Faschistische Zustände
Dem beinernsten Paragraphentext nach soll als „Propaganda nicht traditioneller sexueller Verhältnisse unter Minderjährigen“ fortan die Verbreitung von Informationen gelten, die „auf die Formierung von nicht traditionellen sexuellen Einstellungen bei Minderjährigen abzielen“, Lebensentwürfe abseits der heterosexuellen „Tradition“ attraktiv erscheinen lassen bzw. die „verzerrte Darstellung der sozialen Gleichwertigkeit von traditionellen und nicht traditionellen Beziehungen“ propagieren. Verboten werden soll auch das „Aufdrängen“ von Informationen über LGBT-Belange, die „Interesse an derartigen Verhältnissen wecken“, heißt es in der von Kostjuchenko zitierten Passage. Zitiert aus einem Artikel über sie bei Ria Nowosti, Jelena Kostjutschenko ist Journalistin für die Nowaja Gaseta.
Gleichzeitig wurde die 'Beleidigung' der russisch-orthodoxen Kirche verboten, die sich in den letzten Jahren Seit' an Seit' mit russischen Rechtsextremisten mit der Schürung von Gewalt gegen Homosexuelle profiliert hat.
Das gestern ohne Gegenstimmen, mit 14 Enthaltungen (436 von 450 Abgeordneten stimmten dafür) verabschiedete Gesetz bedeutet:
- die strafbewehrte Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit
- Inkaufnahme zunehmender HIV-Infektionen
- Begünstigung des in Rußland ohnehin verbreiteten Haß auf Homosexuelle
- Beförderung der besonders unter homosexuellen Jugendlichen hohen Selbstmordrate
Wäre es nicht so zum Heulen, könnte man beinahe fasziniert beobachten, wie mit demokratischen Mitteln Demokratie + Menschenrechte abgeschafft werden und wie magisches Denken wasserdicht und zum Gesetz gemacht wird.
Die Emailadresse des russischen Botschafters lautet info(at)russische-botschaft.de, der Name des Botschafters ist S.E. Wladimir M. Grinin.
Ich bin nun gespannt, ob + wie der russische Rückschritt in die Barbarei bei den anstehenden CSDs Beachtung findet, in Rußland wird absehbar keiner mehr stattfinden.
Medien:
RIA Novosti über HIV/Aids + Faschistische Zustände
Wikipedia Homosexualität in Rußland
Der Vorlauf des us-amerikanisch-evangelikal-russisch-orthodox-politischen Klüngels gegen Homosexuelle ist bis 2012 und dem St-Petersburger Gesetz nachzulesen im Advocate Russia’s Closet: The Politics Behind a Ban on Gay “Propaganda”
Kommentare 114
Und weil's mir gerade in die Hände fällt: im Vatikan gibt's Seilschaften. Homosexuelle Seilschaften. Sagte der neue Papst, der sein sozialengagiertes Pulver offenbar schon verschossen hat und zur Tagesordnung übergeganen ist. Es ist dem Vatikan aber peinlich, daß der Inhalt einer privaten Audienz öffentlich wurde und möchte das auch gar nicht weiter kommentieren.
Vermutlich nur und nur dann, wenn die homosexuellen Seilschaften des Vatikan den nächsten CSD in Moskau anzuführen wünschen.
Grüße zurück...;-)...
Sie sagen's, Lethe: Schwulen und Lesben in Russland kann man eigentlich nur einen Rat geben: Wenn ihr eine Möglichkeit seht, dann schaut zu, dass ihr in den Westen kommt.
Und ich bin auch gar nicht neugierig auf die Reaktionen unserer Stein- und Bosbachs auf die ersten Asylbegehren aus dem Lupenrein-Demokratenland.
@ Andreas Kuntz
Das ich das noch mal erleben darf, daß Sie und ich geradezu einer Meinung sind...;-)...
Danke an vermutlich Jan Jasper Kosok für das Bild! Ist die Unterschrift 'Normalität' von Ihnen?
Es wäre eigentlich eine längere Polemik wert, die russisch-'traditionelle' Sexualität genauer zu erkunden. Die, über die auch vor Kindern gesprochen werden darf. Die, die die Kirche für 'natürlich' und für gottgewollt hält. Vermutlich sieht sie u.a. ungefähr so aus.
Darf Putin sich dann auch nicht mehr mit freiem Oberkörper zeigen? Ich werde dabei immer ganz rattig.
Ihre Annahmen über Privatideale, Kannitverstans, Lieblingswetter seien Ihnen von Herzen gegönnt. Schließlich war ich an ihrer Entstehung nicht beteiligt...;-)...
Zum Thema noch etwas? Nein? Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Abend.
Sie sollten ihm das unbedingt schreiben.
Ich möchte lieber nicht, aus Angst vor einer herben Enttäuschung. Was wenn er einen schlechten Charakter hat?
Den guten Charakter haben ja schon Sie.
So gut, daß Sie den Putin vor einer Bestrafung wegen 'Propaganda nicht-traditioneller Sexualität' bewahren wollen, indem Sie ihm von der von ihm sicher unbeabsichtigten Wirkung auf Sie berichten.
Oder wollten Sie ihm etwa aus ganz anderen Gründen schreiben? Dann wären der Freitag, Sie, ich dran, wegen 'Propaganda nicht-traditioneller Sexualität'.
"Dann wären der Freitag, Sie, ich dran, wegen 'Propaganda nicht-traditioneller Sexualität'."
Das stünde wohl zukünftigen Reisen nach Russland im Wege.
Wenn ich ganz ehrlich bin, liebe Dame, macht Ihr Beitrag oder besser, dessen Inhalt macht mich traurig und mir ein bisschen Angst.*
*Jetzt anzufügen, ich sehnte mich nach den starken Armen Wladimirs wäre sicher etwas zuviel des Guten?
Nein, nicht des Guten zuviel. Wohl aber ein beredtes Zeichen für die Wirksamkeit der 'Propaganda nicht-traditioneller Sexualität'. Davon ist auch ein Staatsoberhaupt nicht automatisch frei. Deswegen - überwinden Sie Ihre Angst und warnen Sie den Mann. Bevor es zu spät ist! (daß Sie aber auf Männertitten stehen, das hätte ich nun nicht von Ihnen gedacht)
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Mir fehlt der Steiner Gero. Der ist ein so wunderbar ernster Narr. Bei allem, was man hier lustig blödeln kann, aber die irren Zirkelschlüsse werden so oder ähnlich stattfinden.
So mancher Potzöbere der RKK braucht dazu nicht mal Homosexualität. Majella Lenzen wurde nach 40 Jahren als Ordensfrau und nach 33 Jahren Arbeit als Missionsschwester in Ostafrika aus ihrem Orden entlassen, weil sie Kondome an u.a. Prostituierte verteilt hatte.
merdeister - :-)))) Ich finde auch, dass das glatte "Anmache" ist.
http://www.salzburg.com/nachrichten/kolumne/scholls-welt/sn/artikel/russlands-angst-vor-homosexuellen-45389/
Das ist ein schon ein paar Monate alter, aber recht guter Beitrag über das ganze unglückselige Verhältnis zur Sexualität insgesamt in diesem Land und zur Homosexualität insbesondere.
Ich war vor der Wende zweimal in der SU. Bigotterie auf der einen und Brutalität auf der anderen Seite. Verdruckstes Volk, das jetzt offensichtlich in der Kirche eine Art KPdSU-Nachfolgerin sieht, eine Bewahrerin des guten alten Anstands. Unglaublich.
Tschuldigung, Du hast ja schon massenweise gute Links auf der Seite. Guckt man immer nicht hin.
Alle Medien erzählen was von "homosexuellen Seilschaften". Dass es im Vatikan ganz intrigante, mafiöse Truppenteile gibt, von denen manche auch homoesexuell sind, das kann man sich vorstellen.
Aber, dass sich dort per Mundpropaganda die Homosexuellen zum Intrigieren zusammengefunden haben, das ist schon ein herrliches Beispiel, wie ein Klischee zum Feindbild wird. Wird aber - in der Form - ziemlich bedenkenlos kolportiert.
Übrigens: Wladimir - bedeutet "Beherrsche die Welt". Da ist ein starker Arm mindestens erstrebenswert.
Liebe Dame,
zwei Fragen kamen mir in den Kopf, eher mehr, aber die anderen lasse ich jetzt weg:
Wie kann es sein, dass eine Kirche innerhalb von wenigen Jahren aus dem Stand der Verfolgten in den der Verfolger wechseln kann und dabei sogar wichtig wird bei der Stützung des Oberdespoten (eigentich Mehrzahl)?
Woher wissen denn die Menschen, was "traditionelle Sexualität" ist? Wie weit geht das? Schließt das Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung seiner "Bedürfnisse" ein. Darf er nur oben, sie nur unten sein und dürfen beide dabei möglichst wenig Freude empfinden? All das verdruckst-verquaste sixties der BRD-WEST halt. Ich finde, das ist ein schönes Beispiel dafür, wie irre man werden kann, wenn die Dinge nicht einmal benannt werden dürfen, weil sie angeblich so schlimm sind.
Eins noch. Ich gehe davon aus, dass in der DUMA mehr gleichgeschlechtlich Liebende sind als sich bei der dritten Lesung enthalten haben (auch in RUS wahrscheinlich so bei 5-10%).
Und dann noch eine letzte. Mit Minderheiten anfangen eine Gesellschaft zu formieren ist beliebtes Handswerkszeugs der Faschisten und anderer blödköpfiger Erleuchteten der Macht. Wer wird wohl als nächstes kommen? Die Kommunisten, die Sozialdemokraten, die ....
Vielen Dank für den Beitrag. Schauderhaftes muss manchmal auch gelesen werden. Best, Oi
Ach, die zeigen doch nicht öffentlich, dass sie schwul sind. Das passt dann schon in so eine verklemmte Brühe.
Best, Oi
***** und zwei extra **
...so habe ich Bedenken das der Begriff Menschenrechte für die eigenen Wunschrechte missbraucht wird, wenn ein Teil der Menschheit diese "Rechte" diktiert.
Besagte eigene Wunschrechte haben Sie auch, wie jeder Mensch, klick.
Ich nehme an, Sie sind männlich + fühlen sich zu Frauen hingezogen?
Dann stellen Sie sich vor, Ihre sexuelle Identität sei bei der Mehrheit der Bevölkerung verpönt, es würde von Ihnen erwartet, daß Sie nicht Frauen, sondern Männer zu lieben hätten. Ihre Eltern hielten Sie, als Sie das als Jugendlicher entdeckten, für krank, schämten sich für Sie und stellten Sie vor die Alternative: entweder Sie lieben Männer oder Sie sind nicht mehr ihr Sohn.
Sollte Ihnen das nun nicht möglich gewesen sein und Sie weiterhin nur Frauen lieben können, würden Sie sehr einsam, vermutlich würden Sie sich selbst schämen und sehr an sich zweifeln, Sie dächten öfter über Suizid nach. Es wäre für Sie schwierig, Freunde zu finden, denen Sie vertrauen können. Ihre Partnersuche verliefe unter Angst und in einem mitunter schrägen, hedonistischen + halb illegalen Milieu.
Die in Ihrem Land mächtige Kirche würde Sie als Manifestierung unmoralischer Einflüsse aus dem Ausland bezeichnen, Ihre nach Mühen + Irrtümern gefundene Verbindung zu Ihrer Liebsten sei mit Trunkenheit, Drogenkonsum, Ehebruch und Prostitution gleich zu setzen, Kinder seien vor Ihnen zu schützen. Ihre Bindung zu Ihrer Frau sei verantwortlich für wirtschaftliche, finanzielle, politische, ökologische Krisen, Ihren Kindern würde unterstellt, sie seien oft mit Geschlechtskrankheiten behaftet und Ihnen, Sie würden Kinder vergewaltigen.
Falls Sie Ihre Frau mal auf der Straße küssen oder Hand in Hand mit ihr spazieren gehen möchten, ist es besser, wenn Sie sich vorher sehr gut umsehen, andernfalls kann es passieren, daß Sie beide angegriffen werden - ohne, daß Passanten oder Polizei einschreiten. Wenn Sie Ihre sexuelle Orientierung am Arbeitsplatz nicht vollständig verbergen können, rechnen Sie lieber gleich mit Ihrem Rauswurf. Eine Karriere in Ihrem Beruf bleibt Ihnen vorenthalten, ein unauffälliges Leben wird Ihnen unmöglich gemacht.
Das alles finden Sie empörend und demonstrieren für die gleichen Rechte, die jede/r andere auch hat: es würde von Kirche und Rechtsextremen zur Gewalt gegen Sie aufgerufen, die alljährlich stattfindende Demonstration würde regelmäßig unter Vorwänden vom Bürgermeister verboten - da Sie und viele andere aber sehr mutig sind und sie trotzdem abhalten, werden Sie verhöhnt, bespuckt, verprügelt, verhaftet (+ nicht Ihre Angreifer), im Gefängnis mißhandelt und zu einer Geldstrafe/mehr Gefängnis verurteilt. Die Medien dürften nicht mehr über die Demonstration, über die von Kirche und Rechtsextremisten geschürten und vom Staat geduldeten Gewalt gegen Sie berichten.
Anhand dieser Lebenssituation komme ich bei oberflächlicher Zählung auf 13 Verletzungen Ihrer Menschenrechte, nach Artikel 1, 2, 3, 6, 7, 9, 12, 16, 18, 19, 20, 22, 30.
