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Foto: Wikimedia Commons (2005): Bundeskanzleramt Berlin, Haupteingang, Autor: Manfred Brückels
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Mitwirkende:
Kanzlerin (M)
Junge Assistentin, Türkin, 2. Generation (A)
Reinigungskraft aus Afghanistan
Dolmetscherin der Reinigungskraft aus Belutschistan
Türsteher aus Somalia
Dolmetscherin des Türstehers aus Äthiopien (E)
Seehofer (H)
Gabriel (G)
Hollande (F)
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Zwei Tage vor Silvester im Kanzleramt
Die Kanzlerin sitzt vertieft über Akten am Schreibtisch, vor dem drei bequeme Sessel stehen. Die afghanische Reinigungskraft streift umher, um dieses und jenes Möbelstück von Staub zu befreien und den Boden zu wischen. Ihre Dolmetscherin folgt ihr auf dem Fuße. Der somalische junge Türsteher steht mal devot im Büro, mal begibt er sich nach draußen, um etwaige Besucher zu erspähen. Seine Dolmetscherin rast ihm ebenfalls bei jedem Ein- und Austritt hinterher. Die adrette Assistentin verschafft sich energisch Eingang ins Büro der Kanzlerin.
A (wie Assistentin): Guten Morgen, Frau Kanzlerin, Verzeihung für die Verspätung. Als alleinerziehende Mutter musste ich erst meine Tochter im Kindergarten abgeben. Meine übrige Familie ist geschlossen in die Türkei zum Urlaub abgedampft.
M (wie Merkel): Schon gut. Ich kann mir vorstellen, wie es einer jungen Mutter ohne Mann ergehen kann. Setz Dich her zu mir. Heute haben wir einen äußerst anstrengenden Tag.
A setzt sich. Ihre Nasenflügel sind in heftiger Bewegung. Nach kurzem Schnüffeln platzt es aus A heraus:
A:Aber Frau Kanzlerin, ich muss sagen, hier stinkt’s gewaltig!
M: Wie, was? Hat etwa der Seehofer wieder Mist verzapft?
A: Nein, ich meinte nicht den allgemeinen politischen Gestank im Regierungsviertel. Nein, hier im Kanzleramt stinkt’s gewaltig.
M: Das darf doch wohl nicht wahr sein! Ich rieche nichts. Allerdings bin ich seit Seehofers Obergrenze verdammt verschnupft. Wo soll denn der Gestank herkommen? Meine Güte, ich habe doch heute noch wichtigen Besuch.
A erhebt sich. Schnüffelt überall herum, wo es ihr verdächtig vorkommt. Vielleicht kommt der Gestank von der seit „Wir schaffen das“ angestellten Hilfsmannschaft: Afghanin, ihre Dolmetscherin, Somalier, Äthiopierin. Aber jedes Mal schüttelt sie mit dem Kopf. Sie nähert sich unverfroren ihrer Chefin und schnüffelt an dieser herum.
M: Na jetzt schlägt’s aber Dreizehn.Wieso kommst Du zu mir?
A: Heutzutage, Frau Kanzlerin, schafft sich doch jeder arbeitslose HartzIVler, der was auf sich hält, einen Köter an. Auf den Straßen wimmelt es nur von denen. Vielleicht sind es ja ihre Schuhe, die unbeabsichtigt in die Hundeschei… getreten haben. Entschuldigung, darf ich mal riechen. Ich könnte Ihnen bei Bedarf meine Schuhe leihen, damit der Besuch nicht sofort wieder die Kurve kratzt.
A schnüffelt an beiden Schuhen der Kanzlerin herum. Aber sie bemerkt nichts Auffälliges.
A: Der Gestank muss woanders herkommen. Jetzt kann nur noch Ihr schicker Hosenanzug infrage kommen. Rotes keckes Jäckchen und grüne Hosen eng geschnitten. Haben Sie dabei an politische Korrektheit oder bestehende bzw. mögliche Koalition gedacht?
M: Das ist ja die Höhe! Jetzt riechen Sie auch noch an mir herum, als sei mein Hosenanzug, den mein Mann jeden Morgen sorgfältig für mich aussucht, für den Gestank verantwortlich.
A beginnt plötzlich an zu prusten, als sie sich am Oberteil des Hosenanzugs zu schaffen macht.
A: Frau Kanzlerin ich hab’s, ich hab’s! Das ganze Oberteil stinkt wie die Pest. Bei der Hose stinkt der Bund.
M: Mädchen, jetzt wird’s mir aber zu bunt. Bist Du hier, um mich zu veräppeln oder mir zu assistieren? Frag mal die anderen, ob die auch was riechen. Wenn ja, müssen wir der Ursache auf den Grund gehen und reflektieren, wie wir aus dieser peinlichen Situation herauskommen. Wie Du weißt, habe ich heute Schwerstarbeit. Der Gedanke an die Neujahrsansprache an mein Volk hat mir in der Nacht den Schlaf geraubt.
Die Hilfsmannschaft nähert sich ehrfürchtig der Kanzlerin.
M: Nun macht schon. Schnüffelt!
Alle wenden sich angewidert ab.
E (Äthiopierin): Madame, es stinkt wahrhaftig gewaltig!
M: Mir geht ein Licht auf. Das kann nur von François kommen. Der Hollande wird mir das büßen! Als ich ihn letztens besuchte, gab er mir einen ganzen Koffer mit angeblich feinsten Pariser Parfüms mit. Da muss ein Flakon mit stinkiger Essenz darunter gewesen sein. Mein herzensguter Mann hat jeden Morgen die verantwortungsvolle Aufgabe, nicht nur den geeigneten Hosenanzug für den Tag auszusuchen, sondern diesen auch mit dem verführerischsten Parfüm zu bespritzen. Ich will ja nicht nur mit meinem mütterlichen Lächeln überzeugen, auch feinste Düfte sollen rüberkommen. Offensichtlich war mein Mann heute Morgen auch verschnupft und kramte wohl das falsche Parfüm raus. Hollande hatte sich schon des Öfteren beschwert, dass Schäuble und ich wegen unseres eisernen europäischen Spardiktates Arbeitslosigkeit und Niedergang der französischen Wirtschaft verschuldet hätten. Kürzlich drohte er doch unverhohlen, wir sollten gefälligst in Zukunft beim Schuldenmachen die Augen zudrücken und den Franzosen im Krieg gegen den IS mannhaft beistehen.
A:Das sieht diesem Franzosen ähnlich. Seit den Terrorattentaten in Paris ist sein Ansehen zwar ein wenig aus dem Keller geklettert, dank martialischem Kriegsgeschrei, aber Hoffnungen auf eine nächste Präsidentschaft sollte er vergessen. Doch gnädige Frau, was machen wir nun? Jeder Besucher wird sagen: Im Kanzlerinnen-Amt da stinkt’s gewaltig.
M: Verdammt noch mal. Ich reflektiere ja schon. Ich kann mich schlecht hier in Unterhosen und BH hinsetzen, obwohl das Klima heuer das Kanzleramt zum Jahresende aufheizt, als hätten wir Hochsommer. Die Öffentlichkeit würde auf den Gedanken kommen, dass die Kanzlerin nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte und gefälligst das Weite suchen sollte. Dabei will ich mir doch noch wenigstens zwei Jahrzehnte hier gönnen. Dann wird das Kanzler-Amt auf lange Zeit ein Kanzlerinnen-Amt sein.
Frau Merkel holt tief Luft. Dann:
M: Ich hab’s! Wir schwindeln alle. Darin ist deutsche Politik und Wirtschaft bestens geübt. Wenn Besuch kommt sagen wir, wir machten einen wissenschaftlichen Versuch im Kanzleramt, mit einem Gegen-Gas, das zwar erbärmlich stinkt, dass aber das CO2-Problem lösen hilft. Einer Physikerin im Amt wird das jederzeit abgenommen.
A: Genial! Ich verdonnere die Mannschaft zum Stillschweigen. Hoffentlich übersetzen die Dolmetscher das richtig. Jetzt kann der Tag endlich mit Schwung beginnen.
A tuschelt mit der anwesenden Mannschaft
A: Madame, ich glaube, der erste Besuch ist im Anmarsch.
A flüstert M ins Ohr, Seehofer nähere sich mit Siebenmeilenschritten. M bleibt im Bürosessel sitzen.
M (tut freudig überrascht): Oh, mein lieber Horst zu früher Stunde. Ich hoff, Du bringst ne schöne Kunde!Nimm‘s mir nicht übel, wenn ich sitzen bleibe. Bei der Morgengymnastik mit meinem Mann habe ich mir einen Wirbel verrenkt.
