugnissen aus dem ‚perú antiguo‘. Sonia behauptete, die drei Schätze von Ancash, neben seiner atemberaubenden landschaftlichen Schönheit, seien Archäologie, Erze und eine liebenswürdige Andenbevölkerung, die an jedem Fleckchen Erde, wo sie zuhause ist, wie eine Klette hängt. Heimat und die eigene ‚chacra‘ (kleiner landwirtschaftlicher Betrieb) würde nur dann aufgegeben, wenn natürliche Katastrophen das Überleben unmöglich machten oder wenn von außen hereinbrechende brutale Menschenmacht zur Flucht zwängen. Seit Beginn der Ausbeutung der mineralischen Reichtümer durch die spanischen ‚Conquistadores‘ bis zum heutigen rigorosen Abbau der Erze durch nationale und transnationale Bergbauunternehmen ist die Geschichte von Ancash eine einzige Geschichte des Segens für Mächtige von außen und des Fluches für die Einheimischen, die stolz auf ihr jahrhundertelanges Erbe von Widerstand gegen Eindringlinge und Unterdrücker sind.
„Sonia, gibt es im Nationalpark Huascarán auch illegalen Erzabbau wie im Departement Madre de Dios?“ wollte Walther wissen.
„Das ist ein ganz trauriges Kapitel. Wir schätzen, dass es im Nationalpark Huascarán, der von der UNESCO als Weltkulturerbe erklärt wurde, etwa 3.000 kleine illegale Minenunternehmer (‚mineros ilegales‘) gibt. Mir gelang es vor nicht langer Zeit, in ihr Erzabbau-Gebiet hineinzukommen. Die örtliche Bevölkerung, ausnahmslos ärmste Bauern, sperrt das gesamte Gebiet ab und lässt weder Polizei noch sonstige Besucher hinein. Sie werden von den ‚mineros‘ bestochen und erlauben nur den Minenarbeitern selbst und den Transportunternehmen, die das illegal abgebaute Erz an die Küste transportieren, Zugang zu den Minen, wo der Abbau unkontrolliert von staatlichen Stellen stattfindet. Dieses Gebiet hat seine eigenen Gesetze. Es ist wie ein kleiner Staat im Departement Ancash. Ich hatte mich als Verwandte eines ‚minero‘ ausgegeben und heimlich gefilmt. Was da an Umweltschädigung jeden Tag passiert, ist unglaublich. Als ich meinen Bericht dem Chefredakteur vorführte, forderte der mich auf, dieses Material unter keinen Umständen zu verwenden. Das könnte dem Sender teuer zu stehen kommen. Auch dem regionalen Leiter des staatlichen Amtes für Naturschutz zeigte ich den Bericht und meinte, es müsste doch vonseiten der Behörden etwas gegen diesen illegalen, unkontrollierten Erzabbau geschehen. UNESCO könnte diesem einzigartigen peruanischen Weltkulturerbe das Prädikat entziehen. Der Leiter forderte mich auf, ihm eine Kopie auszuhändigen, ansonsten aber jede weitere Veröffentlichung zu unterlassen. Ihm seien seit Jahren die Fakten bekannt. Er selbst und auch der Chef des Naturparks haben ebenfalls keinen Zugang zu diesem Teil des Parks. Die verschiedenen kompetenten Ministerien auf nationaler und regionaler Ebene, einschließlich Polizei, seien unterrichtet. Bisher warte er seit Jahr und Tag auf Entscheidungen von höchster Stelle. Zum Abschluss warnte er mich im Guten, ich solle mich zurückhalten mit meinen Berichten. Nicht nur im Departement, auch in Lima sei man behördlicherseits zur Ansicht gelangt, meine Berichterstattung sei zu einseitig und könnte das Ansehen der Region und des Landes beschädigen.“
Walther hörte betroffen zu. Er hatte schon viel über die Korruption in Ancash vernommen. Aber bisher glaubte er, dass viele Gerüchte im Umlauf seien, die weder Hand noch Fuß hätten. Er begann, Sonias Zivilcourage zu bewundern und Angst um sie zu haben.
Nach dieser Erzählung schwiegen die vier Reisenden. Im Autoradio ertönte nach den Morgennachrichten, die die gestrige Verhaftung des Gouverneurs erwähnten, die übliche Andenmusik. Walter hörte sie viel lieber als die stumpfsinnige Musik in den Radioprogrammen von Lima, die auf Teufel komm raus die elektronische ‚Gringo-Musik‘ imitiert, die ihm schon oft die Laune verdorben hatte.
