Vivisektion oder Obduktion?

Leib-Seele-Problem PhysikalistInnen sollen erklären wie sie diesen Obduktionsbericht gelesen haben? Alle anderen des Mind-Lobbyvereins wie das, wonach sie suchen, die Vivisektion überlebt?

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Ich sollte das, was ich hier tue, besser lassen. Weshalb? Weil ich die analytische Philosophie so abschreckend fand, dass ich mich nie über Proseminarebene hinaus für diese philosophische Richtung interessierte, ich setzte meine Schwerpunkte im Philosophiestudium bewusst anders. Das heißt mir fehlt das Handwerkszeug der angelsächsisch geprägten Philosophie, ich betätige mich mit diesem Text (um bildlich zu sprechen) als Kardiologin in einer Operation am Gehirn, bzw. wildere in völlig fachfremden Gebieten. Noch dazu liegt das einzige Proseminar, das ich je zum Thema Philosophy of Mind belegte, über 10 Jahre zurück, d. h. ich hab keine Ahnung, ob das, was da hängen blieb, noch etwas zu tun hat mit dem, was wirklich dort stattfand. Es gab zwar bei späteren philosophischen Arbeiten noch vereinzelt Berührungspunkte, aber die blieben beiläufig.

Warum ich mit der angelsächsisch geprägten Mind-Philosophie nichts anfangen konnte: Weil mir das ganze Projekt - wie es angelegt ist, so vorkommt, als ob nach etwas gesucht wird, das zuvor ausgeschlossen wurde. Untersucht wird das Objekt: Mind. Das Objekt aber liegt bereits zu Untersuchungsbeginn nur noch als Tote/r vor, bestenfalls als Sterbende/r in den letzten Zügen. Analytische Philosophie kam mir immer, soweit die Physikalisten/innen am Werk waren, wie Obduktionsberichtswesen vor - und wie Vivisektion, sobald die Dualisten/innen nach psycho-physischen Interaktionen jagen, um im neuronalen Gestrüpp doch noch so etwas wie eine halb sichtbare, halb unsichtbare kartesisch vorgestellte Zirbeldrüse ausfindig zu machen. Es gibt kein Objekt Mind. Das heißt aber nicht, dass man/frau als Philosoph/in die Philosophie resigniert an den Nagel hängen müsste und den letzten staubigen Papierstapel klassisch philosophischer Gedankenarbeit kleinlaut am neurobiologischen Institut abgeben müsste, sondern ganz im Gegenteil. Warum? Deshalb dieser Text……. Ein Versuch.

Für den analytischen Teil übernehme ich keinerlei Garantie.

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Weil es ein sehr langer Text ist, zum Aufbau:

Schlussteil: dort stehen knapp zusammengefasst die Basics der analytischen Beiträge zur Debatte (entlang einer Systematisierung nach Brüntrups Grundlagen-Schriften zum Leib-Seele-Problem), für alle, die so wie ich erst (wieder) Grundlagen auffrischen müssen. (noch einmal keine Garantie für nichts)

Einleitung: ein Kommentar, den ich in einem anderen Blog schrieb, der überhaupt erst Anlass wurde für diesen Blog hier.

Zwischenteil: (Eine sehr gewagte) Auseinandersetzung mit analytischen Positionen. Und Fragen zur Ethik.

(Übergang fließend)

Hauptteil: Hinwendung zur asiatischen Weisheitslehre. Und Begründung: weshalb die westliche Philosophie an entscheidenden Punkten hängt.

Stil: zwischendurch passiert das, was Derrida Aufpfropfen nennt. Weil ich einen Hauch von diesem anderen zurück in die staubtote analytische Philosophie holen möchte, man/frau kann es ja versuchen mit der Wiederbelebung.

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Aufbauen möchte ich auf diesen Kommentar von neulich:

Ich hätte gern einen Versuch unternommen die verschiedenen analytischen Gedankenexperimente (Nagels Fledermausgedankenexperiment und die Kluft zwischen phänomenalem und physiologischem Wissen, die Fred-, Mary-Experimente bzw. Franck Jacksons Argument des unvollständigen Wissens… …sowie die Diskussionen um das Argument des invertierten Spektrums und das Argument der abwesenden Qualia) ….. und die Argumente der Turningmaschinen-Diskussionen alle zusammenzubringen auf neue Argumente -- und sie gerne mit Blick auf die Frage von künstlichen Intelligenzen diskutiert. (Dazu reicht aber die Kommentarfunktion nicht aus)

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Allgemein ist mir die die analytische Philosophie und die angelsächsische Philosophy of Mind zu kurzsichtig und zu eng, wobei in der jüngeren Zeit auch eine Öffnung innerhalb der analytischen Philosophie geschieht für andere Denkrichtungen, wo das wiederum hinführt ist auch wiederum nicht abzusehen, weilviele der analytischen Philosophen/innen nicht von ihren utilitaristischen Weltsichten frei kommen (in ethischer Hinsicht, d. h. mir passt vieles in der angelsächsisch analytischen Denktradition mit Blick auf die Forschungsethik nicht. Allein schon der versuchsweisen Reduktion der Mind-Frage auf Gehirn-Fragen bzw. auf neurophysiologische Vorgänge liegt, finde ich, ein Menschenbild zu Grunde, das fraglich und gefährlich reduktiv ist.)

Ich hab auch die diffuse Angst, dass die analytischen Gedankenexperimentler/innen mit ihren Split-Brain-Gedanken-Experimenten irgendwann ernst machen und es utilitaristisch mit dem Wohle der Mehrheit begründen. Sie werden argumentieren wie bei Organtransplantationen auch. Das Gehirn ist im Prinzip auch „bloß“ ein Organ, warum sollte man es nicht splitten, ergänzen und transplantieren können? An Affen experimentieren sie schon fleißig mit Kopftransplantationen, Split-Brains schaffen sie noch nicht. Es ist ein (ethisch) fraglicher Prozess Geist-und-Herz zu reduzieren auf Mind - und Mind auf neurobiologische Prozesse. Es ist aus ethischer Sicht mit nichts zu rechtfertigen, Lebewesen zu behandeln wie Experimentier-Maschinen. So als spielte der Körper, mehr noch der Leib keine Rolle, die Seele keine Rolle. Außen Hardware und innen Software, das ist zu trivial. Auch die Frage der multiplen Realisierbarkeit finde ich problematisch, ich glaube sofort daran, dass man/frau funktionale „Mindprozesse“ übertragen kann auf multiple Instanzen, aber ob das, was da ankommt, noch irgendetwas mit Geist und Herz und mehr noch mit Menschsein zu tun hat, das stelle ich in Frage. Deine Gehirnprozesse realisiert auf einer anderen Instanz, das bist weder Du noch ist das, was sich dort fortsetzt, in einer Kontinuität mit Deinen Bewusstseinsprozessen (wenn man/frau es schon auf Prozesse reduzieren will), geschweige denn mit Deinem Körper, Leib -- und ja ich schreibe hier die altmodischen Worte: Seele und Geist und Herz auf.