Und was das Diktieren angeht: haben etwa Sie irgendjemandem vorzuschreiben versucht, wen er zu lieben hat?
Wie kann es sein, dass eine Kirche innerhalb von wenigen Jahren aus dem Stand der Verfolgten in den der Verfolger wechseln kann und dabei sogar wichtig wird bei der Stützung des Oberdespoten (eigentich Mehrzahl)?
Hmnuja, Verfolgungen sind bekanntlich keine Besserungsanstalten. Verfolgung führt eher nicht zu Souveränität + Toleranz. Ehemalige Verfolgte neigen recht oft dazu, ihre Überzeugungen besonders vehement zu vertreten, jeden Zuwachs an Macht und Bedeutung dafür zu nutzen + jede Allianz dazu einzugehen.
Woher wissen denn die Menschen, was "traditionelle Sexualität" ist?
Jeder Mensch hält wohl zunächst mal seine eigene Normalität für die Norm, die einzig mögliche Weltsicht und Lebensweise. Wird ihm das von Gesellschaft, Staat, Kirche bestätigt, wird es für jede davon abweichende Lebensweise, Meinung, Hautfarbe, sexuelle Orientierung etc. eng. Sie haben vollkommen recht und Homosexuelle sind nicht die erste, nicht die letzte und nicht die einzige Minderheit in Rußland, die für Formierung und Normierung benutzt wird.
Ein schwuler Mann ist eine Seele. Und anders andere ein abwegige Annahme.
Genau. So kommt es dann zu Homosexuellen-Gesundbeter-Vereinen wie Wüstenstrom e.V. Die übrigens auch in Deutschland massiven Einfluß auf die Medienberichterstattung nehmen. So kassierte Die Zeit 2007 für einen moderaten + sachlichen Beitrag über Wüstenstrom eine inhaltlich unerklärliche Mißbilligung des Presserats, der Artikel mußte vermutlich unter Zurhilfenahme einer Strafandrohung 'unveröffentlicht' werden (mittlerweile ist auch dessen Diskussion aus dem www verschwunden) und die Autorin wurde im Privatleben beschimpft, belästigt, bedroht. Besonders, nachdem ihr Bild im Internet veröffentlicht worden war. Sollte Sie das interessieren, bitte hier entlang.
Insofern kann man die Tatsache, dass die Priesterseminare - als indirekte Folge des Zölibats - seit Jahrzehnten vor Schwulen platzen, weil sie ja eh nicht heiraten dürfen durften, grotesk oder witzig finden.
"Realpolitisch" betrachtet ist es dann allerdings schon so, dass bei den Hotlines für Mißbrauchsopfer, die von der Kirche in Deutschland eingerichtet wurden, gar nicht so wenige inzwischen erwachsene Männer anrufen...
In der RKK wird btw weniger auf Kinder übergegriffen als in der Zivilgesellschaft, der Haupttatort sexualisierter Gewalt gegen Kinder heißt Familie.
Ich bin nicht sicher, inwieweit das Zölibat mit sexualisierter Gewalt gegen Kinder überhaupt zusammenhängt. Aus meiner Sicht am ehesten insofern, als sexuell sehr unreife und unsouveräne Männer jeder Orientierung den Vollverzicht auf Sex als Rettungsanker vor sich selbst begreifen könnten, was wiederum mit der Sexualmoral der Kirchen zu tun hat - einen lesenswerten Artikel zum Zölibat gibt's von Magnus Klaue.
Auf Kinder wird i.d.R. übergegriffen, weil sie da sind, leicht zum Schweigen zu bringen und leicht zu instrumentalisieren sind. Sexualisierte Gewalt ist eine Machtausübung, Sex ist dazu i.d.R. nur das Vehikel. Eine Binse ist, daß Gewaltopfer nicht selten selbst zu Tätern werden. Die Täter sind mehrheitlich heterosexuell und würden sich eigentlich an gegen-(oder gleich)geschlechtliche Erwachsene wenden, würden sie sich dabei nicht so unterlegen fühlen. Pädophile sind laut 'Kein Täter werden' für 'nur' 12-20% der Verbrechen sexualisierter Gewalt gegen Kinder zuständig, die Mehrheit ist 'normal'. Reichlich perfide finde ich, daß Sie "realpolitisch" Homosexuellen vermehrte sexualisierte Gewalt gegen Kinder unterzujubeln versuchen, das älteste und mieseste Ressentiment gegen Homosexuelle überhaupt.
Zu Ihrer Ironie der Geschichte, der pädophilen Ära der Grünen seit den 80er: es konnte vermutlich nicht ausbleiben, daß Sie Ihrer speziellen Vorliebe für die Grünen Ausdruck verleihen.
Um aber den bekannten Fakten die Ehre zu geben: there is no such thing as a pädophile Ära seit den 80ern. Sondern: es gab eine recht kurze Zeitspanne, in der die Indianerkommune beinahe jede öffentliche Versammlung für sich in Beschlag zu nehmen versuchte, es gab die Cohn-Bendit-Protzereien in Buchform und die Arbeitsgruppe 'Schwule und Päderasten' ('87 aufgelöst), die es '85 bis zu einem Diskussionspapier im Landtagswahlprogramm NRW brachte. Weswegen größere Teile der Partei, Presse und Öffentlichkeit mächtigen Gegenwind erzeugten, der Landesverband das Papier zurückzog und die Landtagswahl krachend verloren wurde. Den heutigen Grünen ist das sogar so ungeheuer peinlich, daß sie diese Ära gerade aufarbeiten.
Lustige Zeiten.
HamSe wahr. Um aber mal zum Thema zurück zu rudern: wie lustig die Zeiten erst sein werden, wenn die Olympischen Spiele in Sochi in den öffentlichen Fokus rücken. Schließlich beginnen sie im kommenden Februar und was der KPCh/Tibetern recht war, wird vermutlich in Rußland + den Homosexuellen billig sein.
Danke für die v. u. g. Argumente.
Mir verschlägt das erst einmal den Atem. Ich glaube, ich habe eine Sauerstoffsperre im Hirn!
Mal sehen, ob er sich meldet...
Mein Brief an Wladimir
Surrender!
Ich rate zu: weniger oberflächlich und mehr nachdenken.
Nicht zuletzt über den Fakt, daß sexuelle Orientierungen keiner freien Wahl unterliegen. Es sei denn, Sie hielten auch Ihre Augenfarbe für Ihre freie Wahl.
Sie können auch davon ausgehen, daß ich die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte weder für einen wie auch immer konstruiertenBegriff halte noch sie als Stilmittel verwende, sondern sie für die zivilisatorische Errungenschaft halte, an der sich geschriebene und ungeschriebene Gesetze und der daraus resultierende Umgang mit Menschen messen lassen müssen. Daß Menschenrechte in allen Ländern der Erde mehr oder minder mißachtet werden, ändert daran rein gar nichts.
Der Begriff ´nicht traditionelle Sexualität´ klingt auf Deutsch zwar absurd, ist aber wohl auch deswegen gewählt worden, um die Pädophilie in diesem Gesetz mit einzuschließen, wogegen gar nichts einzuwenden ist. Die DUMA-Entscheidung ist dennoch völlig daneben, das Problem allerdings liegt viel tiefer an der Basis.
Die Homophobie in der russischen Gesellschaft ist sehr stark ausgeprägt _ Sie verweisen auf den Link, weswegen ich eine Liberalisierung der Homosexualität von oben als schwierig einschätze. Mit Sicherheit spielt die Gläubigkeit der Orthodoxen & Moslems dabei eine starke Rolle, darüber hinaus das Stadt-/Landgefälle. Das Provinzgeflüster hierzulande oder z.B. eine Erika Steinbach ist da auch nicht so weit von entfernt.
So wie hier & anderen Ländern in der jüngeren Vergangenheit geschehen, kann ein Umdenken, Toleranz & Akzeptanz nur aus der Gesellschaft heraus funktionieren. Dafür ist die Solidarität der Heterosexuellen (bzw. traditionell Sexualisierten ;-)) zu den Homosexuellen unumgänglich, insbesondere durch Personen des öffentlichen Lebens, die durch die Thematisierung der Gleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Paare breitere Gesellschaftsschichten erreichen können. Das erfordert Bewusstsein, Mut, viel Geduld & Zeit. Was Rechte & einigermaßen Akzeptanz von Homosexuellen in Deutschland angeht, so ist ja bei uns der momentane Stand auch nicht so lange her. Gleichberechtigt sind sie noch immer nicht, Händchenhalten oder gar Küssen kann in manchen Gegenden gefährlich sein.
In anderen ehemaligen GUS-Staaten sieht es leider auch nicht viel besser aus. Letztes Jahr auf dem Filmfestival in Odessa ergab sich folgendes Ereignis: Auf der Pressekonferenz zu dem Film Parada wurde der Regisseur & die Filmcrew wüst von einer aufgebrachten Journalistin, die den Film offensichtlich als Propaganda empfand, beschimpft, begleitet mit den Worten: Solche wie Euch sollte man erschießen.
Regisseur Dragojevic & die Hauptdarsteller sind Heten...
Magda,
Sie wissen mit Sicherheit, das ´mir´ in 1. Linie Frieden bedeutet _ also ´Beherrsche den Frieden´... ;-)
Och Mensch, Mir und Mir - Ja, aber bei Putin da war das doch besser. Ansonsten: "Mir Mira" (Haut das so hin????) Haben wir ja mal in der Schule gelernt, es doch so sinnreich ist, dass in dieser Sprache "Welt" und "Frieden" das gleiche Wort haben.
In diesem Sinne vsjevo choroschevo (schlecht transkribiert)
...es doch so sinnreich ist, dass in dieser Sprache "Welt" und "Frieden" das gleiche Wort haben.
Wie wahr! Wäre schön, wenn auf diesem Wort Taten folgen würden...
vsjevo choroschevo? Mein Schulrussisch liegt ganz nebulös irgendwo weit hinten im Gedächtnisspeicher...
Den Wikipedia-Artikel hatte ich primär für einen Überblick über die verschiedenen vorangegangenen, tw. lokalen Gesetzesinitiativen/-gebungen und wegen der Haltungen staatlicher Repräsentanten verlinkt.
Die Ressentiments der Zivilbevölkerung sind das eine (und Sie haben vollkommen recht - dagegen braucht es die Heten + Bewusstsein, Mut, viel Geduld & Zeit) das andere sind Gesetze und staatliche + religiöse 'Vorbilder', die Ressentiments bestätigen und legitimieren.
(nur der guten Ordnung halber: Pädophilie =/= Pädokriminalität)
Das bedeutet "alles Gute". :-))
das andere sind Gesetze und staatliche + religiöse 'Vorbilder', die Ressentiments bestätigen und legitimieren.
Das stimmt, es ist einfach unglaublich dumm. Wobei ich mich auch frage: wozu das Ganze & wie weit wird es ausgelegt? Welche Fälle gab es, in denen Minderjährige ´verleitet´ wurden? Zählt eine Gay-Parade auch dazu? Werden Filme mit LGBT-Inhalt in den Kinos verboten? Usw.& so fort...
Danke, ebenso ;-)
Hach, jetzt fehlt eigentlich nur noch etwas passendes von Motown. Wo ist eigentlich Knüppel, wenn man ihn braucht?
Gay Prides zählen mit allergrößter Sicherheit dazu, ebenso jede wertneutrale Berichterstattung in den Medien (vermutlich auch die über Gewalt gegen Homosexuelle - schließlich haben die sich das ja selbst zuzuschreiben, warum haben sie auch eine 'nicht-traditionelle Sexualität'), jede nichtverdammende Kunstäußerung, jedes nichtnegative Sprechen über Homosexualität, jede Geste, jede Berührung in der Öffentlichkeit wurde zur Strafwürdigkeit erhoben.
Es wird sicher nicht alles + jedes angezeigt + bestraft, wohl aber ein wirksames Klima der Angst erzeugt. Medien drohen drakonische Strafen, die kleine Zeitungen, Blogs und Radiosender die Existenz kosten würden. Das ist schon eine ziemlich umfassende Maulstopfung, besonders im Verbund mit dem Verbot der Beleidigung der Kirche. Es wäre garantiert beleidigend, darüber zu berichten, daß die Popen Homosexuellenhaß von den Kanzeln predigen und auf der Straße in trauter Eintracht mit Rechtsextremisten zu Gewalt aufrufen, wie in der Vergangenheit zu den Gay-Pride-Versuchen zunehmend üblich.
Homosexuelle NGOs gegen HIV/Aids werden nicht mehr arbeiten können, Lehrer in der Schule nicht über die Notwendigkeit von Kondomen aufklären dürfen, da beide akzeptierend mit der n-t-S umgehen würden. Und das, nachdem die Regierung letztes Jahr die Mittel zur HIV-Prävention von 600 Millionen Rubel (20 Millionen Dollar) auf 200 Millionen Rubel (6,4 Millionen Dollar) gekürzt hat, Rußland mindestens 700.000 (schlecht versorgte) HIV-Infizierte und eine zeitweise höhere Neuinfizierungsrate als Subsahara-Afrika hat.
Ich glaube im Leben nicht, daß je auch nur ein einziger Minderjähriger zu Homosexualität 'verleitet' wurde (sexualisierte Gewalt ist eine ganz andere Baustelle), sondern halte das für den zu solchen Gelegenheiten immer + überall gern bemühten Kinderschutz + für das älteste und mieseste Ressentiment gegen Homosexuelle überhaupt.
Das 'wozu' erkläre ich mir mit dem üblichen Teile und herrsche! Nimm die am wenigsten beliebte Minderheit und wirf sie zum Fraß vor.
Ach Mensch Magda, tut mir leid - ich habe völlig vergessen, mich für den Superartikel zu bedanken, Grüße!
Hallo DVW,
nun, ich neige nicht dazu, der russischen Regierung & Justiz stets das Allerübelste zu unterstellen & bin mir auch einer gewissen Propaganda hierzulande bewusst.
Mich würde der genaue Gesetzestext interessieren, aber eben diese Informationen sind in unseren Medien entweder schwerlich oder gar nicht zu finden. Sich allein auf Aussagen von Kostjutschenko zu beziehen bzw. zu vertrauen, ist mir zu wage.
Ob grundsätzlich Kritik an den Popen & der Kirche verboten wird, kann ich mir nicht vorstellen. Es kommt sicherlich auf das ´Wie´ an.
Wieso glauben Sie, dass zukünftig in den Schulen keine Aufklärung über Kondome stattfinden wird? Werden die in RU nur von Schwulen benutzt?
Nun, zur Unterstellung des stets Allerübelsten bei der russischen Regierung und Justiz neige ich auch nicht + bin mir ebenfalls der oft einseitigen Berichterstattung hier bewußt. Der gesamte Gesetzestext würde mich wie Sie interessieren. Sollten Sie fündig werden, stellen Sie ihn gern (übersetzt, ich kann leider kein Russisch) hier ein. Im Text über Jelena Kostjutschenko sind die ausführlichsten Zitate daraus, die ich überhaupt finden konnte. Vermutlich ist der Gesetzes-Text ganz bewußt vage gehalten - Propaganda, Beleidigung, Sitte, Moral sind alles keine festen Größen.
Zur Vorgeschichte des Gesetzes interessieren Sie vielleicht noch einzwei Artikel von Ria Novosti und - mit dem entsprechenden Korn Salz - auch einer bei SPON, daraus: In St. Petersburg wischt der Abgeordnete Witalij Milonow von der Putin-Partei solche Kritik beiseite. Als Speerspitze der Initiative wirft er etwa der deutschen Band Rammstein "Schwulenpropaganda" vor. Und er warnt schon einmal vorsorglich Popstar Madonna mit Blick auf ihr im Sommer geplantes Konzert vor Gesetzesbruch. Auch Filme, Musikvideos, Bücher und Zeitschriften mit homosexuellen Inhalten sowie die Regenbogenfahne als Symbol der Schwulenbewegung gelten als verboten.
Um zu begreifen, wo die Reise so hingehen kann.
Ich bezweifele, daß Schulen in Rußland nur von Schwulen benutzt werden, ebenso, daß Lehrer ihre Schüler über HIV-Infektions-Risiken durch Sexualpraktiken abseits des Blümchensex aufklären dürfen, da das wohl ein akzeptierender Umgang mit 'nicht-trasitioneller-Sexualität wäre. Ich bezweifele aber, daß nur Homosexuelle z.B. Analverkehr schätzen.
Hoffentlich habe ich jetzt keinen Ihrer Zweifel an meiner Gesinnung vernachlässigt...;-)...
Keine Frage, es gibt schon haufenweise Verwirrte unter den Politikern, warum soll das in Russland anders sein als hier. Ach ja _ Rammstein, meine Güte was denen hierzulande auch alles vorgeworfen & unterstellt wurde, schlicht & ergreifend weil der manch ein Geist die Kapazität zum Verständnis nicht hat.
Ich bezweifele, daß Schulen in Rußland nur von Schwulen benutzt werden, ebenso, daß Lehrer ihre Schüler über HIV-Infektions-Risiken durch Sexualpraktiken abseits des Blümchensex aufklären dürfen, da das wohl ein akzeptierender Umgang mit 'nicht-trasitioneller-Sexualität wäre.
Mit ´Schulen´ sind sicherlich Kondome gemeint…;-) Davon abgesehen, schützen Kondome auch vor ungewollter Schwanger- bzw. Vaterschaft, so dass ich einen Zusammenhang zwischen Aufklärung & dem Gesetzesentwurf nicht erkennen kann. Aber mal eine grundsätzliche Frage: Wird denn überhaupt in den Schulen aufgeklärt? Ich weiß es nicht & würde mich nicht sehr wundern wenn nicht.
Hoffentlich habe ich jetzt keinen Ihrer Zweifel an meiner Gesinnung vernachlässigt...;-)...
Den Satz verstehe ich nicht. Welche Zweifel & welche Gesinnung meinen Sie?
Den Satz verstehe ich nicht. Welche Zweifel & welche Gesinnung meinen Sie?
Sie kommen öfter mal so rüber als hätten Sie bei mir ganz generell welche...;-)...
Aber mal eine grundsätzliche Frage: Wird denn überhaupt in den Schulen aufgeklärt? Ich weiß es nicht & würde mich nicht sehr wundern wenn nicht.
Ich hatte Aufklärung in der Schule viel zu selbstverständlich angenommen, scusi - scheint weder doll noch medial von Interesse zu sein, ein Artikel von 2002.
Mit ´Schulen´ sind sicherlich Kondome gemeint…;-)
Genau.
Sie kommen öfter mal so rüber als hätten Sie bei mir ganz generell welche...;-)...
Tut mir leid, wenn ich so rüberkomme, aber ich unterstelle Ihnen generell nichts! Wenn ich mit Äußerungen nicht einverstanden bin bzw. diese hinterfrage, spreche ich dies direkt an. Es gibt eine sehr treffende chinesische Weisheit:
Jedes Ding hat drei Seiten: Eine, die Du siehst _ Eine, die ich sehe _ & Eine, die wir beide nicht sehen.
Ich hatte Aufklärung in der Schule viel zu selbstverständlich angenommen…
Bitte nun nicht als Vorwurf auffassen: Wir neigen schnell dazu, Zustände in anderen Ländern durch unsere Brille zu betrachten & zu bewerten. Das haut so nicht hin, weil jede Gesellschaft durch ihre Vergangenheit bzw. Geschichte & Kultur anders geprägt ist. Fast überall auf der Welt ist Sexualität ein sensibles Thema _ fast alle machen es, aber man redet öffentlich & oft privat nicht darüber. In einigen europäischen Ländern hat die sexuelle Revolution dieses Tabu aufgeweicht, dadurch wurden mehrere Züge in Bewegung gesetzt. Viele Richtungen sind richtig & wichtig, manche fragwürdig & geschäftstüchtig. Von einem offenen, im Sinne von ehrlichen, Umgang mit Sexualität ist ein großer Teil der Bevölkerung MM nach dennoch relativ weit entfernt.
In Ländern wie Russland, mit unterschiedlichen Ethnien, Religionen & Kulturen, ist es viel schwieriger, eine derartige Bewegung in Gang zu bringen. Ich habe keine Ahnung, erst recht kein Patentrezept zu effektiven Maßnahmen & Anstößen. Allerdings habe ich oft den Eindruck, dass einige westliche Politiker & Organisationen meinen, diese Kenntnis zu beherrschen. Wenn der nicht Folge geleistet wird, erfolgen prompt Mahnungen, Entrüstungen etc., immer mit dem erhobenen Zeigefinger. Ich finde diese Vorgehensweise arrogant, ignorant & konterproduktiv, ja auch verlogen: Nicht selten wird die LGBT-Bewegung in RU für politische Zwecke des Westens benutzt. Das kommt bei der ohnehin unter Homophobie leidenden Bevölkerung nicht gut an & verschärft MM nach die Ressentiments.
Von daher würde ich den LGBT-Engagierten wärmstens empfehlen, ihren eigenen Weg zu gehen & die Maßnahmen auszutarieren, die in ihrem Land am wirksamsten umgesetzt werden können.
Liebe Dame von Welt,
der Fall Lenzen ist in erster Linie kein Fall mit Roms. Zu recht heißt es in dem ATD-Text:
„40 Jahre lang war Majella Lenzen im Kloster. Als Schwester Maria Lauda war sie 33 Jahre lang Missionsschwester in Afrika. Als Koordinatorin für die Aidsarbeit in Tansania half sie, Kondome in ein Rotlichtviertel zu bringen. Das wurde ihr zum Verhängnis: Ihr Orden teilte ihr mit, er hätte keine weitere Verwendung mehr für sie. Mit Mitte 50 musste sie nochmal ein neues Leben in Zivil beginnen.“
Lenzen, betont das auch immer wieder in Interviews.
Der Orden hätte sich ganz anders aufstellen könnenbzw. hinter sie stellen können. Den Mumm hatten/ haben die in einer total machistische Welt nicht. Hinzu kamen die Konflikte mit dem Ortsbischof. In Afrika sind die im Schnitt nicht einfach „nur konservativ“, sondern untermauern ganz krude die Macht der Männer, der Familien über die Mädchen/Frauen.
Dass es in Orden ganz anders abgehen kann, zeigt der Fall Lea Ackermann. Ich habe dazu schon viele Links gesetzt, mache das hier nicht mehr.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lea_Ackermann
Zur Russischen Staatskirche: Bereits 1998 hat der Oberrabbiner von Moskau einen internationalen Appell verfasst gegen den Antisemitismus in Russland. Dieser Antisemitismus ist tief in der russisch-orthodoxen Kirche verankert, die militante Homophobie ebenso.
LG am
Allerdings habe ich oft den Eindruck, dass einige westliche Politiker & Organisationen meinen, diese Kenntnis zu beherrschen. Wenn der nicht Folge geleistet wird, erfolgen prompt Mahnungen, Entrüstungen etc., immer mit dem erhobenen Zeigefinger. Ich finde diese Vorgehensweise arrogant, ignorant & konterproduktiv, ja auch verlogen: Nicht selten wird die LGBT-Bewegung in RU für politische Zwecke des Westens benutzt.
Darunter kann ich mir jetzt alles mögliche und gar nichts vorstellen. Hätten Sie einzwei Beispiele, was + wen Sie damit konkret meinen?
Was Rußland und Aufklärung in der Schule angeht, hatte ich gehofft (vielmehr: bin vorschnell davon ausgegangen), daß religiöse/kulturelle Sensibilitäten mit schulischer Sexualerziehung hinter der HIV-Prävention zurück stehen müssen, wie es in x Ländern in Subsahara-Afrika + Asien erfolgreich der Fall ist.
Immer vorausgesetzt, es besteht ein staatliches Interesse an weniger Neuinfektionen und der Enttabuisierung von Krankheit + Kranken, was mir für Rußland auch angesichts der schlechten medizinischen Versorgung der Aids-Kranken und der enorm zusammengekürzten staatlichen Mittel zur HIV-Prävention nicht der Fall zu sein scheint.
HIV-Infektion betrifft nicht nur die LGBT, sondern auch die zunehmend vielen Junkies längs der Schmuggelrouten aus Afghanistan, Prostituierte + Häftlinge, damit drei weitere Gruppen, die gesellschaftlich wenig beliebt sind, worum sich der Virus aber nun mal nicht kümmert. Von den laut UNAIDS 1,2 Millionen Infizierten in Rußland (davon registriert rund 600.000) konnten 2011 gerade mal 100.000 Menschen mit antiviralen Präparaten behandelt werden. Die medizinische Versorgung ist damit deutlich schlechter als in Afrika. Dazu die Deutsche Aidshilfe und einzwei Artikel aus der Welt.
Vielen Dank, besonders für den link zu dem dradio-Feature!
Nebenbei gefragt: wissen Sie, was innerhalb der Organisation des Transgenialen CSD los ist? Da scheint's ziemlich im Gebälk zu knirschen, man beschäftigte sich mit N-Wort-Diskussionen (ich kann's langsam nicht mehr hören). Termin für den diesjährigen ist jedenfalls der kommende Samstag, 22.6., um 14h geht's los ab Platz der Luftbrücke, die Abschlußkundgebung ist ab 18h auf dem Marianenplatz.
Liebe Anne Mohnen,
Orden + Ortsbischof haben sich aber nicht anders aufgestellt und die Härten des Neubeginns im zivilen Lebens ohne vorherige Sozialversicherung etc.pp. betreffen alle Ordensleute und Priester, für die es keine Verwendung mehr gibt. Das halte ich dann schon für einen Fall von + mit Rom. Mich hat der Umgang mit Majella Lenzen (ich habe erst kürzlich zum ersten Mal über sie gelesen) auch deswegen erschreckt, weil ich eine ganze Reihe katholischer Ordensleute in Ostafrika kennen gelernt habe, die Kondome verteilen, wo es nötig ist. Dort lernte ich katholisches Engagement sehr schätzen - gemessen an der immer mehr und aggressiver werdenden (meistens us-amerikanischen) evangelikalen Mission empfand ich das durch die Bank als einen Hort von Augenmaß, Mitmenschlichkeit und Pragmatismus.
Grüße zurück...;-)...