H (wie Horst Seehofer): Das soll vorkommen in unserem Alter. Aber Angela, ich muss sagen, im Kanzleramt stinkt’s. Und nicht nur so ein Lüftchen. Es stinkt gewaltig! Ich hoffe, die Presse bekommt keinen Wind davon. Du hast ja auch eine ganz neue und bunte Mannschaft um Dich versammelt. Willst Du etwa damit die Obergrenze unterlaufen? Ich warne Dich. Meine CSU-Genossen scharren schon mit den Hufen im Stall. Sie drohen mir, in die AfD überzuwechseln, wenn Du in Deiner Neujahrsansprache nicht klar stellst, dass es keine „offenen“ Türen in Deutschland geben wird. Und mach die Obergrenze so niedrig, dass die CSU bei der nächsten Wahl mit absoluter Mehrheit gewinnt und weiterhin die öffentlichen Pfründe absahnen kann. Verdammt noch mal. Ich werde mich schleunigst aus dem Staub machen. Mir stinkt’s hier einfach zu grässlich.
M: (wie eine schlechte Schauspielerin, die sich das Rückgrat schrubbelt): Horst, Du hast recht, das Altern ist schon eine Krux. Aber zehn bis zwanzig Jährchen halte ich schon noch durch. Der Adenauer hat’s ja auch geschafft. Was den Gestank anbetrifft, haben wir einen ersten Feldversuch gegen CO2 im Kanzleramt gestartet. Wenn alles klappt, wird Deutschland Vorreiter werden. Was die Flüchtlinge anbelangt, sag Deinen Parteigenossen, die Preußen hätten ihre Sorgen verstanden. Die offenen Türen mussten für ein paar Tage sein. Griechenland hatte unser Ansehen in aller Welt beschädigt. Das Deutschland-Bild mit den offenen Grenzen für Flüchtlinge sollte wenigstens für einige Wochen die Welt von einem menschenfreundlichen Deutschland überzeugen. Jetzt ist der Spuk vorbei und die CSU-Genossen können beruhigt ihr Silvester-Bier saufen. Bestell ihnen schöne Grüße von Angela aus Berlin und versichere ihnen, dass deutsche Türen künftig thyssen-krupp-gestählt geschlossen blieben.
Seehofer macht schleunigst die Mücke und verduftet.
M (erleichtert): Ich sehe diesen Bayer lieber von hinten als von vorn. Hoffentlich verklickert der nicht den Medien, dass es im Kanzleramt stinkt. Wenn das BILD erfährt, bin ich dran!
A (hastig): Frau Kanzlerin, da schnauft schon der Gabriel heran.
M (zu sich selbst): Muss dieser Menschausgerechnet heute antanzen. Manchmal kann ich ihn nicht mehr ausstehen. Aber ohne ihn wäre ich keine Kanzlerin. Oder doch? Die Grünen sind ja jetzt geiler als zuvor auf die Macht. Mal sehen, ob ich noch schnell umsattele und mir den Gabriel vom Halse schaffe. Die Grünen wollen endlich auch an Regierungsknete. Zehn Jahre schon mussten sie vor sich hin darben. Ich weiß, wir Menschen jagen alle den Millionen hinterher, die die öffentlichen Kassen hergeben, solange unsere Untertanen zu blöd sind, um dem Parteien-Seilschaften-Spuk ein Ende zu bereiten. Aber wenn schon, dann wird gnadenlos abgestaubt, bis wir das Zeitliche segnen. Mal sehen, was Gabriel auf dem Herzen hat?
G stapft von viriler Kraft gezeichnet ins Büro hinein und beginnt unmittelbar und hörbar zu schnüffeln.
G (leicht irritiert): Angela, hier stinkt’s ganz eindeutig. Was ist denn hier los? Und diese bunte Truppe? Ich glaub, ich spinne. Soll das jetzt der Anfang vom Ende der Integration sein. Bist Du total verrückt geworden? Willst Du aller Welt beweisen, dass das „Wir-schaffen- das“ ausgerechnet im Kanzleramt mit Gestank beginnt. Früher gab’s hier nur abendländische Gesichter und feinste Düfte. Jetzt stinkt’s hier fürchterlich. Warum hast Du denn grüne Hosen an? Genügt nicht das Rot, das die Große Koalition treffend charakterisiert?