Zur Frage Künstliche Intelligenz (KI), es wird oft gesagt, dass KI all die Probleme der Menschen nicht hätte, z. B. nicht aggressiv wäre, friedlich wäre, und potentiell unsterblich – aber warum sollten ausgerechnet pseudo-intelligente Automaten, weniger aggressiv sein als Menschen? Stichwort Kampfroboter z. B. – die sprechen für ganz anderes.

Gewalt verschwindet nicht durch künstliche Intelligenzen aus der Welt, sondern Friede beginnt dort, wo Liebe ist, auch so ein altmodisches Wort.

Und ich bin sehr dafür, dass die Menschheit friedlich wird und es keine gewaltsamen Tode mehr gibt, aber den natürlichen Tod -- satt an Jahren -- abzuschaffen, das halte ich für eine ziemlich schlechte Idee.

Ich habe keine leiblichen Kinder, aber soziale. Ich will doch gar nicht ewig weiterleben, weil ich doch will, dass andere nach mir leben können.

Und überhaupt mit Blick auf die Welt, eine Generation folgt auf die andere, eine Generation schenkt der kommenden das Leben. Die Alten sterben satt an Jahren – ehe die Jungen sterben, und die Jungen tragen das Leben weiter und schenken es wiederum weiter an ihre Kinder. (Darin besteht laut Buddhismus Glück und auch in der jüdischen Tradition und im Islam und im Christentum und in den Ahnenreligionen. Ein buddhistischer Mönch sagte einmal Unglück bedeutet, wenn das Kind vor den Eltern stirbt). Damit ist nicht nur leibliche Elternschaft gemeint. Z. B. die Übertragung der Lehre im Buddhismus erfolgt nicht zwischen Blutsverwandten, dennoch wäre es ein Unglück, wenn Schüler/innen, denen alles weitergeschenkt wurde, damit auch sie weiterschenken können an wiederum die nächste Generation, vor dem/der Meister/in sterben würden. Z. B. würde das Zendo-Dach einstürzen und der/die Meisterin würde als einzige/r überleben, wäre er oder sie traurig, dass er/sie überlebte und nicht die Schüler/innen. So ergeht es auch dem / der Handwerksmeister/in, der/die sein/ihr Handwerk lehrt und der/die wiederum durch seine/ihre Schüler/innen erlebt, dass sie es weiterentwickeln (auch der Meister bzw. die Meisterin ist eine Lernende), so geht es Künstler/innen, Tänzer/innen, die anderen die ersten Schritte beibringen und nach und nach mehr die Bühne frei geben, für die, die nach ihnen kommen.

Leben ist ein Geschenk. Leben ist vergänglich, genau deshalb gibt es Leben.

Wenn ich all die Kinder sehe, Kids, Jugendliche und junge Erwachsene in der Welt, dann möchte ich gern irgendwann sterben, dankbar gelebt haben zu dürfen und dankbar, dass dieses Geschenk des Lebens auch andere nach mir haben.

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Abkürzungen:

M = Mentale

P = Physische

F = Funktionen

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Zwischenteil

Gegen die Zwei-Aspekte-Theorie (im Hintergrund mitschwingend die ontologische Interpretation der Quantenphysik Bohms) ist in meinen Augen einzuwenden, dass sie die Gefangenschaft in einem Bild – des kartesischen Dualismus, von der Brüntrup spricht (siehe unten) auch nur wiederholt, auch wenn er meint ihr zu entkommen. Die Bipolarität der radikal mental-physischen Einheit der Wirklichkeit ist eine in zwei Seiten zerfallende, zumal er den Atomismus durch die Hintertür ins Boot holt, indem er von fundamentalen Materiebausteinen mit protomentalen Eigenschaften ausgeht. Der Atomismus ist weder in Form seiner materiellen noch in seiner bipolaren Lesart, die protomateriellen Korpuskeln (was sind Korpuskeln?) einbezieht, in der Lage zu erklären, wieso ein Organismus zur Einheit (was ist das?) wird (physiologisch wie mental). (Ich glaube, dass weder der Atomismus noch die holistische Auffassung zutreffend ist, sondern dass das Reste alter Beschreibungen und Modelle sind (herkommend von Demokrit, Leukippund den antiken Atomvorstellungen, Platon, Aristoteles (das Ganze ist vor den Teilen), Plotin (das Eine über allen Gegensätzen) usw. ….), wir brauchen auch neue Begriffe, solange wird die neuen Erkenntnisse in die Formen alter Begriffe und Modelle pressen, bleiben wir Gefangene). Jedem Artefakt, das wir schaffen, käme zudem eine Mentale Seite zu. Geist wäre nach dem Baukastensystem aufbaubar dann hätten nicht nur Thermostaten von Wasserboilern (um im Bild Brüntrups zu bleiben, mit dem er den Abstraktionismus kritisiert) eine mentale Seite, sondern auch Heizdecken und Dachkonstruktionen und Regalwände, zumindest „schlummernd“. Er hätte außerdem das Problem der Interaktion M und P, das der Dualismus hat (und auf verschiedene undurchsichtige Weise zu lösen versucht oder auch eben ganz und gar nicht löst: interaktionistischer Dualismus, Parallelismus usw.) zwischen den Polen.

Es gibt moderne östliche Lesarten: wonach weder P noch M und weder Nicht-P noch Nicht-M in einer Widerspruchseinheit (Hinweis: Übersetzungsproblem: weder Widerspruch noch Einheit ist im westlichen Sinne zu verstehen) gedacht werden. Diese Lesarten können so und so gelesen werden. In der westlichen Rezeption wird oft die Radikalität überlesen: Mitdekonstruiert werden müssen nämlich: die Vorstellungen von P und M, und Brillen durch Konzepte wie Idealismus, Realismus, Naturalismus usw. Die Western Buddhists sind nämlich oft mehr Western als Buddhists, d. h. verkappte heimliche Platonisten, oder einseitige Reduktionisten (Materialisten, Funktionalisten usw.)

CUT.

Anderes Thema. A weng Physik bzw. Naturphilosophie.

Bohms Interpretation (teilw. auf de Broglie Vorstellung aufbauend (er sprach von Teilchen und Welle, Bohm von Systemen mit verschränkten Teilchen und einem gemeinsamen Quantenfeld)) weist keineswegs nur Vorteile auf.

Nach Bauberger kämpft sie mit folgenden Problemen:

„Das offensichtlichste Problem ist das Postulat der instantanen Wechselwirkung, die über beliebige Entfernungen zwischen allen Teilchen des Universums wirksam ist und deren Kraft nicht von der Entfernung abhängt. Bohm lässt offen, ob es sich um eine instantane Wirkung handelt oder ob sie sich jedenfalls so schnell ausbreitet, dass bisherige Messungen sie als instantan erfassen. Jedenfalls muss sie schneller sein als Lichtgeschwindigkeit.

