Dank Krimkrise Hochkonjunktur für Salon-Linke

Deutsche Salon-Linke Was wären deutsche Medien im Frühling ohne Salon-Linke? Die tölpelhafte GROKO müßte sie erfinden.

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Foto: Wikimedia Commons (18. März 2014), Unterzeichnung des Beitrittsvertrages der Krim zu Russland. Autor: kremlin.ru

Putin macht’s möglich: Die deutsche Salon-Linke (vorwiegend Mitglieder der Linken und einige Fossile der Grünen) ist in der Republik gefragt wie nie, um Putinsche Politik zu interpretieren und gegebenenfalls gegen rechte Kritik zu verteidigen. Doch es gibt absolut nichts an Putin zu verteidigen.

Der Diktator nutzt die Krise um Ukraine und Krim, um Demokratisierungstendenzen in seinem Riesenreich durch nationalistische Außenpolitik zum Schweigen zu bringen. Das war in der Menschheitsgeschichte seit jeher das Rezept von autoritären Führern. So eint man das Volk um sich herum und bringt Opposition zum Schweigen.

Hätte Putin im Innern Russlands den Demokratisierungsprozess fördern können, ohne ein Auseinanderbrechen des Staates zu riskieren?

Hätte Putin einen alternativen Weg gehen können, um Russland erfolgreich aus jahrhundertelangen autokratischen Herrschaftsstrukturen herauszuführen und parallel dazu ein freundschaftliches, gleichberechtigtes Verhältnis mit den nichtrussischen Nachbarstaaten aufzubauen?

Hätte Putin neben der wirtschaftlichen Verzahnung seines Landes mit dem Westen, vor allem mit Westeuropa, eine fundierte politische Partnerschaft zum Vorteil eines gemeinsamen Friedensprojektes anstreben können? Und hätte Putin das im Dialog mit den arroganten, kapitalgierigen, sich superior gerierenden Eliten des Westens tun können, die sich selbst gern als kulturelle Oberschicht der Weltgemeinschaft begreifen?

Ja sicher hätte Putin all das tun können zum Wohl eines Russlands, das vor allem nach Auflösung des Sowjetreichs nach Anerkennung, nach Liebe in der Gemeinschaft der Völker der Welt dürstete. Putin selbst handelt wie der verschmähte Macho-Liebhaber, der bockig Rache nimmt an seiner westlichen Braut, die ihn angeblich nicht versteht und ihm Liebe nur zu ihren Bedingungen verspricht.

Schröder und Fischer seinerzeit hätten mit Putin, statt Männerfreundschaften zugunsten der russisch-deutschen Plutokraten zu pflegen, einen weitsichtigen politischen Wurf, wie ehemals De Gaulle und Adenauer, wagen sollen, einen deutsch-russischen Freundschaftspakt, untermauert mit massenhaftem Austausch von Jugendlichen beider Länder und der Gründung gemeinsamer Universitäten, kulturellen und Forschungsanstalten. Nicht der Tausch von Rohstoffen gegen Fertigprodukte stiftet langfristig Frieden und gegenseitiges Verständnis, sondern menschliche Begegnungen und Freundschaften zwischen Zivilgesellschaften. Wäre ein solcher Pakt, parallel zum deutsch-französischen Verhältnis, behutsam aufgebaut und von Merkel weiter verfolgt worden, würden viele Konflikte in der Welt, auch in der islamischen, mit weniger menschlichem Leid gelöst werden können. Dabei denke ich besonders an Syrien, für das mit einem in Freundschaft verbundenen Putin längst ein Ausweg aus dem verheerenden Bürgerkrieg gefunden worden wäre.

Wie reagieren heute die Deutschen auf die außenpolitischen Machtansprüche des Diktators? Die Mehrheit der Deutschen will Verständigung mit Russland und hat Angst vor offener Konfrontation. Die Gründe liegen auf der Hand. Sie sind vorwiegend materieller Natur. Aber auch der Ruf: „Die Russen kommen!“ klingt wie ein Echo aus längst vergangenen Tagen in unsere Zeit hinüber und schürt Ängste über Generationen hinweg.

