Von der Kirche zum Kunst- und Kulturzentrum?

Mission Galerist Johann König hat große Pläne: Aus der St. Agnes Kirche in Kreuzberg will er eine Galerie mit Kulturzentrum machen

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Dass Kirchen mehr sind als Orte des Gottesdienstes, weiß man. Auch, dass in ihnen Veranstaltungen, wie Konzerte, Lesungen oder Filmvorführungen stattfinden, die mit religiösen Gefühlen nichts am Hut haben, dürfte nicht nur in Großstädten zum kulturellen Alltag gehören. Aber was Johann König möchte, geht einen Schritt weiter: Er will in Zukunft den Ort Kirche nicht nur als Raum für Ausstellungen nutzen; er möchte die Kirche selbst zu einer Kunstgalerie machen.

Am Mittwoch lud der 30 Jahre junge Galerist zu einer Podiumsdiskussion in die St. Agnes Kirche in Kreuzberg, um die Zukunft der Kirche und des Gemeindezentrums zu besprechen. König, der seit 10 Jahren Kunst verkauft und mittlerweile mit seiner Galerie einen prominenten Status erlangt hat, kaufte Anfang des Jahres dem Erzbistum Berlin die St. Agnes ab. Per Erbbaupachtvertrags gehört die Kirche mit dem Gemeindezentrum nun für mindestens 99 Jahre ihm. Auf dem rund 5.000 Quadratmeter großen Gelände soll ein Zentrum für Kunst und Kultur entstehen.

Die Umgebung ist bisher vom Sozialen Wohnungsbau der 50er Jahre geprägt. Auf die Frage inwiefern diese kulturelle Rotation Beginn einer Gentrifzierung sein könnte, meint König, dass es in der nahläufigen Umgebung keine Altbauten zum schick renovieren gebe. Fest steht: Wandeln wird sie die Gegend in jedem Fall. Geplant ist, ca. 1.700 Quadratmeter an Kreative zu vermieten. In dem Gemeindezentrum sollen Künstlerwohnungen, Ateliers und Veranstaltungsorte entstehen. König möchte, dass diese Räumlichkeiten öffentlich genutzt werden, um eine Vernetzung mit der Nachbarschaft zu ermöglichen – ein „Kunstsolitär“ solle nicht entstehen.

Doch bevor dies geschehen kann, muss das gesamte Ensemble erst mal saniert werden. König wird für die Sanierung einen Kredit von rund 3 Millionen Euro aufnehmen.

Errichtet wurde St. Agnes von dem Berliner Architekten und Senatsbaudirektor Werner Düttmann, der unter anderem für den Bau der Akademie der Künste in Berlin zuständig war. Das Ensemble bildet ein Musterbeispiel für brutalistische Architektur in Deutschland. Die letzten sieben Jahre stand die St. Agnes Kirche zum Verkauf. Der Abriss konnte nur verhindert werden, indem die Kirche unter Denkmalschutz gestellt wurde.

König möchte sich was die Sanierung betrifft so stark wie möglich an Düttmann orientieren. Die einzige drastische Maßnahme, die getroffen wird, ist das Einstellen eines Betontisches, welcher die Kirche horizontal teilt und eine Galerieebene als Spielfläche für die Kunst schafft. Unter dem Tisch ist dann Platz für das Lager. Wichtig ist König, dass es eine reversible Maßnahme ist, sprich, den Tisch kann man wieder ausbauen und die Kirche kann wieder ursprünglich genutzt werden.

Inwiefern er im Vorhinein Berührungsängste hatte, was die Umnutzung einer Kirche angeht, antwortet König, dass er nicht religiös erzogen wurde, was ihm einen unbefangenen Umgang erlaubt. Im Gegensatz zu seinem Vater KasperKönig, der bis vor kurzem noch Direktor des Museums Ludwig in Köln war, ist er nicht getauft und sei nur gläubig in Bezug auf Kunst.

Im Herbst 2013 will König eröffnen.

Noch bis Sonntag hat die St. Agnes Kirche geöffnet und wird von den Künstlern der Times Bar bespielt (Programm)

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