M (beruhigend und doch leicht drohend bestimmt): Sigmar, setz Dich erst einmal und reg Dich ab. Alles hat seinen Sinn. Du kennst mich doch, dass ich die Letzte wäre, die ausflippte in widrigen Zeiten. Erst einmal: Es stinkt, ganz recht, aber im positiven Sinne. Ich probiere an mir und dem Amt ein weltweit einmaliges Experiment aus. Ein besonderes Gas soll in Zukunft das CO2-Problem und die Erderwärmung in den Griff bekommen. Wenn das gelingt, na dann Prost Neujahr. Du als Spezialist wirst das zu schätzen wissen. Meine bunte Mannschaft werde ich zur Neujahransprache um mich versammeln und aller Welt kundtun, wie Empathie und „Wir schaffen das“ schon im Kanzleramt realisiert wird. Unser schlechtes Image braucht Schadensbegrenzung. Ja, und die grünen Hosen? Sie sollen nur die Möglichkeit zukünftiger Koalition in den Raum stellen. Aber mach Dir keine Sorgen um die Anstellungen und fetten Gehälter Deiner Parteisoldaten. Wenn die SPD weiter so spurt wie bisher, dann sind auch in der nächsten Legislaturperiode wieder tausende hohe Posten in Deutschland und aller Welt drin. Ich weiß zu schätzen, wie Du Dich um Deine Mannen kümmerst. Auch Du kannst für Dich persönlich ausrechnen, was das für Deine Pension abwirft. Ich rechne ja auch, was jedes Kanzlerjahr mir an Knete im Alter einbringt. Josef Ackermann hat mir das mit Erfolg beigebracht. Das machen schließlich alle Bundestagsparteien-Soldaten. Ihre Mühen sollen belohnt werden. Da ist Schäuble gottseidank mal nicht geizig. Nun, mach nicht so ‘n Gesicht. Eure SPD-Seilschaft samt Friedrich Ebert Stiftung wird kassieren, das es nur so kracht, wenn wir weiterhin gut harmonieren. Also, vergiss fürs Erste die GRÜNEN und halte Deine Truppe auf dem rechten Weg! Alles andere, wäre schädlich für die Genossen.
Gabriel, der Stolz der ältesten deutschen Partei, wackelt wie ein Dackel von der Bühne.
A: Frau Merkel, fast könnte man Mitleid mit Gabriel haben. Wie ein gedemütigter Hund schleicht er von dannen. Ist er nicht schon genug vom SPD-Parteitag abgestraft worden, wo ihm ein Großteil der Delegierten die Gefolgschaft versagte, während Sie auf dem CDU-Parteitag mit schier nicht endendem stehenden Applaus gefeiert wurden?
M: Ich habe mit den Sozialdemokraten überhaupt kein Mitleid. Sie sind politischer Gegner. Wenn sie schon bald nach Parteigründung begannen, immer wieder ihre Prinzipien selbst in den Wind zu pusten, ist das ihr Bier. Wenn man schon soziale Prinzipien hat, muss man auch öffentlich zu ihnen stehen, selbst auf die Gefahr hin, Wahlen zu verlieren und damit auch den Zugang zu öffentlichen Ämtern und öffentlicher Knete. Wenn ihnen aber Geld und Macht wichtiger sind als Prinzipien, sollten sie es wie die Union halten. Wir agieren offen im Interesse der Kapitalfraktion und schwindeln die Untertanen an, uns um sie zu kümmern. Und solange der Rubel rollt für die Mehrheit der Deutschen, klappt das wunderbar. Das ist unser Rezept, das Du Dir merken musst. Zur kommenden Neujahrsansprache werde ich wieder das Blaue vom Himmel versprechen, wie ich das schon 2013 mit großem Erfolg gemacht habe. Sieh Dir mal meine Neujahrsansprache 2013 an, meine Wandlung vom Saulus zum Paulus. Aber da kommt ja mein lieber Freund François!
Hollande stürmt ziemlich aufgelöst ins Kanzler-Büro.
F: Angelique, ich habe keine Zeit zum Küsschen-Geben, bin in Eile.
M: Mein lieber François. Ist auch nicht nötig. Ich habe sowieso das Zipperlein und kann mich schwer erheben. Meine „colonne vertébrale“ macht mir wieder einmal Schwierigkeiten.
F: Das tut mir außerordentlich leid für Dich. Aber Angelique, was ist das denn für ein Geruch? Mit Entsetzen muss ich feststellen: Im Kanzleramt stinkt’s! „Quel horreur!“ Ich vermisse Deine üblichen verheißungsvollen Düfte. Aber irgendwie kommt mir dieser Gestank auch bekannt vor. Konntest Du denn nicht die berühmtesten Pariser Duftwässerchen gebrauchen, die ich Dir mitgab?
