Abstand und Distanz

Freitag. Freitag -- frei.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

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Ich dachte viel über dieses Gedicht nach:

„Finstre Nacht

Nicht lange währte das Glück

die Kälte trübte das Licht

der Mond am Himmel

glücklich zurück“ Pleifel

Ich möchte dieses Gedicht ernst nehmen. Eine Freitag-Pause einlegen. Bitte lasst die Beiträge stehen, die Inhalte bedeuten mir. Als Person möchte ich mich für eine Zeit herausnehmen, um Ruhe zu finden. Mir sind die Threads too much.

Ich hatte Ideen im Kopf, wollte die Serie über Pädagogik weiterschreiben, einen Beitrag zum Thema Eltern und ihre erwachsene Kinder schreiben, wie sich das Eltern-Kind-Verhältnis verändert, wie es gestalten in Freiheit. Einen neuen Beitrag über Feminismus von heute als Ergänzung zum Feminismus-Blog über die klassischen Feministen/innen verfassen usw. Einen Beitrag über Fotografie und Verantwortung, die Kunst des Teilens -- und was ich Mitte 2000 mit meiner ersten Vernissage, meinte als ich davon sprach Bilder sind Mit-Teilungen. Bilder haben Macht und wir sind in der Verantwortung immer zu vollständigen Sichten beizutragen, nie nur eine Seite. An heutigen Beispielen gesprochen: Es ist wichtig allen Kindern und Menschen eine Stimme zu geben, Gewalt zu verurteilen auf allen Seiten. Es reicht nicht nur die Opfer von einer Seite darzustellen. Es gibt Malala und es gibt Kinder, die Drohnenopfer wurden, es geht um vollständige Sichten. Weil einseitige Sichten laufen Gefahr für Kriegspropaganda missbraucht zu werden. Sich gegen Gewalt auf allen Seiten zu wenden, um das geht es. Und um positive Sichten, meine Bilder blieben immer abstrakt, weil ich an einer andere Wirklichkeit glaube, ich glaube daran, dass Liebe und Friede wirklich werden können, realistische Wege sind. Das Abstrakte ist den Träumen nah, zugleich real.

Irgendwann 2012 kritisierte ich jemand auf Facebook: warum er nur die toten Kinder von einer Seite zeigt und nicht die toten Kinder auf beiden Seiten? Mir geht es um vollständige Sichten und mir geht es vor allem um die Aussage: Kriege können aufhören. Friede ist ein realistischer Weg, sofern sich die Menschheit dafür entscheidet und Schwerter zu Pflugscharen macht, können Kriege heute noch aufhören.

Ich war durch und durch Freitag verliebt, mir gefiel alles, die Idee und das Konzept, ich glaubte an eine friedliche Revolution, an ein Pünktchen-und-Anton-Projekt. Ich dachte es ist ein ähnliches Projekt, wie ich es selbst gründete Mitte 2000 mit der Kunst des Teilens, nur nicht künstlerisch ausgerichtet, sondern journalistisch. Ich hielt mich von Medien zuvor ziemlich fern, der Gedanke, dass Leute selbstbestimmt schreiben und einen Community gründen schien mir revolutionär, weil es sich der Gegenöffentlichkeit öffnete - und ich aus dem sozialen Bereich komme, wo kein so gutes Verhältnis mit den Medien besteht, mehr in Gegenöffentlichkeit gearbeitet wird. Feminismus usw. hätte es nie gegeben -- wäre er auf die professionelle Presse angewiesen gewesen usw.

Fakt ist Freitag ist anders, wie ich mir das vorstellte. Es ist eine Kluft zwischen Community und Redaktion. Die professionellen sorgen sich um ihre Zukunft, setzen sich aber nicht mit der Community an einen Tisch, sondern hofieren Konzepte wie die Krautreporter, die szenenweise von der Besetzung her der Leute zu schließen, antifeministisch und bürgerlich und militaristisch sind.