Das führt in Zusammenhang mit der Kausalität zu Problemen mit der Relativitätstheorie. … Bohm muss daher auch diese Theorie grundlegend anders interpretieren und er hat dazu ein Konzept ausgearbeitet, das einen absoluten Raum postuliert.

Damit hängt ein weiteres Problem zusammen: Die Quantenfeldtheorien, also die fundamentalen und sehr bewährten Theorien der Wechselwirkungen, beruhen auf einer Verbindung von Quantentheorie und Spezieller Relativitätstheorie. Mit Bohms Umdeutung der Relativitätstheorie lassen sich Quantenfeldtheorien nicht mehr konstruieren. In diesem Theorien können Teilchen erzeugt und vernichtet werden, wie sich in den Beschleunigerexperimenten zeigt, … was in Bohms Konzept von Kräften nicht möglich ist. Die Bosonen, also dieTeilchen, die in der Quantenfeldtheorie Kräfte vermitteln, werden in Bohms Interpretation sehr kompliziert beschrieben. Bell hat versucht, den bohmschen Ansatz so zu erweitern, dass er auch Quantenfeldtheorien begründen kann. Es bleibt aber bestehen, dass diese Theorie viel weniger erklären kann als die konventionelle Quantentheorie unter Einschluss der Quantenfeldtheorie.

Ein weiteres Argument wird gegen Bohms Theorie ins Feld geführt: Die so genannten surrealistischen bohmschen Teilchenbahnen. Dem liegt eines Analyse zugrunde, dass beim Doppelspaltexperiment die Bahnen, die Bohm den Teilchen in seiner Theorie zuspricht, nicht mit den Bahnen übereinstimmen, die man in geeigneten Experimenten beobachten könnte (Englert et al. 1992) Damit verliert der Realismus Bohms natürlich seine Bedeutung, wenn seine Theorie den TeilchenBahnen zuordnet, auf denen sie bei einer Beobachtung gar nicht zu finden sind.

Ein letzter Einwand gegen Bohms Interpretation ist, dass der physikalische Formalismus in seiner Fassung kompliziert und umständlich ist. Die Eleganz der Quantentheorie geht verloren. Seine Theorie ist also nicht nur unvollständig, sondern außerdem noch umständlich, eine Kombination, die physikalische Theorien sehr unattraktiv macht.“ (Bauberger 2005, Was ist die Welt? Zur philosophischen Interpretation der Physik, 166 f.)

Aber auch die Many-World-Interpretation (Everett, DeWitt) hat Nachteile. Der Quantenmechanik schreibt sie in der Interpretation Realismus zu, während sie mit Blick auf das Bewusstsein des Erkenntnissubjekts, welches die physikalische Theorie überhaupt erst entwickelte, Realismus negiert. Der postulierte Realismus verliert seine Begründungsbasis. (ebd. 182)

Kopenhagener Deutung. Die epistemische Interpretation eines irreduzibeln subjektiven Standpunkts (Weizsäcker) ist zunächst sehr ausgewogen. Die empirische Beschreibung liefert keine Repräsentation der Welt. Sie ist nicht-realistisch. D. h. nicht, dass die naturwissenschaftliche Erkenntnis an der Realität vorbeigeht. Nicht der Realismus, sondern die Objektivität kommt an ihre Grenze. Der Physik wird etwas zurückgegeben, was ihr einst genommen wurde: die Anerkennung der Subjektivität kehrt zurück in die Physik. Das bedeutet nicht Subjektivität im Sinne von Beliebigkeit, auch wird die Welt nicht zur subjektiven Konstruktion. (ebd. 184) „Gemeint ist nur, dass ein nichtreduzibler Standpunkt des Subjekts in der empirischen Erkenntnis fundamental vorausgesetzt werden muss.“ (ebd. 184) Vor-&-Nachteil: der Zustandsvektor bildet keine Realität ab, sondern Informationen über die Wirklichkeit. (ebd. 178) Hm, Weizsäcker in der Gesamtinterpretation, naja, zu wenig offene Zukunft, zu viel Irreversibilität mit Blick auf die Vergangenheit, zu magisch geschlossenes Weltbild. Man/frau möchte verzweifelt nach Niels Bohr rufen, wenn man Weizsäcker liest.

Zitat Weizsäcker: „Sokrates, der weiß, daß er nicht weiß, weiß damit offenbar, was er meint, wenn er nach Wissen fragt. Der Gott der Metaphysik stellt eben dieses Wissen dar, ohne das es kein faktisches Wissen gäbe.“ (Carl-Friedrich Weizsäcker, 2002: Aufbau der Physik, S. 640)

Da ist einem Sokrates als Mensch gleich viel sympathischer als der Gott Weizsäckers. Vor allem weiß Sokrates, dass er in seinem Nicht-Wissen, eben noch ganz und gar nicht weiß, was er meint, wenn er nach Wissen fragt, auch wenn Hegel und Wittgenstein, Weizsäcker meinen man/frau müsste schon über die Grenze hinaus sein, um zu wissen, dass man/frau vor einer steht, heißt das noch lange nicht, dass Sokrates oder irgendwer wüsste, was er/sie meint, wenn er/sie nach Wissen fragt. Er/sie fragt nach einer Unbekannten. Und man/frau kann echt darüber streiten, ob es einen Schöpfergott gibt, aber wenn, dann ergibt diese Annahme nur Sinn, wenn es ein/e Gott/Göttin ist, der/die dieses „Wissen“, von dem Weizsäcker spricht, nicht „darstellt“. Schöpfung ergibt überhaupt erst dann Sinn – mit Blick auf Offenheit und Weite und Freiheit. Christlich ausgedrückt: Offenheit und unendlich annähernde Vervollständigung (gleich immer mehr Offenheit, Vervollständigung, Offenheit (Atem, Puls)) des mystischen Leib Christi. Buddhistisch und nicht-theistisch ausgerückt, die Welt des Samsaras verschwindet nicht im Nirvana, Samsara ist Nirvana. Alles, einfach alles ist maitri (sanskr.), Liebe……………

Bohr sprach nicht so viel von Gott wie Weizsäcker, Bohr kannte in den Argumentationen Beschreibungsweisen, die sich ausschlossen und zugleich nicht-ausschlossen. Vielleicht träumt Bohr gerade wiedermal mit geschlossenen Augen. Teller sagt zum wiederholten Male er hätte geschlafen, sei dann wieder und wieder erwacht, jetzt, und gleich nochmal. Weizsäcker meint mit offenen Augen alles zu sehen, enthält sich, sagt nichts, meint damit alles zu sagen, meint zu wissen, wenn er nicht weiß, träumt in Wahrheit wirklich. Bohr: Ja, man könnte auch behaupten wir sind gar nicht hier, wir träumen nur.

