MiniFeminismus - MiniSystemkritik

& SmartphonePolitik ...viele stehen der Piratenpartei kritisch und offen, zugleich zweifelnd und fragend gegenüber und wissen nicht genau. Darf man bzw. frau einmal nachfragen?

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Vorbemerkungen: Der nachstehende Text soll nicht irgendwie gegen die Piratenpartei, der ich interessiert gegenüberstehe, geschrieben werden, sondern zum Nachdenken anregen. Partei- und Machtpolitik löst in mir grundsätzlich Skepsis aus, ich fände die Piraten wären als eine Bewegung (wie Greenpeace et al.) spannender. Es gibt viele Momente, die nachdenklich stimmen. Ein offenes Internet ist wichtig, Ideologiefreiheit ist wichtig. Einige Punkte der Piraten werfen aber Fragen dahingehend auf, ob sie diese Offenheit selbst haben und selbst in allen Punkten ideologiefrei sind. Ich weiß, dass vieles von dem, was ich hier bewusst zugespitzt formulieren werde und sich teilweise noch auf den Eindruck von ältern Piratentexten bezieht, zwischenzeitlich moderater abgefasst wurde und dennoch bleibt ein Rest Unbehagen, das ich ganz bewusst in provokanter Form zu einer Anfrage machen möchte, weil ich glaube so funktioniert Diskurs und Weiterentwicklung:

  • das Konzept der offenen Märke (wenn auch ergänzt mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit etc.) ist weder ideologiefrei - noch enthält es grundsätzliche Systemkritik. Ehe man Ideologiefreiheit ausrufen kann, braucht es Kritik an den herrschenden Ideologien (Dekonstruktion), Systemkritik, Kritik am Kapitalismus und vor allem darf keine neue Ideologie geschaffen werden und ich frage mich, wenn ich manches lese, wo die Grenzen liegen – hin zu einer neuen Netzideologie…
  • Sicherheitspolitik: friedliche Konfliktlösungen fördern, das tun die anderen auch, gleichzeitig führen sie Kriege. Die militärischen Strategien werden seit langem durch friedliche Strategien ergänzt (die COIN-Strategie z. B. ist eine Mischstrategie etc.), und dennoch wird klar interessensgeleitet gearbeitet und was nicht auf friedlichem Wege zu erreichen ist - mit Gewalt durchgesetzt – mir fehlt eine klare Kritik an Militarismus und eine klare Kritik am industriell militärischen Komplex, eine klare Kritik an den Kriegseinsätzen sowie ein klares Bekenntnis zum Pazifismus.
  • Die Ansätze von „Postgender“ etc. verkennen Realitäten realer Benachteiligung
  • Internet in jedem Dorf – weltweit? Freiheit – wird sie geachtet? An der Vernetzung hängt ein Rattenschwanz – mit ihr kommen auch die Straßen, Konzerne und Systemideologien, zumal das Piratenkonzept der Ideologie der offenen Märkte nicht abgeneigt ist, das schlägt bei vielen indigenen Kulturen, die unser Markt- und Geldsystem teilweise massiv (und zurecht) ablehnen, in offene Wunden und reißt zudem Narben der Vergangenheit auf (die Narben von Imperialismus, aufgedrückten Systemideologien – die ganze schmerzlich narbendurchzogene Historie und wundengezeichnete Gegenwart der versuchten oder erzwungenen Öffnung für unserer Marktlogik und Systeme…) – insofern sind die Piraten nicht ganz so ideologiefrei wie sie gerne möchten. Das Netz, darf nicht selbst zur Ideologie werden – es ist nur eine (Platt)Form, die nicht allen Menschen und Kulturen der Welt gefallen und passen muss.
  • Heute sind es Computer - morgen Chips im Gehirn. Die Freiheit des Internets hat für mich damit zu tun, dass man es als eine Plattform für Diskurs nutzt, Entscheidungsfindung und gesellschaftliche, politische Teilhabe kann durch das Internet ergänzt werden darf allerdings nicht schleichend und sukzessive vom Internet abhängig werden, a) weil sonst Menschen exkludiert werden, die sich nicht im Internet zuhause sehen – b) gehen die Entwicklungen in der Bioinformatik und Computertechnologie dahin, dass bereits jetzt die ComputerHirnSchnittstelle genommen ist und außerdem die Zellcomputertechnologie neue Optionen öffnen wird – wird Teilhabe dann irgendwann vom Chip im Hirn abhängen – wollen wir das? Ein kritischer und breiter öffentlicher Diskurs darüber fehlt mir – angesichts der InternetEuphorie gänzlich.

…Post – als ob schon, was noch nicht

Ein bisschen Feminismus reicht eben nicht. Dieses Post von Postgender – was heißt es, was will es? So zu tun als ob schon ist, was noch nicht ist? Soll jetzt – nach den Jahren der Inkorporation der einst lebendigen feministischen Bewegungen durch Kapitalismus und Staat, der Verflachung in den Medien auf ein angepasstes und wirtschaftsideologisch untermauertes Aufstiegs- und Karriereformat und der systematischen Reduktion zum bürgerlichen Moralfeminismus, der nicht mehr Befreiung will, sondern längst bedenkliche Formen neuer Konventionen und Zementierungen schafft, der Rest noch pulsierenden Feminismus als überholt gelten? Gefragt ist keine Flucht nach „Post“, die ein „done“ unter die feministische Bewegung setzt, sondern eine Befreiung aus der Engführung des Karriere- und GlasdeckenFeminismus der vergangenen Jahre:

Eine klare Absage an den Glasdecken- und Karrierefeminismus!

