Le lézard vient vous saluter, sagte die Kellnerin im Garten des Bahnhofbuffets. Die Eidechse kommt Sie begrüßen. Und tatsächlich reckte sie den Kopf in meine Richtung, während ich meine Forelle verzehrte, diesen glänzenden, braunen, je nach Lichteinfall rötlich oder silbern schimmernden Kopf, der kaum größer als ein Hosenknopf war. Ich griff nach dem Fotoapparat, neigte mich nach vorne und versuchte, ein Bild von ihr zu machen, doch sie rannte weg zu den Gleisen, ich stand auf und folgte ihr, worauf sie sich im Schotter versteckte, so dass bloß noch das Ende des dünnen Schwanzes aus den Steinen ragte. Ich wollte es packen und sie aus dem Schotter ziehen, aber wahrscheinlich hätte sie dann den Schwanz abgeworfen, so dass ich es bleiben ließ und wieder an meinen Platz zurückkehrte. Kaum saß ich, eidechselte sie wieder zu mir und beobachtete mich aus schwarzen Augen. Vielleicht wartete sie darauf, dass ich ihr ein Stückchen Fisch zuwarf, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie von Fischen lebte; aber so zutraulich und munter, wie sie war, warf ich ihr einen Bissen zu. Sie züngelte daran, ließ ihn jedoch liegen, die Augen weiter auf mich gerichtet. Während ihr Blick tief in meinem Auge verschwand, genau auf jenem Fleck der Netzhaut, wo man nichts sehen kann, erkannte ich mit einem Mal das Ungeheure, was sie sehen musste. Sofort warf ich den Schwanz ab.
Daniel Zahno, Jahrgang 63, studierte an der Universität Basel. 2003 war er Stipendiat des Istituto Svizzero, Venedig, im vergangenen Jahr unternahm er eine Lesereise nach Riga und Vilnius. Er lebt in Basel.
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