Ausgerechnet jetzt, wo Braut und Bräutigam, Westeuropa und Russland, die Hochzeit aufgekündigt haben, schlägt die Stunde der Salon-Linken. Sie haben angeblich Putin, die russische Seele und das Trauma des Zerfalls der zweiten Weltmacht immer verstanden. Sie versuchen zu verteidigen, was nicht zu verteidigen ist, auch nicht durch Kritik an einer deutschen Außenpolitik seit Schröder/Fischer, die vornehmlich keine Außenpolitik im eigentlichen Sinne war, sondern dumpfe deutsche expansive Wirtschaftspolitik im Ausland. Jetzt kann die Salon-Linke öffentlich genüsslich mit dem Finger auf Merkel und Steinmeier wegen ihrer verfehlten Russlandpolitik zeigen und sich des aufbrausenden Beifalls in jeder Talkshow gewiss sein.

Die Salon-Linke hat eine systemerhaltende Funktion für die deutsche Kapitalfraktion und die BT-Parteien-Diktatur, die Funktion des „Hofnarren“. Sie macht dem gemeinen Deutschen Glauben, er lebte in einer Demokratie, in der nicht nur individuelle Freiheitsrechte Gültigkeit haben, sondern auch politische und soziale sowie wirtschaftliche. Solange die Salon-Linke offiziell und ungestraft Motzen darf, gibt es scheinbar Pluralismus und Demokratie im Lande und dem Michel wird mit Erfolg seine unwürdige Untertanenrolle verschleiert.

Die Salon-Linke ist sich dieser Rolle bewusst und nimmt sich keck das Recht heraus, an der kräftig sprudelnden Brust des Kapitals zu saugen. Heuchlerisch werden Diätenerhöhungen kritisiert. Das macht sich gegenüber den Armen der Republik immer gut, aber sie werden insgeheim die zusätzliche Knete zufrieden abkassieren. Schließlich sollen die Altersbezüge stimmen. Auch die Parteienfinanzierung und vor allem die verfassungswidrigen Steuergelder für die parteinahen Stiftungen (Vereinigungen der Zivilgesellschaft stehen analoge Transfers aus öffentlichen Haushalten nicht zu) werden von der Salon-Linken mit Freuden verspeist.

Was wäre, wenn eine Salon-Linke all diese Millionen als staatlich abgesegnete Korruption entlarven würde? Oder was wäre, wenn die Salon-Linke das Geld den Ausgegrenzten in diesem Lande in Form von Förderung der Solidar-Wirtschaft zur Verfügung stellen und sich endlich um einen Ansatz zur Überwindung von Kapitalismus und Sozialismus bemühen würde? Was wäre, wenn sich die Salon-Linke aufmachen würde, die BT-Parteien-Diktatur zu bekämpfen, statt an ihr teilzuhaben? Was wäre, wenn sich die Salon-Linke dafür einsetzen würde, alle öffentlichen Gelder für die Parteien sowie für die Entwicklungshilfe zu nutzen, um europäische und internationale Friedens-Universitäten und –Ausbildungsstätten einzurichten? Die Milliarden reichen locker für ein weltweites Netz von über hundert multikulturellen Institutionen mit Hunderttausenden von jungen Menschen aus aller Welt. So kämen wir dem Weltfrieden ein ganzes Stück näher.

Was wäre, wenn die deutsche Salon-Linke zu einem deutschen „Maidan“ aufrufen würde, der den Bundestag mit folgenden Parolen zum Tanzen brächte:

Schluss mit der BT-Parteien-Diktatur!

Schluss mit der BT-Büttel-Rolle fürs Kapital!

Schluss mit der Schoßhund-Rolle für die USA!

Für aktive Verteidigung aller Menschenrechte im Innern und nach Außen!

Aber dann wäre die deutsche Salon-Linke keine Salon-Linke mehr. Sie wäre schlicht „Linke“.

Einfach zu schön, um wahr zu sein.

LG, CE

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Costa Esmeralda

35 Jahre Entwicklungsberater, Lateinamerika, Afrika, Balkan. Veröff. u.a. "Abschied von Bissau" und "Die kranke deutsche Demokratie".

Costa Esmeralda

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