Sport im Iran: Keine Zuschauerinnen erlaubt

Frauenfeindlichkeit Ausschluss des Iran von der Internationalen Volleyball-Föderation und vom Internationalen Olympischen Komitee gefordert

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Am vergangenen Freitag fand im Teheraner Azadi-Stadion ein Spiel der Volleyball-Weltliga (der Herren) statt. Die von Hassan Rohani geführte Regierung hatte zugesagt, einige wenige Frauen als Zuschauerinnen zuzulassen. Schon vor dem Spiel wurde diese Ankündigung in Kreisen des Parlaments und der Polizei bestritten. General Hossein Ashtari, Polizeichef des Landes, verlautbarte, seine Kräfte seien auf das Gesetz verpflichtet und würden es durchsetzen. Der Iran, sagte er, sei „ein Land, in dem wir die islamischen Werte verteidigen müssen“ (Agence France-Press, 19. Juni 2015).

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Regierungstreue Männer hatten in Teheran gegen die Anwesenheit von Frauen beim Volleyball protestiert. (Foto: stringer)

Im Vertrauen auf die Zusage des Staats- und Regierungschefs hatten sich Iranerinnen und ausländische Reporterinnen zu dem Spiel eingefunden. Laut eingegangenen Berichten wurden sie von den Unterdrückungskräften angegriffen und mit Schlägen vom Betreten des Stadions abgehalten. Was hier durchgesetzt wurde, ist ein eklatanter Bruch der Olympischen Charta, in der die Gleichberechtigung von Mann und Frau als Prinzip niedergelegt ist (die Präambel der Charta, besonders die Absätze 4 und 6).

Der Sportausschuss des Nationalen Widerstandsrates Iran (NWRI) verurteilt in einer Pressemitteilung die irreführende Haltung der iranischen Regierung, mit der die Frauen, die auf ihrem Grundrecht bestanden, den Unterdrückungsorganen in die Hände getrieben wurden. Die Politik des Regimes wird beim Namen genannt: Sie ist zutiefst frauenfeindlich, diskriminierend und gegen das eigene Volk gerichtet. Der NWRI-Sportausschuss verlangt den Ausschluss des Iran von der Internationalen Volleyball-Föderation und vom Internationalen Olympischen Komitee.

Zu bemerken ist dreierlei:

Wenn die Regierung Rohani wirklich mit ihren „gemäßigten“ Ankündigungen die Öffentlichkeit nicht hätte täuschen, sondern dem Land eine weitere internationale Blamage hätte ersparen wollen, würde der Ausgang der Sache die Schwäche dieser „moderaten“ Position zeigen, die immer wieder von den reaktionären Kräften, vom Obersten Führer über die reaktionären Geistlichen bis zum letzten Revolutionswächter missachtet würde.

Struan Stevenson, langjähriger Europaabgeordneter und früherer Präsident der Irak-Delegation der Europäischen Parlaments, schreibt in seinem neuen Buch „Self-Sacrifice“: „Die Position des Präsidenten ist rein zeremoniell“, und das wäre noch mit Achselzucken hinzunehmen, wenn es nicht immer wieder dazu käme, dass sich die Menschen von „Rohanis Lächeln“ täuschen ließen. Es ist kaum glaublich, dass die westlichen Politiker, die dem iranischen Regime die Hand reichen, sich von dessen Lügen und Komplotten täuschen lassen. Ich halte Kerry, Fabius, Hammond für cool genug, einen Rohani, einen Zarif (iranischer Außenminister), einen Araghchi (iranischer Chefunterhändler bei den Nuklearverhandlungen) und die ganze Teheraner Menagerie zu durchschauen. Es scheint, die westlichen Politiker wollen die Tür für profitable Beziehungen mit dem an Bodenschätzen reichen, ein weites Potential industrieller Entwicklung bietenden Iran um jeden Preis offen halten, auch um den Preis der Missachtung des iranischen Volkes, das dieses Regime nicht will, und der Duldung der unermesslichen Verbrechen dieses Regimes – und sie leisten Beihilfe dazu, dass sich unsere Öffentlichkeit allerdings von den Teheraner Figuren täuschen lässt!“

Im Mai hatte die Internationale Volleyball-Föderation angekündigt, die iranische Volleyballmannschaft von internationalen Wettkämpfen auszuschließen, sollte der iranische Staat weiterhin die Frauen von den Spielen fernhalten. Jetzt bleibt zu sehen, ob die Organisation ihre Ankündigung wahrmacht oder sich den Parolen der verfluchten Appeasement-Politik fügt, die trotz des täglich wachsenden Schadens, den sie anrichtet, von den Westmächten mit Zähigkeit beibehalten wird.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Javad Dabiran

NWRI-Deutschlandsprecher - Iran- und Nahost-Experte.

Javad Dabiran

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