„Nuke ‘em“, der Abwurf einer Atombombe auf Mekka und Medina ist seit 2007 aus der Islamophobenszene in den aktuellen politischen Diskurs der USA gewandert, seit in den seinerzeitigen Vorwahlen für die Präsidentschaftswahl 2008 der damalige republikanische Mitbewerber, Senator Tom Tancredo damit meinte, zu punkten. Mittlerweile hat diese morbide Phantasie Eingang in die U.S. – Polizei- und Offiziersausbildung gefunden. Hier ist zunächst die Vorgeschichte.
Bombing Mecca
2007 wurde in der Presse vermerkt, Senator Tom Tancredo, einer der Mitbewerber um die republikanische Präsidentschaftskandiatur, habe, zum wiederholten Mal, geäußert, man möge – natürlich nur zur Vergeltung – über einen Atombombenabwurf auf Mekka und Medina nachdenken, was, siehe obiges Video, sogar in einem Programm, für nicht Wenige eine echte Option war, die nur in der Vorstellung Konkurrenz hatte, man möge doch den Iran bombardieren. Hier habe ich seinerzeit den gesamten Kontext beschrieben. Weitere Muslimfeinde spannen diese morbide Phantasie aus: Fox-News Radiotalker Michael Savage – übrigens einer des in den USA so bezeichneten „Dreckigen Dutzend der Islamophobie“, der Smearcaster (Dreckschleudern) – sowie Meir-Kahane-Fan Joe Kaufman, was das US-amerikanische Islamophobie-Watchblog „Loonwatch“ (Bekloppten-Watch) in einem Beitrag mit dem Titel „Wie man einen Bekloppten identifiziert – (er spielt)die Nuklearkarte“ ausführlich analysierte. Zur Abrundung hier noch das, was ein Mitglied des Parlaments von Nevada meinte, dazu in einem suprematistischen Südstaaten-Internet-Portal absondern zu müssen. (Dieses Portal transportiert auch Ideen bis hin zu einer erneuten Südstaaten-Sezession, aber das zu erörtern, führt in unserem Kontext zu weit.)
„Followers of Islam still must pay homage to that idol in order to fulfill their religious duty. If that duty is unfulfilled, they are out. So, what if the rock no longer exists? Hmmm? An interesting thought…Even with that, I think the world would be better off because the Islamofascists would no longer have any hope of making it to their 72 virgins, regardless of how many school children they slaughtered. You cannot sacrifice to an idol that doesn’t exist. If I were President this is what I would tell the Saudis, If one more terrorist incident happens in the US by any sect of your religion, even if you didn’t order it, say goodbye to your temple.”
Es ist eine höchst magisch-pagane Vorstellung, daß man (einen) Gott töten kann, indem man Sein Heiligtum zerstört. Das zeigt mir, daß solche Schreiberlinge überhaupt nicht auf Geschehnisse in der islamischen Welt reagieren, sondern auf ein Bild von „dem Islam“, das sie sich gemacht haben.