M (trocken): François, diese Wässerchen sind mir jetzt egal. Aktuell wird hier im Kanzleramt ein wissenschaftliches Experiment besonderer Güte durchexerziert. Wenn es klappt, wäre das die Weltformel für Eliminierung von CO2 und die Reduktion der Erderwärmung bei gleichzeitiger Verdummung der Massen. Lass es ruhig einmal wissenschaftlich stinken im Kanzleramt. Es wird nur solange in der Politik stinken, bis das Volk den Gestank als Parfum begreift, sagen wir als billiges Volks-Eau de Cologne. Die Menschheit wird sich bedanken und uns Elite weiterregieren lassen, wie wir es verdienen.Nun kommen wir zum Geschäft: Ich weiß, Du bist in der Bredouille. Du zitterst um die Wiederwahl, hast den Terror und die Rechte am Hals, führst Krieg. Wirtschaftlich steht Frankreich alles andere als rosig dar dank meines und Schäubles Zutun. Vielleicht laufen die Liebesgeschichten auch nicht mehr so wie sie sein sollten. Aber darüber musst Du mir nichts erzählen. Ich behalte meine Stories auch für mich. Ich weiß, Du brauchst schlicht Geld von Deutschland und aktive Teilnahme am Krieg, damit Du erfolgreich vor Dein Volk treten kannst. Ich bereite mich auch gerade auf die Neujahrsansprache an meine Untertanen vor. Ich kann Dir versichern, dass wir solidarisch zu Euch stehen werden in diesen schwierigen Zeiten. Du wirst Deficit-Spending machen können. Schäuble knurrt, aber das ist egal. Ich bestimme die Richtlinien der Politik. Ich habe auch bereits unser Parlament erfolgreich dafür begeistern können, an Eurer Seite in den Krieg gegen den IS zu ziehen. In Mali stehen wir ebenfalls Gewehr bei Fuß. Die deutsch-französische Freundschaft ist uns das wert. So, jetzt muss ich mich leider an die Arbeit meiner Rede machen. Ich kann keine Ghostwriter damit beauftragen, da niemand auch nur annähernd so eine einfache, schlicht-schöne Sprache hat wie ich. Mein Volk würde sofort stutzig werden und vermuten, ich würde sie belügen, wenn ich „sofisticated“ daherredete. Deshalb lieber François, entschuldige mich. Auch Entschuldigung für den Gestank. Aber wir alle werden uns an ihn gewöhnen müssen, schließlich ist er der schöne Duft der Politik. Erfolg für Dich in 2016, im Amt und in der Liebe!
Damit reicht Kanzlerin Angelique mit Kanzlerinnen-Pose ihren rechten Arm über den Schreibtisch, den Hollande, ergriffen von der Weisheit der Kanzlerin, ergreift, einen galanten Handkuss hinwirft, sich hastig aufrafft und die Nase zuhaltend dem Kabinett enteilt. Dabei nuschelt er:
F: Mann, wärest Du doch auch so clever wie Madame!
Der somalische Türsteher schließt die Tür mit Bedacht und lässt Madame und ihre Assistentin allein zurück. Beide machen sich an die Arbeit. Die Zeit drängt. Das Volk lechzt nach Erleuchtung.
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Auf ein gutes Jahr 2016 ohne politischen Gestank, CE
Kommentare 14
"Es wird nur solange in der Politik stinken, bis das Volk den Gestank als Parfum begreift"
Für mich der Kernsatz dieser ansonsten etwas respektlosen Einlassung; sei ein Heinrich Zille dem beigeordnet:
"Es tut weh, wenn man den Ernst als Witz verkaufen muss."
Lieber Bernd,
"Es tut weh, wenn man den Ernst als Witz verkaufen muss."
Genauso ist es. Bitterböse Realität.
Aber jetzt soll wenigstens übers Jahresende Friede in die Hütten einkehren. Der weltweite Krieg fängt früh genug wieder an.
Dir das Allerbeste in 2016,
CE
lieber hermann,
bin noch nicht am kalenderende angekommen. und da hast du dich schon wieder richtig in das möbel da in der hauptstadt, so sagt man doch, nicht wahr, gekrümmt. bist in die schränke der höchsten ämter gekrochen.
das mit dem gestank im kanzleramt ist eine gute idee. aber ich bin überhaupt kein theatermann. überhaupt nicht. war auch nur selten im theater. bei shakespeare hielt ich es eine zeitlang aus.
lg hy
Lieber Helder,
ich bekomme manchmal Gelüste, theatermässig zu schreiben. Vielleicht denke ich mir irgendwann in Zukunft auch ein Theaterstück oder auch Cabaret aus. Damit kann man gut experimentieren. Vor allem ist das offizielle Berlin eine Fundgrube dafür. Es ist sozusagen die Volksbühne für die Massen, die "verarscht" werden wollen.
