Die Aeta von Lumibao

Einladung: Am 29. Juni startet in der UFA-Fabrik um 18:30 Uhr unser alternatives Salon-Projekt. Ihr seid herzlich eingeladen zu einem Diskurs mit dem Filmemacher Frank Sputh.

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Frank war 1995 zum ersten Mal auf den Philippinen, um die Ureinwohner/innen kennenzulernen. Sein Aufenthalt veranlasste ihn den Verein „Lebendige Erde - Sacred Earth e. V.“ zu gründen. Seither begleitet er indigene Völker freundschaftlich und filmerisch und durch Öffentlichkeitsarbeit. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt u. a. in Ecuador.

Der Verein Lebendige Erde – Sacred Earth e. V. -- www.sacredearth.de -- unterstützt Indigene weltweit bei ihrem schweren Überlebenskampf und bei ihrem Recht auf Selbstbestimmung.

Im Herbst 2014 möchte er wieder nach Lumibao, um einen Film über ihre jetzige Situation im Vergleich zu damals zu machen. Bisher konnte er zu den Aeta, anders als zu Indigenen in anderen Regionen, nur punktuell Kontakt halten und vereinzelt helfen, da die Aeta bis zu seinem letzten Aufenthalt weder über einen Telefonanschluss noch über eine postalische Adresse verfügten, Hilfe somit Anwesenheit vor Ort voraussetze und an seine Aufenthalte geknüpft war. Er hofft mit dem neuen Projekt den Kontakt intensivieren zu können, um ein festes Unterstützungsnetzwerk wie er es u. a. mit den Indigenen Ecuadors aufbaute, verwirklichen zu können.

Die Aeta von Lumibao - zwischen Anpassung und Untergang


Als Frank 1995 auf Lumibao ankam, war das Land gezeichnet von den Folgen des Ausbruchs des Pinatubos, einer der gewaltigsten Vulkanausbrüche des 20. Jahrhunderts. Nach einer rund 550-jährigen Ruhezeit spuckte der Vulkan 1991 Feuer- und Lavamassen über das Land. Die Eruption veränderte das Leben der Menschen sowie Landschaft und Natur. Asche füllte ein Flussbeet, Wasser trieb in die Senke und überflutete ein Dorf -- wo es früher zu finden war, ist heute ein See. Und noch 1995 war die Erdoberfläche hell und immer noch voll von der Asche des Ausbruchs. Eine Fotografie vermittelt einen Eindruck wie Lumibao 1995 wirkte -- als Frank sich über den See dem Land näherte:

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Im Vergleich eine Fotografie aus dem Jahr 2012 -- aufgenommen während der Regenzeit:

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Zu den Aeta gelangt man/frau durch die Überquerung des Vulkansees. Sie leben vor dem Tabungso – dem spitzen Felsen, und sie gehören zu den ältesten Jäger- und Sammlerkulturen der Erde. In den vergangenen beiden Jahrzehnten veränderte sich ihr Leben drastisch. Sie wurden zu Reisbauern -- und Nassfelder bestimmen nun die Landschaft:

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Vick Balario gehört zu den Ältesten im Dorf. 1995 war er über 70 Jahre alt, 2012 über 90 Jahre. Das erste Bild zeigt ihn mit Pfeil und Bogen 1995, das zweite Bild im Jahr 2012.

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Marcelo Balario ist seit langem „Bürgermeister“ von Lumibao. Nur für kurze Zeit unterbrach er seine Tätigkeit einmal, doch die Aeta wollten ihn zurück haben und wählten ihn wieder und wieder.

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Dennoch hat sich viel verändert. Auch Marcelo kämpft zwischenzeitlich als Reisbauer um sein Überleben.

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Das kleine Dorf aus Jägern und Sammlern nimmt bäuerliche Züge an. Fernseher und Mobiltelefone gab es 2012 noch keine in Lumibao, aber einen Computer an der Schule und ein Aeta im Ort auf der anderen Seite des Sees hatte ein Handy.

Liwano war beim ersten Besuch Franks 1995 noch ein Kind, fröhlich und aufgeweckt. 2012 traf er ihn gezeichnet von einem schweren Arbeitsleben wieder.

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Stundenlang dauerte, erinnert sich Frank, ein Tanz, den ein junges Hochzeitspaar 1995 gemeinsam vollzog, um sich das Geld zu erbetteln, das es brauchte, um die Schulden der Hochzeit bezahlen zu können. Die Fotografie zeigt Beringi, eine junge Braut, bei ihrem Tanz, der sie von der Last der Schulden befreien helfen sollte. Die teuren Hochzeiten gehörten ursprünglich nicht zur Tradition der Aeta, sondern entstanden unter Anpassungsdruck.

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Beringi – sie strahlt, trotz eines schweren Lebens …

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......wie ihre Mutter Güte und Weisheit aus:

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(Anmerk. die Aufnahme mit der Mutter Beringis entstand im Jahr 2012)

Frank erinnert sich an sein letztes Wiedersehen mit den Aeta. Er hatte Filmaufnahmen dabei und löste damit helle Freude im Dorf aus.

„Es war unglaublich. Bei den Kindern hatte man den Eindruck, sie würden so etwas das erste Mal im Leben sehen. Die Erwachsenen amüsierten sich köstlich, sich als Kinder wieder zu sehen. Und Vick Balario, der Älteste, mahnte immer wieder zur Ruhe, um sich konzentrieren zu können. Und dann drehte er sich spontan um und sagte: ‚Seht, sie leben noch‘, als er bereits verstorbene Aeta wieder erkannte.“ Frank Sputh.

Eindrücke aus der Filmvorführung:

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Im November 2014 möchte Frank Sputh wieder nach Lumibao, um einen Film über die jetzige Situation der Aeta im Vergleich zu damals (1995 und 2012) zu drehen. Es geht dabei um sehr viel mehr als um filmen, es geht um Öffentlichkeitsarbeit und darum, die Aeta bei ihrem Kampf ums Überleben zu unterstützen, was ihm bisher, anders als beispielsweise bei den Indigenen Ecuadors, mit denen er kontinuierlich in Kontakt ist, nur punktuell glückte, da durch die Abgeschiedenheit der Aeta kein durchgängiger Kontakt möglich ist und Besuche die einzige Möglichkeit sind für Gespräche und Austausch. Dem Genre nach fällt Frank unter die Dokumentarfilmer, aber das trifft es irgendwie nicht. Was er tut, ist von Freundschaften getragen – und was er noch tut - ist, Indigenen weltweit eine Plattform zu eröffnen, auf der Menschen für sich selbst sprechen können, denn viel zu oft wird in traditionellen Entwicklungshilfeformaten über die Köpfe der Menschen hinweg gehandelt – und die, die es am allermeisten betrifft und angeht, werden ausgeschlossen. Er macht keine Filme über Menschen und ihre Kulturen, sondern gemeinsam mit den Menschen, deren Kulturen ihm vertraut sind. Der von Frank Sputh u.a. 1997 gegründete Verein "Lebendige Erde – Sacred Earth e. V." -- www.sacredearth.de -- unterstützt indigene Völker auf der ganzen Welt bei ihrem schweren Überlebenskampf und bei ihrem Recht auf Selbstbestimmung.

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„Sich begegnen und etwas bewegen“ lautet das Motto unseres alternativen Salonprojekts, es wäre schön, wenn Ihr mit dabei seid am Sonntag, den 29. Juni, um 18:30 Uhr in der UFA-Fabrik und es der Anfang von Begegnungen werden könnte, die etwas bewegen.

Link zum Alternativen-Salon-Projekt:

https://www.freitag.de/autoren/daniela-waldmann/alternativer-salon-arbeitstitel-am-30-juni

Liebe Grüße

Daniela Waldmann

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