Sehr sinnlich beschreibt Michel Henry, warum Weizsäcker schief liegt – warum es aus christlicher Sicht keine Vollständigkeit geben kann, nur Offenheit und Liebe und mehr und mehr Vervollständigung mit immer neuer Offenheit und weiterer Liebe:

Et le Verbe s‘ est fait chair. ………………. Weil die Ur-Intelligibilität eine Ur-Passivität ist – die Ur-Passibilität, worin Gott sich ewig selbst liebt (Anmerk. d. Verf.: ich würde sagen den/die Andere (Sulamit steht für die Menschen, die Schöpfung insgesamt! Sie ist kein nachrangiger Akt, Gott ist Liebe von Anbeginn (nicht eins und nicht zwei)) in seiner unendlichen Liebe seines göttlichen Wortes liebt - , und weil in dieser Ur-Passibilität auch das Wort Fleisch wurde sowie jedes Fleisch möglich ist, das unsrige wie das seine, bewohnt jedes Fleisch, wodurch die Idee erschüttert wird, welche wir uns von letzterem machen. Unser Fleisch ist nicht jener opake Körper, den jeder von dem an, was man seine Geburt nennt, mit sich schleppt (Anmerk. dw: unschönes Wort) – jener Körper, an welchem er während seiner ganzen Existenz ohne Überraschung und dennoch in der Angst, jede Besonderheit, jede gute Eigenschaft und jedem Mangel, jede Veränderung, jede Entkräftung und jede Falte heimlich beobachtet, die unüberwindbar auf die Gesichter von Mann oder Frau die Stigmen ihres Verfalls und ihres Todes zeichnet. Unser Leib ist kein Gegenstand, der außerstande wäre, in sich selbst seine Erhebung auf die Phänomenebene zu schöpfen und selbst zu gewährleisten – ein der Welt überlieferter Gegenstand, zu der Anfrage gezwungen, ihn in deren flüchtigem Lichtschein zu erhellen; solange Zeit ist, in diesem Licht zu erscheinen und sodann zu verschwinden. Unser Fleisch trägt das Prinzip seine Manifestation in sich, und diese Manifestation ist nicht das Welterscheinen, In seiner pathischen Selbstimpressionalität, in seinem Fleisch selbst, welches sich selbst in der Ur-Passibilität des absoluten Lebens gegeben ist, offenbart es letzteres, welches das Fleisch an sich selbst offenbart; in seinem Pathos ist es die Ur-Offenbarung des Lebens, die Parusie des Absoluten, in der Tiefe seiner Nacht ist unser Fleisch Gott.“ (Henry, Inkarnation. Eine Philosophie des Fleisches. 2002, S. 411 f.)

Ich würde den Begriff „absolut“ meiden. Jesus spricht einfach von Leben. „Bleibt in meiner Liebe“ „Ich bin das Leben“ Johannesevangelium. Außerdem liebt Gott nicht vor allem sich selbst, nur auch, aber vor allem die Menschen, die Lebewesen, die Schöpfung, ich würde deshalb nicht schreiben in der Tiefe der Nacht ist unser Fleisch Gott: sondern:

„In der Tiefe der Nacht ist unser Fleisch auch sein Fleisch, ist sein Fleisch auch unser Fleisch, sind wir auch Gott, ist er auch Mensch“ Inkarnation.

Er sucht uns wie Sulamit und wir suchen ihn. Komplementarität (gedacht als Analogie) und aber auch Bruch, der Aufbruch………… Offenheit………. Freiheit und die je neu mögliche Liebe – sich wieder und wieder finden, „Siehe alles ist neu!“……….. ´

Zurück zur Physik:

Dekohärenz.

„Gell-Mann führt den Begriff IGUS, des informationssammelnden und verarbeitenden Systems ein und zeigt, dass dieses im Sinn der Dekohärenztheorie als grobkörnige Struktur in der quantenmechanischen Wellenfunktion enthalten ist. Und erklärt die Herausbildung klassischer Begriffe als notwendig für solche Systeme, weil nur in solchen Begriffen Informationen verarbeitet werden können. Das ist in gewissem Sinn auch ein Apriori der empirischen Erkenntnis, nämlich der Erkenntnis, die IGUSe haben können. Allerdings kehrt Weizsäcker die Argumentation gerade um: Er geht von diesem Apriori aus, während Gell-Mann dem quantenmechanischen Zustandsvektor Priorität einräumt und das Apriori im Sinn einer Evolutionären Erkenntnistheorie einholt. Daraus folgt ein entscheidender Unterschied zwischen Gell-Manns Auffassung und der Kopenhagener Deutung: Auch in einer Messung, für die es quantentheoretisch nicht determiniert ist, welchen Ausgang sie nimmt, wird gemäß der Kopenhagener Deutung tatsächlich immer nur ein Messergebnis verwirklicht. Bei Gell-Mann koexistieren dagegen alle Möglichkeiten in der eigentlichen Realität.“ (ebd. 179)

Hui-neng: „Das HerzGeist ist wie Leere, und wie diese jenseits der Messbarkeit“

Ein Abenteuer – ein (ernstes) Spiel – oder warum halbwegs liebevolle Außerirdische kein Raumschiff brauchen:

Weder Subjekt noch Objekt, auch kein nihilistisches Nichts. Wirklichkeit--NichtWirklichkeit--Möglichkeit--NichtMöglichkeit--Wirklichkeit…. Weder Kontinuität noch Diskontinuität. Keine Seperabilität, keine Trennung, keine Dualität, keine Einheit. Überlichtgeschwindigkeit ist möglich. Nicht instantan und nicht nicht-instantan – pulsierend. Klassische Vorstellungen von Raum und Zeit aufgeben. Die physikalische Welt ist nicht kausal geschlossen. Ursache-Wirkungsdenken negieren. Mannigfache Interdependenzen, die Wellen schlagen hoch, am Grund: Ruhe. Wechselseitiges Entstehen und Vergehen und Entstehen, (NichtEntstehen--Entstehen--NichtVergehen—Vergehen—Entstehen--NichtEntstehen--Vergehen--NichtVergehen--Entstehen (dieses „--„ ist etwas wie Beziehung i. S. von: partage du départ ……….). Und das erklärt wunderbar, warum zu Ostern nicht der Osterhase kommt (oder nur auch), auch keine Außerirdischen, außer sie sind halbwegs liebevoll. ;-)

