Iran: systematische Säureangriffe auf Frauen

Geheime Staatspraxis Frauenverachtung im Stil des Mittelalters / mindestens 25 Opfer in 3 Provinzen

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Im Iran herrscht seit dem Machtantritt der Mullahs ein systematisch frauenfeindliches System. Es ist so extrem in Gesetz und Umgang im Alltag verankert, dass es selbst in der arabisch generell frauenfeindlichen Welt seines Gleichen sucht. Frauen werden nicht nur per Gesetz zu Menschen zweiter Wahl erklärt, sondern sie müssen auch um ihre Verhaftung bangen, wenn sie in der Öffentlichkeit nicht strikt nach der Sharia und dem iranischen Dresscode vorgehen.

Die Opferzahl der neuen Welle von Säureüberfällen, verübt von organisierten kriminellen Banden, die mit dem iranischen Regime verbunden sind, erreicht 25. Die Attacken wurden in drei Provinzen Isfahan, Kermanshah und Teheran verübet.

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Foto: Merhnews

In der Stadt Isfahan besprühten die Angreifer die Gesichter von 15 Frauen und Mädchen. Durch das letzte Verbrechen dieser Art in der Stadt wurde am Sonntag (den 19. Oktober) eine junge Frau getötet. Sie ging mit zwei anderen auf einer Straße in Isfahaner Stadtmitte, als ein Säureüberfall sie traf. Die junge Frau starb an Brustverletzungen; die beiden anderen wurden an Gesicht und Händen verletzt und in ein Krankenhaus gebracht.

Den Opfern dieses schändlichen Verbrechens, denen schwerere Verletzungen beigebracht wurden und der Verlust des Augenlichts droht, wird angemessene Behandlung vorenthalten.

Widersprüchliche Auskünfte seitens der Vertreter des geistlichen Regimes entlarven die Rolle, die es bei diesen Verbrechen spielt.

Am Samstag-Abend wurde eine Reihe dieser Verbrecher, die Säureflaschen mit sich führten, in der Isfahaner Mehrdad-Straße von Menschen nach einem Verkehrsunfall festgehalten und der lokalen Polizeistation übergeben.

Doch der Sprecher der Justiz des Regimes, Mohseni Eje’i, gab bekannt, es sei im Zusammenhang mit den Säure-Attacken in Isfahan niemand verhaftet worden.

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Foto. Mehrnews

Frauen im Iran werden auch heute noch – unter dem sogenannten moderaten Präsidenten Hassan Rohani – von Volleyball und Fußballturnieren als Zuschauer ausgeschlossen, es gibt für sie kein oder weniger Schmerzensgeld bei Bränden von Versicherungen und Frauen werden wegen des unkorrekten Tragen des Schleiers (Hijab) gerne auch mal verprügelt oder belästigt.

Hinzu kommt das iranische System der „Sicherheitskräfte“, welches sich erheblich von anderen arabischen Staaten unterscheidet. Für die Einhaltung der „Kleidungsvorschriften“ sind vor allem paramilitärische Einheiten zuständig. Die sogenannte „Sittenpolizei“ besteht hauptsächlich aus fanatischen Extremisten, welchen die Mullahs mehr oder weniger freie Hand geben. Oft sind es die Bürger in den Städten des Landes, die durch entschiedenes Eingreifen Schläge, Verhaftungen und schlimmeres gegenüber allzu fanatisch agierende regimetreuen Milizen verhindern, die über das Ziel hinaus schießen.

Unter diesen Umständen sind die Säureattacken marodierender fanatischer Banden auf Duzende Frauen in Isfahan nur eine Frage der Zeit gewesen.

Zwar streitet das Regime eine Beteiligung von regimetreuen Milizen bei den Angriffen ab und verweist auf „private Angelegenheiten“, aber einige Opfer haben bei den Angriffen Mtilgieder der Ansar-Hisbollah, einer regimetreuen paramilitärischen Einheit, erkannt.

Doch am Ende spielt es keine Rolle, ob das Regime nun den Auftrag zur Abschreckung einer seit Jahren schwer umsetzbaren „islamistischen Kleiderordnung“ in Auftrag gab oder ob die Banden einfach nur über das Ziel hinaus schossen. Der Umgang mit Verletzern von Frauenrechten, mit staatlichen Vergewaltigern, Folterknechten und Mördern und den Umgang mit sich wehrenden weiblichen Opfern spricht eine deutliche Sprache, die fanatische Islamisten mehr als ermuntert, solche Taten zu begehen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Javad Dabiran

NWRI-Deutschlandsprecher - Iran- und Nahost-Experte.

Javad Dabiran

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