Eigentlich müsste die Presse in sich gehen und überlegen, wie ethisch denn ihr Tun in der Vergangenheit war. Die Professionellen waren selten da, wenn es darum ging soziale Revolutionen anzustoßen. Warum wirkt sich denn das Internet so auf die Zeitungsmache aus – weil vermutlich viele Menschen sich zuvor nicht von den Mainstreammedien repräsentiert sahen und plötzlich selbst die Möglichkeit haben zu schreiben. Freitag als Idee wäre eine Möglichkeit Mainstreampresse zu versöhnen mit Gegenöffentlichkeit, theoretisch. Praktisch bleibt die Kluft. Praktisch geht es den Professionellen um ihre Felle, statt gemeinsam mit der Community Wege zu überlegen, die einer wirklichen Revolution des Pressewesens gleich kämen. Man gründet lieber Werbefahrtjournalismus in Form von Krautreportern und lässt für Kommentare und soziale Kontakte Leute bezahlen. Die Menschen sollen dafür bezahlen, dass sie Ideen und Gedanken einbringen. Das ist pervers.

Ich organisierte ein Treffen – mit einer anderen Idee: sich begegnen und gemeinsam etwas bewegen. Schreiben als Anfang von Begegnungen und Bewegungen. Ich wurde massiv kritisiert. Die Parallele Plattform mit PN-Funktion – ist vielleicht eine Alternative, zugleich bin ich zerrissen, weil eigentlich will ich keine Parallelveranstaltung, ich glaubte an Freitag, an offenes Schreiben, ich möchte, dass die Leute hier sich finden, fühle mich irgendwie schlecht Parallelveranstaltungen zu machen, schrieb schon länger dort nicht mehr, obwohl ich irgendwie will, aber am liebsten hätte ich alles offen bei Freitag hier, weil das Treffen Freitag galt.

Ich glaubte an Freitag, brachte Ideen ein, wie man/frau über Abo-Patenschaften, Verlagsprojekte usw. Freitag finanzieren könnte und zugleich soziale Projekte unterstützen könnte.

Projektideen wurden eingebracht, Resonanz bestenfalls neutral oder für naiv gehalten, schlimmstenfalls Beleidigungen bis hin zu Diffamierung meiner Person.

Vielleicht passt mein Weg nicht zu Freitag.

Ich möchte eine offene Community, keine Grüppchen mit konspirativen Kreisen. Ich möchte mit den Menschen hier schreiben, denen das linke Denken am meisten gelten sollte: Benachteiligten.

Ich möchte keine linke Avantgarde. Auch keine linke Pseudo-Uno mit Nation-Buildings-Ansätzen.

Ich finde Hacken genauso daneben wie Spionage und NSA auch. Ich finde konspirative Kreise daneben wie Machtpolitik auch.

Ich glaube an Rosa Luxemburgs Weg und die frühen feministischen, pazifistischen Kommunisten/innen, die eine Avantgarde strikt ablehnten. Hätte man/frau auf diese Menschen gehört, hätte es all die Stellvertreterkonflikte und Kriege nicht gegeben, denn eine Linke, die sich mit Gewalt und Spionage hochpusht ist genauso daneben wie kapitalistische Systeme der Ausbeutung und Unterdrückung. Warum ging denn realer Sozialismus genauso schief wie kapitalistisch aufgefasster Liberalismus? Weil auf beiden Seiten Menschenrechte mit Füßen getreten wurden, Spionage betreiben wurde, Gewalt verübt und Kriege geführt!

Ich hab weder auf NSA noch auf Eure Pseudo-Helden/innen-Häcker-Geschichten Lust, weil beides ist Gewalt, nicht demokratisch legitimiert.

Ich will gewaltfreie Wege Kommunismus offen leben.

Ich will keine konspirativen Gruppen, und Urteile von Leuten, die sich für die Richter/innen des jüngste Gerichtes persönlich halten und die Avantgarde der Zukunft, die bestimmt, was moralisch korrekt ist und wer moralisch durchfällt. Ich hab keine Lust auf moralische Richter/innen-Spiele, keine Lust auf Helden/innen Geschichten – weder auf linke, rechte noch auf konservative oder grüne Gewalt.

Ich möchte Freiheit und Liebe leben, Kommunismus leben. Augenhöhe und Offenheit. Gleichheit, Freiheit und Liebe für alle -- und ich glaube daran, dass Frieden ein Weg ist, nicht das Ziel. Ich möchte mit dem anfangen, was Kommunismus will: Jede/r nach seinen Fähigkeiten und Gaben und nach seinen Bedürfnissen. Freiheit und Liebe für alle.

Mir sind Fragerunden zu wenig, ich hoffte auf gelebten herrschaftsfreien Diskurs, auf Begegnung, auf eine echte Community. Ich fuhr nicht wegen den interviewten Leuten wie Lafontaine und Abdel Samad usw. hin, sondern wegen Euch und den Menschen, auf die ich hoffte, sie bauen eine Community auf. Ich verstand JAs Idee als ein Community-Projekt. Dachte er baut eine Communtiy auf. Damit lag ich falsch, es ist ein Blog fernab der Redaktion mit Kommentarfunktion und Interviews mit Fragerunden wie in der Schule, wo man/frau sich melden muss, um kurz eine Frage stellen zu dürfen.

Um JA ein Fanclub. Ich hab weder Lust Fan zu sein, und auf Krautreporter-Veranstaltungen zu rennen, um zu gefallen, alles toll finden zu müssen. Noch Lust von weiteren Fans umgeben zu sein und die häufigste Frage, die man/frau hört ist, was sagt JA dazu? Ich brachte eigenständige Ideen ein. Sorry, ich bin eine erwachsene Frau und brachte als freier Mensch Ideen ein. Ich stand offen zu meiner Freitagsliebe, ich nahm den Satz mit dem geworben wurde ernst: Mitschreiben und diskutieren im und jenseits des Netzes. Ich hab mich hier nicht als Fan eingetragen, sondern als ein Mensch, der Ideen hat und etwas geben möchte und anderen Menschen auf Augenhöhe begegnen möchte in einer Community. Ich verstand Augsteins Idee als ein Community-Projekt, faktisch moderiert er professionelle Mainstream-Presse-Fernsehen und die Community ist vielleicht ein Marketing-Ding, aber gelebt wird diese Community nicht, abgesehen von Blog mit Kommentarfunktion und Fragerunden.

Gandhi sprach davon, das zu leben, woran man/frau glaubt.

Vieles kann ich nicht mehr leben, weil der Mensch, der mir im Leben alles bedeutete vor 20 Jahren starb. Was blieb sind unsere gemeinsamen Ideen, unser Traum – einer liebevolleren, friedlicheren Welt.

Ich hatte eine Freundin, meine Kindheitsliebe, ich hoffte immer auf die Zeit später, wenn wir von dem kleinen Ort weggehen würden, malte mir aus, was wir dann alles tun würden. Jahre lang lebte ich für eine Zukunft, die nie kam, weil sie starb. Man/frau sollte das, was man/frau tun möchte -- immer heute hier und jetzt tun, weil keine/r weiß, was morgen und später ist. Augenblicke sind einzig und unwiederbringlich.

Mir bedeuten Frieden, Feminismus und Kommunismus. Ich kann hoffen, dass sich Freitag wandelt oder aber selbst aufbauen, was mir bedeutet, eine offene Plattform.

Ich möchte Kommunismus leben, Freiheit und Liebe leben.

Viele Grüße – und lebt Eure Liebe mit den Menschen, die Ihr liebt, meine große Liebe starb vor 20 Jahren, ich hatte sie 15 Jahre zur Seite und war ignorant, hoffte immer auf das Morgen, wo das Leben beginnen würde als Erwachsene, das nie kam! Lebt Eure Liebe heute hier und jetzt! Das größte Geschenk ist das Leben und Liebe, Eure Träume und Ideale -- lebt sie!

Daniela Waldmann

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Dieser Beitrag gibt die Meinung der Autorin wieder. Die Autorin dieses Beitrags ist eine Frau, auch wenn in der Zeile darunter das Gegenteil behauptet wird. ;-)

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