Ich war (vor vielleicht zwei Wochen oder so, im Zusammenhang mit pro-dingens + dem Kölner CSD) ein bißchen iriitiert, weil im Blog des tCSD nicht mal eine Ankündigung für die Demo zu finden war. Und war es vorhin erneut, weil mir die N-Wort-Diskussion reichlich viel Raum eingenommen zu haben scheint, deswegen meine Frage + danke für Ihre Einschätzung.
Kasha Jacqueline Nabagesera (die im dradio-Feature erwähnte LGBT-Aktivistin in Uganda) wird btw beim Berliner Normal-CSD mit dem Zivilcouragepreis ausgezeichnet.
Angenehmes Hamburg (trotzdem) wünscht die dame...;-)...
Liebe Dame,
der Fall Marielle Lenzen ist furchtbar, ein Verrat insbesondere vonder Seite ihres Ordens.
Was die Sozialversicherung anbelangt, finde ich das auch skandalös. Hier finde ich, ist der Staat gefordert. Immerhin hat Frau Lenzen nicht nur h jahrzehntelang hart gearbeitet, sondern muss nun hinnehmen, dass der Staat sie mit einer Sozialhilfe abspeisen muss. Auch wennsie jetzt durch Vorträge oder Bücher über die Runden kommt, geht das gar nicht. Lenzen istkein Einzelfall.
Was die Kondomverteilung anbelangt, denke ich, war das der Aufhänger. Lenzen war der Ordensleitung zu progressiv und dem Bischof ein Dorn im Auge. Letzterer ist dann schon ein Problem Roms, wie Rom ja überhaupt dafür sorgt, dass in Afrika besonders konservative Männer Bischöfe werden. Da haben sie schon recht.
Sommerliche Grüße, Ihre am
Hier finde ich, ist der Staat gefordert.
Ganz genau. Ich finde, der Staat sollte dringend dafür sorgen, daß die RKK entweder alle ihre Mitarbeiter (und zwar entsprechend den in der freien Wirtschaft üblichen Entgelten für ihre jeweilige Arbeit) zu versichern hat, mindestens aber für ausscheidende Priester + Ordensleute einen Topf anzulegen hat, aus dem soundsoviel Jahre nicht bezahlte Sozialversicherungen nachgezahlt + ihnen auch gefälligst Arbeitszeugnisse + Auflösungsverträge zur Verfügung gestellt werden, mit denen sie Leistungen weit oberhalb von H4 beantragen können und auf dem Arbeitsmarkt eine Chance haben.
Solche Autokraten wie den Ortsbischof gibt's auch nicht nur in der RKK. Ein evangelisches Exemplar in Tanzania war mit ein Grund, warum ich vor xx Jahren aus der Kirche ausgetreten bin - dessen Hunde fraßen von Silber, während das Dorf, in dem Freunde von mir zu tun hatten, sowas von unterversorgt war. Interessierte die EKD null, obwohl sie die ganze Partnergemeindengeschichte bewarb, organisierte + als Erfolg für sich feierte. Von angewandtem Nepotismus und Kleptokraten-Unterstützung auf den staatlichen Ebenen der Entwicklungsarbeit ganz zu schweigen, woran sich in der Ära Niebel ganz sicher nichts zum Positiven geändert hat.
wie Rom ja überhaupt dafür sorgt, dass in Afrika besonders konservative Männer Bischöfe werden.
Unter diesem Aspekt kann man auch die Ex-Ex-Kommunikation der Pius-Brüder sehen. Das war eine Botschaft an arme Länder: Ihr wollt Fundamentalismus? Können wir auch!
Eine BBC World Debate: Is Homosexuality un-African? (der 1. von 4 Teilen, ich fand's sehr sehenswert)
http://www.youtube.com/embed/zhRe6Jy_Nsw?rel=0
Natürlich wird sich in der deutschen Presse kein Artikel finden, der eine Verbindung zwischen NGOs bzw. Ausland & der russischen LGBT-Bewegung aufzeigt. Desgleichen gilt für nähere Informationen bez. Programm & Aktionen der Gruppen. Offensichtlich gibt es Netzwerke zu regierungskritischen Gruppen, so auch gemeinsame Demos, vor allem gegen Putin.
´Insgesamt kam auch mehrmals zur Sprache, dass die Oppositionellen sich zusammentun müssten, um erst einmal gegen das Regime von Putin anzugehen, da jegliche Menschenrechte sonst nicht durchsetzbar wären.´ So das Fazit einer kürzlich veranstalteten Podiumsdiskussion in St. Petersburg.
Nun, solche Aussagen erzeugen bei mir Skepsis. Natürlich hat jeder das Recht gegen seine Regierung zu protestieren, aber es wird hier sehr viel vermengt & gefordert. Der Ton macht auch die Musik, das ist dort nicht anders als hier. Die Einforderung von Rechten, Werben für Toleranz & Akzeptanz bedingen ein gewisses Maß an Diplomatie. Ich denke, die aktuelle Gesetzeslage für Homosexuelle in Deutschland hätte heute nicht den Stand, wenn mit der Durchsetzung auch ein Regierungswechsel in Verbindung gebracht worden wäre.
Interessant fand ich auch diesen Artikel von Moritz Gathmann.
Was Rußland und Aufklärung in der Schule angeht, hatte ich gehofft (vielmehr: bin vorschnell davon ausgegangen), daß religiöse/kulturelle Sensibilitäten mit schulischer Sexualerziehung hinter der HIV-Prävention zurück stehen müssen
Sorry, ich halte nichts davon, zu erwarten, dass die Verantwortung der Eltern von den Schulen abgenommen werden muss.
Immer vorausgesetzt, es besteht ein staatliches Interesse an weniger Neuinfektionen und der Enttabuisierung von Krankheit + Kranken, was mir für Rußland auch angesichts der schlechten medizinischen Versorgung der Aids-Kranken und der enorm zusammengekürzten staatlichen Mittel zur HIV-Prävention nicht der Fall zu sein scheint.
Sicherlich spielt eine gewisse Gleichgültigkeit dabei eine Rolle, nicht ganz zu vernachlässigen sind allerdings auch die finanziellen Möglichkeiten. Sie haben Recht, Aids ist in Russland ein Riesenproblem geworden, dringender Handlungsbedarf ist notwendig. In diesem Zusammenhang ist es natürlich noch unverständlicher weswegen in der DUMA Propaganda-Gesetze diskutiert werden…
Ach, der Moritz Gathmann... Kennen Sie seinen Artikel über das Urteil gegen Pussy Riot aus der FAZ?
Man nehme:
RAF- + 60er-Jahre-BRD-Vergleich zu gleichen Teilen, etwas eigenwilliges Verständnis von Punk, eine Prise Victim Blaming, einen guten Schuß ist-ja-nicht-so-schlimm, schüttele gründlich und raus kommt dann sowas.
Ich halte jede Menge davon, daß Sexualerziehung in Schulen stattfindet + zwar unabhängig davon, was Eltern darüber denken.
Ich bin kein PR-Fan....auch nicht von FEMEN.....
Es würde mich interessieren, ob es dieses irre Geklatsche auch gegeben hätte, wenn so ein Auftritt in einer Moschee z.B. in Kairo oder in Raid stattgefundenhätte....
Ich halte jede Menge davon, daß Sexualerziehung in Schulen stattfindet + zwar unabhängig davon, was Eltern darüber denken.
Das halte ich auch für wichtig & habe es nicht bestritten. Dennoch müssen sich Eltern ihrer Verantwortung bewußt werden, vor allem wenn die Gesundheit im Spiel ist.
Man muß nun wirklich kein Femen- + Pussy-Riot-Fan sein, um den Umgang mit den Frauen, na ich sachma: bemerkenswert zu finden. ed2m hat über Amina Tyler/Tunesien 2 Blogs geschrieben, u.a. darüber, auf welche Weise sich Eltern ihrer Verantwortung bewußt sind, hier der vorangegangene Blog.
Eltern sitzen nicht auf den Bettkanten ihrer erwachsen werdenden Kinder, sind m.M.n. spätestens dann am allerwenigsten dafür prädestiniert, daß die Brut auch auf sie hört und es ist eine Binse, daß es verklemmte, desinteressierte, streng religiöse, wasweißich was für Eltern gibt. Haben Sie die russische *Mutter dreier Kinder* in Kallewirschens Video gesehen? Da fragt man sich doch, warum sich nicht die Kiste aus schierem Nichtertragen dermaßen ausgeprägter Dummheit, Dreistigkeit und Borniertheit von selbst abschaltet.
Die finanziellen Möglichkeiten (Rußland, HIV-Prävention, Gesundheitswesen) sind kein Argument, weil Aids neben dem ganzen Leid auch die Volkswirtschaft enorm schädigt, wie man in etlichen afrikanischen Ländern bestens besichtigen kann.
Falls das äußerst zynische was-ist-teurer-Argument greift: Prävention + anständige medizinische Versorgung ist um sehr viele Preisklassen billiger als Gesellschaften mit wegsterbenden jungen bis mittelalten Bürgern, in denen die Großeltern für ihre Enkel sorgen müssen, weil die Generation dazwischen verreckt. Es ist eine Katastrophe, wenn erst dann Maßnahmen ergriffen werden, wenn massenhaft verreckt wird + Rußland ist auf ganz genau diesem Weg.
Aber immer gut, für diesen etwas späteren Zeitpunkt ein paar verhasste Gruppen am Start zu haben, denen man dann die Schuld am staatlichen Versagen rüberschieben kann. Auch dazu, ich möchte wetten, wurde das Anti-Propaganda-Gesetz erlassen. Anhand der (nun unterbundenen) Arbeit homosexueller NGOs analog zur Aidshilfe fällt besagtes staatliches Versagen auch so unschön auf.
Fast alles was Sie schreiben, steht nicht im Widerspruch zu meinen Gedanken. Allerdings:
Die zitierte Russin hat recht. Wir haben nur ein Leben. Da scheiß ich aber gepflegt darauf wie weit eine Gesellschaft ist.
Wenn Sie sowie einige Vertreter der LGBT-Bewegung meinen mit dem ´Kopf durch die Wand´ist ein erfolgsversprechender Weg, nur zu!
Schauen Sie sich doch einmal an, wie in USA & EU die homosexuellen Interessen vorangetrieben worden sind: Es war ein langer Weg mit kleinen Schritten & das Ziel ist immer noch nicht erreicht. Ich würde es auch begrüßen, wenn es schneller & selbstverständlicher voranginge. Wenn das nicht funktioniert, sollte man dann weiter auf Alles oder Nichts setzen, was meinen Sie?
Ein langer Weg mit kleinen Schritten + zunehmender Unterstützung der Hetenmehrheit, weil Homosexuelle mit dem ´Kopf durch die Wand´ sind und extrem geduldig daran erinnert haben, daß es nicht um die Herstellung von Homosexuellenprivilegien, sondern um hundsgewöhnliche Menschenrechte geht.
Wen genau meinen Sie mit einige Vertreter der LGBT-Bewegung? Das ist wieder etwas, worunter ich mir alles und nichts vorstellen kann.
Ich verspüre gerade keine Lust, hier PR & FEMEN zu vertiefen, habe in anderen Blogs genügend gechrieben, nur soviel: Ich finde die Aktionen schwachsinnig, genauso wie die Reaktionen, seien es die staatlichen als auch westlichen Klatschejubler.
Nun ganz allgemein:
Ich finde es in einer Diskussion immer anstrengend, wenn der Versuch einer differenzierten Betrachtung von der anderen Seite als Rechtfertigung der Mißstände aufgefasst wird. Konkret ausgedrückt: Sie kommen so rüber als unterstellten Sie mir, dass ich das Verhalten bzw. die Untätigkeit des russischen Staates billige. Dem ist nicht so! Ich mag nur dieses S/W-Raster nicht, sehe keine Effektivität darin, die Dinge stets nach der eigenen Sichtweise zu ergründen & verweise noch einmal auf das chinesische Sprichwort weiter oben.
....weil Homosexuelle mit dem ´Kopf durch die Wand´ sind...
Kompliment! _sehr geschickt aus dem Zusammenhang gerissen. Aber ich denke, Sie verstehen wie ich es meine.....
Wen genau meinen Sie mit einige Vertreter der LGBT-Bewegung? Das ist wieder etwas, worunter ich mir alles und nichts vorstellen kann.
Über die Vorgehensweise scheint es keine einheitliche Linie zu geben.
http://www.quarteera.de/news/lgbt-vertreterinderarbeitsgruppezumhomophobengesetz
Meine Güte, nun wird jedes Wort analysiert. Sie meinen in mir eine Fundi zu finden...wenn Sie dieses Feindbild brauchen, dann behalten Sie es, ist geschenkt.
Und das tue ich als Mensch. Ich glaube nicht daran, dass es etwas bringt um Menschenrechte zu bitten.
Sehr richtig! Behaupte ich das irgendwo?
Wenn zur Zeit immer mehr Menschen auf der Welt für ihre Menschenrechte auf die Straße gehen, dann tun sie dies durchaus nach dem Prinzip des Kopfes durch die Wand
Wie die Dame oft bemerkt: Dabei kann ich mir alles oder nichts vorstellen. Wäre es möglich etwas konkreter zu werden?
Wenn Homosexuelle dasselbe tun, dann ist die Gesellschaft noch nicht soweit?