Feminismus in seinen lebendigen Anfängen wollte sehr viel mehr – Männer und Frauen kämpften Seite an Seite für das Ende von Unterdrückungs- und Ausbeutungsverhältnissen und übten Kritik an Kapitalismus, Imperialismus, Sexismus, Rassismus, Militarismus. Wie wird Feminismus in den Medien dargestellt? Sind Karrierefragen und Glasdecken wirklichen die einzigen Probleme die wir haben? Es geht stattdessen um eine klare Absage an jede Form der Macht, um Befreiung und Freiheit. Macht wird nicht besser dadurch, dass sie nun auch von Frauen verübt wird. Es geht um das Hinterfragen, der falschen Machtapparate, um Systemkritik, Gesellschaftskritik, nicht um Machterlangung und Posten in repräsentativen Systemen, die Menschen ausbeuten und verwertbar machen.

Sokrates ist kein Nickname, keine Kopiervorlage

Es geht nicht um Funktionen, sondern um die Einzigkeit jedes Menschen, seine Unauswechselbarkeit (weil die Ausbeutungssysteme (und genau das kritisierten die frühen Feministen/innen) machen Menschen austauschbar, reduzieren sie auf funktionale Rollen) und im Netz wird es eine große Herausforderung sein, dass nicht die Ausbeutungslogik analog greift – und Wissen und Informationen entmenschlicht und entlebensweltlicht werden – es geht um die Frage der Achtung vor dem, was ein Mensch geschaffen hat - ich denke nichts ist grausamer – als wenn jemand das Gute will – und zusehen muss, wie es vom System inkorporiert wird, verdreht und missbraucht wird. Der Kapitalismus ist so findig, wenn es darum geht Ideen aufzugreifen und zu adaptieren – und ohne scharfe Kapitalismuskritik und mit dem Slogan der Offenheit der Märkte – ergibt für mich die Freiheit der Piraten keine Sinn, weil sie keine wirkliche Freiheit ist. Es geht um Befreiung und um Freiheit und Liebe, die Menschen einzig und unvertretbar macht. Die Verbindung Freiheit und Liebe der frühen Feministen/innen ist nicht irgendein gspinnertes und überholtes Konstrukt, sondern eines das der Macht die Stirnseite bot: ein feministisches Konzept im Sinne der Anfänge der feministischen Bewegung für das Internet hätte ganz klar etwas gegen offene Märkte und die Konzepte der Marktlogik einzuwenden, die zu neuen Formen der Entfremdung führen, das Schaffenswerk eines Menschen blutleer und gesichtslos machen oder auf Wissensformat reduziert – dabei geht es nicht um die Pay- oder NichtPayFrage, sondern um viel Grundlegenderes. Es geht nicht um eine Wissensgesellschaft der Verwertbarmachung und nicht um die Öffnung der Märkte, sondern um eine Befreiung aus der falschen Marktlogik, die Achtung der Personen und ihrer Werke, um Authentizität statt Repräsentation, um Freiheit und Liebe - wie in den frühen feministischen Ansätzen (die Männer und Frauen gemeinsam entwarfen, aber nicht postgender, sondern die realen Unterdrückungs- und Ausbeutungsstrukturen ernstnehmend und verändernd). – Auch im Netz muss das die entscheidende Rolle spielen. Liebe macht einen Menschen einzig, unvertretbar und Freiheit ist ihre Basis. Und die Liebe zu dem, was ein Mensch tut – macht sein persönliches Schaffenswerk aus und hat mit Sinn zu tun. Es geht auch nicht um Wissen, sondern um die Liebe zu Weisheit und um die Arbeit, die aus Liebe getan wird, (Sokrates ist kein Nickname und Rosa Luxemburg meinte einmal: „Man kann die Menschen nur richtig verstehen, wenn man sie liebt.“ – Was bedeutet Menschlichkeit im Internet, wie kann sie dort Ausdruck finden? - Beide hätten entschieden etwas gegen den verkürzten Wissensbegriff, beide setzten sich mit Haut und Haaren aus dem Leben heraus ein – und gaben auch ihr Leben. Würde im Internet braucht einen realen Bezug zu dem, was unsere Würde auch im wirklichen Leben ausmacht. Das Konzept der Repräsentation – verkennt Authentizität und setzt statt dessen auf Wiedergabeformat und Show - Letzteres ist genau das, woran die anderen Medien und Politik (Stichwort Politikverdrossenheit und Rückgang der Zeitungsauflagen etc.) derzeit scheitern, die Menschen sind es satt Showkapserln vorgesetzt zu bekommen, die ins Schleudern kommen, wenn Situationen entstehen, auf die sie nicht rhetorisch vorbereitet sind, weil sie gar nicht selbst verwoben sind mit ihren Ideen, sondern nur Wiedergabe kennen – genau aus diesem Grund ist es für das Netz wichtig, dass Menschen mit Haut und Haaren, die das Netz als Plattform nutzen, bedeuten - und nicht das Netz selbst zur Ideologie wird. Und es geht alles einfach alles - um eine Bewegung, die aus dem Leben kommt und reale Ausbeutungsstrukturen in der Wirklichkeit wie in der virtuellen Realität kritisiert. Die feministischen Themen sind aktueller denn je, und der Feminismus muss muss muss muss muss sich von seinen Engführungen befreien:

(n)irgendwann

Es ist dringend notwendig und an der Zeit die verkürzte Darstellung des Feminismus und seine oberflächliche Spielart zu hinterfragen: Rhetorikschulung entlang der Linien der Institutionen der Macht, einen reduzierten Freiheitsbegriff und dann doch irgendwie repräsentative Parteipolitik und für die Besprechungsecke der Konzerne, die gerade unsere Welt ausverkaufen - offene Märkte!? Ist es das? Und Stühle und Posten und Ellebogen in den Zentralen der Macht des industriell-militärischen Komplexes, in der Politik der kriegsführenden Nationen? Sind sie es? Ist es das – nach Macht zu streben, nach Geld – im Irrglauben da oben irgendwann – irgendwann – irgendwann – irgendwann - (nirgendwann!) etwas verändern zu können?