Merry Mary und die Taube, ähm Fledermäuse

Der analytische Philosoph Nagel ist eindeutig kein Romantiker und er denkt nicht an Tauben. Aber er fragt: „What is it like to be a bat?” Bad question, good question (man darf sich auch Tauben, Nilpferde, Elefanten, Giraffen usw. vorstellen), es kommt nur auf die Pointe an, weil sie markiert den Unterschied zwischen phänomenalem und naturwissenschaftlichem Wissen. Auch wenn perfekte Forscher/innen alles über die neurophysiologischen Gehirnprozesse von Fledermäusen wissen würden, sie wüssten nicht wie es sich anfühlt eine Fledermaus zu sein. Kakfa hat es auf einem anderen Weg versucht, nicht mit der Fledermaus, aber mit einem Insekt, nicht auf dem Weg der Wissenschaft, sondern mittels Phantasie, aber auch die (fast) perfekte oder ganz perfekte Phantasie reicht nicht hin. Wäre er wirklich als Insekt aufgwacht, hätt er sich umgschaugt, so ganz ohne Worte! Die Neurobiologin Mary sieht rot (noch nicht gleich). D. h. erst mal lebte sie (im Gedankenexperiment von F. Jackson) in ihrem Laboratorium in einer grauen Wirklichkeit, sie war noch nie in einer anderen Welt, hat diese Grauwelt noch nie verlassen, bekam noch nie etwas zu Gesicht: außer Grau in Grau in all seinen Schattierungen und Nuancierungen. Sie sieht zwar nur grau, aber sie ist eine außergewöhnliche Neurobiologin und weiß absolut alles über Rot-Wahrnehmung, nach dem Argument über das unvollständige Wissen, hat sie dennoch keinen blassen Schimmer Ahnung, wie es ist die Farbe Rot zu sehen. D. h. wenn sie zum ersten Mal Rot sieht, erfährt sie etwas Neues. Lycan und Nida-Rümelin sagen nun, dass ein phänomenales Wissen dann epistemisch interessant ist, wenn es informativ ist, eine Entscheidung möglich macht zwischen vormals offenen Möglichkeiten. Würde man/frau Mary aus ihrem Grau-Gefängnis zu einem kleinen Nachmittagsausflug außerhalb ihrer Grauwelt entführen, sähe sie zum ersten Mal in ihrem Leben die Farbe Blau und den blauen Himmel, so könnte sie anhand einer Farbmusterauswahl mit verschiedenen Farben, das blaue Frabmuster herausfinden, wenn man sie nach der Farbe des Himmels am Tag fragt. Es gibt weiter Gedankenexperimente z. B. das Experiment der Abwesenden Qualia und das Argument des invertierten Spektrums. Beide wurden stark kritisiert. Letzteres vor allem durch empirische Argumente, weil eine Verkehrung des Farbspektrums nicht unentdeckt bliebe. Aber dadurch wird in meinen Augen nicht das Entscheidende des Argumentes des invertierten Spektrums zerstört, weil der Witz ist ja, dass es beweisen will, dass zwei neurophysiologisch identische Zustände mit unterschiedlichen phänomenalen Erfahrungen einhergehen können. Noch ein Gedankenexperiment: Ein weitentwickelter Computer könnte sich in einem Turing-Test exakt so „verhalten“ wie ein denkender und sprechender Mensch, so ein Computer könnte mit uns in Interaktion treten, Gespräche führen und wir würden keinen Unterschied merken zu einem wirklichen Menschen, der mit uns spricht. Dennoch läge ein Fehlschluss vor, würde man diesem Computer Bewusstsein zuschreiben wollen, und zwar ein Fehlschluss von der Syntax auf die Semantik. Man/frau könnte das Gedankenexperiment weiterspinnen: ein Computersuperhirn wird eines Tages biologisch synthetisiert und neuro-biologisch programmiert, wird mit einem Kunst-Körper bestückt, ist mit lernfähigen Programmen ausgestattet, hat die funktionale Fähigkeit in Interaktionsprozessen mit Menschen lernen zu können. So ein betriebsbereiter Vollautomat, steht nun in der Fabrikhalle und „wartet“ auf seinen Einsatz. Nehmen wir an: Person A ist schwer krank, liegt am Sterben, eine Biotechnologiefirma macht nun dem/der unheilbar Kranken das Angebot in einem Scanning alle abgreifbaren und relevanten Daten ihres/seines Gehirns zu erfassen, um sie auf den künstlich synthetisierten Gehirnautomaten mit Kunstkörper zu überspielen, alle relevanten Funktionen sind wie gesagt durch Programme realisiert der KI-Mensch kann wahrnehmen, lernen, mit seiner Umwelt in Interaktion treten, verfügt über ein Motivations- und Emotions- und Kognitionsprogramm etc., sodass der Kunstmensch das Fabrikgelände verlassen könnte und bei Familie und Freunden/innen des Sterbenden klingeln könnte, um das Leben des Sterbenden „fortzusetzen“. Ist das dann tatsächlich die Person des Sterbenden, die da an der Tür klingelt, um sein/ihr Leben „fortzusetzten“? Nein, weil er /sie liegt ja noch im Krankenhaus am Sterben, lebt also noch. Naja, aber vielleicht gibt es die Person jetzt zweimal? Nein, weil während der/die Sterbende im Krankenhaus phänomenale Bewusstseinszustände hat, laufen im Kunstroboter lediglich Programme ab, die die überspielten Daten verarbeiten. Während der Mensch im Krankenhaus auf ein Leben zurückblickt, das viele Jahrzehnte umfasst, und dieses Leben als körperlich, leibliches, mentales (darf man auch noch schreiben: seelisches, herzliches, geistiges) Wesen gemeinsam mit anderen Menschen geteilt hat (ja das Soziale ist wichtig für die Mind-Frage, das bedeutet auch mehr als die Umwelt-Frage, weil Menschen und andere Lebewesen und selbst die Natur (Pflanzen) sind keine Umwelt, sondern stehen in wechselseitigem Austausch, wir teilen Leben, teilen eine Welt) – während der Mensch im Krankenhaus also auf ein langes Leben zurückblickt, das er mit anderen teilte, ist der neurobiologische Comupterhallen Mensch nur mit Informationen über dieses Leben (das Leben eines anderen, einer anderen ausgestattet), diese Informationen haben keine Innenseite (Qualia, phänomenale Erlebnisgehalte). Es war eben nicht die Maschine, die dem Liebsten bzw. der Liebsten des/der Sterbenden damals den ersten Kuss gab, auch wenn die Maschine alles über diesen Kuss „weiß“, die Umstände, Sachverhalte usw. der Daten- und Faktenlage nach also exakt als Datenpool im Speicher hat. Der KI-Mensch kann angeregte Gespräche führen im Freundeskreis des/der Sterbenden, er kann neue Erfahrungen machen, ich korrigiere, er kann an interaktiven Prozessen mitwirken (und keine neuen Erfahrungen machen). Das Leben des/der Sterbenden geht also weiter? Nein, weil der KI-Mensch ein Datenverarbeitungswesen ist, im Inneren laufen Algorithmen ab, der KI-Mensch fühlt nicht, riecht den Jasmin nicht, schmeckt die Erdbeeren nicht, er macht sich auch keine Gedanken, sondern operiert mit Daten, er hört keine Musik, sieht die Blumen nicht, liebt nicht. Der sprechende Vollautomat müsste wie die Jungfrau zum Kind zu Geist kommen, beides ist unmöglich. Ich sage nicht, dass es keine rein physischen Entitäten wie Roboter geben kann, ich sage lediglich, dass physische Entitäten keine phänomenalen Bewusstseinszustände haben (z. B. fühlen wir unsere lebendige Haut, wir fühlen Berührungen, aber beim Feilen der Fingernägel fühlen wir nichts, ein lebendiger Organismus fühlt, ein Auto nicht, ein Automat mit funktional realisierten Programmen auch nicht) - und ich sage auch nicht, dass es Geist nicht gibt, sage lediglich, dass Geist nicht wie eine physische „Ursache“ (bzw. Bedingung) wirken kann.