Die Gesellschaften sind zwar für viele Dinge noch nicht soweit, das bedeutet nicht nichts zu tun. Aber versuchen Sie mal den Menschen in ultraorthodoxen & muslimischen Gegenden in RU die Homo-Ehe_selbstredend ein Menschenrecht_ zu vermitteln, ohne dass sich im Vorfeld überhaupt ein Bewußtsein & Verständnis etabliert hat. Das meine ich mit dem ´Kopf durch die Wand´! Völlig in Ordnung wenn Sie andere Konzepte als die der kleinen Schritte zur Durchsetzung von Menschenrechten befürworten. Wenn sie erfolgsversprechend wären, bin ich sofort dabei! Doch ich befürchte, dass sie es nicht sind & denke, dass eine step by step & zielorientierte Herangehensweise fruchtbarer ist.
Liebe MyMind, ich schätze Ihren Blick sehr, Schwierigkeiten* machen mir Ihre Appelle zu Zurückhaltung + Mäßigung, Ihre Bemerkungen zu Kopf-durch-die-Wand - damit eine durch Propaganda von Kirche und Staat verstrahlte Mehrheit sich bloß nicht an den in Osteuropa + Rußland äußerst züchtigen Ausdrucksformen des Protests von Homosexuellen und den weniger zurückhaltenden von Feministinnen wie Femen + Pussy Riot stört.
Wie Ihre oder meine Meinung zu letzteren aussieht, spielt m.M.n. null Rolle (außerdem sind wir darüber sowieso halbwegs einer Meinung). Was für mich aber eine große Rolle spielt, ist, daß sie eine Art Lackmuspapier sind, wie es in Staat x mit Menschenrechten + Rechtsstaatlichkeit bestellt ist.
Stefan Niggemeier schrieb mal eine m.M.n. sehr treffende Antwort auf einen Artikel in der Weltwoche von Philipp Gut, der einen 'Kult um die Schwulen' ausgemacht haben wollte: Die Schwulen sollen wieder verschwinden
Über die Vorgehensweise scheint es keine einheitliche Linie zu geben.
Naja, Überraschung. Homosexuelle sind nun mal keine religiöse, ideologische oder politische Interessenvertretung, sondern ein Spiegel der Gesellschaft. Gesellschaften haben nur selten eine einheitliche Linie, insofern finde ich das auch bei russischen Homosexuellen nicht wirklich überraschend.
Die step-by-step-Herangehensweise ergibt sich allein schon dadurch, daß offen lebende Homosexuelle das in der Regel nicht auf dem Land, sondern in größeren Städten tun. Das ist in Deutschland so und wird in Rußland nicht viel anders sein. In größeren Städten gibt's dann u.U. Gay Prides, Clubs, NGOs, Infrastrukturen aller Art, Kopf durch die Wand nebst medialer Beachtung - deren Existenz + Zielrichtung sich step by step auch in die Provinz rumsprechen. Es sei denn, das wird per Gesetz verboten wie in Rußland.
Edit zum letzten Kommentar, es fehlt der Stern vor Stefan Niggemeier.
...Schwierigkeiten* machen mir Ihre Appelle zu Zurückhaltung + Mäßigung...
Ich appelliere nicht unbedingt dazu! Vielmehr meine ich, dass es geschickter ist, den höchst zu erzielende Nenner auszutarieren, immer weiter & weiter.
Kopf durch die Wand ist z.B. auch die Forderung nach einem Regierungswechsel, der Fokus auf Putin. Diese Vermengen zwischen Durchsetzung von Menschenrechten & offene Ablehnung einer gewählten Regierung, die gleichzeitig Gesprächspartner darstellt, ist MM nach nicht hilfreich. Darüber hinaus: wie sieht die Alternative aus? Soviel ich weiß haben auch sehr viele Oppositionsangehörige in der DUMA für dieses Gesetz gestimmt.
Über P. Gut mag ich nichts sagen, er/es spricht für sich ;-(
Naja, Überraschung. Homosexuelle sind nun mal keine religiöse, ideologische oder politische Interessenvertretung, sondern ein Spiegel der Gesellschaft.
Ach nee, ist ja interessant ;-)! Erst fragen Sie mich, wen ich mit ´einige Vertreter der LGBT-Bewegung´ meine, um nach meinem Hinweis mir zu erklären, dass keine einheitlich Linie normal ist. was soll ich davon halten ;-)?
In größeren Städten gibt's dann u.U. Gay Prides, Clubs, NGOs, Infrastrukturen aller Art, Kopf durch die Wand nebst medialer Beachtung - deren Existenz + Zielrichtung sich step by step auch in die Provinz rumsprechen. Es sei denn, das wird per Gesetz verboten wie in Rußland.
Nochmal: Die Propaganda gegenüber Kindern wurde verboten! Wie weit zukünftig diese verstanden wird, bei allen Befürchtungen & möglichen Szenarien, bleibt heute dennoch Spekulation. Wachsamkeit statt Hysterie (das wird Ihnen auch nicht gefallen)...
Ich fühle mich nicht dazu berufen, russischen Homosexuellen Ratschläge zu erteilen. Niggemeier/Gut habe ich verlinkt, um zu verdeutlichen, daß es das Absprechen von Menschenrechten nicht nur in Rußland, sondern auch in Europa gibt + ich Schwierigkeiten mit jeder Maßhalte-Meinung dazu habe. Wachsamkeit statt Hysterie gefällt mir in der Tat nicht, ich halte es nicht für Hysterie, wenn Homosexuelle die Wachsamkeit gegenüber der heterosexuellen Mehrheit und ihren arroganten bis gewalttätigen Meinungsäußerungen zu z.B. einem einfachen Kuß auf der Straße zum Kotzen leid sind. Engagement für Menschenrechte für alle Menschen ist nicht neu und dauert länger als das Leben einzelner Menschen :ll
Kallewirsch, ich respektiere Ihren Ansatz & weise lediglich darauf auf mögliche/unmögliche Forderungen hin. Die kleinen Schritte können manchmal auch groß sein, das ist auch immer eine Frage des Zeitgeistes & der Aufgeschlossenheit einer Regierung. Zu hinterfragen ist allerdings z.B. die Forderung nach einem Regierungswechsel, zumindest in diesem Kontext, die Homo-Ehe & Adoption von Kindern. All das stand in Europa als auch in USA nicht im Zusammenhang mit der Bewegung. Letztere wurde erst später aktuell, das mag auch daran liegen, dass in den 70-ern die Ehe & Familie oft (also auch bei vielen Heten) nicht im Vordergrund stand, eben weil davor grundsätzlichere Rechte eingefordert wurden.
Bez. Vergleich mit den Bürger- bzw. Volksbewegungen lasse ich es darauf beruhen. Ich bin noch nicht ganz gesund & muss mich jetzt erstmal ein wenig ausruhen.
Welch seltene Übereinkunft über die Sicht der Dinge.
Aber Ausnahmezustand ist das nicht.
In der Adenauer-Republik gab es HIV/Aids noch nicht, beides ist auf dem besten Weg, in Rußland einen Ausnahmezustand herzustellen. Wenn das Gesetz u.a. so wirkt, wie ich befürchte, das es wirken wird, ist nicht nur weiter an der HIV-Prävention gesägt (da der akzeptierende Umgang homosexueller NGOs mit z.B. Analverkehr + der dringenden Empfehlung von Schutz mit Kondom garantiert unter 'Propaganda nicht-traditioneller Sexualität' fiele), sondern es sind auch gleich die Schuldigen für das kommende massenhafte Sterben an Aids ausgemacht.
Der Vergleich mit der Adenauer-Republik hinkt auch deswegen, da wenigstens mir aus den 50er Jahren in Deutschland keine vom Staat geduldeten + polizeilich unterstützten, von der Kirche herbei gepredigten, von Rechtsextremen bejubelten Gewalttätigkeiten gegen die in den 50ern ebenfalls noch nicht stattfindenden Gay-Prides gab.
Mir fehlt dazu Ihr Wohlwollen, es kommen dabei Menschen zu Schaden und zu Tode. Der russische Umgang mit HIV + Gay Prides sind dafür nur zwei Beispiele.
Ebenso wie Homosexuelle sind auch Kinder überall, weswegen die keine-Propaganda-unter-18-Nummer einem Verbot jeder nicht-negativen Äußerung über Homosexualität im gesamten öffentlichen Raum gleichkommt. Den Kinderschutz halte ich für vorgeschoben und für eine Legitimierung der zwei miesesten Vorurteile über Homosexuelle, nämlich Proselytenmacherei und Kinderficken.
Alles Gute für Ihre Gesundheit, schnelle Genesung...;-)...
Jepp, Bild und Unterschrift kamen von mir.
Und ja, was Regierungen so als normal verstehen – nicht nur in Russland – ist meist die ein oder andere Polemik wert. Spontan fiele mir da auch – und immer wieder – die deutsche Familienpolitik ein.
LG JJK
Nicht, daß Sie + ich versehentlich noch zu Harmonie + Eintracht kämen, aber ich kann Ihrer Darstellung des halbautoritären konservativen Rußlands schon auch etwas abgewinnen.
Ich bin bloß nicht so sicher wie Sie - angesichts des verbreiteten Umgangs mit abweichenden Meinungen und Minderheitenrechten - ob sich das Gesetz tatsächlich auf mir-doch-egal-was-Du-im-Schlafzimmer-treibst beschränken wird, weswegen es mir wichtig war, diverse Anwendungsmöglichkeiten durchzuspielen. Von Gottesstaat habe ich nirgendwo nix geschrieben noch gemeint.
Was mich aber interessieren würde: wie, glauben Sie (@alle), kommen solche Preisklassen von Homosexuellenhaß + -furcht in die Köpfe? In Afrika hängen dessen Extreme mit steifleinenen europäischen Vorstellungen + Gesetzen der Kolonialzeit zusammen, aufgefrischt durch die Einflußnahme wahabitischer + us-amerikanischer evangelikaler Mission auf afrikanische Gesellschaften bis hin zur Gesetzgebung wie in u.a. Uganda.
Ich kann mir auch recht mühelos vorstellen, daß sich der Erfolg der russisch-orthodoxen Kirche (incl. des von den Kanzeln gepredigten Hasses) mit dem Ideologie- + Moral-Vakuum nach Niedergang des Kommunismus erklären läßt.
Man hat wohl auch in Iran eine erklärliche Westallergie nach den zahlreichen Einmischungen in innere iranische Angelegenheiten von Operation Ajax bis Stuxnet und der prominenten Platzierung auf der Achse des Bösen. Weswegen es mich etwas überrascht, daß Sie in Iran politische Haßmotive unterstellen, in Rußland hingegen nicht. Auch in Iran leuchten goldene Kuppeln und die Rückbesinnung auf magisches Denken feiert fröhliche Urständ. (Disclaimer: nein, ich habe weniger als gar nichts übrig für ein Strafrecht wie in Iran, das Frauen den genau halben Wert eines Mannes zubilligt und u.a. Homosexuelle hinrichtet)
Zum russischen magischen Denken ein paar Beispiele: Der russische Außenminister Sergei Lawrow verkauft die jetzige Gesetzgebung als Fortschritt gegenüber dem Verbot zu Zeiten der Sowjetunion, ist aber der Auffassung, der Staat habe *die Diskriminierung der entgegengesetzten Richtung zu beschränken* und es nicht zuzulassen, dass eine kleine Gruppe das Recht erhält, *aggressiv eigene, den meisten Menschen fremde Werte voranzutreiben und sie Kindern aufzuzwängen*. Weronika Igorewna Skworzowa, die russische Ministerin für Gesundheit + Soziales, hält Homosexualität für eine Suchtkrankheit wie etwa bei Drogen, weswegen sie es für eine staatliche Aufgabe hält, Kinder vor den *pathologischen Repräsentanten des Homosexualismus zu schützen*. Der Autor des Petersburger Gesetzes, Witali Milonow, hält Homosexualität für eine *Prüfung Gottes und eine Krankheit, die ganz einfach mit Beten und Fasten geheilt werden kann*.
Es ist magisches Denken, Homosexualität für erzeug- und heilbar zu halten und von Homosexuellen anzunehmen, sie seien speziell auf Kinder aus.
Eine Übersetzung des Gesetzestexts habe ich immer noch nicht gefunden, aber einen weiteren Ausschnitt: Propaganda nichttraditioneller sexueller Beziehungen ist: Verbreitung von Informationen, um nicht-traditionelle sexuelle Bedürfnisse bei Kindern zu wecken, in dem solche Verhältnisse als attraktiv dargestellt werden, und dadurch für ein verzerrtes Verständnis von sozialer Gleichheit von traditionellen und nicht-traditionellen Beziehungen werbend, ebenso unerwünschte Werbung und Informationen welche das Interesse an solchen Beziehungen erwecken könnten.
Madonna + Lady Gaga wurden im letzten Jahr in St. Petersburg angeklagt (wo ein ähnliches Gesetz bereits gilt), mit Aufrufen zur Toleranz gegenüber Homosexuellen gegen das Propagandaverbot verstoßen zu haben, in Sachen Madonna wurde die Klage niedergeschlagen. Hier können Sie nachlesen, wer sonst noch so alles verhaftet + angeklagt wurde und wie teuer Verstöße gegen das Gesetz werden, das Auswärtige Amt hat seine Reise- und Sicherheitshinweise bereits ergänzt.
