Poker: Können oder Glück?

Spieleforschung Sport oder Glücksspiel? Eine wissenschaftliche Betrachtung von Texas Hold’em

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Poker: Können oder Glück?

Foto: Bethany Clarke/ AFP/ Getty Images

Vor allem für Betreiber von Online-Poker-Seiten ist es ersteres: Können bzw. Sport. Rechtlich betrachtet, handelt es sich in vielen Ländern um ein Glücksspiel. Forscher der Universität Bremen sind der Frage in einer Studie nachgegangen. Demnach gewannen erfahrene Zocker nicht mehr Geld, als durchschnittliche Pokerspieler. Entscheidend sei die Verteilung der Karten gewesen. Allerdings wären die erfahrenen Spieler besser darin, ihre Verluste geringer zu halten, wenn sie unterdurchschnittliche Karten hatten. Insgesamt aber überwiege das Glück deutlich. Der Einfluss des Könnens sei gering. Folglich müsse Poker als Glücksspiel betrachtet werden – zumindest unter den Rahmenbedingungen der Studie. Veröffentlicht wurde sie in dem wissenschaftlichen Fachblatt Journal of Gambling Studies.

Drei erfahrene und drei durchschnittliche Pokerspieler saßen an einem Sechs-Spieler-Tisch. Gespielt wurden 60 computerbasierte Hände der häufig gefragten Variante ‘Texas Hold’em‘. Bei jeder Hand erhielten jeweils einer der Experten und einer der Durchschnittsspieler überdurchschnittliche Karten, durchschnittliche oder unterdurchschnittliche. 150 Personen spielten in der Variante ‘No Limit‘ und 150 mit ‘Fixed Limit‘. Auf andere Pokervarianten sind die Studienergebnisse nicht übertragbar.

Lotto, Roulette und Spielautomaten zählen zu den reinen Glücksspielen. Demgegenüber gelten Schach, Halma und Dame rechtlich gesehen als Geschicklichkeitsspiele. Die meisten Spiele jedoch tragen Elemente beider Kategorien in sich: Glück und Können. Ebenso sei es beim Poker. Neben der vollkommen glücksabhängigen Kartenverteilung spielen mathematische, psychologische und strategische Faktoren eine Rolle. Dies seien beispielsweise Täuschungsmanöver oder das Einschätzen von Gewinnchancen verschiedener Kartenkombinationen. Außerdem verlange Pokern eine gewisse Selbstbeherrschung. Zusammen genommen, handle es sich um ein verhältnismäßig komplexes Spiel. Trotzdem: Aus politischer und rechtlicher Sicht sei es notwendig, eine klare Einordnung vorzunehmen.

In Deutschland ist das Pokern um Geld grundsätzlich nur in staatlich zugelassenen Casinos erlaubt. Knapp 600000 Menschen spielen hierzulande Online-Poker. Etwa 1,4 Millionen sind es in den USA. Weltweit wird die Zahl auf mehr als sechs Millionen geschätzt. Sie erzielen einen Umsatz von ungefähr 2,5 Milliarden Euro. Der Verlust beträgt fast 1,9 Milliarden Euro.

-------------

Auch das könnte Sie interessieren:

- Trennungsangst kann hilfreich sein

- Klimaskeptiker neigen zu Verschwörungstheorien und Wirtschaftsliberalismus

- Fukushima-GAU veränderte Tiere und Menschen

- Freiwilligenarbeit hilf Herz und Kreislauf

- Eisbär und Klimawandel sind keine Freunde

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

cyberling

Wissenschaft kompakt. Themen: Energie, Ernährung, Klima,Medizin, Psychologie, Tiere,Umwelt & Wirtschaft.Zuvor veröffentlicht auf Wissenschaft&Schreie.

cyberling

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden