Report aus der pädagogischen Steinzeit

Talkshow-Pädagogik strenge Supernannys, autoritäre Pisa-Agentinnen, Schulreformer mit Modeanstrich & Googlepädagogik, Bildungsgurus mit Fanclub. War die Pädagogik nicht schon mal weiter?

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Wem gilt die Pädagogik?

Dem animal educandum – dem Dressurpferdchen? Es ist noch nicht so lange her: Du musst bei Strafe! Nanny droht. Die Moral wird wieder mit Druck eingetrichtert – öffentlich rechtlich wird Gehorsam eingefordert. Supernanny wurde von den pädagogischen Wirtschaftsapostel/innen abgelöst, die zwar Reformen predigen, aber Anpassung wollen.

Schleiermacher öffnete einst (im 19. Jahrhundert!) die Pädagogik für eine neue Sicht, befreite von den Zwängen der vorgesetzten Anpassungsethik, sprach von Wirklichkeiten mit vielfältigen Ethiken.

Aber in den Medien der Gegenwart wissen die Pädagogen/innen genau, wo es lang zu gehen hat – und sie propagieren es. Die harte Nanny-Nummer ist nur eine Variante davon, die softe Ratgeber/innen-Pädagogik, die Säle und Hallen mit Menschenmassen anfüllt, die andere. Auch Ratschläge sind Schläge. Gemeinsam ist den gegenwärtigen pädagogischen medienwirksamen Konzepten: es sind pädagogische Konsumkonzepte – unkritisch und mit engem Horizont und sie sind nicht nur von gestern, sondern von vorgestern, erinnern an die Steinzeit, so als hätte es Schleiermacher, Montessori, Korcack, Neill etc. nie gegeben.

Pädagogische Stein-Zeitreise

Wurde das Raumschiff, die Zeitreisemaschine zurück in die nicht Zukunft, in die Vergangenheit bestiegen? Und wenn ja, wo hält diese Zeitreisemaschine – in viktorianischen Zeiten, im Mittelalter, womöglich in der Steinzeit? Ein Ticket für einmal Philipp Ariès Geschichte der Kindheit rückwärts gelesen? Oder de Maus Sozialhistorie rückwärts, Shorters Sozialgeschichte der Kindheit shorter…. welches Ticket hätten Sie gern? Kindheit verschwindet wieder möchte man mit Neil Postman sagen. Dieses Mal hinter der neoliberalen Anpassungspädagogik? Kinder haben zu funktionieren, es geht um das Output, den Erfolg. Vergessen die Bemühungen von Pädagogen/innen wie Montessori, Janusz Korcack et al., die auf Entwicklung und Entfaltung setzten und Kindheit zu einer gesellschaftlichen Grundvoraussetzung für menschliche Entwicklung überhaupt erklärten? Vergessen die reformpädagogischen Ansätze?

Alles Vergessen?

Und noch mehr vergessen: die systemkritischen Ansätze einer sozialistischen Pädagogik, die Kritik übten an der Übergriffigkeit des militärischen und industriellen bürgerlichen Machtapparats, der die erst spät (ab dem 17. Jh.) und langsam entdeckte eigenständige Phase der Kindheit und die noch später entdeckte Phase der Jugend einer Rationalisierungswelle der Brauch- und Nutzbarmachung unterzog - und der Kinder als künftige Erwerbsarbeiter/innen und künftige Soldaten/innen, Kinder als Konsumenten/innen usw. mit (Aus(Bildungs?))Programmen adressierte, neue Unmündigkeiten produzierte, und bürgerliche Pädagogik als Instrument der Obrigkeit, die die „aufmüpfige“ proletarische Jugend z. B. der 1920-er und später der 1968-er in den Griff kriegen sollte, unter Kontrolle setzten sollte auf vorgezeichneten Wegen von der Schule übers Militär zur Industrie. Die bürgerliche Pädagogik setzt auf individualpsychologische Ansätze, beraubt die Pädagogik versuchsweise ihrer gesellschaftlichen und sozialen Dimension, Gesellschaft erscheint nur noch als Normierungsinstanz, Pädagogik als linientreue Ausführungsveranstaltung.

Vergessen die sozialistische Pädagogik, vergessen die emanzipatorischen sozialarbeiterischen Ansätze, die nicht auf Anpassung zielten, sondern auf Befreiung? Vergessen die Ansätze, die daran glaubten, dass sich Gesellschaft jenseits von Herrschaftsstrukturen und Hierarchien gestalten lässt, die Ansätze, die auf Liberté, Égalité und Fraternité bauten, die Ansätze, die neue und gleichberechtigte Formen der Arbeitsteilung von Frauen und Männern kannten, die Kritik übten an Militarismus, Ausbeutung und Kriegen, die daran glaubten, dass unsere Kinder eine Zukunft ohne Kriege, eine Zukunft in Frieden haben sollen?

Schulbuchmäßige & kleinbürgerliche Familienlandschaften: von der Wiege zum Kriegsgrab

Die Themen „Schule“ und „bürgerliche Kernfamilie“ bestimmen den pädagogischen Small-Talk in den TV-Shows und Klatschblättern und auch in der pseudopädagogischen Ratgeberliteratur der bürgerlichen Macchiato-Eltern. Beide Institutionen, Schule wie bürgerliche Kernfamilie, sind patriarchal und hierarchisch organisiert entlang kapitalistischer Produktions- und Reproduktionsverhältnisse. Patriarchale Strukturen…….. ? Aber es gibt doch Feminismus? Und ja, es gibt bürgerlichen Feminismus, der sich perfekt einfügt in das patriarchale Machtsystem, und ja, es gibt selbstverwirklichte Mütter, sogar Soldatinnen und Kriegsministerinnen, die Familie und Beruf vereinen, aber das bedeutet, wie gesagt, noch lange nicht, dass den patriarchalen Machtstruktur und Herrschaftssystemen etwas wirksam entgegengesetzt wäre. Bürgerliche Feministinnen kritisieren die herrschenden Verhältnisse nicht, sondern sind Mitprofiteurinnen ganz in Sinne des kapitalistischen Systems. Auch Frauen können Patriarchinnen sein. Und selbst systemkritische sozialistische Feministen/innen unterliegen – bis zu einem gewissen Grad, insofern sie sich aufgrund von Überlebenszwängen zum Broterwerb ein Stück weit anpassen müssen, den systemimmanenten Zwängen. Das System erweist sich zudem als immun, weil Protest wie z. B. Gebärverweigerung, politische Streitschriften usw. von Seiten des Systems nicht als Protest aufgenommen wird, sondern lediglich als eine soziologische Problemkategorie in institutionellenErhebungen erscheint, die von selbiger institutioneller Seite aus – nicht etwa mit einem politischen Diskurs beantwortet wird, der ins Zentrum die eigentlichen Fragen rückt: z. B. warum verweigern junge Frauen bewusst Mutterschaft (was in unserer Gesellschaft veranlasst den Protest?), sondern mit Werbefernsehen und Plakatwellen Frauen-zu-Mütter-Mission antwortet. Diskurs verweigert, christlich-abendländisches Inneres-Mission-Projekt gestartet. Die protestierenden Bürgerinnen werden für unmündig erklärt, und staatlichen Erziehungsprogrammen in Plakatwerbungsformat unterzogen.

sehr heilig – Vorsicht: Industrialisierung!

Dass die „bürgerliche Kernfamilie“ ein relativ neues und künstliches Konstrukt ist, welches erst durch die Erfordernisse der Industriearbeit ihre Breitenwirkung erlangte, wird verschwiegen, in einer Heiligstilisierung dieser Lebensform, die Kinder einpfercht in die Enge einer Nahwelt, die sie auf Gedeih und Verderb weitgehend in ihrem Werden an die Eltern bindet und an Schullaufbahnen, die auf alarmierende Weise vorgezeichnet sind durch soziale Herkunft. Studien belegen, dass Bildungschancen, sozialer und gesellschaftlicher Werdegang eines Kindes, von der Herkunftsfamilie abhängen. Armutsbiografien werden vererbt. Die Talk-Show-Schein-Pädagogen/innen individualisieren diese gesellschaftliche Dimension. Sie wollen sich nicht darüber unterhalten, dass Piagets bürgerliche schul-familien Pädagogik schon zu seiner Zeit nicht mehr zeitgemäß war. Sie wollen nicht über Gesellschaft reden, nicht über soziale Dimensionen, nicht über Kultur und Teilhabeproblematiken. Sie wollen nicht über Architektur und eine andere Städteplanung reden. Sie wollen auch nicht darüber reden, dass dieses Modell bürgerliche Familie, das schon zu seinen Entstehungszeiten im Laufe des 18. Jahrhunderts ein künstliches Konstrukt war, nicht wirklich funktioniert -- nicht funktioniert, weil die Lebensrealität eine andere ist: Alleinerziehende, Patchwork-Lebensmodelle usw., nicht funktioniert, weil Kinder das Recht darauf haben (wie es in fast allen Kulturen der Welt praktiziert wird) nicht nur Eltern als Bezugspersonen in der frühen Kindheit kennenzulernen, sondern in eine Gemeinschaft und Gesellschaft hineinzuwachsen. Während vor nicht langer Zeit im Rahmen der Kindergartenbewegung noch von Sozialem Lernen in Situationsansätzen gesprochen wurde, wird heute über Herdprämien diskutiert und die heilige Familie rehabilitiert. Die heilige Familie und glücklich sind die Kinder, deren Eltern über hinreichend Ressourcen verfügen: Bildungsressourcen, materielle Ressourcen, personale Ressourcen, z. B. Au-Pairs etc., die die enge Familienwelt erweitern um interkulturelle Perspektiven etc. Pech für die Kinder, die in einem Brennpunktviertel zur Welt kommen, in dem statistisch gehäuft Gewalt an der Tagesordnung steht, Pech für die Kinder, die vor dem Fernseher groß werden und in Suchtproblematiken und Gewaltspiralen hineinwachsen, denn die heilige, traditionelle Familie, das ist auch der Ort, an dem Kinder laut Statistik mit am meisten Gewalt widerfährt, der Ort, überforderter Eltern, der Ort, der nach wie vor mehrheitlich abwesenden Väter, die sich für Erziehung aufgrund ihres männlichen Selbstverständnisses nicht zuständig fühlen, der Ort, an dem Mädchen zu Frauen und Jungen zu Männern nach traditionellem Rollenverständnis sozialisiert werden, Jungen lernen Gefühle abzuspalten, Empfindsamkeit bei sich selbst und anderen geringschätzig zu betrachten, zudem oft die Rolle des abwesenden Vaters im Familien- und Beziehungssystem übernehmen, und der Ort, an dem Mädchen ihrer Möglichkeiten beraubt werden, denn Frauen stehen am Herd und Männer gehen zur Arbeit.

Nicht jede Kindheitsbiografie ist eine Armutsbiografie, aber auch Kinder in scheinbar ressourcevollen Familien, sind oft ärmer als der Reichtum scheinen mag:

Das bürgerliche Ideal

Das bürgerliche Erziehungsprogramm funktioniert nach dem Ablaufprogramm eines Waschvollautomaten. Nanny gebietet und verbietet. Der kindliche Terminkalender ist voll und verläuft was nicht nach Plan, muss das Kind repariert werden: Sprachfrühförderung, musikalische Früherziehung, Ballett, Trompetenstunde, Vorschule, Gedichtvortrag bei Omas Geburtstag, Grundschule, weiterführende Schule, Studium, Aufbaustudium, Auslandsaufenthalt (am besten Harvard), Karrierestart. Dazwischen Ritalingaben und Stunden beim Jugendpsychologen, der Sportärztin, bei einem Team von Nachhilfelehrer/innen…...

Was Kindheit und Jugend ist, und was gut ist für Kinder und Jugendliche - sagen Studien (an denen oft genug die Wirtschaft halb mit drin hängt, so der Fall in einigen der bekanntesten Jugendstudien). Schulen werden vor allem nach Erfolgs- und Leistungsmaßstäben gemessen. Erziehungsstile am Erfolg. Nur was ist Erfolg? Ist Erfolg ein wirklich guter Maßstab? Die Zahl therapiebedürftiger Kinder in den Industrienationen steigt stetig, die Pharmaindustrie macht mit ihren Psychopharmaka-Sortiment auch nicht vor Kinderzimmern halt, die Zahl der Ijime-Opfer ist alarmierend, viele Kinder, die den Freitod wählen, schreiben in Abschiedsbriefen über Leistungsdruck, erlebtes Mobbing.

Die Mediendiskussion zentriert sich auf Pisa-Fragen, Leistungsfragen, Erfolgsfragen. Kindheit wird reduziert auf Schule und Familie und außerschulische Betreuungsprogramme, die auf Schule hinorientiert sind. Und alles für den Erfolg, erfolgreiche Erziehung für erfolgreiche Kinder.

Kindheit das ist Schule und Familie?

Kaum zu glauben, dass es in Fachkreisen Diskussionen zum Thema einer eigenständigen Kinder- und Jugendkultur gab und gibt. Kaum zu glauben dass Negt und andere von Kinder-Öffentlichkeit sprachen und das durchaus systemkritisch meinten: weil es ging darum, wie Kinder gesellschaftlich vorgegebene Raumraster durchbrechen und auch mit Regeln brechen.

Jugend die Vorstufe zum Erfolg?

Angefangen von den frühsozialistischen Konzepten bis hin zu den 68-ern hatte Jugend etwas zu tun mit Protest und Weltveränderung, mit Gestaltung. Die besorgten Supermamis und Superpapis wollen heute wie damals Karrieren sehen. Das ändert sich anscheinend auch nicht, wenn die 68-er längst Elterngeneration und Großelterngeneration wurden und selbst Möglichkeit (hatten und haben) Institutionen neu zu gestalten. Das was diese Generation ihren Kindern und Enkeln aufbürdet ist ernüchternd: Die Universitäten haben sich zu besseren Schulen entwickelt, denen die gymnasiale Vorschulzeit vorausgeht und die postmodernen Arbeitswelten sind durch Konkurrenz- und Wettbewerb gekennzeichnet, rissig und prekär. Generation 68 und ihre (Enkel)Kinder: Man besucht am Sontagnachmittag das Kunstmuseum, will aber keinen so aufständischen Künstler zuhause haben, man unterschreibt für Greenpeace, aber man möchte keine Querulantin, die imstande ist so eine Organisation zu gründen. Dann doch Ritalin und Nachhilfestunden und Sparkassenlehre und Jura-Studium, und die Kinder und Jugendlichen heutzutage sehen es ja selbst ein, notfalls durch Einnahme, manchmal helfen sie auch dem Ritalin freiwillig nach, die Kids heutzutage rauchen keine dämlichen Joints mehr, die ganz benebelt machen, ihnen dürstet auch nicht nach bewusstseinserweiternden Drogen wie LSD, nicht dass da noch ein Weltbild aus den Fugen gerät, leistungsaufputschende Drogen haben Hochkonjunktur. Und wenn das behütete Kind mit 50 anlässlich eines Börsencrashs an den Folgen von Burn-Out und Fehlernährung mit der Nase auf der Schreibtischplatte landet und mit Herzinfarkt aus der Welt scheidet, dann war es wenigstens brav und fleißig und erfolgreich und kein/e so Aktivist/in auf dem Schlauchboot. Banken gemanaged, das klingt doch ganz anders - als Wale gerettet oder Eisbären gerettet, vegane Lebensmittelladen aufgebaut und ökologischer Klamottenladen gegründet und Studium in Literatur- und Theaterwissenschaften und zwischendurch immer wieder jobben.

