Bundeswehrreform - Einfach mal was wagen

Verteidigung Kaum die Reformen präsentiert, schon kritisiert. Kein Wunder, denn Flachbildschirme und Kühlschränke kommen nicht aus den Rüstungsschmieden. Wagen Sie den Kahlschlag!

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

So sicher, wie das Amen in der Kirche sind eigentlich nur Skandale und Affären im Verteidigungsministerium. Da werden Projekte vor die Wand gefahren, die eigentlich längst flugfähig in der Luft sind. Da kommen Projekte nicht in Gang oder an die Truppe, die seit Jahren überfällig sind.
Das einzige, was fließt: Geld.

Aber schneller als alle Rüstungsprojekte sind die Kritiker mobilisiert, sobald ein Ministeriumsvorstand beim Personal punkten will. Egal ob Freiherr oder Frau von: wird Verteidigungsetat erkennbar in Richtung Personal anstatt in Richtung der Rüstungslobby bewegt, steht sofort ein Shitstorm ins Haus.

Die Medien holen einen Ex-General - den ranghöchsten, der auzutreiben ist ins Rampenlicht, der am 16. Juni seit mittlerweile 9 Jahren aus der Bundeswehr ausgeschieden ist.

Geister der Vergangenheit, Lobby-Geisel oder nicht in der Lage loszulassen?

Zugegeben: vielen Rentnern und Pensionären fällt es schwer, sich zum Ende der Schaffenszeit ins Private zu verlagern. Doch bitte: nach 9 Jahren sollte dieser Prozess doch abgeschlossen sein. Herr Kujat: wenn ihnen das neue Zivilleben so schwer fällt - und das war ja in den letzten Jahren des öfteren der Fall - melden Sie sich doch einmal beim Dienstherrn Bundeswehr, wie es viele ehemalige Soldaten derzeit tun, die mit den Erlebnissen des Auslandseinsatzes nicht zu recht kommen.

Das Portal: Angriff auf die Seele . Dort erhalten Sie Hilfe, wenn Sie mit ihrer Dienstzeit nicht abschließen können.

Die Lösung: Kahlschlag

Werte Frau von der Leyen: es ist prinzipiell gut, wenn Sie für mehr Attraktivität in den Streitkräften sorgen wollen, nachdem ihr Vorgänger durch eine eher technokratische Reform für große Unzufriedenheit in der Truppe gesorgt hat.

Doch wenn der Wind der ihnen entgegenschlägt von Experten kommt, die schon 9 Jahre aus dem operativen Geschäft verabschiedet sind, dann hilft nur noch der Kahlschlag im Ministerium. Fangen Sie oben an!

Meine Vorschläge für die Führung des Verteidigungsministeriums:

1. Regelbeförderung!

Nehmen Sie den Druck vom Kessel ! Wenn die Herren - und irgendwann auch vermehrt Damen - nicht mehr um knappe Generalsränge und hochdotierte Posten konkurrieren müssen, bleibt dem analytischen Kopf mehr Zeit zum denken.

2. Personalabbau von oben!

Ob Sie arbeiten, oder nicht: wer es bis in die Generalität geschafft hat verursacht auf Dauer nur noch Kosten. Da müssen doch nicht auch noch die Probleme dazu kommen, die sich aus guten Netzwerken in die Rüstungsindustrie ergeben und Prioritäten verschieben.

3. EdeKa beruhigt!

EdeKa steht bei der Bundeswehr für "Ende der Karriere". Aus meiner aktiven Dienstzeit sind mir diejenigen Charaktere die Liebsten gewesen, die ihr Karriereende bereits erreicht hatten. Sie zeichneten sich durch eine bemerkenswerte Bereitschaft aus konstruktive Kritik zu üben und waren erstaunlich frei von "Blödsinnsaktionen", die für massenhaft Unut im untergebenen Bereich sorgten.

Generell: die Besonnenheit und Weitsicht stieg mit der Nähe zum Karriereende exponentiell an. Das dürfte auch heute noch der Fall sein.

Fazit:

Generäle raus - EdeKa-Majore und Oberstleutnante in Fach- und Führungsverantwortung bringen. Nehmen Sie sich die Zeit und sorgen Sie für Ruhe in der Truppe.

Setzen Sie Modelle, wie 4 Monate Einsatz und 20 Monate Dienst im Inland konsequent um. Aus eigenem Erleben und in Kenntnis der Zustände in Veteranen-Fragen kann ich ihnen versichern: auch dieser Bereich wurde in den letzten Jahren vernachlässigt und verursacht massiv Kosten für das zivile Gesundheits- und Sozialsystem . Stichwort: Dunkelziffer.

Und wie es mit den rechtlichen Hintergründen der Auslandseinsätze und dem Umgang mit Gefangenen aussieht bitte ich bei dieser Gelegenheit auch zu erklären.

Vielleicht läuft es dann auch im Bereich kommender Rüstungsprojekte plötzlich so einfach, wie seinerzeit bei Loriot im Fernsehen.

Die Umstellung von Schützenpanzerwagen auf Marzipankartoffeln binnen weniger Tage - wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg ;-)




Bis heute versucht der Autor einen Vorfall aus dem Afghanistaneinsatz 2008 aufzuarbeiten. Die Mauer des Schweigens ist groß - Erklärungen gibt es keine.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Daniel Lücking

Journalist - verfolgt den 1. Untersuchungsauschuss des Bundestags zum Attentat am Breitscheidplatz vom 19.12.2016

Daniel Lücking

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden