Iran: Soleimani – Held oder Massenmörder?

Tod von Qassem Soleimani: Das Ende eines ungebildeten Kriegsverbrechers und Verbrechers gegen die Menschlichkeit

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Qassem Soleimani, der Anführer der Quds Force, einer Abteilung der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC), die für die Verbreitung von Terrorismus und Kriegstreiberei in der Region verantwortlich ist, wurde bei einem Luftschlag der US Streitkräfte getötet. Mit ihm geht eine der zentralsten Figuren des iranischen Regimes und sein Verlust wird einen irreparablen Schaden hinterlassen, denn er war neben Ajatollah Khamenei die zentrale Führungsperson.

Bevor der Tod von Soleimani bewertet wird, muss auf seine Taten und seine Vita geschaut werden. Nur so ist zu verstehen, warum sein Tod außer für das mordende Regime kein Verlust ist, vor allem nicht für die Menschen im Iran.

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Qassem Soleimani, auch bekannt als Haj Qassem, wurde in der Nähe von Baft geboren. Er verließ vorzeitig die Schule ohne Abschluß und arbeitete danach als ungelernter Bauarbeiter. Er hat nie ein militärisches Training erhalten und stieg in den IRGC vor allem deshalb auf, weil er besonders ruchlos und stets loyal zu Khomenei war.

1998 wurde Soleimani Leiter der Quds Force. Doch er war auch ein Mitglied des hohen Kommandos in den Revolutionsgarden und damit auch für die Unterdrückung im Iran mitverantwortlich.

1999, auf dem Höhepunkt der Studentenproteste, unterschrieb er zusammen mit anderen Kommandeuren der IRGC einen Brief, in dem er den damaligen Präsidenten Khatami aufforderte, die Demonstrationen mit allen Mitteln zu zerschlagen.

Soleimani’s größte Verbrechen gegen das iranische Volk verübte er jedoch gegen die iranische Hauptopposition der Volksmojahedin Iran (PMOI/MEK), vor allem gegen Camp Ashraf im Irak, wo Tausende Mitglieder der MEK saßen. In mehreren Terrorangriffen, die direkt über Söldnergruppen und später indirekt über Raketenanschläge verübt wurden, starben 141 schutzlose und durch die vierte Genfer Konvention geschützte MEK-Mitglieder im Zeitraum von 2009 – 2916, bis diese schließlich aufgrund einer internationalen Kampagne nach Albanien ausgesiedelt werden konnten. Tausende Mojahedin wurden zudem verstümmelt oder verletzt. Alleine bei dem Terrorangriff am 1. September 2013 wurden 52 MEK-Mitglieder massakriert und eine UN Kommission sprach später von regelrechten Hinrichtungen im Krankenhaus von Ashraf, in das viele unbewaffnete Dissidenten geflüchtet waren.

Insgesamt gehen alleine rund 40 Terroranschläge auf die MEK von 1991 bis 2016 auf Soleimani zurück.

Im Ausland war Soleimani an zahllosen Terrorakten beteiligt, unter anderem zwischen 2011 und 2012 in Thailand, New Delhi, Lagos und Nairobi. In den USA wollte er über eine mexikanische Drogengruppe einen Anschlag auf den Botschafter Saudi-Arabiens verüben lassen.

Doch seine größten Menschenrechtsverbrechen beging er im Bürgerkrieg in Syrien. Das iranische Regime stützte dort massiv den syrischen Diktator Bashar Al-Assad und sorgte damit für ein jahrelanges Blutvergießen mit Hunderttausenden Toten und Millionen Menschen auf der Flucht. Er sorgte nicht nur für die Organisation der Hisbollah-Truppen in Syrien, sondern auch für die irakischen Milizen, die dort aktiv waren. Soleimani verlegte sogar seinen Wohnsitz nach Syrien und reiste von dort aus zahlreiche Male in den Iran.

Auch bei der Ermordung von US Soldaten im Irak war er in führender Position beteiligt und sorgte mit den Straßenbomben für starke Verluste unter den US Truppen.

All das und viele weitere Terrorakte, die unter ihm verübt wurden, sind sein Vermächtnis.

Im Iran ist der Kommandeur nicht beliebt, es wird häufig von Verbrennungen seines Portraits im Iran berichtet und im Irak und anderen Ländern der Region wurde sein Bild in zahllosen Fällen mit Schuhen geschlagen, was dort als die größte Ablehnung gilt. Bis auf die Teilnehmer der staatlich organisierten Kundgebungen für Soleimani ist er vom iranischen Volk verhasst. Das iranische Volk weiss sehr gut, dass Soleimani ein Terrorist ist und dass das Geld für seine Aktivitäten dem iranischen Volk entzogen wird, welches dafür in Armut und Unterdrückung lebt.

Die Demonstranten im Iran und Irak haben mit den Slogan „Vergesst Syrien, denkt an uns“ und dem Anzünden der iranischen Botschaft deutlich gemacht, dass sie genug von Soleimani, den Quds Force, den Revolutionsgarden und der Einmischung des iranischen Regimes in ihren Ländern haben. Man mag vielleicht different über die Art des Ablebens von Soleimani denken, aber ein Verlust ist der Tod dieses Top-Terroristen sicher nur für das iranische Regime und seine Bande von Mördern, Unterdrückern und Verbrechern. Soleimani ist kein Held und er braucht daher keine Heldenverehrung und es braucht auch kein Verständnis für einen Mann, der auf quasi allen Terrorlisten der Welt stand und der in einem Atemzug mit Osama Bin Laden oder Abu Bakr al-Baghdadi genannt werden muss.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Javad Dabiran

NWRI-Deutschlandsprecher - Iran- und Nahost-Experte.

Javad Dabiran

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