Bildung und Befreiung statt Verwertung

Bildung hat mit Emanzipation zu tun – mit Befreiung. Und nicht mit den Verwertungsstudiengängen im Wirtschaftszuschnitt und der systematischen Brauchbarmachung für die Märkte, Konzerne und Politik. Feminismus in seinen Anfängen war eine Bewegung, die nicht nach Macht griff, nicht durch Macht wirken wollte, sondern Befreiung wollte aus den Zwängen der Macht. Feminismus hat einen emanzipatorischen Bildungsanspruch. Bildung ist mehr als Wissen, Bildung ist nicht loslösbar von den Menschen, die einzig sind. Es sollte alles getan werden, dass es nicht zu einem entfremdeten Wissensbegriff wie zu einem entfremdeter Arbeitsbegriff kommt – und alles dafür getan werden, dass die Achtung der Menschen in Freiheit und die Achtung ihres Schaffenswerks möglich wird. Politik setzt auf Macht, eine Bewegung hingegen auf Freiheit. Klar, es mag sein und stimmt, besser ein/e heimliche/r Pazifist/in bei der Bundeswehr in verantwortlicher Position als ein/e militaristische/r Hardlinerin. Und dennoch die Wege durch die Institutionen in Politik und Wirtschaft und der Versuch der Institutionalisierung sind zweischneidig, weil sie Abhängigkeiten erzeugen und weil die Apparate der Macht mit ihren Aufstiegswegen nicht etwa häppchenweise in Karriereschritten ein Mehr an Mitgestaltung eröffnen, sondern oft immer nur tiefer in den Sumpf der Systemzwänge führen. Freiheit und der Weg der Befreiung will sehr viel mehr. Ein ohnehin schon reduzierter Netzfreiheitsbegriff – ist problematisch, wenn nicht zugleich Kapitalismuskritik geübt wird, wenn offene Märkte mit eine Rolle spielen, weil dann geht Unabhängigkeit verloren – und ich behaupte, die Konzerne der Informationsindustrie, die Branchen der Bioinformatik – haben ein enormes Interesse, dass kein Dorf der Welt ohne Netzzugang bleibt – nur in Verbindung mit dem Konzept der offenen Märkte bedeutet es faktisch, dass mit einer großen Wahrscheinlichkeit imperialistische Wunden aufgerissen werden - und mit den Glasperlen der Netzfreiheit - der Zwang unserer Systeme und Märkte kommt. Die Piratenpartei kann nur - und nur dann den Begriff der Freiheit ehrlich für sich in Anspruch nehmen, wenn sie sich vom Konzept der offenen Märkte verabschiedet.

Freiheit ist mehr…

Und es ist ein Irrsinn zu meinen, dass offene Märkte mit Freiheit zu tun hätten und man das System zwar irgendwie halbherzig punktuell kritisieren könne, aber zugleich auf seine Logik setzt. Man könnte natürlich so argumentieren, man eröffnet durch die Märkte Teilhabe- und Gestaltungsmöglichkeiten, da dann allen Menschen der Weg durch die Institutionen offen stünde. Nur der Weg durch die Institutionen ist ein höchst fraglicher, der mitnichten ernsthafte Veränderungsoptionen eröffnet. Wer in einem Autokonzern nach Verantwortlichen fragt, die einem verlässlich Auskunft geben können, wie oft beispielsweise ein Kabelbaum vor seiner EndMontage um die Welt ging und wie viele Kinderhände an ihm mitarbeiteten, wird lange suchen und selbst, sollte man Menschen finden, die eine Antwort wissen, verantwortlich ändern können sie kaum oder nur sehr schwer etwas und wer die absurd klingende Frage eines Kindes zu stellen wagt, wer den ganzen Produktionswahnsinn der Massenware Auto ganz grundsätzlich abstellen kann – wird bestenfalls noch ausgelacht. Warum sollten sich die Konzerne selbst abschaffen? Und warum sollte ein kleiner Mensch Hoffnung haben, nachdem er sein ganzes Leben drangegeben hat und alles verlor, was ihm bedeutet, am Ende der Ausbeutungsschiene – da oben etwas ändern zu können? Weil die Posten, die diese Systeme zu vergeben haben sind genauso hohl und leer, wie die Systeme selbst und nicht einmal Topmanager/innen in verantwortlicher Position können Systeme so einfach umwälzen. Natürlich besteht die minimale Hoffnung – kritische Konzernbosse schließen sich selbst zu einer Bewegung zusammen und rufen zum Boykott und Umsturz des kapitalistischen Systems auf - gut - und auch gut Saulus wurde zu Paulus, aber wir bräuchten ziemlich viele Pauluse und die Kritiker/innen, die den Weg durch die Institutionen gegangen sind und dann aber immer noch gegenüber den Profiteuren/innen des Systems stehen - sie müssten dann die überzeugten Systemverfechter/innen entmachten. Wie realistisch ist das? Ziemlich gar nicht – nämlich. Möglich ist alles, auch Wunder, nur abwartend verlassen sollte man sich darauf nicht.

Systemkritik und herrschaftsfreien Diskurs

Und die Politik? Mal einfach so für immer aus der Kriegsmaschinerie aussteigen? Was wollen die Menschen und was sagen Papierberge von Bündnispflichten? Selbst ein/e Kleinstadt voller Akten-Super(wo)men könnte uns mit den besten Absichten nicht einfach so rechtlich aus den Pflichten nehmen, wenn Bündnisfälle einsetzen, weil das System greift und es greift gnadenlos und hirnlos. Genau deshalb braucht es Systemkritik und Kritik an Militarismus und Kriegen.

über die Mindhürde und über Tuningbrains und das halb-ki MindNet (Kürzel. ki – künstlich intelligent)

Die Systemzwänge müssen erkannt und kritisiert werden – dringend und es braucht herrschaftsfreien Diskurs – zu genau diesen Themen – in der Breite: Und weil die Systeme mit ihrer Eigendynamik werden in absehbarer Zukunft lückenloser greifen, weil noch all die Zwänge künstlich-intelligenter Systeme, die uns mehr und mehr erfassen, hinzukommen werden. Ja, die Netzfreiheit ist toll und soll auch nicht zurückgenommen werden, nur aber es fehlt gänzlich ein kritischer Diskurs über das, was uns in Zukunft erwarten wird, ob wir das dann auch so toll finden – und wenn ja, ob wir es überhaupt wollen (können) und falls ja, wie wir es gestalten wollen: Die Mindhürde - die Computerhirnschnittstellen sind längst genommen, mehr und mehr werden lebendige Zellcomputer eine Rolle spielen, mehr und mehr wird Natur, Mensch und künstliche Intelligenz verschmelzen. Alles ganz nett, wenn derzeit noch etwas Demokratie im Netz erprobt wird – aber was ist, wenn demokratische Mitbestimmung irgendwann davon abhängt, ob man sich einen Chip ins Gehirn pflanzen lässt, mit dem man sich in ein Biocomputernetz einloggen kann, weil die Netzwelt mehr und mehr mit den Menschen verwächst, nicht mehr im Außen stattfinden wird. Heute ist die Rede von Cyberwar – im Netz, was wenn die ersten Irrsinnsfanatiker/innen auf die Idee kommen – MindTerroristen/innen zu jagen? Was wird sein, wenn ein normales Gehirn nicht mehr ausreicht und man / frau, um in digitalen Universitätswelten zu bestehen für einen Uniabschluss, ein Superhightechgehirn mit tausend und einer Computerhirnschnittstellen braucht und was wird sein, wenn man mit seiner vielleicht bewusst nicht technisch aufgetunten biologischen Althirnmasse im Arbeitsmarkt der Zukunft nicht nur einer Randgruppe mit Vermittlungshemmnissen angehört, sondern ganz grundsätzlich exkludiert ist, weil Teilhabe ohne Vernetzung unmöglich sein wird?

Ich selbst stehe dem allem sehr kritisch gegenüber, sage aber nicht, dass technische Entwicklungen prinzipiell schlecht sind und aufzuhalten wären, aber ich vermisse echt einen ehrlichen Diskurs! Vielleicht wird er auch piraten-intern geführt, jedenfalls ist er in den Medien, nicht hinreichend präsent. Und die neue Teilhabemöglichkeiten sind spannend, Netzfreiheit und und und und es ist auch eine klasse Idee über politische Gestaltungsmöglichkeiten im Netz nachzudenken, aber das Menschenbild, das die Piraten/innen lange vermittelt haben und auf das sie stark aufbauten – der digitale Mensch, der stark vom Netz her definiert wird – von den Teilchen, die durch die Leitungen flirren und von ihrer Gleichheit her, das ist zwar zwischenzeitlich alles überarbeitet und durch sehr viel moderatere Menschenbilder ersetzt worden, aber irgendwie bleibt immer noch dieser leicht-technisch seelenleere, anonyme Touch im Nachgeschmack. Vielleicht ist es auch nur eine irrationale Restangst, vielleicht kommt es auch daher, dass diese Nerds und Nerdinnen nie richtig sichtbar wurden, nie selbst für ihre Ideen sprachen, immer Vertreter/innen und Repräsentanten/innen vorschickten, ich finde etwas wirkt dann interessant, wenn Menschen jeweils für ihre Idee sprechen, die sie selbst haben und nicht, wenn Funktionen und Rollen und Posten vergeben werden und alles durch die Kanäle er Sammelsprachrohre fließt, daran scheitert schon die traditionelle Politik als unglaubwürdig, schade dass die Piraten/innen wie der Rest des Machtapparates auf Repräsentation statt Authentizität setzen – (jede/r sollte sich für ihr bzw. sein Baby und ihre bzw. seine Idee, die sie bzw. er hatte, einsetzten und für sie sprechen, seiner, ihrer Idee ein Gesicht, ein Antlitz verleihen – das ist glaubwürdig und überzeugend und nicht das blut- und seelenleere Wiedergabeformat). Zurück zum Thema: Zudem entstand oben besagter Eindruck auch deshalb, weil der Diskurs um die Entwicklungen in der Bioinformatik und was sie für unser künftiges Leben heißen können zur kurz kommt. Es bleibt ohne diesen Diskurs zu befürchten, dass die digitale Wende einfach nahtlos in das bioinformationstechnologische Zeitalter übergeht und die Argumente von jetzt einfach übernommen werden – d. h. ist es dann so, dass so wie jetzt jede/r Ort in der Welt (soweit es entwicklungspolitisch Sinn ergibt – wie es zwischenzeitlich etwas moderater in den jüngsten Piratentexten heißt) mit Computern und Netzzugängen beglückt werden soll, auch mit ComputerMindSchnittstellen bedacht werden soll - und jede/r ein Recht auf einen Chip im Hirn hat mit entsprechender Übertragungsrate und die Staaten das dann garantieren sollen?

Authentizität statt Repräsentation - und statt einer Demokratie der wwwMasse mehr Sensibilität für wwwfreie Minderheiten, und vor allem für andere Kulturen z. B. indigene Kulturen

Realität ist - demokratische wie nichtdemokratische Staaten verschaffen z. B. Ölkonzernen den Zugang zu Lebenswelten indigener Völker – ohne diese zu fragen. Die entscheidende dahinterliegende Frage lautet, wer ist in den zugehörigen Verhandlungen Ansprechpartner/in – Diskurspartner/in? Die Piratenpartie spricht sich nicht klar gegen repräsentative demokratische ScheinModelle aus, das heißt - das, was derzeit die politische und wirtschaftliche Praxis der etablierten Systeme bestimmt, wird nicht grundsätzlich negiert durch den Ansatz der Piraten. Es kann passieren – zumindest ist es nicht ausgeschlossen, solange auf repräsentative Mixansätze gesetzt wird, dass in Gesprächen mit Partnern/innen aus der repräsentativen Welt der Politik und der Informations- und Bioinformatikkonzerne – die Fragen der Erschließung und der Bereitstellung der technischen Infrastruktur für die neuen Teilhabemöglichkeiten partiell an den Menschen vorbei verhandelt werden, sofern die Verhandlungspartner/innen nur den Vorstellungen von piratiger repräsentativer (abgestimmt mit direkter und (teil-)netzzentrischer) Demokratie gerecht werden – auch steht freier Netzzugang als entwicklungspolitischer Gedanke teilweise mit in Piratenschriften (zwischenzeitlich wenigstens stark relativiert). Dann steht halt in jedem Dorf ein Computer und mit dem Computer kommen die Straßen, die Konzerne der (Bio)Informationstechnologie wie heute Shell et al.? – Mir fehlt der Diskurs, der die grundsätzlichen Fragen stellt - der philosophische Diskurs, der ethische Diskurs und die Frage, was wir wirklich wirklich wollen (können) – mit uns selbst (Stichwort kommende Biotechnologie und ihre Entwicklungen) und gemeinsam mit anderen und mir sind manche Reden zu vorschnell – die Reden nämlich welche die Dörfer der ganzen Welt zumindest schon einmal in den Blick nehmen, weil stellvertretend für andere dürfen wir gar nichts wollen, sondern die Kulturen der Welt und indigenen Völker haben ein Recht aus sich selbst heraus zu sprechen und zu entscheiden. Und die digitale Welt kann eine Teilhabemöglichkeit dann sein, wenn sie wie ein Schreibwerkzeug verwendet wird und nicht mit dem Rattenschwanz von Systemzwängen daher kommt, und das kulturell gewachsene Leben und ihre Gestaltungswege dürfen auch nicht ins Netz aufgesogen werden – es geht darum zu achten, was die Menschen wollen - und nicht um gutgemeinte Beglückungskonzepte.

keine gutgemeinten Beglückungskonzepte! – sondern ehrlicher wechselseitiger Diskurs!

Das ist gar nicht so einfach, selbst wenn man explizit nicht bevormunden will - weil allein dadurch, dass wir mit Themen konfrontieren, geschieht und passiert schon etwas – andere sind gezwungen, sich mit den Themen, die wir vorsetzen, auseinanderzusetzen. Es ist grundverschieden von einem Ansatz, bei dem Menschen sich von sich aus zu interessieren beginnen. Und was, wenn die eine Hälfte einer Dorfgemeinschaft will und die andere nicht? - Das heißt wir bringen mit unseren Konzepten nicht nur Freiheit, sondern auch neue Konfliktfelder. – Und wie oft diskutiert der Westen andersherum, ob wir Modelle anderer Kulturen übernehmen möchten? – Wir erwarten, dass sich die Welt mit unseren Systemen auseinandersetzt, aber wie würde es uns gehen, wenn jemand kommt und uns erklärt – wir sollen ein Stammessystem bekommen und in Zukunft unser Leben nach Stammessitte gestalten und es stünde in den Programmen als ein erklärtes Ziel der Entwicklungshilfe für die wohlstandverwahrlosten Industrienationen die Eröffnung der Möglichkeiten einer Integration in ein weltweit installiertes Stammesentscheidungswesen. Stellen wir uns nur vor: Es gäbe einen Rat und Bündnispflichten und im Falle von, dass sich nämlich unsere Wohlstandsverwahrlosung weiter bedenklich gegen unsere Menschenrechte und Mitbestimmungsmöglichkeiten richtet, werden wir durch bewaffnete Friedenseinsätze befreit von den industriell-lobbyistischen Zwängen und Bestimmungsmächten und wird uns das Stammesentscheidungswesen in Nachhilfelektionen erteilt. Vielleicht klingt das uns genauso fremd – wie die Rede von offenen Märkten, Geldsystemen und Internet den anderen, vielleicht interessiert man sich aber auf einer Basis jenseits der aufgepfropften Programme, aber ganz einfach in Freiheit für andere Teilaspekte, namentlich dann - wenn kein Zwang besteht und Menschen Menschen begegnen, vielleicht merken wir, dass zwar z. B. das Stammeswesen vielleicht nicht zu uns passt, aber wir lernen von den anderen, dass Geld nicht wichtig ist, ein Leben ohne Geld überhaupt möglich ist – und vielleicht interessieren sich die anderen für Internet oder auch für etwas ganz anderes - wie Zugang zu sauberem Wasser, den Abzug der Konzerne.... Wenn der Diskurs wechselseitig ist und wir nicht nur die sind, die der Welt unsere Logik aufdrängen – sondern wir endlich anfangen anderen zuzuhören und uns auch selbst ehrlich mit den Ansätzen der anderen auseinanderzusetzen und voneinander lernen und uns selbst und den anderen dabei die Freiheit lassen zu entscheiden, was und wie wir voneinander w e c h s e l s e i t i g lernen möchten – ist es fair, aber der Westen macht mir nicht den Eindruck, dass er so fair wäre, sondern eher den Eindruck, dass wir intolerant sind und vom Hindukusch über Südamerika und die ganze Welt nach unserer MarktLogik ticken soll.

Internet, aber kein Fangnetz: Freiheit beginnt nicht im Netz! Frage: Willst Du mein Internet werden?

Und noch einmal: Es braucht vor allem auch einen offen und klaren Diskurs darüber, was passiert, wenn das Netz die biologische Hürde nimmt - wie es sich jetzt schon ankündet und ein biologisches Brain- oder Mindinternet als Möglichkeit in absehbarer Zukunft im Raum stehen wird. Teilhabe darf deshalb nicht schleichend ins Netz verlagert werden und ich sehe das echt als eine reelle Gefahr, dass es einfach so passiert, weil grundsätzliche Kritik fehlt. Leute, denkt weiter und zuende was es bedeutet in der Konsequenz, wenn man die technischen Entwicklungen antizipiert, die sich jetzt schon andeuten! Es muss ein ehrlicher – öffentlicher und breiter - Diskurs stattfinden, der all das thematisiert. Und klar – und weniger abstrakt formuliert als vorhin: es ist gut gemeint, die ganze Welt vernetzen zu wollen, es als entwicklungspolitische Aufgabe zu sehen, aber es wäre noch besser gemeint, die Menschen auch zu fragen vorher und auch die sich abzeichnenden technologischen Entwicklungstendenzen mit zu thematisieren, dass es in absehbarer Zukunft ebent nicht mehr nur ein paar PCs im Dorf sein werden, vielmehr die Technologie soweit sein wird, äußere und innere Lebenswelt technisch zu verknüpfen – und auch zu fragen, ob sie unseren Industriemüll tatsächlich in ihren Dörfern stehen haben wollen, mit ihm die Infrastruktur, Straßen und unseren industriellen Plastikmüll, Chipkarten, Bankkarten, in Zukunft mindchips, mindphones, mindinternetzones – und wer garantiert ihnen, dass nicht genau damit wieder die Ausbeutungsmaschinerie greift, das Geldsystem mit aufgezwungen wird, die Natur vor Ort zerstört, Ressourcen abtransportiert - die Computer kommen ja nicht einfach so dahin - und wenn die technische Entwicklungen weit genug sind, in das menschliche System Mensch einzugreifen, - und so wie heute in das System Natur eingegriffen wird – bedeutet das dann auch, dass in Zukunft kleine Werkstätten für die BrainChipwartung in allen Dörfern der Welt stehen?

Welche Wahl?!

ja, wwwmissionierte Kulturen dürfen mitgestalten in einem System, das ihnen zuvor (noch nicht einmal ideologisch, sondern faktisch – dazu gleich mehr, weil in der Realität läuft es so, dass ebent wenig Entscheidungsspielräume bleiben, einfach faktische Zwänge entstehen) aufgezwungen wurde und es werden vornehmlich nur dann Mitgestaltungsmöglichkeiten eröffnet, wenn sie sich anpassen – an das industriell-digitale Zeitalter und die Technologie im Dorf stehen haben. Und wenn sie genau das aber nicht wollen, wenn sie keine Geldsysteme haben wollen, wenn sie lieber ihre eigenen Traditionen und Kulturen pflegen wollen, die Natur und ihre Lebenswelt freihalten wollen von unserem Industrieterror und ihr Zeitempfinden (allein die Befassung mit der Zeitwahrnehmung in anderen Kulturen – macht einen sehr sehr demütig) und ihr (zeitstressfreies) Lachen behalten möchten – dann Pech gehabt, dann könnt ihr nicht mitbestimmen, bestimmt der Westen über Euch im Namen der Freiheit der Märkte - wir sind liberal und die Welt und die Märkte sollen offen sein, das bestimmen dann wir?! Weltanspruch – aber wer schrieb die Programme? Wie viele indigene Völker waren z. B. beteiligt? Statt entwicklungspolitisch zu denken, sollte man nachfragen, was die andere Seite will, wollen sie unsere Beteiligungsformen und offene Märkte oder vielleicht nicht einfach das, was selbstverständlich sein sollte, dass wir nicht ihre Lebenswelten zerstören und einfach ihre Weise zu leben achten. Im Namen dieser tollen offenen Märkte werden Tag für Tag Lebenswelten indigener Völkern zerstört (z. B. durch Ölkonzerne). Um sich aber überhaupt wehren zu können müssen sie sich auf unser System einlassen, ob sie das möchten oder nicht - sie müssen die Internetmaschinerie anschaffen und anwerfen und mit Hubschraubern zu unseren Institutionen und Einrichtungen und Organisationen fliegen, um dort vorsprechen zu können – und um für etwas zu streiten, das ihnen ganz selbstverständlich gehören sollte: Ihre Lebensweise, ihre Lebenswelt, die Natur, ihre Kultur - und in diesem Kampf verlieren sie oft, worum sie kämpfen ein großes Stück weit - und das selbst dann, wenn sie Rechte erstreiten können und zugesprochen bekommen (was oft genug nicht der Fall ist), wenn es gut geht, gewinnen sie, aber auch nur bedingt, weil sie trotzdem viel verlieren, weil sie sich mit unseren Systemen befassen, das Internet lernen, die Technik lernen müssen – in dieser Zeit lehrten sie früher ihre Kinder über die Flüsse und Bäche, ihren Ursprung und über die Welt der Ahnen, ihre eigene Kultur und das eigene Leben. Es ist nicht ordentlich gedacht zu meinen - Menschen und Kulturen ohne Netz wären unfrei - und dann kommt das Netz und die große Befreiung?! Es ist genau andersherum: Es wäre wirklich in Ordnung, wenn die Netzfreiheit ein Angebot wäre an die Menschen und Kulturen der Welt, das sie annehmen, aber auch ablehnen können, aber im Moment sieht es eher so aus, dass faktische Zwänge bestehen, weil die westliche Marktlogik indigenen Kulturen raubt, was ihre Lebenswelt und Kultur ausmacht und was eigentlich selbstverständlich geachtet werden sollte, sie sich aber nur wehren können, indem sie sich an unsere Systeme (einschließlich Netz) anpassen. Diese Menschen verfügen über ihre eigenen Kulturen, ihre eigene Weise Entscheidungen zu treffen und ihr Leben zu gestalten – und vor allem sind sie traumatisiert – durch all die tollen Systeme, die der weiße Mann sich erdachte: Imperialismus, Ausbeutung, die konfliktgeladene Grenzlinienziehung, die bis heute weltweit zu Auseinandersetzungen und Kriegen führt, Kapitalismus, Naziideologien, Sozialismus, Kommunismus, Weltkriege, Antiterrorkriege, Naturzerstörung… …wir müssen super aufpassen, dass nicht noch eine weitere Ideologie - die des Netzes - hinzukommt, und dass Freiheit (wirkliche Freiheit – nicht nur die Netzfreiheit) geachtet wird, es Angebote sind und nicht faktische Zwänge entstehen….

Kein Stimmfang

…Übrigens ist genau in diesem Kontext und unter der gesetzten Rahmenbedingung der Freiheit der Märkte und angesichts der fehlenden Kapitalismuskritik - das delegative Stimmprinzip, das es erlaubt Stimmen zu kumulieren – höchst bedenklich, weil Menschen mit Geld und Macht auf Stimmfang gehen werden, und all jene bevorzugt sein werden, welche sich eine Art lobbyistischen Wahlkampf für ihre Interessen leisten werden können. Die sich abzeichnenden Entwicklungen (z. B. in der Gentechnik, Bioinformatik...) greifen so tief in unser aller Leben und die Natur ein, das z. B. Experten/innen und Politiker/innen in der Pflicht sind Dinge so zu erklären, dass sie jede/r versteht und sich jede/r über die Bedeutung ihrer/seiner Stimme voll bewusst sein kann. Es darf nicht angehen, dass beispielsweise karrierebesessene Forscher/innen sich mit Konzernen zusammenzutun, um Kampagnen anzulegen, die auf Stimmkauf angelegt sind. Stimmen freiwillig abgeben zu können an z. B. Experten/innen, von denen man / frau z. B. glaubt, sie wüssten mehr zu einem Thema - erachte ich als höchst problematisch, das wird eine Logik und Systemdynamik hervorrufen, die einem Klima des Expertenkults und der Unmündigkeit Vorschub leistet. Im Zweifel, muss Stimmenthaltung reichen. Es ist jetzt schon erschreckend genug wie beispielsweise die westlichen selbsternannten Landwirtschaftsexperten/innen, Großbauern, Saatgutkonzerne und ihre Lobbyismusorganisationen vorgehen, um sich das Land der Welt unter den Nagel zu reißen. Ich habe keine Lust darauf, dass sie noch auf Stimmfang ziehen. Und ganz außerdem besteht noch eine andere Gefahr: Stimmschwarzmärkte sind keine sehr erfreuliche Vorstellung – nach dem Motto, die Stimmen zu all jenen Themen, die Euch nicht so wichtig sind, kaufen wir gerne auf. Und die Abstimmungsverfahren dürfen auch nicht netzkonzentrisch sein – Demokratie findet jenseits des Netzes statt – im Leben, manche basisdemokratische Bewegungen und Grasswurzelbewegungen sind wenig netz-affin, Mitbestimmung und Gestaltung darf zu keinem Netzprivileg werden und Demokratie ist nur ein Modell und keines, das den anderen übergestülpt werden darf – es gilt das Prinzip der Achtung der Freiheit der anderen, Toleranz und Pluralismus – die Welt hat viele Kulturen – es gibt nicht die „Gesellschaft“, sondern eine unendliche Vielzahl an Gesellschaften und Kulturen, die auf völlig unterschiedliche Weise Entscheidungsprozesse kennen und leben – gehäuft singuläre Begriffsverwendung – wie Wissensgesellschaft, InformationsGesellschaft und -Zeitalter und Kultur - statt Kulturen usw. - in Programmen mögen zwar durch das Wort Vielfalt ergänzt sein, aber wo wird sie spürbar und gelebt? Der Satz „Wir haben Geschichte gemacht“ – stimmte mich auch nicht sehr froh! Wer schreibt denn Geschichte?! Und aus welcher Perspektive!? Und welche Geschichte – die des Westens? Diese Geschichte der offenen Märkte ist nicht so neu und ihre Fortsetzung mit anderen Mitteln - im Internet nicht so wirklich witzig. Und Gedanken wie Nachhaltigkei haben auch die Realos der Grünen und zwischenzeitlich sogar konservative Parteien mit in ihren Programmen stehen, dennoch handeln und agieren sie weitgehend im Sinne des industriell-militärischen Komplexes. Systemkritik vornehmlich nur dort zu üben, wo die Netzfreiheit zu kurz kommt und Kopierinhalte bedroht sind – reicht nicht. Kritik am Überwachungsstaat ist gut, aber reicht nicht. Und offenes Internet ist gut, aber wenn es zu einer Netzideologie kippt in Verbindung mit der Idee offener Märkte und eine weltweit agierende Partei (eine Bewegung wäre sehr viel sympathischer) im Hintergrund steht und Mitbestimmung zunehmend ins Netz verlagert wird – schwierig, sehr schwierig. Wenn das Engagement für die Freiheit im Internet irgendwie Sinn ergeben soll, dann darf es keinen neuen ideologischen Überbau mit einer Netzideologie geben.

Zusammenfassend: Ich finde die Piratenpartei wirklich spannend und die Netzfreiheit und die dadurch eröffneten Mitgestaltungsmöglichkeiten wichtig, und aber dennoch wird mir alles zu sehr von daher definiert. Zu vieles, was grundsätzlich zu diskutieren wäre, wird als unhinterfragt gesetzt – mir fehlt Kritik an der Marktlogik und mir fehlt die grundsätzliche Frage – in einer breiten öffentlichen Diskussion, was die digitale Wende in der Komplexität bedeutet, wenn die Entwicklungen an den Schnittstellen hin zur biologischen Computertechnologie weitergehen. Mir fehlt auch das, was nicht „post“ ist und den frühen Feminismus (den Frauen und Männer gemeinsam prägten) ausmachte: Systemkritik, Kritik an Militarismus und Kriegen, Kapitalismuskritik, Befreiung aus Ausbeutungsstrukturen, Emanzipation von überkommenen Beziehungsstrukturen. Das alles war aus der Lebenswirklichkeit entstanden und durch die Fülle des Lebens getragen.

Was unterscheidet eine Bewegung von Parteipolitik?

Die klare Absage an Macht. Mir sind Bewegungen sympathischer, weil sie auf Freiheit setzen und die Freiheit der anderen achten. Ich finde die Begriffe Befreiung und Freiheit für das Netz – nicht die richtigen Begriffe, die Netzwirklichkeit mag mit Wissens und Information und darauf basierten technischen Kommunikationsmöglichkeiten zu tun haben, aber Erfahrung lässt sich nicht mit transportieren. Das Netz kann soziale Bewegungen eine Plattform bieten – in sehr klaren Grenzen: Wissen ist abrufbar, nicht aber Empathie aus der Begegnung von Angesicht zu Angesicht, auch nicht das Gefühl in den Schuhen des anderen zu gehen. Inhalte können Gefühle wecken, aber ich werde anders interpretieren – vor meinem Erfahrungshintergrund aus der Ferne, weil die Weise, wie wir fühlen, hängt mir der Kultur zusammen, in der wir leben, den Erfahrungen Tag für Tag von Menschen zu Menschen, unserem Tun, Berührungen, dem Atem und auch der umgebenden Natur. Die systemeigenen Kommunikationsformen im Netz können eine zusätzliche Brücke werden – aber wie ist das – die technischen Netzsprachstile sind eine Form, die Sprache der Menschen vor Ort eine andere – zugleich sind all jene ausgegrenzt, deren Sprachen nicht im Netz vertreten sind? Und für die Sprache, die vertreten sind – gibt es Übersetzungsbuttons, das System bestimmt dann maßgeblich mit. Und was ist mit den Kulturen, die im digitalen Zeitalter nicht mitmachen wollen – einfach nur ihre Tradition, Kultur, ihr Leben behalten möchten – ist diese Möglichkeit wirklich garantiert oder wird alles amend faktisch doch überrollt wie von einer Lawine, die mit ein bisschen Schnee - einem kleinen PC im Dorf begann? Das Internet kann einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung, interkulturellem und interreligiösem Dialog bedeuten, Basis ist die Freiheit und Unabhängigkeit, d. h. die Dialog- und Verständigungsprozesse dürfen nicht vom Netz abhängen, sodass ein Netzzwang mit Blick auf Teilhabe entsteht. Das wirkliche Leben bedeutet!

OpenSource: Offenes Herz

Das Internet ist so viel ärmer als eine Tasse Tee, Gastfreundschaft, Tanz, Musik. Das Internet kann Menschen verbinden, kann spannende neue Teilhabemöglichkeiten eröffnen, aber wir sind dadurch keinen einzigen Tag in den Schuhen der anderen gelaufen, fühlen das Herz nicht. Eigentlich sollte es uns mehr noch als alles andere wachrütteln, dass Wissen, Information in Verbindung mit großen Worten wie Gesellschaft (im Singular): die Wissens- und Informationsgesellschaft - das nächste ideologische Konzept sein könnte, das der Westen womöglich aufreißt und der Welt verpasst wie all die anderen Ideologien zuvor. Wir sollten deshalb wach und kritisch, empfindsam, sensibel und behutsam sein, dass wir die Freiheit nicht nur des Netzes, sondern vor allem die Freiheit der Menschen und ihrer Kulturen achten und keine einseitigen Netzabhängigkeiten generiert werden mit Blick auf Teilhabemöglichkeiten z. B. am politischem Geschehen. Es geht nicht um eine Ablehnung der neuen Entwicklungen, sondern durchaus um ein Ja (aber in Freiheit!) und um einen kritischen Diskurs über Möglichkeiten und Grenzen.

Webbericht: derzeit frozen - Aussicht: nicht ganz so viel Internetkühle…. lieber Herzen öffnen

Ich glaube, die anderen Kulturen und Religionen erhoffen sich von uns westlichen Menschen vor allem eines – nicht vor allem die kühle Offenheit des Internets, sondern, dass wir endlich endlich unsere Herzen öffnen und umkehren aus den Verstrickungen in Militarismus, Kriege, Ausbeutung und endlich um Verzeihung bitten und in Demut endlich einen Schritt zurück gehen – ein Schritt zurück, der uns vielleicht unsere eigene Armut bewusst macht und uns beschenkt, weil ein offenes Herz für andere ist der Anfang von allem, was im Leben wirklich wirklich bedeutet. Und eine Tasse Tee, Gastfreundschaft, Tanz, Musik – bleibt trotz Internet - eine Tasse Tee, Gastfreundschaft, Tanz, Musik – und vielleicht sind wir so arm – wir mit all unseren virtuellen Welten und all unseren offenen Märkten, all unseren Konzepten für die Welt. Könnten wir sie nur vergessen und mit ihnen die rasend beschleunigte Zeit – und einfach Menschen – Menschen begegnen! Wenn ein Netzkommentar wie eine Tagebuchnotiz ist, Menschen teilhaben lässt – wie ein Brief, wie eine Postkarte eine Brücke über die Distanz – wunderbar - aber die Tage und Nächte gehören dem Leben und wirklichen Begegnungen und Verständigung und sollten mit Leben gefüllt sein. Und das Internet bietet eine wichtige Plattform für Bewegungen, gesellschaftliches und politisches Engagement und spannende neue Formen der demokratischen Beteiligung, das alles ist wichtig, sofern wir nicht vergessen - nur im Leben kann das Ende der Kriege, Verständigung, Versöhnung und Frieden wirklich werden – und vielleicht hat eben gerade der Westen nicht den Schlüssel dazu in der Hand, sondern findet er seinen Frieden im Anderen, dann - wenn wir endlich aufhören die ganze Welt mit unserer Marktlogik zu überziehen, auszubeuten und aufhören militärische Gewalt zu verüben, indem wir endlich anfangen nicht Märkte zu öffnen, sondern unsere Herzen und Frieden im Anderen, im Fremden finden und Verständigung leben. Schöne Grüße auch Daniela Waldmann

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