Summerhill ist out?

Man/frau kann lange darüber diskutieren, ob A. S. Neill ein antiautoritäres Konzept vorlegte oder nicht. Es ist nicht antiautoritär in dem Sinne -- wie es von manchen 68-ern verstanden wurde (als ein totales Laissez-faire (ein Begriff, der wiederum auch oft genug missinterpretiert wurde) ein totales Sich-Selbst-Überlassen der Kinder). Neills Konzept ist aber wohl antiautoritär in dem Sinne, dass es autoritäre Herrschaftsstrukturen hinterfragt und dekonstruiert.Es befreit auch von strukturellen Zwängen – wie z. B. vom Unterrichtszwang usw. Es etabliert eine Lernkultur der Freiwilligkeit und Selbstbestimmung. A. S. Neill beschrieb einen demokratischen Erziehungsstil, ein Konzept der Mitgestaltung und Mitbestimmung. Sein Ansatz war systemkritisch mit Blick auf die bestehenden Bildungssysteme und Gesellschaftssysteme, zugleich positiv, weil er etwas Neues schaffte, er verharrte nicht in einer Anti-Haltung, sondern wurde schöpferisch tätig -- gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen, die er nicht als Adressaten/innen seiner pädagogischen Konzepte betrachtete, sondern als Mitgestaltende und Mitbestimmende.

Ich glaube daran, dass etwas wie langsame Veränderung möglich ist, etwas wie Bewegung basierend auf Systemkritik. Es sind im Moment eher punktuelle Veränderungen, ein Projekt wie Summerhill (A. S. Neill) führte (leider) zu keiner umfassenden Reform der Schulsysteme und Gesellschaft, aber es gibt solche Projekte wie Summerhill (und es gibt sie ja bis heute) und ich glaube daran, dass sie zwar nicht in einer großen Revolution die Welt verändern -- aber nach und nach viele solche Projekte doch etwas zu einem langsamen Wandel beitragen können, zumal heute die Möglichkeit der Vernetzung besteht.

Summerhill ist überall?