Meine Frage haben Sie nur zum Teil beantwortet, mir ging es darum, wie der Haß auf Homosexuelle überhaupt in Köpfe kommt - also auch, wie er das zu Zeiten der Romanows tat. Ich fürchte nämlich, der kleine König hat recht: via Religion, eng verstanden und mißbraucht. Das ist in Iran nicht sehr viel anders als in Rußland oder Uganda.
Ausserdem kostet so ein ... Gesetz im Vergleich zu echter Familienförderung so gut wie nichts
Sie meinen, quasi ein umgekehrter Hollande...;-)...?
Was mich überrascht hat: Medwedew sprach sich gegen das Propaganda-Verbot aus.
Danke für Ihren Beitrag, die Demografie kam in der Diskussion (auch angesichts des demnächst geplanten Gesetzes zum Verbot der Adoption russischer Waisen durch homosexuelle Paare, wo sie auch gern ins Feld geführt wird) zu kurz.
Das hätte ich jetzt nicht von Ihnen angenommen: daß Sie sich (Iran) von Wuschelbärten + vom religiösen Etikett auf der Machtpolitik beeindrucken lassen.
Schön finde ich auch Ihren Schluß, russische Homosexuelle + Volker Beck (btw: die Initiative zur Einhaltung der Europäischen Menschenrechtskonvention wurde von der großen Koalition abgelehnt) seien an der thematisierten Gesetzgebung in Rußland geradezu maßgeblich beteiligt. Beinahe noch schöner, daß Ihnen der russische Nationalismus so gar + überhaupt nicht als magisches Denken erscheint, sondern Sie explizit dazu raten. Besonders im Zusammenhang Ihres Bekenntnis zum Kulturalismus + Ihres Rußland-Iran-Vergleichs, letzterer bekanntlich eine Nation seit einigen Jahrtausenden mehr als Rußland (und das Land - von Thailand einmal abgesehen - mit den meisten Geschlechtsumwandlungen auf der Welt - nein, kein San Francisco, nirgends). Am schönsten, daß Sie primär Homosexuelle an der sexualisierten Gewalt gegen Kinder in der RKK für verantwortlich erklären und *Heteronormalität mit patriarchaler Heteronormativität verwechseln.
Ich werde Ihre Beiträge aber in Zukunft sorgfältiger verfolgen, damit mir Ihre Innovationen zur Wirtschafts- und Sozialpolitik nicht entgehen.
*Heteronormalität ist ziemlich offensichtlich, hm? Ich gehe ja irgendwie schon davon aus, daß Homosexuelle immerhin zählen können...;-)...
Mich interessiert aber der Punkt + die dazu nötigen Mittel, an denen Gesellschaften so unsouverän werden, daß sie jede Abweichung von einer Mehrheits-Norm mit ihrer Normalität zu erschlagen beginnen. Weil: Mehrheiten können sich eigentlich entspannt zurücklehnen, ihre Lebensform ist nie von der einer Minderheit ernstlich bedroht (das gilt auch für die Demografie). Es sei denn, eine Minderheiten-Denke bedroht ihr magisches Denken + bringt ihre Lügengebäude zum Einsturz.
Vielen Dank für den link! Eine Teilantwort auf meine Frage findet sich (beim oberflächlichen Querlesen) auf Seite 14-16 in der Bespiegelung Südafrikas. Ich weiß nicht, ob Sie mit mir übereinstimmen, daß sich Teile gesamtgesellschaftlicher Gewalttätigkeit in Afrika aus Kolonialgewalt erklären lassen + würde mich überhaupt sehr freuen, wenn Sie speziell über Südafrika mal einen Blog schreiben.
Zur Demografie in Rußland ist (ergänzend zu Ihrem Kommentar, danke dafür!) anzumerken, daß das Land mindestens seit den 1950er Jahren einen extremen Anstieg der Bevölkerung von rund 100 Millionen auf fast 150 Millionen erlebte, der Scheitelpunkt lag Anfang/Mitte der chaotischen 1990er, seit kurzem wächst die russische Bevölkerung wieder.
Die relativ niedrige Geburtenrate pro Frau (1,54 Kinder) erklärt sich auch durch den heftigen Frauenüberschuss von über 10 Millionen, u.a. durch die auffällig niedrig gewesene Lebenserwartung russischer Männer - hohe Sterberate bei weniger Geburten in den 90ern. (Vielleicht sollten Rußland, Indien + China sich mal demografie-wise zusammensetzen, in China + Indien herrscht bekanntlich ein heftiger Männerüberschuss, der Probleme nicht nur im eigenen Land macht, sondern die auch in den Ausprägungen des extrem widerwärtigen Sextourismus' und des Frauenkaufs in andere asiatische Länder verlagert)
Putin kann sich nicht vorwerfen, nichts zur Ankurbelung der Geburtenrate zu tun, reicht von Verbesserungen bei der Betreuung Schwangerer, Veränderungen bei der Gesetzgebung zu Schwangerschaftsabbrüchen, der Zahlung von *Mutterschaftskapital* in erheblicher Höhe und einem Credo von drei Kindern pro Familie (s. Erdogan). Mit einer Abschwächung dieses Trends ist aber alsbald zu rechnen, wenn nämlich die geburtenschwachen Jahrgänge der 90er Familien gründen und das Verrecken an Aids Beulen in die Statistik machen wird.
Rußland ist das zweitwichtigste Einwanderungsland der Welt, die Mehrheit der Einwanderer sind re-patriierte Russen aus den Kaukasusrepubliken und aus Zentralasien.
Und ich stelle einmal mehr fest, über Rußland viel zu wenig zu wissen, ich mußte fast alles nachlesen.
Apropos Einwanderung aus dem Kaukasus, Zentralasien + dem Rest der Welt: From Russia with Hate, eine Vanguard-Produktion über russische Nazis
http://www.youtube.com/embed/nBV3E8CnBew?rel=0
Mehr Haß (noch eine Vanguard-Produktion) nämlich: Missionaries of Hate über Homosexuellenhaß und us-amerikanische evangelikale Missionen in Uganda
http://www.youtube.com/embed/USTxYftlrX4?rel=0
Sehr zur Lektüre empfehlen möchte ich Yogyakarta Plus, Menschenrechte für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle in der internationalen Praxis + dort besonders das Kapitel 4. Darin geht es u.a. um die Implementierung von LGBTI-Haß durch Kolonialgesetze, Mission, orthodoxe Kirchen, Politik + es kommen jede Menge Helden vor. Godspeed!
Die höchsten Gerichte haben den Sonderstatus der Kirchen beim Arbeitsrecht bestätigt.
Ist der Fall Lenzen nicht eher etwas für das Sozialgericht?
LG am
...dass ich nicht mit der Entscheidung der höchsten Gerichte einverstanden bin und dieser Zustand für mich nicht säkular ist.
Da sind wir schon zwei + mir scheint es auch nicht wirklich dem Credo der christlichen Nächstenliebe zu folgen, Mitarbeiter und Ex-Mitarbeiter vorsätzlich + strukturell schlecht zu behandeln.
Was mich aber interessieren würde: wie, glauben Sie (@alle), kommen solche Preisklassen von Homosexuellenhaß + -furcht in die Köpfe?
Diese Frage habe ich mich auch schon sehr oft gestellt. Hier der Versuch einer unprofessionellen Beleuchtung:
Spot 1: Religion _ Sicherlich spielen die glaubensbedingten Moralvorstellungen bez. Sexualität, insbesondere in den christlichen, jüdischen & muslimischen Religionen, eine große Rolle, wobei nicht pauschal gesagt werden kann, dass Gläubige grundsätzlich homophob sind. Vielmehr ist die Auslegung der religiösen Schriften offensichtlich ein Gradmesser der Akzeptanz zu Homosexualität, je näher an der Vorgabe gepredigt & gelebt wird, umso stärker sind Abneigung & Hass verbreitet. In Südamerika z.B. ist trotz weiter Verbreitung & Einfluss der RKK in vielen Ländern eine entspannte Haltung zur Homosexualität mit entsprechend gesetzlich verankerten Rechten festzustellen. In vielen asiatischen Ländern mit anderen als o.g. Glaubensrichtungen war kulturell eine breitere Akzeptanz zu Homosexualität vorhanden, was sich mit der Kolonialzeit schlagartig änderte _ s. Spot 2. Insgesamt sind dennoch weniger Übergriffe bekannt, was aber auch daran liegen kann, dass Homosexualität öffentlich selten gezeigt wird.
Spot 2: Politik _ Hetzen gegen Homosexuelle verübt auch eine politische Klasse. Der Link von Donna weist auf Afrika hin, dort wird sie von der Staatsmacht praktiziert. In unserer Nachbarschaft dient sie zur Mobilisierung, z.B. die jüngsten, auch politisch genutzten Proteste in Frankreich. Interessant ist, dass in nahezu allen ehemaligen Kolonien, insbesondere des British Empire, Diskriminierung & Verfolgung von Homosexualität in der Kolonialzeit entstanden ist. Homophobie also ein Westimport.
Spot 3: Sexualmoral _ Prüderie & sexuelle Frustration fördert Homophobie. Seien sie durch Religion, Sozialisation, Politik etc. bedingt, ist ein verklemmtes bzw. unausgewogenes Sexualleben häufig das Symptom für sexuelle Intoleranz. Ebenso ist die Abwehr vor eigenen homosexueller Anteile nicht zu vernachlässigen.
Spot 4: Fortpflanzung _ Ehe & Familie haben quer durch alle Gesellschaftsschichten, Religionen & Kontinente einen hohen Stellenwert. Homosexualität wird als Angriff auf diese Institution wahrgenommen & als konterproduktiv angesehen. Da vermehrt Schwule & Lesben Kinder zeugen & bekommen, bleibt abzuwarten, ob diese Haltung in einigen Jahren relativiert wird.
Spot 5: Komplexe _ Ähnlich wie bei der Sexualmoral können Minderwertigkeitskomplexe, insbesondere bei Männern, Auslöser für Homophobie sein. Die sogenannte Überkompensation ist oftmals durch Abneigung & Hass auf Andersartige sowie Gewaltbereitschaft geprägt, die sich hauptsächlich auf Gruppen mit gesellschaftlich schwacher Position niederschlägt.
Spot 6: Männerbild _ Mit Infragestellung traditioneller Männerbilder & deren Rollenverständnis entsteht eine Abwehrreaktion. Nicht umsonst ist in ´Männerdomänen´ Homosexualität tabu, das beste Beispiel ist der Fussball.
Die Spots Bildung & soziale Integration könnten noch untersucht werden, aber es ist zu warm zum Weiterdenken…;-)
Demgegenüber ist mein Eindruck, daß Putin und seine DUMA auf eine Militarisierung der Gesellschaft setzen bzw. diese vorbereiten, um auch in dieser Hinsicht auf Augenhöhe mitzuspielen – siehe Syrien.
Jo, alles klar! Warum wundert mich so ein Satz, wie so viele andere, aus Ihrem Kopf nicht???
Ich bin vor Jahren in einer Studie über sexualisierte Gewalt gegen Jungen in Südafrika mal über einen Satz gestolpert: Because there is no word for rape in several of the South African languages, we used the expression "forced sex without consent" in nine of the 11 official languages.
Ich habe daraufhin mal Freunde gefragt, die in x verschiedenen Ländern südlich der Sahara + nördlich von Südafrika arbeiteten und das Ergebnis war das gleiche: in den meisten afrikanischen Sprachen existiert kein Wort für Vergewaltigung. Die Ausnahmen scheinen am ehesten die Sprachen der oft ziemlich kriegerischen Viehzüchter-Ethnien zu bilden, womöglich in Form eines Wortes für Vergewaltigung als Kriegswaffe.
Das Fehlen eines Wortes für Vergewaltigung in den meisten Sprachen läßt zwei mögliche Schlüsse zu: entweder war Vergewaltigung in vorkolonialen Zeiten so üblich, daß sie mit Sex gleich gesetzt wurde oder sie kam bei ziemlich vielen Ethnien so gut wie nicht vor.
Ich glaube nicht, daß sich der Einfluß der Europäer (den üblen der Araber in Ostafrika hier außen vor) 'nur' auf die Implementierung von Homosexuellenhaß beschränkt/e. Sondern vermute, daß die Propagierung einer gewalttätigeren Geschlechterordnung als zuvor üblich mit christlicher Mission und europäischer Machtentfaltung einher gegangen sein wird.
Aus meiner Sicht ist das keine Frage von Säkularisierung, lieber Kalle, sondern von Gleichbehandlung. Im Fall der türkischen Putzfrau, der man bei der Diakonie wegen falscher Religionszugehörigkeit den Job verwehrte, haben die Richter ja auch der Klägerin mit muslimischem Glauben recht gegeben.
LG am
„Insofern kann man die Tatsache, dass die Priesterseminare - als indirekte Folge des Zölibats - seit Jahrzehnten vor Schwulen platzen, weil sie ja eh nicht heiraten dürfen durften, grotesk oder witzig finden.“
Wo haben Sie denn die Zahlen her?
Die Pointe in der Aufarbeitung der widerlichen Missbrauchsfälle ist doch die, dass eben nicht mehr Homosexuelle in der Katholischen Kirche sind als anderswo auch. Und dass Missbrauch und Homosexualität nicht notwendig zusammenhängen. Ich meine hier neben der Pfeifer-Studie die zwei anderen unabhängigen Studien, die einschläge Nachweise erbrachten.