Im Außenspiegel an der Fahrerseite bemerkte Walther, wie sich hinter ihnen ein grauer Pick-up mit großer Geschwindigkeit näherte. Dieser Pick-up folgte ihrem Wagen schon seit der Ausfahrt von Huaraz. „Nun, der hat’s aber eilig,“ dachte er sich. Als sie sich in einer scharfen Linkskurve befanden, setzte doch tatsächlich der Pick-up zu einem Überholmanöver an. Gerade in diesem Moment kam ihnen auf der gegenüberliegenden Fahrbahn ein leerer Kipper entgegen, wie er vielfach zum Abtransport der illegal geförderten Erze gebraucht wurde. Der Pick-up drängte den Jeep mit Gewalt auf den schmalen Seitenstreifen oberhalb der 30 Meter hohen Uferböschung. Den vier Insassen stockte der Atem. Sonia schrie auf. Der Fahrer bremste wie verrückt und schaffte es, dass der Wagen nicht in den Abgrund rutschte. Es wäre das sichere Ende für die Vier gewesen. Kipper und Pick-up fuhren in rasender Geschwindigkeit weiter in entgegengesetzte Richtungen, als sei nichts geschehen.
Keine fünfzig Meter nach der Kurve gab es einen Parkplatz oberhalb des Santa-Flusses, wo der Fahrer den Jeep mit zittrigen Händen abstellte. „Das war knapp! So etwas ist mir in meiner bisherigen Fahrerlaufbahn noch nicht passiert. Entweder war der Fahrer des Pick-up total betrunken oder er hatte das Manöver mit Absicht veranstaltet.“
Allen stand der Angstschweiß auf der Stirn. Sonia war totenblass geworden und brachte keinen Laut heraus. Sie setzte sich auf eine hölzerne Bank mit Aussicht über den Fluss und zur Cordillera Negra hinüber, an dessen Fuße Rinder und Schafe weideten. Walther ließ sich neben ihr nieder und drückte sie sanft an seine Schulter.
Der Kameramann ging zur Kurve zurück. Er wollte wohl den Ort filmen, wo sie um ein Haar den Tod hätten finden können. Die Bremsspuren auf dem Seitenstreifen, hart an der Kante der Böschung, waren Zeugnis genug für ihr unglaubliches Glück, mit dem Leben davongekommen zu sein.
Walther fragte den Fahrer, ob er sich an die Autonummer des Pick-up erinnern könnte. „Nein, der war ohne Nummernschild unterwegs. Und der Kipper war einer von so vielen, die täglich die Fahrt hinunter zur Küste und wieder hinauf zur Cordillera machen.“ Der Fahrer schien schwer benommen zu sein. Mühselig kramte er eine Zigarettenpackung aus der Westentasche und steckte sich eine Zigarette an. Dann machte er sich langsam auf, um dem Kameramann zu folgen.
Endlich fand Sonia die Sprache wieder. Mit leiser, gebrochener Stimme wandte sie sich an Walther: „Walther, Entschuldigung, aber ich glaube, dieses Beinahe-Unglück hast Du mir zu verdanken. Ich hatte schon seit einiger Zeit eine Vorahnung, dass mir etwas passieren könnte. Meine Arbeit ist für viele, die an der Ausbeutung von Ancash interessiert sind, ein Dorn im Auge. Es tut mir leid, dass ich Dich in meine persönlichen Angelegenheiten mit hineingezogen habe. Ricardo und Paty erzählte ich über meine Befürchtungen. Für den Fahrer und den Kameramann ist es besser, sie glauben an ein zufälliges Ereignis. Ich will nicht, dass mein Chef etwas von einer absichtlichen Tat mir gegenüber erfährt. Dann wäre ich auch meine Stelle los. Ich habe den Verdacht, dass dieses Auto-Manöver von langer Hand eingefädelt war. Was hier in der Region geschieht, und sicher auch in anderen Teilen Perus, lässt mich nicht kalt. Und ich werde mich nicht einschüchtern lassen. Das bin ich meinen Eltern und meinem Land schuldig.“
Diese letzten Sätze sagte sie mit einer couragierten Bestimmtheit, die Walther mit Staunen und allerhöchstem Respekt entgegen nahm. Was stand hinter diesen Worten, deren Reim er sich nicht machen konnte? Würde er jemals erfahren, welche Persönlichkeiten sich hinter Sonia aber auch hinter Paty und Ricardo verbargen? Seine einzige unmittelbare Reaktion, zu der er in diesem Moment fähig war, war eine beschützende, wortlose Umarmung einer scheinbar zerbrechlichen und doch so willensstarken Frau.