Der materiale Supermensch ist ohne Innenleben und ohne reales Beziehungsleben. Und ein reines Geist-Herz-Wesen kann nicht berühren (zumindest nicht wie ein leibliches Wesen), der Satz des Auferstandenen: Noli me tangere ergibt Sinn. „Bleibt in meiner Liebe“ heißt es bei Joh 15,9. Diese Liebe ist vor dem Tod und nach dem Tod. Sie ist das Leben. Der Zweifler Thomas versuchte zu begreifen, festzuhalten, was nicht fassbar ist. Maria liebte. Natürlich berührte er sie und sie ihn, aber es ist kein Begreifen. Es ist eine Liebe, die wechselseitig durchdringt ohne sich Freiheit zu nehmen – Offenheit. Jean-Luc Nancy: „….partage du départ. Jeder kommtund geht ziel- und endlos, unentwegt … so genießen sich die Liebenden, während und indem sie sich trennen…“ und wiederfinden – es ist die Geschichte des Hohen Lieds der Liebe. Nicht-Berührung ermöglicht Berührung. Atem, Hauch. Nacht und Mond, Berührung der aufgehenden Sonne. Winter-Frühling: „des Weinstocks neue Triebe und auch die ersten Blüten am Granatbaum“ Blütenhauch. (Hoheslied 6,11) Blüten gehen auf, wenn es an der Zeit ist. Berührung ist kein Akt des nirgendwo, auch kein Akt des irgendwann, Berührung geschieht zu ihrer Zeit, sie hat den Rhythmus von Herzschlag und Atem -- Nicht-Berührung--Berührung sind wie Atem und Herzschlag. Im sinnlichen Liebesakt ist beides.

Es gibt keine objektive Welt

„Das Mögliche, das zu Erwartende, ist ein wichtiger Bestandteil unser Wirklichkeit, der nicht neben dem Faktischen einfach vergessener werden darf.“ (Einstein im Gespräch mit Heisenberg über die Quantenmechanik)

„Wenn man an einer entscheidenden Stelle bereit ist, den Grund zu verlassen … und gewissermaßen ins Leere zu springen….“ (Heisenberg)

Heisenberg über ein Gespräch zwischen Einstein und Bohr (Solvay-Kongress in Brüssel 1927): „Nun wurde behauptet, daß es, wenn man bis zu den Atomen hinabsteigt, eine solche objektive Welt in Raum und Zeit gar nicht gibt und daß die mathematischen Symbole der theoretischen Physik nur das Mögliche, nicht das Faktische, abbilden. ….‘Gott würfelt nicht‘, das war der Grundsatz, der für Einstein unerschütterlich feststand… Bohr: „Aber es kann doch nicht unsere Aufgabe sein, Gott vorzuschreiben‘“. (Heisenberg)

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In der ostasiatischen Philosophie wird von der je offenen, neu möglichen Zukunft gesprochen.

Dogen (übers. Elberfeld): „Berge und Wasser der Gegenwart (shikin) sind das volle Erscheinen (genjou) der Worte der alten Buddhas. Beide verweilen in der dharma-Stufe (hou’ i) und verwirklichen das Vermögen (kudoku) ergründenden Ausschöpfens. Weil sie dem Äon der Leerheit (d.h. vor allem Entstehen) vorausgehen, sind sie gerade jetzt (shikin) in lebendiger Tätigkeit. Weil sie im Selbst (jiko) noch dem Entstehen jeglichen Anzeichens vorausgehen, sind sie durchdringendes Loslösen (toutotsu) des vollen Erscheinens...

Der ehrwürdige Mönch Kai vom Berg Taiyo wendet sich an die versammelten Mönche und sagt: ‚Die blauen Berge schreiten ständig voran, die Steinfrau gebiert in der Nacht ein Kind.

Den Bergen fehlt nie ein Vermögen (kudoku), das ihnen zukommen muß. Daher verweilen sei in beständiger Ruhe und schreiten ständig voran. Weil das Voranaschreiten der Berge wie das Voranschreiten der Menschen sein soll, so zweifle nicht am Voranschreiten der Berge, auch wenn es dem Gehen des Menschen nicht ähnlich sieht. Das gerade von dem buddhistischen Meister angeführte Wort ist bereits ein Fingerzeig für das Voranschreiten. Es zeigt zum Erreichen von dessen Ursprung. … Wegen des Voranschreitens sind die Berge beständig. Obwohl das Voranschreiten der blauen Berge so schnell wie der Wind und sogar noch schneller, gewahren die Menschen inmitten der Berge weder, noch wissen sie es. Inmitten der Berge heißt: erblühende Blume innerhalb der Welt. Die Menschen außerhalb der Berge gewahren es weder, noch wissen sie davon. Menschen, die kein Auge haben, um die Berge zu sehen, gewahren weder noch wissen sie… Weil auch die blauen Berge das Voranschreiten inständig ergründen, wie auch die östlichen Berge das Gehen auf dem Wasser inständig lernen (sangaku), ist dieses inständige Lernen das inständige Lernen der Berge. Ohne Leib und Herz (shinjin) der Berge zu verändern, wandern sie Gesicht und Auge der Berge bewahrend. …. Wie aber ist Meister Ummon durch Haut, Fleisch, Knochen, Mark, übenden Erweis und lebendige Aktivität der Ostberge durchdringend losgelöst? …. Man soll wissen, dass dieses Gehen der Ostberge auf dem Wasser das Rückenmark der buddhistischen Meister ist. “