Jetzt will ich aber gar nicht weiter garstig sein. Ich habe mich abreagiert und werde friedlicheren Gedanken Lauf lassen.
Dass Du dieses Buch geschrieben hast, finde ich einfach toll. Im kommenden Jahr müssen wir uns sehen.
LG, CE
ich bekomme manchmal Gelüste, theatermässig zu schreiben.
lieber hermann,
das kann ich nachempfinden, aber bei mir hats lediglich zu hörspielen gereicht, und das ist lange her.
mein thema ist wohl auch das große ganze, aber nicht theatralisch auf die bühne gehievt.
als junger student wollte ich ein stück über platon und dion schreiben. aber über vorarbeiten bin ich nicht hinausgekommen. nu, in dem alter gehen einem mehr flausen im kopf herum.
ja, warum sollte wir uns nicht sehen, wenn du schon über den teich geschwommen bist?
lg hy
Lieber Helder,
ja, warum sollte wir uns nicht sehen, wenn du schon über den teich geschwommen bist?
Ich finde, das muss sein. Auch wenn Krah inzwischen das Weite und das Weibchen gesucht hat.
Lg, CE
Ich finde, das muss sein.
abgemacht, lieber hermann. wie wirst du denn unterwegs sein?
Auch wenn Krah inzwischen das Weite und das Weibchen gesucht hat.
auf die attraktion musst du wohl leider verzichten, es sei denn, er überlegte sich das anders und stellte uns seine fliegende begleitung vor, wenn er sein spital noch mal besuchen will.
lg hy
Ich bewege mich in D normalerweise mit Fernbus. Bahn ist mir zu teuer. Bei Euch ist sicher irgendwo ein Haltepunkt.
Die Strandläufer hier haben zwei mal im Jahr Paarungszeit. Die geschlüpften Küken sind allerliebst. Ich könnte ihnen stundenlang beim Picken im Sande zusehen, während ihre Alten respektvoll zugucken. Vielleicht hat Krah inzwischen auch zugeschlagen. Aber die Frage ist, ob das Männchen sich auch um die Aufzucht kümmert oder meistens doch nur das Weibchen.
Die Strandläufer hier haben zwei mal im Jahr Paarungszeit. Die geschlüpften Küken sind allerliebst. Ich könnte ihnen stundenlang beim Picken im Sande zusehen, während ihre Alten respektvoll zugucken.
dann machst du es ja wie die alten strandläufer, lieber hermann. zuschauen ist etwas, was man können muss, um es zu genießen.
hier im krahland haben wir offiziell nach dem gültigen kalender tiefsten winter. dass die realität nicht damit übereinstimmt, sah ich zu weihnachten bzw. hörte ich es. die tauben gurrten wie im frühling, und die tauber schwangen sich zu balzflügen auf. mit effektvoll klatschenden flügelschlägen.
krah wird dennoch nicht angebandelt haben bei einer krähe, weil raben ihre eigene strenge ordnung in diesen dingen haben - im gegensatz zu den tauben. es gibt so gut wie immer ein überangebot an freien individuen ohne ein eigenes revier. das ist wie bei den menschen mit freien wohnungen und arbeitsplätzen. die reservearmee der unbehausten krahs verpaart sich nicht. das verbietet der instinkt. erst wenn ein revierplatz frei wird, kann es losgehen mit balz und nestbau etc.
Aber die Frage ist, ob das Männchen sich auch um die Aufzucht kümmert oder meistens doch nur das Weibchen.
die frage ist geklärt. bei raben füttern beide eltern, und die bleiben lebenslang ein paar. der nachwuchs bleibt meist bis in den nächsten winter bei den eltern. im herbst und winter lassen sich die jungen krahs von den schwärmen herumstreifender gleichaltriger neulinge mitziehen. im schwarm kommen sie eher durch schlechte zeiten. krah vermute ich darum im schwarm. da ist er richtig, hat aber den vorteil, dass er ein jahr älter ist als der durchschnitt. ob das ein vorteil ist für ihn, weiß ich nicht. die größte gefahr für ihn und seine kumpane ist der mensch im grünlichen rock mit einem schießknüppel...
