HRW: Iran sollte Umweltschützer freilassen

Keine Beweise geliefert – „Sie haben nur die schweren Umweltprobleme angesprochen!“

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Human Rights Watch hat erklärt, der Iran solle sofort acht Umweltaktivisten freilassen, die sie im Februar inhaftiert haben, wenn die Gruppe nicht für eindeutige Verbrechen verantwortlich gemacht und wenn keine Beweise für eine solche Beschuldigung beigebracht werden können.

Sarah Leah Whitson, Direktorin für den Vorderen Orient bei Human Rights Watch, äußerte: „Sechs Monate sind vergangen und die iranischen Behörden haben kein Fitzelchen an Beweisen zur Rechtfertigung dafür geliefert, dass diese Umweltschützer eingesperrt wurden. Die Behörden sollten lieber diese Aktivisten dafür loben, dass sie die schweren Umweltprobleme im Iran angesprochen haben, aber die unerbittlichen Sicherheitsinstitutionen des Landes lassen selten eine Gelegenheit aus, um unabhängige Initiativen von Bürgern zu bestrafen“.

Die Inhaftierten sind: Houman Jokar, Sepideh Kashani, Niloufar Bayani, Amirhossein Khaleghi, Sam Rajabi, Taher Ghadirian, Abolreza Kouhpayeh und Morad Tahbaz.

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Diese Äußerungen kommen im Nachgang zu einem offenen Brief von Angehörigen der Inhaftierten, der am 31. Juli veröffentlicht wurde, in dem betont wird, dass die ihnen Nahestehenden festgehalten werden, ohne Zugang zu einem Anwalt zu bekommen, und in dem gebeten wird, dass die Behörden sich mit den Umweltschützern treffen und sich mit ihnen auseinandersetzen sollen.

Seit Januar 2018 hat das Corps der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) 50 Umweltaktivisten im ganzen Land verhaftet.

Am 24. und 25. Januar hat das IRGC mehrere Mitglieder der Umweltgruppe Persian Wildlife Heritage Foundation festgenommen und sie beschuldigt, den Iran für den Westen auszuspionieren. Einer der Verhafteten war der berühmte Professor Kavous Seyed Emami, der später im Gefängnis gestorben ist, wahrscheinlich infolge von Folter. Seit seinem Tod hat das IRGC mehrmals sein Haus durchsucht, seine Familie drangsaliert und seiner Frau Maryam Mombeini verboten, das Land zu verlassen.

Whitson dazu: „Das Land steht vor schweren wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen, aber die Behörden werfen genau die Leute ins Gefängnis, die ein Teil der Lösung sein könnten“.

Am 31. Juli hat Mohammad Hossein Aghasi, der Anwalt von zwei der Verhafteten, Human Rights Watch mitgeteilt, dass der Ankläger ihm nicht erlaubt habe, seine Klienten zu vertreten und die Akten zu dem Fall einzusehen. Am Tag davor berichtete eine Quelle, die anonym bleiben wollte, Human Rights Watch, dass die Angehörigen keinerlei Informationen über die Beschuldigungen gegen die inhaftierten Umweltschützer bekommen konnten, dass die Angehörigen aber bei einem Besuch im Juni Zeichen von Misshandlungen der Häftlinge feststellen konnten.

Mahmoud Sadheghi, Mitglied des Parlaments in Teheran, schrieb am 9. Mai in einer Twitter-Botschaft, dass der Minister für Nachrichtendienste Mahmoud Alavi ausdrücklich erklärt habe, dass es keine Beweise für sie Vorwürfe der Spionage gebe. Dies wurde von Issa Kalantari, dem Chef der Umwelteinrichtung des Iran, am 22. Mai bestätigt.

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Geschrieben von

Javad Dabiran

NWRI-Deutschlandsprecher - Iran- und Nahost-Experte.

Javad Dabiran

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