Kinder haben (wie Erwachsene auch) sehr unterschiedliche Begabungen (die einen sind kreativ, manche sind im analytischen Denken sehr begabt, andere sozial begabt, wieder andere handwerklich usw.)Jede Begabung bedeutet gleich viel und ist gleich wertvoll. Da wird glaub ich viel kaputt gemacht in regulären Schulen, weil dieses Schulsystem, das ein Zwangs- und Notensystem ist, ist darauf angelegt-- auf eine breite Durchschnittsbasis aller Fächer zu setzen und auf Leistung. Ich erlebte, dass Hochbegabte den Hauptschulabschluss nicht hinbekamen, weil sie z. B. einseitig begabt waren. Es gibt z. B. unglaubliche Mathe-Freaks, die aber keinen Sinn für irgendwas anderes haben, warum soll so jemand nicht trotz schlechter Noten in Deutsch, Englisch, Ethik und Kunsterziehung nicht doch Mathematik studieren können? Ich erlebte auch, dass gerade Freaks in einzelnen Disziplinen sich auch wahnsinnig schwer tun nach Vorgaben und Lehrplänen zu lernen, weil sie sind dem Stoff immer voraus, langweilen sich. Was ich damit sagen will, ich find individuelle Förderung von Kindern sehr wichtig, hinzusehen, wo Kinder ihre Gaben haben und diese entfalten helfen. Gaben entfalten sich nicht in Zwangssystemen, nicht in Schulsystemen, die auf Noten setzen. Schulen sind überhaupt nicht der Ort. Vielleicht sollte man/frau sogar fragen, ob nicht sogar das Projekt Summerhill noch zu eng war. Weil eigentlich hätte Summerhill noch viel mehr Weite eröffnen können: ein offenes Gesellschaftsprojekt werden können und könnte es immer noch, zumal, wenn wir unter heutigen Bedingungen denken und angesichts des Konzeptes lebenslangen Lernens. Kinder, Kids, Jugendliche, Erwachsene, ältere Menschen – lernen immer wieder neu und gemeinsam an offenen Orten des Lernens und Denkens, in denen sie nicht vorgegebenen Stoff nach Lehrplänen und Programmen pauken, sondern Gaben entfalten. Die Frage muss doch bei jung wie alt darum gehen, was willst Du wirklich? Ein Kind, das sich für z. B. Naturwissenschaften interessiert, wird freiwillig schreiben und lesen lernen wollen, ihm wird auch das Kindermikroskop und der Experimentierkasten zu Weihnachten bald zu langweilig sein, warum soll dieses Kind nicht dort lernen, wo Physiker/innen sind? Warum soll das Kind erst durch Kunstturnstunden und Handarbeitsunterricht sich an die Uni schleppen, ehe es das lernen kann, wonach ihm der Sinn steht? So ist es mit Malerinnen und Köchen, mit Gärtnern und Literatinnen und Philosophen und Schneiderinnen und und und…………. Summerhill ist überall, wo Menschen sich treffen, die in Freiheit und demokratisch lernen möchten.

Margareat Mead

Außerdem glaube ich hat sich spätestens seit Margaret Meads Auseinandersetzung mit prä-, ko- und postfigurativen Lernkulturen das Konzept von starren Schul- und Studiensystemen längst überholt, auch wenn das Schul-Establishment nach wie vor mir Sturheit und Starre reagiert auf neue Lernansätze.

Lernen sollte miteinander und generationenübergreifend geschehen – lebenslanges Lernen.

Kinder verändern die Gesellschaft und die Welt:

Ich glaube daran, dass es Sinn ergibt Kinder frühzeitig an der Gestaltung der Gesellschaft zu beteiligen -- in allen relevanten Bereichen: Politik, Kultur, Naturschutz……... Heutzutage können Erwachsene mehr von Kindern lernen als Kinder von Erwachsenen.

Die Zukunft gehört den Kindern! Sie sollten auch gefragt werden, wenn es darum geht Zukunft zu gestalten!

Schöne Grüße auch

Daniela Waldmann

Ergänzung: 14. April 1014. Fazit:

Die Kritik linker Denker/innen an Institutionen (an bürgerlichen Familienmodellen, Schulen usw.) ist aktueller denn je.

Soziale Utopien sind gefragter denn je: angefangen von der Städtebauplanung und Architektur, die Klassengrenzen überwinden sollte und sich neuen Formen des offenen Zusammenlebens widmen sollte, über das (sozial)pädagogische Nachdenken wie offene und freie Orte des Lernens aussehen können, wie z. B. ein Projekt wie Summerhill zu einem Gesellschaftsprojekt werden kann -- bis hin zu Fragen von Teilhabegerechtigkeit und wie wir Möglichkeiten der gesellschaftlichen und kulturellen Mitgestaltung allen Menschen eröffnen können – vor allem auch den Kindern, um deren Zukunft es geht……………

ps Dieser Text ist geprägt durch die Sozialarbeitstheorien von Silvia Staub-Bernasconi, Lothar Böhnisch, Jane Addams u. a., beeinflusst von Arbeiten von S. A. Neill, M. Mead, O. Negt, sozialistischen Denker/innen wie Zetkin, Luxemburg usw.,

Beruht zudem auf einer Zusammenfassung von Kommentaren, die ich bei Freitags-Blogs schrieb.

Ist also ein ziemliches Patchwork.

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