Ich bewege mich in D normalerweise mit Fernbus. Bahn ist mir zu teuer. Bei Euch ist sicher irgendwo ein Haltepunkt.
hm, in der provinz kommt kein fernbus langs. das wäre ja nicht profitabel, wenn pro stunde mal jemand zusteigt. die fernbusse halten sich auf routen von großstadt zu großstadt. hier im land um münster gibt es nur münster oder osnabrück, die als haltepunkte in frage kommen. das ist aber ziemlich weit ab von rheine, der stadt in meiner unmittelbaren nachbarschaft. da bin ich mit dem pkw in 15 - 20 minuten. da kaufe ich regelmäßig ein. hier wie allerorten sind täglich passagierjets am himmel. als kondenslinien zu sehen. aber noch nie sah ich daraus jemand per fallschirm hier landen...
wenn du per fernbus von heidelberg nach norden fährst, kommst du hier irgendwo an, von wo die bahn dich bis rheine bringt, wo ich dich abhole. so musst du dir das wohl vorstellen. aber über die details reden wir dann noch.
lg hy
Na, das ist ja schon einmal eine Info über das Münsterland. Das werde ich verbinden mit Besuch bei Freunden in Münster.
Lieber Helder, gerade lese ich über einen Monstersturm über Grönland/Island, der auch von el niño beeinflusst sein könnte. Aber Bush Jr., der bisher dümmste US-Präsident, meint, das ganze Theater um Klimawandel sei ein Schmarrn, wie man das aus Bayern kennt. Wenn Trump kommen sollte, wird Bush Jr. Umweltminister in seinem Kabinett. Er langweilt sich zu sehr auf seiner Ranch und wird das Wetter in den Zaum nehmen.
LG, CE
gerade lese ich über einen Monstersturm über Grönland/Island, der auch von el niño beeinflusst sein könnte. Aber Bush Jr., der bisher dümmste US-Präsident, meint, das ganze Theater um Klimawandel sei ein Schmarrn,
lieber hermann,
tatsächlich hörte ich heute am radio(dlf) auch etwas über die milde wetterlage am nordpol. derr experte aus kiel (latif) war im interview. er sagte, die hohen temperaturen in der arktis seien die folge eines sturms, der warme luft aus den tropen in die arktis treibe. mit el nino habe das nichts zu tun, auch nicht mit dem klimawandel als großer katastrophe. wenn der sturm vorbei sei, dürften sich die tempertaturen der arktis wieder normalisieren. aber er sagte auch, dass die überflutungen in nordengland bereits teil der vermehrten extremwetterlagen seien, die im zuge der klimaveränderung häufiger auftreten werden. der klimatologe, auf den gipfel in paris angesprochen, sagte aber auch, dass die politik jetzt ganze arbeit leisten müsse, sonst werde es in zukunft mehr "überraschungen" geben.
für mich ist gerade jetzt überraschend der text fett gedruckt. ich muss mit einem finger eine taste gedrückt haben, ohne es zu wollen.
über bush und büsche brauchen wir nicht zu reden. aber der kerl ist ein brauchbares muster für den blöden schnapspolitiker. dass ein system solche leute in solche positionen bugsiert, verrät schon alles. ab in die tonne damit. mit dem system.
die erfahrung müsste eigentlich tausende leute dazu treiben, utopien zu verfassen...
lg hy
Über Utopien werden wir sprechen.
Dass die US solche Präsidentschaftskandidaten haben, spricht Bände über die Nation. In D ist es leider auch nicht besser.
Die Klimaveränderungen sind schon bedrohlich. Ich werde mich jetzt wieder Conchucos zuwenden.
Lg, CE
PS: Gerade hatte ich in einem anderem Kommentar angefügt, die Sozialdemokraten haben nicht nur in D sondern in ganz Europa ihre Mission schlecht erfüllt. Es ist Zeit zum Abgang unter die 5%. Dann lieber eine Partei, die offen an der Seite der Kapitalfraktion steht, wie die Union. Da weiss jeder Bescheid und braucht sich anschliessend nicht zu beschweren. Die Alternative muss lauten: Entweder mit dem Kapital oder gegen das Kapital. Wischiwaschi und Verrat an den Interessen der Zivilgesellschaft war einmal.
Die Alternative muss lauten: Entweder mit dem Kapital oder gegen das Kapital. Wischiwaschi und Verrat an den Interessen der Zivilgesellschaft war einmal.
lieber hermann,
das zwielicht ist es ja gerade, in dem sich die politkaste wohlfühlt. besonders die spd. siehe kriegskredite 1914. siehe genosse noske. siehe radikalen-erlass. usw.
auch die andern parteien mogeln, um in gutem licht dazustehen, und bevorzugen das zwielicht.
die politikdarsteller befinden sich im machtkampf mit allen mitstreitern, in der eigenen partei und außerhalb. es geht um nichts anderes als machtpositionen. punkt.
wenn ich das bemängele, kommt gleich der vorwurf, die ökodiktatur oder die expertokratie als ersatz anzubieten.
lg hy
Lieber Helder,
das mit den Experten müsste ich mir bei Dir einmal genauer ansehen.
In meinen Projekten in Lateinamerika, auch in Mosambik, habe ich das immer so vorgeschlagen, was dann auch praktiziert wurde (natürlich auf lokaler Ebene): Die Bevölkerung wählt in einem Distrikt, sagen wir mit 10.000 Einwohnern, wo sich noch alle untereinander kennen, etwa 20 bekannte, ehrenwerte Leute aus (meistens sind das die besser ausgebildeten, angesehendsten Menschen im Sinne von Aufrichtigkeit, ethischem Handeln), Hälfte Frauen, Hälfte Männer (Bürgerrat). Diese kontrollieren alle drei Monate das Handeln der politisch Verantwortlichen, nehmen Einsicht in Unterlagen und Geldausgaben und sprechen das letzte Wort bei Vergabe von Aufträgen (Verträge). Wenn am Jahresende der Bürgermeister Rechenschaft vor einer Vollversammlung (sagen wir mit 1000 Anwesenden) ablegt, gibt der Bürgerrat seine Stellungnahme ab, ob alles korrekt zugegangen ist oder nicht. Sollten Bürgermeister und örtliche Politiker während des Jahres nicht-legitimierte Dinge tun oder anschmeissen wollen, geht der Bürgerrat in die Öffentlichkeit und prangert dieses an, woraufhin ein Bürgervotum fällig wäre. Diese Institution wirkt derart disziplinierend gegenüber den gewählten Politikern, die auch angezeigt werden könnten, dass ein einigermassen ethisches Verhalten Platz greift. Beim Rechenschaftsablegen bleibt es nicht. Am nächsten Tag kommt die Vollversammlung ebenfalls zusammen und diskutiert und verabschiedet die Prioritäten des nächsten Haushaltsjahres innerhalb eines Fünfjahreszyklus der Distriktsentwicklung. Innerhalb des Bürgerrates gibt es Spezialisten für Ausbildung, Gesundheit, Umwelt, Jugend, Alte, Frauen, Kultur, Landwirtschaft, industrielle Entwicklung, Handel, Verkehr, usw. Diese "Spezialisten" scharren um sich herum jeweils "Vereine", die sich für das Thema interessieren und dem Spezialisten im Bürgerrat ein Mandat mitgeben. Diese zivilgesellschaftlichen "Vereine" für die verschiedenen Bereiche sind die Hauptträger gesellschaftlichen Lebens im Distrikt. Von ihnen gehen die Initiativen aus. Diese Vereine haben auch das Recht, öffentliche Gelder aus einem Distriktentwicklungsfonds für Projekte anzufordern, d. h. nicht nur Politiker entscheiden über öffentliche Ausgaben, sondern zugleich auch die Zivilgesellschaft.
So sieht das im Idealfall aus. Aber wie gesagt, das muss eingeübt werden. Ich gebe zu, dass anfangs viel von mir abhing, um die Vollversammlungen, die oft eine Woche lang tagen, zu motivieren und Entwicklungs-Ideen zu vermitteln. Aber läuft das einmal eine ganze Zeit, dann kommt Übung auf. Eine ganz wichtige Gruppe waren jedes mal die Lehrer, mit denen ich zweimal im Jahr Seminare von jeweils 1 Monat über Entwicklungstrategien machte, das heisst, die Lehrer wurden sozusagen zu Gemeindesozialarbeitern nebenher ausgebildet und konnten so eine höhere Besoldungsstufe erreichen und ihre Erfahrungen für die "licenciatura" nutzen.
Zusammenfassend: Es sind die Bestausgebildetsten aber gleichzeitig Ehrenhaftigsten gefragt. Das können auch Alte oder weniger gut Ausgebildete sein, wenn sie einen gesunden Menschenverstand mitbringen.
LG, CE