Deshalb finde ich es mehr als grenzwertig, dass dass Sie hier Homosexualität mit Pädophilie in Verbindung bringen!
Insofern kann man die Tatsache, dass die Priesterseminare - als indirekte Folge des Zölibats - seit Jahrzehnten vor Schwulen platzen, weil sie ja eh nicht heiraten dürfendurften, grotesk oder witzig finden.
"Realpolitisch" betrachtet ist es dann allerdings schon so, dass bei den Hotlines für Mißbrauchsopfer, die von der Kirche in Deutschland eingerichtet wurden, gar nicht so wenige inzwischen erwachsene Männer anrufen"
Was die Grünen anbelangt, haben die sich auf ihren blinden Flecken ausgeruht.
Öhm, ich sprach von Subsahara-Afrika, Sie (bzgl. unterlegenen indigenen Cacique's) von Mittel- + Südamerika, richtig?
Ich bin ganz sicher nicht im irrigen Glauben, Afrika sei vor der Ankunft der Araber und Europäer ein Hort paradiesischen Friedens gewesen, sondern vermute wie Sie, daß Vergewaltigung (Männer wie Frauen) ... im Kriegsdiskurs immer ein Teil von "Machtdemonstration" gewesen ist.
Aber: Gewalt wie knapp 50% aller südafrikanischen Schuljungen vergewaltigt und eine (laut BBC) höhere Wahrscheinlichkeit für südafrikanische schwarze Frauen, vergewaltigt als alphabetisiert zu werden - ist dann was? Kriegsdiskurs? Krieg? Bürgerkrieg?
Oder doch die Manifestierung der Binse, daß Gewalt weder aus luftleeren Räumen kommt noch in sie verpufft, sondern importiert, implimentiert + immer schön nach unten weiter gegeben werden kann + wird und sich dann vermehrt wie verrückt?
Im vor-kolonialen Subsahara-Afrika gab's vor allem die Kriege viehzüchtender Nomaden gegen seßhafte Acker-Bauern - ich bin nicht sicher, ob's stimmt, aber in den Sprachen der Seßhaften gab's offenbar eher kein Wort für Vergewaltigung <- das ist natürlich a) historisch extrem verkürzt und b) weiß ich viel zu wenig über afrikanische Sprachen + Geschichte.
Es gibt im Gegensatz zu Süd- + Mittelamerika sehr wenige steinerne Zeugnisse alter Hochkulturen (älter als 1000 Jahre + nicht-ägyptisch), eine der wenigen Ausnahmen: die Ruinen von Great Zimbabwe. Hier die UNESCO-Weltkulturerbe-Liste zum Vergleich.
Wie Sie an die Dinge bez. Russland herangehen, selektieren & werten, läßt stark auf Russophobie schließen. Die finde ich genauso ätzend wie Homophobie....
Hüstel. Das lese ich bei Kein.Scherz.org nicht. Sollte Ihnen der Sinn eher nach persönlichen Auseinandersetzungen als nach sachlicher Wiederlegung stehen, bitte nicht hier.
Ich ergänze um das johari-Fenster, es gibt da vier Seiten:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6a/Johari.svg
Wahrscheinlich widersprechen wir uns nicht...;-)...
Ich hänge einer These nach: je Hochkultur (steinerne Zeugnisse), desto mehr steile Hierarchien + kulturelle Konstruktionen aka strukturelle Gewalt + desto größer auch die Wahrscheinlichkeit von Eroberungskriegen. Was ich von seßhaften Ackerbauern in überschaubar großen Gesellschaften im vor-kolonialen Subsahara-Afrika nicht annehme.
Dank Ihrer aus der Luft gegriffenen Behauptung „Russlandphobie“ habe ich "Russland-Aktuell" nun kennengelernt und ein wenig zu Mrozek und seiner Crew recherchiert. Der ist demnach ein seriöser gestandener Print- und TV-Journalist. Oder, MyMind, wissen Sie Gegenteiliges?
Übrigens: Der kalte Krieg ist „over“. Leider haben russische Menschrechtsorganisationen jetzt andere Flöhe am Hals.
Hm, den konnte ich öffnen. Auaweia.
Ein Grund, warum Afrikaner von den europäischen Kolonisatoren als etwas nahe am Tier betrachtet wurden, ist neben wenigen steinernen Zeugnissen auch das weitgehende Fehlen von Schriftsprachen (asiatische Kulturen wurden mit einem kleinen Hauch an Respekt kolonisiert).
Eine Ausnahme von der Regel afrikanischer Schriftlosigkeit bildete das heutige Mali mit der damaligen Universitäts-Metropole Timbuktu, das im 12. Jahrhundert islamisch und mit Arabisch als elitärer Schriftsprache (mit Strahlwirkung auch in andere Gegenden) ausgestattet wurde. Dazu ein Artikel von 2010, den man angesichts des Irrtums im feinen Lächeln des Imams mit Tränen in den Augen liest.
In Yucatan wurde übrigens gerade eine 1400 Jahre alte Maya-Stadt gefunden.
Ich würde aber gern langsam wieder zum Thema zurück rudern, zur für mich noch nicht abschließend geklärten Frage, wie der Homosexuellenhaß in russische Köpfe bis zur Romanow-Zeit kam. Kann man das primär mit den kulturellen Konstruktionen, dem Geschlechterbild der russisch-orthodoxen Kirche beantworten?
Auch lieben Gruß!
Ich wollte damit nicht aussagen, daß ich 1,7 Millionen Tote für einen besonders aussagekräftigen Ausdruck von Respekt halte, sondern meinte mit einem kleinen Hauch an Respekt die vor allem britische + französische Kolonisierung des 18./19./20. Jhdts in Süd-, Südost- und Ost-Asien + die Betonung liegt auf klein.
Nicht aus dem Sack, Zeit - ich dachte bloß, es könnte Sie interessieren.
Schon vor Ewigkeiten schrieb Thomas Straubhaar, Chief beim HWWA,:
"Toll - endlich Platz!
Die Bevölkerung schrumpft. Es gibt mehr Alte. Ist das nicht schrecklich? Ganz im Gegenteil.
FÜR DIE WENIGEN WIRD ALLES BESSER."
Das güldet latürnich nur für so sklerotische Gebilde wie D.
Best, Oi
Glaubst du wirklich, dass sich die Schwulenhaser hinsetzen und sich sagen: Die machen ja keine Kinder, das bedroht unsere Volkswirtschaft langfristig und auch unser Militär leidet (wie viele schwule Generäle gibt es eigentlich?)? Also ich ja eher nicht. Ich glaube das auch nicht für die Hetzer. Für die Kerle darunter: Angst vor den eigenen weiblichen Anteilen mag ein/der Grund sein für Homophobie. Und wenn Putin wirklich so rational handelt wie @Kuntz ihn beschreibt, dann weiß er auch, dass er über ein Verbot der Propaganda für ntS kein Kind mehr gezeugt bekommt (außer den paar Alibi-Kindern, die den falschen Schein einer Hetenbeziehung aufrecht erhalten helfen). Was also kann sein Beweggrund sein? Feindbilder lenken immer ab von eigentlich Mißständen. Das wäre ein möglicher Grund für dies antiquierte Projekt. Der zweite liegt in der schon einmal angesprochenen Uniformierung (Restaurierung bei @Kuntz), bei der die Schwulen, Lesben et al. nur die ersten sein werden hin auf dem Weg zu einem noch besser funktionierenden Obrigkeitsstaat. Das ist richtig Scheiße für die jetzt Betroffenen. Aber. ABER: Keine Bange, Druck erzeugt Gegendruck und irgendwann hat die Clique um Putin überzogen. Hoffe ich ....
Best, Oi
Nur noch eine kurze musikalische Unterbrechung, ab 1:37 zum Thema Zivilisation in Afrika (davor und danach auch "nice"): http://www.youtube.com/embed/B1lMJWM84DQ
Kann doch nix dafür, dass aus meinem Studium so ungefähr noch 3-5 sog. Fakten kleben geblieben sind in dem Brei, der bei anderen Hirn heisst .....
Danke, Gil Scott Heron habe ich angesichts der Demonstrationen in der Türkei ohnehin schon die ganze Zeit im Ohr.
http://www.youtube.com/embed/xoexSeNDMQw?rel=0
Dabei soll nicht außen vor bleiben, daß es vielen Männern dabei (auch abseits sexualisierter Gewalt, der Herstellung von Rangordnungen in Gefängnissen, männlichem Sexismus unter Männern et al) um Angst vor Effeminierung geht, Angst davor, zur Frau gemacht zu werden.
Effeminierung/Effemination ist das exakte Gegenteil von Virilität, also dem, was den Merdeister an Putins nackigem Oberkörper in freier Wildbahn mit Gewehr rattig macht...;-)... Oder, was Carla Bruni an Klein-Sarko mittels seiner Befehlsgewalt über Atomraketen interessierte.
Mit anderen Worten: wo Homophobie, da auch Misogynie. Zu Homophobie gehört zwingend, Frauen für die Abweichung von der Norm männlich-hetero-penetrierend zu halten. Womit wir auch im Iran + anderen islamischen Ländern wären: verachtet wird nicht so sehr der, der fickt, sondern der/die Gefickte. Nicht nur buchstäblich, auch im übertragenen Sinn.
Immer her mit den links!
Die asexualisierte/instrumentalisierte Mutter ist ein Teil vom Konzept des wundersamen Doppelwesens Frau im Patriachat: Heilige/Hure. Man nehme einen überlebensgroßen Sockel, platziere die Frau darauf, um sie bei Bedarf/Unbotmäßigkeit auch wieder herunterzutreten.
Um dazu keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Frauen sind an der Erhaltung dieses Konzepts beteiligt. Als Mütter, die kleine Paschas und Mägde heranziehen und in der Festlegung + Wachsamkeit über weibliche Unbotmäßigkeit. Das hat auch mit einer Art Abwehr-Voodoo unter Frauen zu tun: gebe ich das Veilchen im Moose (sittsam, bescheiden, rein), wird sexualisierte Gewalt/der falsche Mann/gesellschaftliche Mißachtung nicht mich, sondern bloß die Huren treffen. Werch ein Illtum.
Frauen haben sich im Patriarchat einzurichten und verhalten sich darin. Sie texten ihre Söhne als Ersatz für ihre abwesenden Männer zu, bis hin zum Mißbrauch aller Art, sie gönnen ihren Töchtern nichts anderes, geschweige denn, etwas besseres als ihre eigenen Erfahrungen, sie manipulieren ihre Männer, von Vorteilsnahme an deren emotionaler Abhängigkeit bis zur Viefalt der Lysistrata-Konzepte, nicht zwingend zur Verhinderung von Krieg.
Ein Spiegel dessen scheint mir auch die Marienverehrung. Maria ist eine religiöse Figur, die zwischen asexualisierter Mutter und einer überlebenden heidnischen Gottheit des Polytheismus unter einem monotheistischen Mantel changiert. Im russisch-orthodoxen Glauben ist Maria die 'Gottesgebärerin' und nicht, wie im römisch-katholischen, für kleine menschliche Anliegen zuständig, sondern beinahe-göttlich entrückt.
Ausdrücklicher Haß auf Homosexuelle scheint mir aber überall auf der Welt weit eher von männlicher Seite auszugehen - das halte ich für einen Teil am weiten Feld des männlichen Sexismus gegen Männer. Der Haß trifft homosexuelle Männer auch viel härter als Frauen, Lesben haben mitunter das zweifelhafte 'Glück', schon als Frauen nicht ganz so ernst genommen zu werden (ohne die Grausamkeit von z.B. Corrective Rape irgendwie kleinreden zu wollen), während homosexuelle Männer in patriarchalen Hackordnungen trotzdem Männer sind, die die eigenen Männlichkeitsbilder + die eigene sexuelle Orientierung in Frage stellen. Ein homosexueller FCler kam sogar mal zu dem Schluß, daß Frauen die 'natürlichen Verbündeten' männlicher Homosexueller sind.
Um anderen Mißverständnissen vorzubeugen: ich lese, wenn überhaupt, dann höchst unsystematisch das, was Sie unter Standardlektüre fassen. Von Bernard + Schlaffer habe ich tatsächlich mal ein ganzes Buch gelesen, u.a. über Ödipus + Kommunikation, der Rest der Namen ist mir eher vage, als therapeutische Position oder als Artikelschreiber bekannt.
Ich könnte mir vorstellen, daß sich bei den Genderstudies allerhand über Homophobie finden ließe, ein akademischer Bereich, in dem mir strong heterosexuelle Männer unterrepräsentiert + forschende Frauen überrepräsentiert scheinen. Es ist gerade mal etwas über 100 Jahre her, daß eine Frau die heilige Pforte einer Universität durchschritt, weswegen ich wenig forschende Frauen in der Vergangenheit von Freud, Reich, Jung nicht allzu überraschend finde. Ich lese lieber Belletristik, der Vortritt ist also ganz Ihrer...;-)...
Ich bin damit unsicher, es gibt nun mal wenig Forschung zum vorkolonialen Afrika, erschwert durch so gut wie keine Schriftkulturen + kaum architektonische Zeugnisse.
