Innen und außen. Iris Hamelberg

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'Ein Feld von elf schlingernden Schloten. Das Auf und Ab ihrer Höhenlinie mäandert wie das Zickzack einer verzweigten Gebirgskette. Doch ehe Dramatik aufkommt, ist da das designglatte Weiß des glasierten Porzellans, die sachliche Dekoration in einem zurückgenommenen Rot. Wie die Hoola-Hopp-Reifen unserer Kindheit schleudern die sparsam gesetzten roten Ringe um die aus der senkrechten gekippten Zylinder.
Unterhalb der letzten Markierung bleibt die Oberfläche unglasiert und matt. Die ganze Gruppe ist in Bewegung, neigt sich einander zu, zirkelt und dreht sich, korrespondiert und kommuniziert. Wie sich die Formen gegenseitig anstoßen, so geben die roten Markierungen Impulse weiter. Mich fasziniert, wie Iris Hamelberg mit einer derart reduzierten Sprache eine solch tänzerische, arabeske Musikalität entwickelt.'
Gabi Dewald

'Betrachtet man die skulpturalen Arbeiten der Wahlberlinerin Iris Hamelberg, fühlt man sich sofort hineingezogen in den Bann dieser wirbelnden lebensfrohen Gefäßformen.
Es entstehen bewegte Formen, die an das leichte Spiel eines Kindes mit dem hoola hopp Reifen erinnern oder an das Wirbeln eines Kreisels. Voller Lebensfreude scheinen diese Formen jegliche keramische Grenze tanzend zu sprengen. Das zarte, dünnwandige Porzellan spannt und windet sich zu einem räumlichen Behältnis. Der es umschließende Außenraum scheint in spielerischem Wechselspiel mit dem Innenraum, der sich nach außen schiebt. Das Außen und das Innen ihrer Skulpturen scheinen sich an der Außenwandung tanzend zu vereinen. Sie beziehen den Betrachter in ihre Bewegung ein und fordern ihn auf, sich einzulassen auf dieses Spiel.'
Henriette und Martin Tomasi

'Sie spielt mit Kontrasten, glasierten und matten, unglasierten Oberflächen, entwirft Einzelstücke und Sets, deren Proportionen beim Drehen an der Scheibe entstehen - eine der Lieblingsbeschäftigungen der Wahlberlinerin. Statt zum Pinsel zu greifen, begann die Keramikerin mit Siebdruckdekoren zu experimentieren. Grafische Linien, wie mit dem Lineal gezogen, akzentuieren seitdem ihre schlichten Porzellankörper, die dafür, dass sie frei gedreht werden, an Präzision kaum zu überbieten sind. In hellem Grau, Beige und kräftigem Rot laufen die Streifen, mal dicker, mal ganz fein, mal allein, mal zu zweit, mal zu dritt, über Böden, Wände und Kanten, verbinden Innen und Außen, sind selbstverständlicher Bestandteil des ganzen - und Dekoration im besten Sinne.'
Gunda Siebke

Auszeichnungen:
- 2007 Zweiter Preis gestaltendes Handwerk Berlin
- 2005 Perron Kunstpreis - Förderpreis
- 2004 Stipendium der Siemssen Stiftung
- 1997 Förderpreis Rosenthal

in öffentlichen Sammlungen:
- MAK Frankfurt
- Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
- Keramik Museum Berlin
- Keramion Frechen

- 1971 geboren
- 1991 - 1994 Ausbildung zur Keramikerin bei Chr. Bänfer – Schellmann
- 1995 - 1999 Studium am Institut für künstlerische Keramik in Höhr–Grenzhausen Diplom
- 1997 Studienaufenthalt an der school of art Glasgow | Schottland
- 1999 - 2001 freischaffend in Berlin tätig | Gruppe ' Fleischwaren'
- 2001 Atelier Kaskelstrasse Berlin
- 2004 Stipendiatin der Siemssen Stiftung | Ratzbek
- 2004 - 2009 Werkstatt Almstadtstrasse Berlin

Iris Hamelberg ist tot, sie hat ihr Leben selbst beendet.

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