„Walther, lass uns die Fahrt fortsetzen. Wir tun einfach, als sei nichts geschehen. Es hat keinen Zweck, die Behörden von diesem Vorfall zu unterrichten. Das würde meine Situation nur prekärer machen. In Ticapampa machen wir Halt in einem kleinen Restaurant gerade gegenüber einer verlassenen Minenhalde. Dort können wir einen schmackhaften ‚tamal‘ (Maispastete) essen.“
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Foto: Rio Santa im Callejón de Huaylas bei Ticapampa auf dem Weg zum Gletscher Pastoruri. Der Fluss ist extrem kontaminiert durch nicht entsorgte riesige Halden des ehemaligen Minenabbaus, credits: Dacia Escalante
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Foto: Peruanischer ‚tamal‘, eine Maismehlpastete, mit Hühnchenfleisch, harten Eiern, Oliven und verschiedenen Gewürzen zubereitet. Credits: ‚peru.travel‘
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Von der Terrasse des kleinen Restaurants am Ortseingang von Ticapampa hatten die vier Reisenden den besten Blick auf den kontaminierten Santa-Fluss und die nicht entsorgten Silberminen-Halden, die Tag und Nacht ihre Gifte, u. a. Blei und Arsen, im Fluss entladen und damit das Wasser für Menschen, Tiere und Pflanzen in eine tödliche Falle verwandeln. Vor mehr als hundert Jahren hatte hier die Englisch-Französische-Silberminen Company den Erzabbau begonnen, der vor 30 Jahren eingestellt wurde. Von Sonia erfuhr Walter auch, dass in Ticapampa von den Barmännern, die die ausländischen Ingenieure mit alkoholischen Getränken bei Laune hielten, der ‚Pisco Sour‘ erstmals gemixt wurde. Der kleine Ort verfügt über eine bekannte Stierkampfarena und hat sich einen Namen für die Züchtung von Kampf-Stieren gemacht. Selbst eine ‚Santísima Virgen del Pilar de Ticapampa‘ (Heiligste Jungfrau Pilar) wacht über Wohl und Wehe der Bevölkerung. Doch trotz himmlischen Beistandes und reicher Geschichte warten die Menschen bisher vergeblich darauf, dass die Minenunternehmen, die in der Vergangenheit ihre reichlichen Profite in der Bergregion gemacht hatten und immer ihre Abbaumethoden als „verantwortlich“, d. h. nachhaltig für Mensch und Natur deklarierten, nun endlich ihrer Verantwortung zur Wiederherstellung einer intakten Umwelt nachkommen würden. Doch wie es scheint, schafften es die Elend und Tod bringenden Minenunternehmen immer wieder, die Last der Entsorgung auf den Staat selbst abzuwälzen, dessen Minen-Ministerium verantwortlich für die Vergabe von Abbaukonzessionen ist. Die größte Frechheit dieses Raubbaus an Mensch und Natur sei aber, dass die Weltbank dem Staat Peru Millionen-Kredite für die Beseitigung von Umweltschäden zur Verfügung stellt, deren Rückzahlung letztendlich doch wieder von der Bevölkerung getragen werden muss. Da nimmt es nicht Wunder, dass die Menschen ihrer kungelnden Politiker längst überdrüssig geworden sind, was am treffendsten durch den Spruch charakterisiert wird: ‚político igual ladrón‘ (Politiker sind Diebe).
Als der Fahrer und der Kameramann die Terrasse für einen Augenblick verließen, um vor dem Restaurant eine Zigarette zu rauchen, meinte Sonia entrüstet und resigniert zugleich zu Walther: „Mir scheint es, als ob ein Spinnennetz über Peru und über Ancash ausgebreitet sei, von dem aus, je nach konjunktureller Situation, die Giftspinnen in Form moderner Kolonialherren ihre Saugorgane über Mensch und Natur ausbreiten. Das Land ist überreich mit Saft gesegnet wie kaum ein anderes in Lateinamerika. Unser jeweiliger Präsident im Spinnengewand schwingt den Taktstock auf Geheiß des internationalen Kapitals, und seine Schergen machen sich bereitwillig auf, um den Saft des Landes auf den Konten der Mächtigen zu deponieren. Walther, wenn wir gemeinen Menschen uns diesem Taktstock entgegen stellen, werden wir liquidiert. Das ist peruanischer Alltag.“
„Sonia, ich bekomme den Eindruck, hier in der Provinz wird die Realität unseres geliebten Perus viel intensiver erfahren als in Lima. Das war wohl auch mit eine Ursache dafür, dass der maoistische Sendero Luminoso nicht in der Stadt sondern auf dem Land seinen Ursprung hatte. Und seine Slogans wurden dort eher als in der Metropole verstanden.“
„Walther, bitte, lass uns nicht über die Zeit des Sendero Luminoso reden. Vielleicht werden wir eines Tages über diesen frühen Lebensabschnitt von mir sprechen, sollten wir Gelegenheit dazu haben.“ Sonias Augen füllten sich bei der Erwähnung der Guerilla mit Tränen und sie wandte sich ab.