Sie haben ganz bestimmt recht mit dem Hinweis auf die Erschütterungen ihrer Männlichkeit nebst gewalttätigen side effects. Dazu spricht auch die verlinkte südafrikanische Schul-Studie über sexualisierte Gewalt gegen Jungen im Zusammenhang mit der himmelhohen Vergewaltigungsrate südafrikanischer Frauen Bände - Männer neigen ganz offenbar dazu, erlittene Gewalt 1:1 weiter zu geben, während Frauen darin weit variantenreicher sind: Autoaggression in Form von Prostitution, Drogen, Partnerwahl + Duldung weiterer Gewalt, physischer+psychischer Selbstverletzung, blinde Flecke in der Wahrnehmung sexualisierter Gewalt an ihren Kindern + die 1:1-Weitergabe erlittener Gewalt.
Die gezielte „Propagierung einer gewalttätigeren Geschlechterordnung“ scheint mir bereits in der Missionierei gegen afrikanischen Animismus und Polytheismus zugunsten des christlichen Monotheismus erkennbar. Götter sind immer Spiegel der dazugehörigen Gesellschaften + die christliche Mission ab Ende des 15. Jahrhunderts erscheint mir als keine ausgeprägt frauenfreundliche. Frauen sind im Christentum, von Mutter Maria abgesehen, nicht als weibliche Gottheit gespiegelt, sie kommen ganz einfach nicht vor.
Im Vergleich dazu mal die wichtigste polytheistische Gläubigkeit in u.a. West-Afrika: Voodoo, mit weiblichen Gottheiten wie Yemayá + mächtigen weiblichen Priesterinnen. Der heutige Voodoo hat aber Christentum, Islam + Animismus eingemeindet, keine Ahnung, ob es überhaupt Forschung über Voodoo in vorkolonialen Zeiten gibt. In den vielfältigen animistischen Gläubigkeiten Afrikas spielen weibliche Gottheiten eine noch wichtigere Rolle. Ich habe auch noch nirgends auf der Welt stärkere und stolzere Frauen erlebt als in Ostafrika (sofern sie geschäftsfähig sind).
Die Missionare kamen die längste Zeit ohne Frauen, sie waren meist katholische Priester + kamen im Troß männlicher Kolonisatoren. Ich möchte mir nicht en detail vorstellen, in welchem Maß afrikanische Frauen über die Jahrhunderte für deren klemmige + gewaltsame Sexualität herzuhalten hatten - daß ein Kolonialist seine afrikanische Mistress geheiratet hat, war (+ ist unter den Entwicklungshelfern et al) die absolute Ausnahme. Mein Bruder mußte in Mozambique über das diesbezügliche kollektive Gedächtnis lernen: daß es z.B. für ihn ein absolutes no-go ist, mit einer schwarzen Frau allein in ihre Hütte zu gehen - die Botschaft ist unmißverständlich Sex/Vergewaltigung - vollkommen unabhängig von seinen lauteren Absichten.
Nur selten habe ich mich so geekelt wie im bitterarmen Norden von Mozambique vor weißen Südafrikanern, die gezielt dorthin reisen, um mittels Geld all das tun zu können, was zuhause nicht mehr ganz so en vogue ist. So z.B. zwei ältere Männer im Nachbarhaus am Strand, die von ihren (im Mietvertrag enthaltenen) Empregadas erwarteten, daß sie morgens bei Dienstantritt vor ihnen knien, sexuelle Dienstleistungen inbegriffen. Der Schritt in die Neuzeit des weiblichen Sextourismus war aber auch gemacht - nachdem ich die mir unsympathische Empregada unter Zahlung eines üppigen Trinkgelds verabschiedet hatte, schickte sie ihren Neffen. Ich fand es oft kaum möglich, kolonialen Klischees zu entkommen - es liefen jede Menge Filme auf mich als Weiße (ein Thema, zu dem @Tlacuache vermutlich ganze Opern singen kann) - von mir erwartet wurde Herrenmenschen-Attitüden, gleichzeitig die Bereitschaft, mich betrügen und bestehlen zu lassen. Deformation + gesamtgesellschaftliche Traumata durch Kolonialismus, Hunger, Armut + Bürgerkrieg wurden mir noch nirgendwo so deutlich wie dort, meine Proportion ist Kambodscha.
Zigeuner kommen direkt an die 3. Stelle und sind ein Beispiel für: 1 Ressentiment kommt nur sehr selten allein. Was einer der Gründe ist, warum ich den erweiterten Rassismus-Begriff nach Memmi so plausibel finde: völkischer Rassismus, Antisemitismus, Islamhaß, aggressiver Atheismus, aggressive Mission, Sexismus, Homophobie, Misogynie funktioniert nach den genau gleichen Gesetzmäßigkeiten. Nämlich Konstruktion einer Gruppe + Zuschreibung pauschalisierter abscheulicher, oft fiktiver Eigenschaften zur Legitimierung eigener Aggression und zur Wahrung eigener Privilegien. Rassismus nützt Rassisten.
Aus den widerwärtigen Untiefen des www: es gibt tatsächlich eine Querverbindung des Homosexuellenhaß in den USA, Uganda + Rußland, sie heißt Scott Douglas Lively + ist evangelikal.
Der tourte 2006/7 durch 50 Städte in Rußland und den baltischen Republiken, knüpfte enge Kontakte zur russisch-orthodoxen Kirche + warb für seine Agenda. Der Kill-the-Gays-Bill zwei Jahre später in Uganda geht ebenfalls auf u.a. ihn zurück. Er schrieb als Abrundung seiner osteuropäischen Vortragsreise 2007 My letter to the Russian people, den er nach der 3. Lesung in der Duma am 12.6.2013 erneut veröffentlichte. Scott Lively schrieb auch u.a. The pink Swastika, wo er 'nachweist', daß der europäische Militarismus, WW2, Shoah + spätere Serienmorde in den USA Schuld von Homosexuellen ist.
Über Lively gibt's lesenswerte Artikel beim Southern Poverty Law Center und bei PublicEye. Interessant ist auch, daß er sich bei seiner Haßpredigerei in den USA sehr gern an Exilrussen wendet, es gibt x Organisationen in den USA - Abiding Truth Ministries, ATM’s Pro-Family Law Center, American Family Association, Pro Family Charitable Trust, New Generation Christian Center in Springfield Massachussets und andere mehr, in denen er die Finger hat/hatte.
Wer den evangelikal-orthodox-politischen Vorlauf bis zum St.-Petersburger-Propaganda-Gesetz nachlesen möchte, dem sei der exzellente Artikel aus dem Advocate empfohlen: Russia’s Closet: The Politics Behind a Ban on Gay “Propaganda”
Da unterschätzen Sie den Mann aber. Der hält sich nicht mit Homosexuellen-Gesundbeterei á la Ex-Gay, Wüstenstrom, Jonah, Path et Cie auf, sondern der nimmt weltweit Einfluß auf Politik.
Homosexuelle sind nämlich nicht nur an Militarismus, WW2, Shoah, Serienmorden, sondern auch am Kinsey-Report, Verhütungsmitteln, Abtreibung, weiblicher Emanzipation, Playboy, sexueller Revolution, Geschlechtskrankheiten, sexualisierter Gewalt, Scheidungsraten, alleinerziehenden Müttern und noch an sehr vielem mehr schuld - es handelt sich nämlich um eine geplante, gezielte, extrem schnell arbeitende Verschwörung, die das Ende der Welt herbeiruft. (das in der Hauptstadt definitiv nahe scheint, hier ist ein wirklich aufregendes Gewitter, whow!)
Glauben Sie nicht? Dann empfehle ich Ihnen den Mitschnitt einer 70-Minuten-Predigt mit dem schönen Titel The Global Threat of Homosexuality, Rußland wird ab ca. Minute 55 gelobt.
Und ich brauche jetzt ein bißchen Alkohol, was für ein Abgrund!
Sehr freundlich von Ihnen, mir abendlichen Alkoholgenuß zu gestatten, Knicks, danke...;-)...
Zu Ihrem männlichen Alltag: Sie sind im unmittelbaren Einflußbereich christlicher Fundamentalisten offen homosexuell? Andernfalls: worin bestehen Ihre Abgrund-Sichtungen im Alltag?
Wow _ bei so viel ´Omnipotenz´ _ nicht nur im Privat- & Familienleben _ sondern auch im allgemeinen Engagement mitsamt vielfältiger Erfahrungen, können wir natürlich alle mieinander nicht mitreden. Ich wollte eigentlich meine Schnauze halten, aber mir kam das K....n
Ich finde den Artikel sehr passend zum Thema, danke dafür!
Hmmm, vielseitig engagiert trifft's...;-)...
werte Donna,
trotz meiner diversen Schwächen, habe ich im Lauf der Jahre festgestellt, dass Neid nicht dazugehört.
Ich mag auch gern Zitate & Weisheiten & antworte ganz trivial mit einem Statement von Coco weil er gerade paßt:
Lebenskunst ist die Kunst des richtigen Weglassens. Das fängt beim Reden an & hört beim Dekolleté auf.
Ichsachsmaso: die Unterhaltung immer neuer virtueller Identitäten gehört zur Freiheit des www dazu, das ist bei Ihnen ja wohl nicht anders...;-)...
Kommt von Ihnen aber auch noch ein interessanter Beitrag zum Thema? Oder liegt Ihr Interesse hauptsächlich in der Anfeuerung der freitagsüblichen Selbstreferenzialitis? Dann würde ich Ihren + meinen Kommentar lieber verstecken.
Womit ich die Kommentarfunktion zu diesem Blog schließen und Ihren Kommentar und noch einzwei andere verstecken werde. Mir gehen Ferndiagnosen und persönliche Hackereien auf die Nerven, ich finde sie überflüssig, zerstörerisch und extrem unhöflich. SchönenAbendnoch.
Nachdem Kein.Scherz.org nebst seinem Doppelnick Marjellchen als bereits gesperrter Nutzer endgültig verabschiedet wurde, habe ich die Kommentarfunktion wieder geöffnet.
Verlinken möchte ich, was dem niederländischen Team um Kris van der Veen bei Gesprächen und Arbeiten zu einem Film über Homo- und Transsexuelle in Rußland zustieß "Wir wurden acht Stunden lang verhört", vorher mutmaßlich beschattet, seine Festplatte wurde beschlagnahmt und ihm wurde ein Visavergehen vorgeworfen.
"Ich habe einen Workshop durchgeführt und über Schwulenehe und die Situation der LGBTs in den Niederlanden erzählt. Danach gab es eine Diskussion. Plötzlich tauchten etwa 15 Leute auf, manche von ihnen in Polizeiuniform, und wiesen uns an, den Raum zu verlassen. ... Wir durften keinen Anwalt anrufen. Die Befragung war nicht gerade angenehm. Ihr Ziel war es, uns einzuschüchtern.
...
Über die Interviews (die er zuvor mit russischen Trans- und Homosexuellen geführt hatte) möchte ich momentan nicht sprechen. Erst muss ich wissen, dass all die Menschen in Sicherheit sind, die ich interviewt habe. Im Internet gibt es massenweise Videos von Übergriffen auf LGBTs, meist aus dem ultranationalistischen Lager. In einem Video wird auf wehrlose Aktivisten und Aktivistinnen uriniert. Die Suizidrate unter Homosexuellen ist in Russland hoch. Und die Polizei tut zu wenig dagegen beziehungsweise duldet die gewaltsamen Aktionen.
...
Die Menschen sagten mir, es sei ihnen sehr wichtig, dass der Film erscheinen würde. Ich werde alles daran setzen, dass er bald fertig wird."
"Wenn es nach mir ginge, würde ich alle Homosexuellen töten. Aber die Regierung erlaubt das nicht."
Russische Nazis legen falsche Accounts in Netzwerken zur Kontaktanbahnung unter Homosexuellen an, treffen einen 15Jährigen an einem vereinbarten Platz, im Video mitten in einem Wohngebiet, zwingen ihn zu Bekenntnissen vor laufender Kamera, übergießen ihn mit Pisse, bedrohen und treten ihn. Eine Passantin schlägt vor, ihn zu töten. Das Video wird ins Internet gestellt.
'Die Kampagnen heißen Occupy Pedofiljaj und Occupy Gerontiljaj, setzen also Homosexualität und Pädophilie gleich.
...
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Spectrum Human Rights Alliance (SHRA) mit Sitz im US-Bundesstaat Virginia gehen die Aktionen auf das Konto des früheren Skinheads und Ultranationalisten Maxim Marzinkewitsch. Das russische Netzwerk VKontakte, vergleichbar mit Facebook, dient ihm und seinen nationalistischen Anhängern als Plattform. Laut der SHRA, die sich bei ihrer Arbeit auf Osteuropa spezialisiert hat, haben sich bereits mehr als 500 Gruppen gegründet, die teils militant gegen Homosexualität vorgehen.
...
Die homosexuellen-feindliche Atmosphäre im Land entlud sich in den vergangenen Wochen in vielen Aktionen. Schwulenrechtsaktivisten wurden festgenommen, zwei Homosexuelle wurden im Osten des Landes ermordet aufgefunden.'
Danke, Herr Putin, danke, russisch-orthodoxe Kirche, danke, Scott Douglas Lively. So also werden Familienwerte hochgehalten und Kinder geschützt.
https://www.youtube.com/embed/H3XEiSiKy-Q?rel=0
Noch einmal 'From Russia with Hate' - das oben verlinkte Vanguard-Video wurde für 'privat' erklärt und ist nicht mehr abrufbar.
https://www.youtube.com/embed/hij91q0Y9FI?rel=0