Vor fünfzig Jahren gründeten drei iranische Akademiker mit einem Kreis von Freunden, die in ihrer Ablehnung der Schahdiktatur einig waren, in Teheran die Organisation der Volksmodjahedin Iran (MEK/PMOI). Das diesjährige Jubiläum war Anlass einer Veranstaltung, die von Freunden dieser iranischen Widerstandsbewegung in der Berliner Heilig-Kreuz-Kirche durchgeführt wurde, wo neben Reden zum Thema auch Kulturbeiträge dargeboten wurden.
Die Anwesenden wurden von Farbod Mahouchian, einem Mitglied der Deutsch-Iranischen Jugend, willkommen geheißen. Es begann mit einem kurzen Video, das Bilder von Menschenrechtsverletzungen, die im Iran zum Alltag gehören, vor Augen führte. Anschließend wurde die Versammlung von Frau Maryam Rajavi, der gewählten Präsidentin des iranischen Widerstandes, in einer verlesenen Botschaft begrüßt.
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Gissoo Shakeri
Den ersten Teil des Abends beschloss ein Beitrag von Frau Gissoo Shakeri, einer bekannten iranischen Sängerin. Sie sprach einige tief bewegende Worte der Anerkennung derer, die im Freiheitskampf ihr Leben gegeben haben. Anschließend sang sie drei Lieder, die die Menschenliebe, die Freiheitsliebe und den Mut der Frauen und Männer des Widerstandes eindringlich zum Ausdruck brachten.
Den zweiten Teil der Veranstaltung bildeten zur Hauptsache Reden von Persönlichkeiten, die den iranischen Widerstand seit langen Jahren unterstützen und mit ihm verwachsen sind.
Dies gilt besonders für die beiden ersten Redner in diesem Teil: Otto Bernhardt, ehemaliges Mitglied des Bundestages (MdB) und Vorsitzenden des Deutschen Komitees für einen freien Iran (DSFI), und Dr. Alejo Vidal-Quadras, ehemals Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments und Vorsitzenden des Europäischen Komitees auf der Suche nach Gerechtigkeit.
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Abschluss der Atomvereinbarung
Otto Bernhardt erinnerte auch seinerseits an die Verbrechen, mit dem das iranische Regime seine Stellung zu festigen sucht. Dann ging er auf den Abschluss der Atomvereinbarung zwischen dem Iran und den Großmächten ein. Er warnte energisch davor, sich von diesen Gesprächen eine Verbesserung der Zustände im Iran oder gar eine Aufweichung des Regimes in seiner Brutalität seinen Gegnern gegenüber zu erhoffen.
Auch ging er auf die Flüchtlingsthematik ein. Diese gehöre zentral zu den Themen des Abends. Es handele sich hier zunächst um die iranischen Flüchtlinge von Camp Liberty, die geschützt und in sichere Länder umgesiedelt werden müssen.
Mit Anerkennung erwähnte der Redner, dass Deutschland etwa 100 von ihnen, denen ein deutsches Asylrecht zusteht, in der Bundesrepublik aufgenommen worden sind. Er wies dann darauf hin, dass 200 weitere Flüchtlinge aus Camp Liberty den Anspruch auf Aufnahme in Deutschland haben und forderte die Bundesregierung dringend auf, ihnen die Einreise zu ermöglichen.
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Camp Ashraf
Dr. Vidal-Quadras schloss sich den der PMOI ausgesprochenen Glückwünsche zu ihrem 50-jährigen Bestehen an und gab einen Rückblick auf die fünfzehn Jahre seiner Arbeit für den iranischen Widerstand. Er gedachte besonders des bewegenden Moments in Camp Ashraf im Jahre 2008, als er den iranischen Dissidenten dort sagte: „Ich werde von hier nach Europa zurückkehren, aber ich gehe als Ashrafi zurück."
Er stand in vorderster Linie derer, die der US-Regierung vor Augen führten, was passieren würde, wenn sie den Schutz von Camp Ashraf der irakischen Regierung in die Hände legten: Mord, Raketenangriffe, Quälereien ohne Ende. Die US-Offiziellen missachteten seine Warnung und was er vorausgesagt hatte, trat ein: Massaker, Terror, Blockade, psychologische Folter in Ashraf, dann in Camp Liberty, - ein Zustand, der nun sechs Jahre dauert und immer noch anhält.
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Menschenfreundliches Konzept
Anschließend sprach Martin Patzelt MdB, Mitglied des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Er beglückwünschte die iranischen Dissidenten und Flüchtlinge zu ihrer mit ihrem Mut und ihrem menschenfreundlichen Konzept in alle Welt ausstrahlenden Arbeit.