Eine Zeit auf dem Zafu, eine Zeit, seine Finger zeichnen in Sand, einige glaubten Buchstaben zu erkennen. Die Winde verwehen sie. Eure Gesetze sind in Sand geschrieben, mein Vater und meine Mutter gaben Euch keine Gesetze, er/sie ist, der/sie Freiheit und Liebe schenkt, der Ursprung allen Lebens, doch die Umstehenden verstanden nicht. Eure Gesetze, nach denen ihr Menschen verurteilt, sie sind in Sand geschrieben! Eure Gesetze schaffen das Unrecht erst. „Als sie nicht aufhörten zu fragen, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: ‚Wer von Euch noch nie eine Sünde begangen hat, werfe den ersten Stein. Dann bückte er sich wieder und schreib auf die Erde. Als sie das hörten, zog sich eine/r nach dem/der anderen zurück; die Älteren gingen zuerst. Zuletzt war Jesus allein mit der Frau. Er richtete sich wieder auf und fragte sie: Frau, wo sind sie geblieben? Ist keine/r mehr da von den Gesetzesmenschen, um uns zu verurteilen?“ (Joh, 8,1 ff.) Sein Finger berührt die Wasseroberfläche und die „Spur verliert sich….“ (Derrida) Die Menschen vergaßen die Bitternis, sie vergaßen die Härte, auch die Härte der Gesetze, alles begann neu zu werden, zu fließen. In dieser Nacht wandelten sich viele steinerne Herzen zu liebenden Herzen. Nichts blieb beim Alten, alles wurde neu in der Liebe: Die Menschen lösten ihre Fesseln und schenkten sich Freiheit und Leben. Sie wanderten nicht mehr auf den staubigen Fußstapfen der Moral und den dunklen Pfaden der Gesetze, sondern wurden Menschen der Freiheit und Liebe, die lebendig und sprudelnd sind wie eine Quelle.

Warum - ich versteh nicht, warum immer noch mit Steinen geworfen wird, Menschen gesteinigt werden, warum immer noch Drohnen fliegen, warum immer noch Mauern gebaut werden? Warum der Brüderstreit, der Schwesterstreit? Warum Antiterrorkriege und Terror? Warum die Rechthaberei statt Verständigung?

Warum vernageln sich die Menschen mit Gesetzen die Zukunft, die doch offen ist? Warum führen sie Krieg im Namen der Gesetze? Warum lieben sie nicht? Warum verzeihen sie nicht? Warum schenken sie sich nicht Freiheit?

Theodizeeproblem

Diese Frage muss sich der Mensch schon selbst stellen. Eine Welt, in der ein allmächtiger Gott die Abläufe bestimmt, wäre Kino, eine Welt mit faktischer Vergangenheit, einer Gegenwart der Fakten im Übergang zu weitern Fakten, eine Bildsequenz folgt der anderen, eine Welt mit einer geschlossenen Zukunft, eine Welt ohne Freiheit.

Den Menschen ist Freiheit geschenkt. Wenn die Menschen wollen, können heute noch Kriege aufhören. Die Menschen können sich Hände reichen und Frieden schließen.

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Friedensfragen – ethische Fragen. Und was hat das mit der Philosophy of Mind zu tun?

Ich glaube, dass wir aufgefordert sind Widerstand gegen Kriege und gegen Militarismus zu leisten. Widerstand gegen die neuen Waffentechnologien, in denen künstlich intelligente Kampfroboter entwickelt werden. Die Wissenschaftler/innen und Forscher/innen unserer Tage dürfen nicht blind sein - wie damals die Atomphysiker, die blind Kriegsmächten dienten und als Wissenschaftler beitrugen zur Entwicklung der Kernwaffen. Und wir müssen uns einsetzen für eine unabhängige Wissenschaft und Forschung: d. h. Wissenschaft und Forschung und die Entdeckungen und Erkenntnisse, die Wissenschaftler/innen und Forscher/innen machen, dürfen nicht zu Macht- und Kriegszwecken missbraucht werden! Es braucht eine Garantie, ein weltweites Abkommen, das alle Staaten verpflichtet Wissenschaft und Forschung ausschließlich zu Friedenszwecken zu nutzen.

Heisenberg et al. ließen sich vom Unrechtsregime der Nazis vereinnahmen und waren die maßgeblichen Köpfe des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik, das in Zusammenarbeit mit u.a. der Leipziger Arbeitsgruppe (Döpel et al.) tätig war, um die technische Nutzung der Atomenergie für das Unrechtsregime der Nazis zu forcieren. Heisenberg beteuerte später zwar, dass er mit Hauptinteresse an nicht-militärischen Reaktor-Projekten (Uran-Brenner) gearbeitet und dem militärischen Projekten kritisch gegenübergestanden hätte, Niels Bohr hatte das aber aufgrund eines Besuches Heisenbergs 1941 in Kopenhagen anders in Erinnerung. Faktisch beschäftigte sich der „Uranverein“ um Heisenberg keineswegs nur mit zivilen Atomenergienutzungsfragen, sondern auch mit der Frage, ob und mit welchem Aufwand Atomwaffen zu realisieren sind, wie immer anders sich das in den Memoiren Heisenbergs in der Retrospektive darstellt haben mag. Hahn war später am Boden zerstört, dass seine physikalische Entdeckung (Uranspaltung) zum Ausgangspunkt einer Entwicklung der Atomtechnik wurde, die zum Tod von hunderttausenden Menschen führte, war aber selbst als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts in militärischen Forschungsprojekte eingebunden. Szilard entwickelte am amerikanischen Kern-Waffenprogramm mit, gab sogar mit den veranlassenden Ausschlag, dass dieses überhaupt erst gegründet wurde, aber erst als die fertig entwickelten Waffen dann tatsächlich zum Einsatz kommen sollten, war er schockiert und wollte die Atombomben-Abwürfe über Hiroshima und Nagasaki durch eine Petition verhindern und setzte sich schließlich für internationale Kontrollen ein. Wilson lehnte es erst ab an Kernwaffenprojekten mitzuwirken, tat es später doch, bereute es, wollte wie Szilard die Abwürfe verhindern. Teller, welcher als Vater der Wasserstoffbombe gilt, ließ sich von Oppenheimer zur politischen Gleichgültigkeit anstiften, obwohl er sich in einem aller ersten Anflug von Reue politisch gegen die Abwürfe engagieren wollte, wurde später angesichts der zerstörten Städte Hiroshima und Nagasaki und der zahllosen Toten und Verletzten von tiefer Reue befallen, dass er sich durch Oppenheimer abhielten ließ, Widerstand gegen den Einsatz der Atombomben zu leisten. Würden alle Wissenschaftler/innen und Forscher/innen weltweit ethisch handeln, gäbe es keine Kernwaffen, überhaupt gar keine Waffen. Die Geschichte lehrt uns, dass wir nicht auf einzelne Menschen vertrauen dürfen, nicht darauf vertrauen können, dass jede/r an seinem Platz ethisch handelt. Die Menschen handeln zerrissen. Die Geschichte lehrt, dass sich viele Wissenschaftler/innen auf allen Seiten entweder selbst einspannten oder einspannen ließen zur Entwicklung von Waffen mit verheerender Wirkung. Nur wenige leisten von Anfang an (oder im Laufe der Zeit) Widerstand. Deshalb darf man auf den Widerstand einzelner zwar hoffen, aber nicht auf ihn bauen. (Dieser Widerstand kommt meist viel zu spät, nachdem die Wissenschaftler/innen bereits inmitten der Dynamik von militärischen, politischen und wirtschaftlichen Machtabläufen stecken und erst langsam aufwachen). Wir müssen deshalb grundsätzlich darauf hinwirken, dass der Militarismus selbst aufhört. Und wir brauchen ein weltweites Abkommen, welches verbindlich regelt, dass Wissenschaft und Forschung und die wissenschaftlichen Entdeckungen und Erkenntnisse NICHT für Machtinteressen und NICHT für Kriegszwecke und NICHT zum Bau von Waffen missbraucht werden. Wissenschaft und Forschung darf ausschließlich friedlichen Zwecken dienen.

