Iraks al-Ameri: Grenzenlose Unterwürfigkeit

Krisenherd Irak Ex-Regierungschef Maliki brachte den Irak an den Rand des Zerbrechens. Nachfolger al-Ebadi verspricht eine Wende. Doch viele Iraker bleiben skeptisch.

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Nuri al-Maliki ist als irakischer Regierungschef abgetreten. Er galt als die Schlüsselfigur in der irakischen politischen Landschaft für die Verhinderung einer Aussöhnung zwischen Sunniten und Schiiten im Irak und einer wirkungsvollen Bekämpfung des IS (Islamischer Staat). Solange er an der Macht war, konnte es zu keinem Ende des Bürgerkrieges kommen, in dem sich die Nation seit einem Jahr befindet.

Nuri al-Maliki ist zweifellos einer der größten Lakaien des iranischen Regimes. Er ist nicht nur ein Glaubensbruder der Mullahs, sondern er hat spätestens seit der verlorenen Wahl 2008 und dem Abzug der US-Armee 2009 erkannt, welche Meister ihm seine Macht erhalten. Das Ergebnis dieses Prozesses war ein irakischer Terrorstaat, der alle vorherige Dimensionen sprengte und sich die brutale Verfolgung irakischer Politiker, Stammesführer und Oppositionellen verstärkt zum Ziel setzte. Die sunnitische Rebellion und vor allem ihre Radikalisierung im Irak ist eindeutig das Ergebnis des Treibens von Nuri al-Maliki und auch die schnellen Landgewinne der Terrorgruppe ISIS wären nie möglich gewesen, wenn die sunnitischen Bevölkerungsgruppen nicht endgültig die Nase von al-Maliki und seinem Marionettenstaat der iranischen Mullahs voll gehabt hätten, ähnlich, wie es bereits in Syrien zwei Jahre zuvor der Fall war.

Wer noch an al-Malikis Lakaientum für die Mullahs zweifelte, musste sich nur seinen Umgang mit den 3500 iranischen Dissidenten in Camp Ashraf ansehen, die später nach Camp Liberty verlegt wurden. Vier Massaker der widerwärtigsten Sorte ließ al-Maliki gegen die Bewohner durch eigene Truppen verüben und selbst heute noch – nach seiner Absetzung – schikanieren ihm unterstellte Truppenteile der irakischen Armee die Bewohner in einer KZ-artigen Anlage nahe Bagdad (Camp Liberty). Maliki lässt ihnen Medizin, Treibstoff und andere Lieferungen für den täglichen Bedarf versagen. Al-Maliki hat vor allem im Umgang mit den Menschen aus Camp Ashraf gezeigt, welch erbärmliche Liebedienerei den Mullahs gegenüber er betreibt und er muss zweifelsohne für seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor einen internationalen Strafgerichtshof gestellt werden, denn die Bewohner von Camp Liberty sind Flüchtlinge, die von internationalem Recht geschützt sind und unter dem „Schutz“ der Vereinten Nationen stehen.

Der nächste irakische Lakai der iranischen Mullahs?

Doch nun soll alles besser werden. Ein neuer irakischer Premier namens Heidar al-Ebadi tritt an Malikis Stelle. Er soll die Differenzen im Irak beenden, den IS vertreiben und die Glaubensgruppen wieder zusammenführen. Als Kandidat für das sensible Amt des Innenministers ist Hadi al-Ameri nominiert, jedoch noch nicht vom Parlament bestätigt. Sollte al-Ameri den Posten erhalten, steht zu befürchten, dass er nur ein Update der Version vom bisherigen Machthaber sein wird, denn ein Blick auf seine Hintergründe verrät schnell, wessen Kind Ameri wirklich ist.

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Teheran, 2011: al-Ameri (damals ein irakischer Minister) küsst die Hand des iranischen Machthabers Khamenei

Hadi Farhan Abdullah al-Ameri wurde 1954 in der irakischen Provinz Diyala geboren. Seine Frau ist eine Iranerin, die zusammen mit ihren drei Kindern immer noch im Iran lebt. Ihr Haus befindet sich im Teheraner Stadtteil Mofateh, wo vor allem Kommandeure der terroristischen Qods-Einheiten der islamischen Revolutionsgarden leben. Die Qods-Einheiten sind die ausländische Terrortruppe des iranischen Regimes und sie haben vor allem im Irak zahllose Bombenanschläge vorbereitet und durchführen lassen. Ameri selbst lebte ebenfalls viele Jahre im Iran, bereits lange vor dem Sturz von Saddam Hussein und erst 2003 ging er in den Irak zurück.

General George Casey, einer der US-Kommandeure im Irak, sagte einst über ihn: „Hadi al-Ameri war der Anführer der Badr-Miliz (einer der berüchtigten Terrorgruppen der iranischen Mullahs und unter anderem für die Raketenanschläge auf Camp Liberty verantwortlich, bei denen Dutzende iranische Dissidenten getötet wurden). Er war zudem mit der Gruppe Sciri verbunden, welche hauptsächlich Anschläge gegen sunnitische Zivilisten verübte. Als ich ihn fragte, ob er vom Iran unterstützt werde, sagte er mir nach langem Zögern: ‚Nein‘. Und dann sagte er mir später, dass er gelogen habe.“

Louis Freeh, der langjährige FBI-Direktor, sagte über Ameri: „Ameri kommandierte eine Brigade der Revolutionsgarden. Eine der Schwestergruppen dieser Brigade war für die Terroranschläge auf die Khobar-Türme in Saudi Arabien verantworlich, bei dem 1996 auch 16 US-Angestellte getötet wurden.“

Ameri sagte selbst am 9. August 2012 im Asharghih-TV: „Ich glaube an das velayat-e faqih, die absolute Herrschaft Ali Khameneis, des obersten geistlichen Führers des iranischen Regimes. Ich bin ein Anhänger der Marjaiih (Quelle der Nacheiferer) und für uns spielt es keine Rolle, ob wir Iraner oder Iraker sind.“

Zudem existieren Fotos von einer Veranstaltung, die 2011 in Teheran stattfand. Sie zeigen, wie Ameri dem obersten geistlichen Führer – zusammen mit anderen irakischen Agenten des Regimes – bei einem Besuch die Hand küsst. Bereits während des Iran-Irak-Krieges war er Kommandeur der Revolutionsgarden und fand von dort seinen Weg in die Führung der 9. Badr-Brigade, einer Einheit der Garden, welche er bis 2002 befehligte. Diese Gruppe bekommt direkte Anweisungen von Qassem Soleimani, dem Oberkommandeur der Qods-Einheiten der iranischen Revolutionsgarden, einem Terroristen, der auf sämtlichen Sanktionslisten des Westens steht.

Der Westen sollte in seiner Panik vor dem ISIS sehr vorsichtig sein, damit er nicht vom Regen in die Traufe kommt. Al-Ameri wird bald sein wahres Gesicht zeigen müssen und vor allem im Umgang mit den iranischen Dissidenten in Camp Liberty kann er zeigen, ob er ein Verfechter von Demokratie und Menschenrechten ist oder ob wir nur einen weiteren Lakai der Mullahs im neuen Gewand erleben. Sollte dies der Fall sein – und davon ist bei dieser Biographie wohl auszugehen – wird weder der Irak noch die Region zur Ruhe kommen und das Morden im Irak in unvermindertem Ausmaße weitergehen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Javad Dabiran

NWRI-Deutschlandsprecher - Iran- und Nahost-Experte.

Javad Dabiran

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