Die humanitäre Situation der in Camp Liberty festgehaltenen iranischen Dissidenten rückte er in den weiteren Zusammenhang, der heute allgegenwärtigen Flüchtlingsthematik und wünschte den iranischen Flüchtlingen, den er seine Mitarbeit und Unterstützung zusicherte, Glück, Ausdauer und Erfolg bei ihrer schwierigen Arbeit.
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Volksmodjahedin
Leo Dautzenberg, ehemals Mitglied des Deutschen Bundestages, betonte in seiner Rede die Werte der Freiheit, Toleranz und Humanität, die seit ihrer Gründung die Kraft der Volksmodjahedin ausmachen. Er hob hervor, wie eng die Organisation durch diese Werte mit allen freiheitsliebenden Menschen in Europa verbunden ist und bestätigte auf Grund dieser Gemeinsamkeit ihren Anspruch auf Unterstützung.
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Mit einem kurzen Theaterstück führte eine Truppe iranischer Dissidenten die Zuschauerschaft in ein iranisches Gefängnis. Die Hilflosigkeit der zu Unrecht in Haft Gehaltenen, die Brutalität der Schergen, aber auch die Kraft der Solidarität im „Nein" zu dieser Behandlung wurden durch die lebendige Darstellung stark fühlbar. Regisseur war Dr. Khosrow Shahriari, bekannt als Forscher, Kritiker und Dramatiker.
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Episoden aus der Geschichte der Mitarbeit
Die nächste Rednerin, Hille Gosejacob-Rolf, ist ebenfalls mit dem iranischen Widerstand durch lange Jahre der Mitarbeit und des Miterlebens verbunden. Frau Gosejacob-Rolf, DSFI-Geschäftsführerin und zugleich Ehrenvorsitzende des Deutschen Berufsverbandes für Soziale Arbeit (DBSH), erzählte lebhaft und anschaulich Episoden aus der Geschichte ihrer Mitarbeit in den Organisationen der iranischen Opposition.
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Zum Schluss fasste Christian Zimmermann, Leiter des Berliner Büros für Menschenrechte, das Gesagte zusammen in dem Appell an alle Beteiligten, in der Zusammenarbeit der Widerstandsgruppen mit ihren Freunden und Unterstützern nicht nachzulassen, sondern die bedeutenden Erfolge zu bedenken und das Ziel der Befreiung im Auge zu behalten.
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Kommentare 1
Glückwunsch an eine - wenn nicht gar die - bemerkenswerteste Oppositionsgruppe der Vergangenheit und Gegenwart. Was ihre Mitglieder für die Freiheit tun und erdulden mussten, nötigt den Respekt jedes Menschenrechtsaktivisten und Menschen mit gutem Herzen ab.
Wir Deutschen sollten solche Gruppen des Widerstandes ehren, denn wir sollten wissen, was es bedeutet, Widerstand gegen Diktaturen zu üben, welchen Preis es mit sich bringt. Die Mullahs sind noch einmal eine besonders üble Sorte von Diktatur, die weit über die Verfolgung von politischem Dissens hinaus geht. Das sieht man gut im iranischen Widerstand selbst, in dem viele ethnische Minderheiten und gar Mullahs sitzen, die vom Regime genauso gnadenlos verfolgt werden, wenn sie nur einen Handbreit von ihrer perfiden Lesart des Islam abweichen.
Der iranische Widerstand kämpft gegen das größte Übel der heutigen Zeit, den Extremismus. Extremismus in jeder Form, egal ob politisch oder religiös, ist zu verachten und jeder weis, jeder der ihn bekämpft, tut Gutes für die ganze Welt.
Der iranische Widerstand ist auch ein Signal für uns, dass wir uns selbst gegen Diktatur und Unterdrückung wehren, denn obwohl wir uns Demokratie nennen, herrschen brutale, psychopathische und geldgierige Geld- und Machteliten und spielen in ihren Thinktanks und Machtzirkeln Schach mit der Welt. Doch das ist unsere Aufgabe, dies zu ändern und es wäre sehr wünschenswert, wenn auch wir dies mit einer solchen Hingabe und Entschlossenheit täten, wie diese unglaublichen Kämpfer für die Freiheit in der PMOI, den NWRI und dem iranischen Widerstand selbst.
Ich hoffe sehr, dass der nächste große Jahrestag der PMOI in einem freien Iran statt findet, denn sie und das iranische Volk haben ihn mehr als verdient.