Walther tat es leid, dass er unbeabsichtigt diese immer noch offene Wunde von Sonia aufs Neue zum Schmerzen gebracht hatte und legte seinen rechten Arm tröstend auf ihre Schulter. Beide schwiegen eine geraume Weile. Dann machte Sonia Walther einen Vorschlag: „Walther, was hältst Du davon, wenn wir uns heute Abend noch einmal mit Paty und Ricardo treffen? Du wolltest Morgen, am Freitag, mit dem Bus nach Chavin in den Callejón de Conchucos aufbrechen. Ich hätte Lust, am kommenden Wochenende auch aus Huaraz heraus zu kommen. Vielleicht kommen Paty und Ricardo mit. Samstag und Sonntag könnten wir uns zusammen Chavin ansehen. Was meinst Du dazu?“
Walther war sofort einverstanden. Die Aussicht auf ein gemeinsames Wochenende mit den Dreien nahm ihm ein wenig von der Bedrückung, in der er sich befand.
„Sonia, siehst Du weiter flussaufwärts am Fuße der Berge die braunen und schwarzen Rinder oder sind es Stiere? Auch scheinen noch weiter entfernt Schafe zu weiden, wenn ich mich nicht täusche. Gibt es denn hier gar keine Lamas und Alpacas wie in der Cuzco-Region?“ fragte Walther.
„Es gibt hier von den einheimischen Kameltieren nur vereinzelt die wild lebenden Vicuñas. Leider sind die domestizierten Lamas und Alpacas schon lange aus der Region verschwunden. Die spanischen Großgrundbesitzer brachten Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen in die Täler und die Puna von Ancash. Diese eingeführten Tiere sind der Hauptgrund für die Umweltprobleme. Das begann mit der massiven Abholzung einheimischer Baumarten und der Zerstörung der einst reichen Grasnarbe durch diese importierten Tiere. Einheimische Kameltiere kappen das Gras, reißen aber nicht die Wurzeln aus. Die Bodenerosion in den Anden ist durch die von außen eingeführte Tierhaltung zur schlimmsten hausgemachten Ursache des Klimawandels in den Anden geworden. Sicher kommen die Effekte der weltweiten Industrialisierung, besonders die Erderwärmung, hinzu. Aber wir selbst könnten mit der Wiedereinführung der Kameltiere, was auch ökonomisch sinnvoll wäre, mit der Wiederaufforstung einheimischer Baumarten, dem Terrassenbau, dem Schutz der Flussböschungen und der drastischen Reduzierung des Bergbaus sowie der Entsorgung der nahezu 2.000 Minenabbau-Altlasten allein in Ancash einen wichtigen Teil im Kampf gegen die Klimaveränderung selbst leisten. Aber jetzt müssen wir aufbrechen. Ich werde mit dem Kameramann noch einige Aufnahmen von dieser stillgelegten Silbermine und dem Fluss sowie seiner Umgebung machen. Dann geht es nach Catac. Dort biegen wir gen Osten in den Huascarán Park ein.“
Inzwischen kamen der Fahrer und der Kameramann zurück. Sonia ließ sich gegenüber den beiden nicht anmerken, wie sie den Beinahe-Unfall aufgefasst hatte. Sie bemerkte lediglich beiläufig, da hätte wohl ein Idiot am Steuer gesessen. Das käme vor. Man müsse eben immer auf solche Vorkommnisse gefasst sein. Walther begleitete sie bei den Aufnahmen. Sein Blick auf die Schönheit der Landschaft begann langsam kritischer zu werden. Es war, als hätte ihm Sonia eine schärfere Brille aufgesetzt.