Obsession
„Bombing Mecca“ und der ganze islamophobe Diskurs diente 2007/8 als Wahlkampfmunition gegen Barack HUSSEIN Obama. Wahlkampfmunition war auch eine Kampagne, die in 28 Millionen Haushalte in den sog. „swing-states“ eine DVD mit dem Titel „Obsession“ gespült: sie war als massive Wahlunterstützung für Obamas Mitbewerber McCain gedacht. Auf die Aktion aufmerksam gemacht wurde ich von eine französischen Freundin, die mir diesen Link geschickt hatte. IIn Deutschland hat die Öffentlichkeit davon nämlich nie etwas erfahren. Der Film gibt vor, über den „Radikalen Islam“ aufzuklären, der – obwohl etwas anderes behauptet wird – für die MacherInnen „der“ Islam ist. 2008, zu Zeiten des „Bailouts“ und auf der Zielgeraden des Wahlkampfes wurde diese DVD dann in einer Auflage von 28 Millionen schwerpunktmässig in den sog. „Swing-States“ verteilt. Swing-States sind die Staaten, die vor einer Wahl nicht eindeutig einem Kandidaten zuzuordnen sind. In Deutschland hat man seinerzeit von dieser massiven Kampagne nichts mitbekommen, da sie von den hiesigen Medien totgeschwiegen wurde – auf „islamkritischen“ einschlägigen Websites hingegen wurde der Film schon seit 2006 beworben. “Obsession“ wurde angblich anhand von „arabischen, selten im Westen gesehenen Fernsehbildern“ und mit der Mitwirkung diverser „Experten“, wie z.B. „ein ehemaliger Terrorist der PLO“, „ein Führer der Hitlerjugend“ und „die Tochter eines Märtyrers der Guerilla“ realisiert. Der „Dokumentarfilm“ ist eine Koproduktion von „Honest Reporting“ und „Clarion Fund“. Die Organisation Honest Reporting überwacht die Medien, um gegen „tendenziöse Artikel über Israel“ zu kämpfen und wird durch den orthodoxen, israelisch-kanadischen Rabbiner Ephraim Shore geleitet. The Clarion Fund hat sich ihrerseits das Ziel gesetzt, „die Amerikaner bezüglich nationalen Sicherheitsfragen zu erziehen“. Diese Organisation wurde 2006 durch Raphael Shore, den Bruder von Ephraim, gegründet “Obsession“ ist übrigens nichts Neues. Es wurde schon 2006 von dem konservativen TV-Kanal Fox News ausgestrahlt. Hier habe ich 2008 den Film ausführlich analysiert, hier nochmal die Einbettung der dort auftretenden Personen in das US-Netzwerk islamophober PublizistInnen. Ging es damals um das Eingreifen in den US-Wahlkampf, so geht es heute darum, die Reihen gegen die Muslime, alle Muslime, zu schließen.
Fortsetzung folgt.
Kommentare 4
Ersteinmal ist es ein Problem der Muslime, dass sie die eignen schwarzen Schaafe nicht rauswerfen wollen. Mann kann nicht in den USA leben wollen und gleichzeitig das gelobte Land (Nordamerika) dabei angreifen ;)
Da sollte der Prophet doch eindeutiger aufteten.. Richtig ist auch um den Terror aus dem Islam zu beenden, muss man deren Mohammed aus dem TerrorKopf verbannen (Kraftquellle, auch bei Misbrauch!).
Wenn das Bombadieren von Mekka eine Lösung dafür wäre, hatte Israel schon längst den Tempelberg seiner Moschee beraubt ;)
Man sollte nicht jedem Irren in den USA solch ein Gehöhr schenken, das tun noch nicht mals die Amis selbst..
Danke für Deinen Kommentar, der sich mit den weiteren Teilen des Artikels beantworten wird.
Danke für den Artikel, vor allem für die Herstellung der Zusammenhänge. Ich wollte auch schon etwas dazu schreiben, hätte aber nicht alle diese Quellen gehabt und mein Internet streikt auch teilweise ....
Was mir auffällt, ist, dass solche Forderungen und Ideen vor 10, 15 Jahren noch auf weiten Widerspruch gestoßen wären. Wer so etwas sagt, hätte sich doch weitgreifender Ächtung ausgesetzt. Zunehmend aber wird das salonfähig.
Ähnlich - ich las gerade den Artikel über Obama als Busch III. - mit dem gezielten Morden in fremden Ländern.
Alles nur noch wilder Westen?
Bitte, gerne. Ich bin gerade bei Teil 2 von insgesamt 4 Teilen. Ja, solche Forderungen und Ideen wären vor 10,15 Jahren noch auf weiten Widerstand gestoßen, und, ja, solche Aussagen werden zunehmend salonfähig. Mein Vorteil ist jetzt allerdings, daß ich auf eine Artikelserie zurückgreifen kann, die ich 2008 für die NRhZ geschrieben- und teilweise oben verlinkt - habe. Zu Obama noch das hier:
www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=15837
Alles nur noch wilder Westen?
Nein, Business as usual: wenn es innen quietscht, wird ein äusserer Feind gesucht. Ausserdem Verteilungskampf: WIR brauchen ein ganz großes Stück vom Kuchen, denn wir bekämpfen den Feind am besten und sind am Wichtigsten.