Sein Herz über die Hürde werfen

Erinnerungen an Egon Bahr Er war ein intellektueller Anstifter und freundschaftlich Vertrauter
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 35/2015

Für mich war Egon Bahr ein zeitgemäßer Nathan der Weise. Die Verkörperung eines Mannes, der die Vision von Toleranz und Menschlichkeit zum Maß seines Handelns macht. Eine Gestalt, wie es sie in jedem Jahrhundert nur selten gibt. Zu intellektuell, zu lakonisch, zu ironisch, um ein politisches Spitzenamt zu besetzen. Dafür aber in der Rolle des kreativen, auch geheimen Pläneschmieders, dessen Logik so bestechend ist, dass seine Partner überzeugt sind, es sei das Beste für sie, nach seiner Pfeife zu tanzen. Oder gar nicht merken, dass sie es tun. Damit war er nicht unzufrieden. Im Dialog hatte er die Interessen der anderen Seite immer vor Augen. So näherte er sich an, dabei sich selbst wandelnd. So brachte er neues Denken in die Politik. Peres