Als sie jenseits von Catac auf die Schotterstraße und in das Gebiet des Naturschutzparkes hineinfuhren, breitete sich vor ihnen die von schneebedeckten Berggipfeln eingerahmte Puna aus. Der Weg führte stetig bergauf. Bald wurden rechts und links die ersten Puya Raimondis sichtbar.
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Foto: Wikimedia Commons, Puya Raimondii (beheimatet in der Puna von Bolivien und Peru, erreicht bis 12 Meter Höhe und blüht einmal im durchschnittlichen Lebenszyklus von 40 Jahren; zu Ehren des peruanischen Wissenschaftlers Antonio Raimondi benannt), ca. 4.500 m.ü.M, Nationalpark Huascarán, auf dem Weg zum ‚Nevado Pastoruri‘, Autor: Vane59
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Was eine bessere Nutzung der Andenregion anbetrifft, musste Walther Sonia unbedingt recht geben. Angesichts der Weite der Puna am Fuße der majestätischen Berge konnte er sich vorstellen, wie früher die Andenmenschen ihr Ökosystem ausgenutzt haben: Auf dem Plateau zwischen endemischen Baumarten Weidewirtschaft mit Lamas und Alpacas und an den Hängen wild lebende Vicuñas. Heute befinden sich in der baumlosen Puna vereinzelt strohbedeckte Steinhütten mit aus Steinen gebauten Gehegen für Schafe und Pferde. Die armen Punabauern, die jetzt vor allem vom Tourismus in Pastoruri leben, haben ihre festen Häuser in Catac. Eine Aufforstung in Kombination mit der Wiedereinführung von Kameltieren, die ausgezeichnete Fleisch-, Leder- und Wolllieferanten sind, könnte für die Kleinbauern neben dem Tourismus eine zusätzliche Einnahmequelle bedeuten und gleichzeitig das ökologische Gleichgewicht wiederherstellen. Walther erinnerte sich in diesem Zusammenhang an eine Initiative des einstigen Präsidenten Fujimori (‚el chino‘), der in einer groß angelegten Kampagne die Anden wieder aufforsten wollte und dazu einen 50 Mio US$-Kredit von China in Anspruch nahm. Damit wurden hauptsächlich chinesische Traktoren importiert, die die Aufforstungskampagne unterstützen sollten. Aber gleich nach Ankunft stellten sich diese Traktoren als völlig unbrauchbar für die Andenregion heraus und dienten stattdessen der Belustigung der Kinder der armen Bergbauern. Heute finden sich letzte Spuren dieser typischen Investition mithilfe internationaler Zusammenarbeit in Form von Traktor-Skeletten auf Dorfplätzen einsamer Andengemeinden. Unmittelbar nach Ende des ‚El-chino-Regimes‘ fanden sich dagegen frische Spuren dieser Investition in Form von achtstelligen Ziffern auf im Ausland beschlagnahmten Konten einst hochgeachteter Minister.
Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt durch die Gebirgslandschaft langten die Reisenden schließlich am Fuße des Nevado Pastoruri an, wo auf etwa 4.900 m Höhe einige kleine Restaurants und Bergbauern mit ihren Pferden auf den Touristenansturm warteten. Der Nevado Pastoruri diente jahrzehntelang als beliebter Ausflugs- und Wintersportort, da er mit dem Auto bequem zu erreichen war. Seit Beginn der Jahrtausendwende jedoch kann keine Rede mehr von Ansturm sein. Die Konsistenz des Gletschers war wegen seines stetigen Rückganges so porös geworden, dass seine Begehung zum lebensgefährlichen Risiko und deshalb verboten wurde. Durchschnittlich verliert er etwa 20 Meter pro Jahr an Höhe und an seinem Fuße bilden sich Lagunen. Die Anzahl der Besucher hat sich auf ein Drittel reduziert. Viele Menschen wollen der Agonie eines einst stolzen Gletschers nicht beiwohnen. Die lokale Bevölkerung, die bisher vom Tourismus lebte, hofft nun auf ein neues touristisches Konzept: Die direkt erfahrbare Veranschaulichung des Klimawandels. Dazu solle ein neuer Pfad in der Umgebung des Gletschers dienen und auch ein Ausstellungsraum mit der Darstellung der Auswirkungen der Erderwärmung auf den Nevado Pastoruri, auf den Nationalpark Huascarán und Peru sowie auf den Globus insgesamt. Der Nevado Pastoruri wird in den nächsten Jahrzehnten völlig verschwinden. Die größte zusammenhängende Gletscherfläche der Anden, die Cordillera Blanca, hat im Laufe der letzten 30 Jahre einen Rückgang ihrer Ausdehnung von 730 km2 auf 530 km2 erfahren.
Sonia, Walther und der Kameramann steckten sich einige Kokablätter in den Mund und machten sich zu Fuß auf den mühseligen zwei Kilometer langen steinigen Weg zum sterbenden Gletscher. Eine Pferdetour wäre zwar nicht schlecht, aber sie meinten, die Pferde sollten doch lieber für ältere Besucher und Kinder reserviert bleiben. Der Fahrer blieb beim Jeep zurück um Acht zu geben, dass sie mit einem unversehrten Fahrzeug die Rückfahrt antreten könnten.
Walther war nicht entgangen, dass Sonia ihre Umgebung, seit sie auf dem Parkplatz vor den Restaurants ausstiegen, aufmerksam musterte. Das fing an mit den etwa zwanzig parkenden Autos, unter ihnen einige Mini-Busse aus Huaraz, und setzte sich bei der Begegnung mit den etwa hundert Besuchern, die sie unterwegs trafen, fort. Walther verstand ihre innere Unruhe und wollte sich nützlich machen. Immer wenn die Drei eine kleine Verschnaufpause einlegten, bot er ihr an, sich bei ihm unterzuhaken. Das Gehen auf 5.000 Meter Höhe ist beileibe kein Zuckerschlecken. Zuerst lehnte sie ab. Sie sei ausreichend bei Kräften. Aber nach einem Kilometer Aufstieg willigte sie dann doch dankbar ein, Walthers Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich beim Gehen von ihm ziehen zu lassen. Eine knappe Stunde brauchten sie, um an der neu gebildeten Lagune vor dem Gletscher anzulangen, wo Sonia und der Kameramann ihre Dreharbeiten aufnahmen.
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Foto: Wikimedia Commons (2010), Nevado Pastoruri, 5.200 m.ü.M., Nationalpark Huascarán, Autor: Edubucher
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Ende der fünften Folge
Fortsetzung folgt
Noch ein schönes Wochenende mit viel Nachdenken, was in D falsch läuft und wie "Integration" positiv gestaltet werden könnte.
CE
PS: Für mich ist aus der Ferne das D-Bild ein einziges Jammer-Bild
Kommentare 15
Erstmal einen Glückwunsch zur akuten Folge. Der Augenöffner mit der Santa und den Minen wirkt- von dem idyllischen zum missbrauchten Land. Die chinesischen Traktorenskellette, Maismehlpasteten und Gletscherlagunen, es wird bunt. Und zum D-Bild aus der Ferne kann ich dir nicht viel gutes sagen, sieht aus der Nähe nicht viel besser aus. Mental einfach mal ganz woanders zu sein als auf dem Bahnhofvorplatz von appia colonia hat auf jeden Fall gut getan,- Obrigado!
greetings from the pit -abghoul
Lieber abghoul,
obrigado eu!
Es freut mich, dass Du an der Peru-Reise Gefallen findest und wenigstens für Momente den Kölner Hbf und den Dom, bei dessen Erbauung sicherlich Hunderte, wenn nicht mehr als Tausend "arme Teufel" zu Tode kamen, aus Augen und Hirn verbannen kannst.
Greetings to the pit, CE
lieber hermann,
auch meinen dank für den halsbrecherischen ausflug in die anden perus. während der lektüre dachte ich an die parallele: sonias probleme beim publizieren der ökokriminalität und womöglich deine schwierigkeit beim veröffentlichen der wahrheit über eine region, die in den medien kaum vorkommt. das verschweigen ist ja eine der kardinalmaschen der propaganda (nach rainer mausfeld).
auch fiel mir übel auf, dass die leutchen sich im übrigen ganz normal verhalten - mit kaffee zum wachwerden und zigaretten zum entspannen. ich kenne diese gewohnheiten aus der praxis des alltags im alten system. eine pionierin des neuen regimes könnte vielleicht auch in ihrem alltag abweichen von den clichés der gewöhnlichen mitläufer. frage an den autor.
andererseits könnte ich mir vorstellen, dass walthers ranpirschen an sonia durch eine konkurrenz, etwa vom kameramann, ein wenig in richtung spannung getrieben werden könnte.
auf ein adjektiv wie majestätisch reagiere ich empfindlich, weil das ein stück ancien régime transportiert. so ein bergklotz kann ja auch einfach gigantisch oder überwältigend sein, was natürlich die sache auch nicht viel besser machen würde.
aufklärerisch im besten wortsinn ist dein text aber insgesamt wieder. grund für höchstes lob.
lg hy
Ein gutes Neues Jahr nach Panama! Sensationelle Fotos, die Geschichte dazu habe ich erstmal nur überflogen, die Zeit, die Zeit fliegt mir davon...
Lieber Helder,
Dank wie immer für Deine Einwände und Lob.
Es ist zum Kotzen, ich hatte Dir "schön" geantwortet und im letzten Moment flutschte die Replik in den Äther, auf Nimmerwiedersehen.
Jetzt kürzer, damit das nicht wieder passiert.
Der Autor wird bei Publizierung dieser Geschichte in Lima (auf Spanisch) sicher jede Menge 'Pitucos' verärgern und Diskussionen aufwirbeln. Sei es drum, vor allem junge Menschen müssen sich mit der Realität auseinandersetzen, wie ja auch in D.
Ein "normales" Verhalten für Sonia ist wichtig, um den Stress zu beherrschen. Ein morgendlicher Kaffee auf mehr als 3,000 m Höhe ist ein Muss, kann aber auch durch 'mate de coca' ersetzt werden. Früh am Morgen sind die Temperaturen oft noch nahe Null, da braucht man etwas Warmes und gute Durchblutung des Gehirns. Das Rauchen bei Männern in diesen Gefilden ist so etwas wie das Rauchen der Menschen in Paris, Stressablass.
Walther wird in der nächsten Folge Konkurrenz bekommen, aber nicht Deine vorausgesagte.
"Majestätisch" ist als Verbeugung vor der "Hoheit der Natur" in der Cordillera Blanca zu verstehen, die eine dermassen Schönheit verbreitet, dass sie dem kleinen Menschenwesen die Tränen in die Augen treiben kann.
Dir noch eine gute Woche bei ausreichender Sonnen- und Windenergie. Sonst brauchst Du unbedingt eine "Alpaca-Chompa".
LG, CE
Liebe Lee,
Dank Dir für den Kommentar. Wenn Du genügend Zeit und Musse hast, solltest Du auch den Text geniessen. Peru ist zwar nicht D, aber die Probleme sind auch im Grunde nicht so verschieden.
Dir noch ein "starkes" Neues Jahr, CE
"Majestätisch" ist als Verbeugung vor der "Hoheit der Natur" in der Cordillera Blanca zu verstehen, die eine dermassen Schönheit verbreitet, dass sie dem kleinen Menschenwesen die Tränen in die Augen treiben kann.
lieber hermann,
wie soll ich das sagen, ohne falsch verstanden zu werden? ich weiß ja, was du damit sagen willst. nur, ich werde dabei zu sehr an "Ihro Majestät" erinnert. (jetzt weiß ich, welche taste ich nicht hätte drücken dürfen, nämlich Strg. aber kann das stronge nicht wieder zum verschwinden bringen)
majestätisch ist ja eine ableitung von majestät. insofern macht es für mich und bei mir unerwünschte assoziationen. das wollte ich nur gesagt haben. manche wörter sind für mich tabu.
Sonst brauchst Du unbedingt eine "Alpaca-Chompa".
chompa steht in meinem kleinen taschenwörterbuch nicht drin. ich tippe mal auf umhang oder mantel. sowas wärmendes könte ich tatsächlich heute wieder gebrauchen. es sind da draußen nasskalte 6-7 grad. und dabei produziert die sonne nur schwache 30 oder ein paar watt mehr. das reicht nicht für die heizung, die immerhin 150 w bräuchte. trotzdem wärme ich mich nicht mit kaffee oder wolle-pelz auf. kaffee gibts in meinem haushalt nicht, auch so gut wie keine wolle. muss gleich wieder den notstromer anwerfen...
übrigens vergällte mir das regime in spanien die schönen landschaften, so auch in bayern. no go areas. skandinavien lag da näher, nicht geografisch.
lg hy
Lieber Helder,
Du weisst sicherlich, dass bei den Animisten, und die präkolumbianischen Völker waren Animisten, die Natur belebt war, Seele hatte (pachamama-schöpferische Muttererde) und "göttlich" war, d. h. mayor, über das Menschliche hinaus. Wenn Du die baulichen und andere künstlerische Manifestationen dieser Völker siehst, ahnst Du, wie sie den Menschen mit der Natur, als mayor, als über ihm stehend, verbinden wollten, um Schutz zu erbeten. Wenn Du Dich in der Cordillera Blanca oder Machu Picchu befindest, ist die Natur-Göttlichkeit dieser frühen Menschen durchaus verständlich. Deshalb auch ihre unbedingte Verteidigung dieser Landschaften, deren Zerstörung einer den Schöpfer leugnenden Handlung gleichkommt (Häresie).
