Irak: 7000 Agenten der Terror-Einheiten Qods

Größere Bedrohung Die Welt kennt ISIS. Doch im Vergleich zu den IRG und seiner Unterabteilung Qods sind diese Zahlen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

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Die Medienberichte sind voll von Greueltaten der fundamentalistischen Terrorgruppe gegenüber dem syrischen und irakischen Volk und an ausländischen Hilfspersonen und Journalisten, die in brutalen Videos enthauptet werden. Laut eines Berichtes der BILD Zeitung sollen 2000 Menschen von ISIS auf bestialische Weise getötet worden sein.

Doch im Vergleich zu den IRG und seiner Unterabteilung Qods (auch Quds genannt) sind diese Zahlen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Doch wer sind die IRG und die Qods? Warum liest man nichts von ihnen?

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Irans Qods-Truppe und der "Oberste Führer" (Foto: Mehr)

Nun, hinter den Kürzeln steckt nichts anderes als die islamischen Revolutionsgarden und seine Qods Einheiten aus dem Iran. Alleine im Iran selbst starben unter der Aufsicht der islamischen Revolutionsgarden seit dem Amtsantritt von Rohani fast ebenso viele Menschen offiziell und inoffiziell im gesamten Land am Galgen. Über die Opfer im Irak und Syrien, die auf die Kappe dieser beiden nicht weniger unmenschlichen Gruppen geht, kann nur spekuliert werden, weil die Qods Einheiten durch ein geschicktes Netzwerk aus verschiedenen Terrormilizen und anderen Terrorgruppen agieren und ihr Einfluß geht bis weit hinein in die irakische Politik und die irakische Wirtschaft.

Die islamischen Revolutionsgarden und die Qods Einheiten sind keinen Deut weniger terroristisch als ISIS. Seit dem Amtsantritt von al-Maliki nach dem Sturz von Saddam Hussein untergraben die Garden und Qods Einheiten das Land massiv. Bestes Beispiel dafür war eine (Gehalts-)Liste von 32.000 Agenten des iranischen Regimes, die sich bereits zu Zeiten der US Besatzung im Irak befanden. Die Liste der Akteure der Revolutionsgarden geht über Einfluß auf die höchsten Kreise der irakischen Politik bis hin zu grenzüberschreitenden Militäreinsätzen, zum Beispiel, um aufständische Kurden oder andere sunnitische Stämme zu bombardieren und deren Dörfer zu überfallen, oft mit Duldung der irakischen Regierung.

Aktuell befinden sich laut Angaben des iranischen Widerstandes ca. 7000 Agenten der terroristischen Qods Einheiten im Land, unter ihnen auch ihr Oberkommandeur, Quassem Soleimani, der auf sämtlichen Terrorlisten des Westens aufgeführt wird. Auf sein Konto gehen Hunderte Anschläge auf sunnitische Einrichtungen im Irak und sechs Massaker an 3500 iranischen oppositionellen Volksmojahedin im Irak seit 2009, die eigentlich von der UN geschützt werden sollen.

Zahlreiche Qods Einheiten befinden sich jetzt vor allem in Bagdad, Diyala und der Salah ad-Din Provinzen sowie in Samarra, Karbala, Najaf, Khaneqain, Sa’adiyah und Jaloula. Angeblich sollen sie dort gegen ISIS kämpfen, doch sie begehen vor allem in der Region um Sammara schwere Massaker und Menschenrechtsverletzungen an der sunnitischen Bevölkerung. Doch die wirkliche Aufgabe dieser Milizen geht noch weiter.

Denn der Iran will vor allem den Irak und Syrien mit seinen Marionettendiktatoren bestückt wissen. Dies waren im Irak Nuri al-Maliki und ist in Syrien Bashar Assad. Assad stand bis zum Aufkeimen von ISIS lange unter Beschuß der syrischen Befreiungsarmee und im Irak wurde Maliki nicht nur wegen ISIS gekippt, sondern vor allem auch, weil er zu einer Marionette Teherans mutierte, gepaart durch seine Glaubensbruderschaft und seinen paranoiden Wahn gegen Sunniten, vor allem aus der Zeit der Baath Partei Saddam Husseins. Nun ist Maliki im Irak abgesetzt und daher versucht der Iran, seine Chancen im Chaos im Irak zu nutzen. Es geht vor allem darum, die noch treuen schiitischen Stämme bei Laune zu halten und die Sunnitische Revolte im Griff zu halten.

Der iranische militärische Einfluß im Irak ist weiterhin sehr groß. Zu lange hatte zuvor der Westen mit seiner Stille und Inaktivität al-Maliki mit getragen und den steigenden Einfluß Teherans ignoriert. Doch das irakische Volk und vor allem die Sunniten haben genug vom iranischen Einfluß, sie wollen endlich wieder alleine bestimmen, welchen Weg das Land geht.

Die Garden sind in mehreren militärischen Bereichen aktiv, vor allem im Bereich der Beratung, der Ausbildung und bei Waffenlieferungen. Im Gegenzug dazu verlangt der Iran, wieder für den Einsatz pro iranischer Kräfte in der Regierung zu sorgen.

Vor allem bei den Spezialeinheiten des Irak ist der Einfluß des Iran sehr groß, weil sie unter dem direkten Kommando des irakischen Regierungschef Maliki standen und im Grunde von ihm bezahlt werden. Es war unter anderem die sogenannte „goldene Division“, welche iranische Dissidenten entführte und am 1. September 2013 in Ashraf massakrierte und auch jetzt verüben sie wieder Massaker im Irak und unter anderem auch im Februar 2014 in Syrien.

Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch Kommandeure der Garden bei den Kämpfen in Syrien und im Irak sterben. Kürzlich erst fiel Kommandeur Hamid Taqawi in Sammara laut Angaben einer iranischen Nachrichtenagentur, angeblich durch einen Scharfschützen aus den Reihen von ISIS. Teheran bezeichnet diese Kämpfer als „Schützer schiitischer Heiligtümer“, doch im Grunde geht es vor allem darum, die instabile Lage vor Ort zu nutzen, um den eigenen Einfluss in Irak und Syrien auszubauen, so wie es Teheran schon seit 35 Jahren als fester Bestandteil seiner Außenpolitik tut, vom Libanon bis hin zum Jemen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Javad Dabiran

NWRI-Deutschlandsprecher - Iran- und Nahost-Experte.

Javad Dabiran

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