Mit Deiner Majestät stehe ich ebenso auf Kriegsfuss. Ich erinnere mich an den Bürgerkrieg in Mosambik (2 Mio Tote nach meiner Enquête, UN-Rechnung offiziell 1 Mio Tote), als wir bei der Nothilfe für mehr als 10 Mio Menschen immer auf die verdammte Regierung angewiesen waren, die nicht viel menschlicher handelte als die mörderische Guerilla. Da wurden die Autoritäten, Minister, Präsident, mit "a Sua Excellencia" angeredet. Sicher ist das heute noch so, wo Menschen mit Blut an den Händen nach wie vor Präsident, Minister usw. sind. Wir machten uns insgeheim über die Exzellenzen lustig, da sie alles andere als exzellent waren, einfach Räuber, Mörder, Diebe, indem wir das "Sua Excellencia" (port.) ganz weich wie Soft-Eis auf der Zunge verschmelzen liessen, ganz im Sinne von "Seine Majestät, das Arschloch".
LG, CE
Mit Deiner Majestät stehe ich ebenso auf Kriegsfuss.
lieber hermann,
das weiß ich. es ist nur ein streit um worte sozusagen. als wortkritiker ist alle majestät für mich majestot. an dem wort hängt für mich mehr als nur andersens märchen. wegen ihrer geschichte mussten und müssen manche wörter so gemieden werden, dass sie aussterben.
das thema ist mir nicht neu. wollte schon mal - vor langer zeit - eine linguistische forschungsarbeit schreiben über wortwüsten.
lg hy
Lieber Helder,
Grüsse ins Münsterland. D scheint aus dem Häuschen zu sein. Ich rief die Geister und werd sie nicht mehr los.
Das einzig Gute für mich an diesem ganzen Schlamassel ist, wenn es denn so laufen würde, dass man jetzt endlich einmal den Kopf über den Integrations-Begiff räsonieren lässt, um zu einem Begriff des Weltbürgertums vorzustossen.
LG aus Panamá, CE
Das einzig Gute für mich an diesem ganzen Schlamassel ist, wenn es denn so laufen würde, dass man jetzt endlich einmal den Kopf über den Integrations-Begiff räsonieren lässt, um zu einem Begriff des Weltbürgertums vorzustossen.
lieber hermann,
sowas wie weltbürgertum, menschheit, kosmopolitismus kommt mir nicht über die germanische grenze. das welsche gewese ist vom übel und gehört bekämpft und ins ausland verbannt.
das hat diderot so schön erklärt, was es heißt, ein guter staatsbürger zu sein. der gegensatz von weltoffenheit und klausur war schon seinerzeit offenkundig. er zog sich durch alle nazionen hin. von jenen heimverteidigern bis zu den blockwarten war das kein weiter weg.
lg aus dem kälter werdenden d, habe seit gestern winterreifen
hy
Danke, ein starkes neues Jahr kann ich gut brauchen :-)
Beste Grüße!
Lieber Helder,
Weltbürgertum ist die Grundlage für eine "Integrations-Kultur", d. h. : Welche ethischen Verhaltens-Regeln sollten für alle Bürger gelten?
Sollte ich tatsächlich in meiner Heimatstadt im Zusammenhang mit Integration tätig werden, wird diese Fragestellung und ihre Erörterung und möglichst Konsens darüber die Grundlage für ein Miteinander von Einheimischen und Flüchtlingen sein.
LG, CE
Dank, LG zurück, CE
Weltbürgertum ist die Grundlage für eine "Integrations-Kultur", d. h. : Welche ethischen Verhaltens-Regeln sollten für alle Bürger gelten?
lieber hermann,
meine antwort auf die ethische frage ist: minimiere wahn und gewalt. wahn ist z.b. die staatsangehörigkeit. zugleich ist natürlich immer da anzuknüpfen, wo die leutchen stehen. hm, das wird eine schwierige seiltanzakrobatik.
aber an dem credo, dass wahn und gewalt zurückzudrängen sind, kann kein weg vorbeiführen. praktische fragen der art, wieviele flüchtlinge ein land aufnehmen kann, ohne überfordert zu werden, sind trotzdem realistisch.
dass mrs mörkel und ihre zuflüsterer ganz anderes im sinn haben, ist auch klar.
lg hy