Biografien wie jene von Heisenberg, Teller, Weizsäcker, Szilard, Hahn, Wilson zeigen vor allem eines: Solange es keine unabhängige Wissenschaft gibt, die vertraglich vor Missbrauch geschützt ist - und ethischen Standards verpflichtet ist, wird Wissenschaft und Forschung viel zu leicht in die Fänge kommen von Macht- und Kriegspolitik, Wirtschaftsinteressen usw. Solange Machtinteressen den Ausschlag geben - und nicht ein demokratischer wissenschaftsethischer gesellschaftlicher Diskurs (der unabhängig geführt werden muss von Macht-Politik und Lobbyismus der Konzerne und Geldgebern usw.), solange die Bereiche Politik, Legislative, Judikative, Exekutive, Kultur, Religion, Wissenschaft, und Wirtschaft nicht unabhängig (und zwar nicht nur formal, sondern auch wirklich) für sich stehen, sondern sie in einem machtpolitischen, wirtschaftlichen, militärischen Interessensgeflecht gefangen sind, ist die Wissenschaft Part der Machtapparate, Part in den militaristischen Systemen und für Missbrauch anfällig.

Das Unrechtsregime der Nazis hat Wissenschaft und Forschung missbraucht und zur Waffe gemacht, die Unrechtsregime der Mächte des Kalten Krieges missbrauchen Wissenschaft und Forschung für Kriegszecke. Man kann jetzt natürlich sagen, würden die Einzelnen ethisch verantwortlich handeln und alle Widerstand leisten, wäre der Naziterror nicht möglich gewesen, hätten weder diesseits noch jenseits des Atlantiks Wissenschaftler/innen und Forscher/innen zu Themen geforscht, die für atomare Waffentechnik nutzbar sind, hätte es auch keine Entwicklung von Kernwaffen gegeben, keine Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki, keinen kalten Krieg (der nie aufhörte - und nicht etwa kalt ist, sondern ein wirklicher Krieg ist, weil er bis heute unzähligen Menschen das Leben kostet)….. Was kann der/die Einzelne, was können Gruppen von Einzelnen mit Widerstand bewirken gegen Unrechtsregime? Die Geschichte zeigt, es braucht grundsätzlichen und umfassenden Widerstand gegen Unrechtsregime und gegen Waffenprojekte, beides muss möglichst früh ansetzen. Später Widerstand (wenn die Unrechtsregime bereits existieren und Waffen erst einmal in der Welt sind), bewirkt wenig, ist ungleich schwerer (bis heute wurden Atomwaffen noch nicht wieder abgeschafft, bis heute gibt es Kriegsdynamiken und Krieg). Warum leisteten so viele Wissenschaftler keinen oder nur halbherzigen Widerstand? In der Beschäftigung mit der Literatur fiel mir eines auf: Viele Naturwissenschaftler/innen, die an Waffenprojekten arbeiteten, hatten oft die Illusion der Kontrollierbarkeit solcher Waffen, vermutlich dadurch, dass sie an der Entwicklung als Handelnde tätig waren, schlich sich ein Gefühl von Beherrschbarkeit ein, nach dem Motto: diese Waffen sind machbar - und somit auch beherrschbar (Letzteres ist ein Trugschluss), die Naturwissenschaftler verfallen der Illusion, sie hätten es in der Hand, und auch nach der technischen Realisierung noch in der Hand, ob und wie ihre Entwicklungen dann zum Einsatz kommen würden (Heisenberg z. B. hatte die völlig irrige Vorstellung, der technische Aufwand der Realisierung einer Atombombe sei so groß, dass man ruhig daran forschen könnte, weil das Ganze eh nicht so schnell zum Tragen kommen würde, er bildete sich ein, weil er daran forscht, hat er auch Kontrolle über den Einsatz, später musste er selbst zu geben, dass er nur von Glück reden konnte, dass nicht genügend Mittel zur Realisierung bereit standen, weil sonst hätte er und seine Leute den Nazis die Bombe gebaut, weil er verbot sich einfach den Gedanken daran, dass die (noch so langen) Entwicklungen irgendwann ein Resultat hervorbrächten, das dann ganz und gar nicht mehr in der Hand der Forscher liegt, er forschte und das Poltische würde sich schon irgendwie von selbst ergeben, es wird schon nicht so schlimm kommen, schon irgendwie alles von allein gut werden mit der Zeit, er ignorierte das Politische einfach und forschte. Szilard z. B. hatte wiederum Vorstellungen die Entscheider an den Hebeln der Macht würden auf ihn hören - und die Atombomben zur Machtdemonstration nur über dem Meer abwerfen, noch zuvor unterlag er der Illusion er entwickelt die Waffe begrenzt für den Einsatz gegen Nazideutschland, mit Erledigung der Nazis, wäre die atomare Technik später kein Thema mehr, er kam gar nicht auf die Idee, dass die Waffen dann in der Welt sind und auch das weitere Weltgeschehen nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmen würden). In den USA ging die Initiative zum Atomwaffenbau wie gesagt sogar von den Wissenschaftlern selbst aus, aber wohin es führte – die Atombombenabwürfe über Nagasaki, Hiroshima, das beabsichtigten die Wissenschaftler nicht, sie konnten es aber auch nicht mehr verhindern durch ihren späten Widerstand.

Als die Waffen, an denen erst auf allen Seiten so fieberhaft gearbeitet wurde, erst einmal in der Welt waren, blieben sie bis zum heutigen Tag ein Problem, seither wird an Schadensbegrenzung gearbeitet. Weizsäcker und Heisenberg et al. verhinderten z. B. durch die Erklärung der „Göttinger Achtzehn“ eine atomare Aufrüstung der BRD. Das ist ein wichtiger Teilerfolg, aber aus der Welt schaffen konnten sie die Atomwaffen dadurch auch nicht mehr und das atomare Wettrüsten und auch den Kalten Krieg (der nie wirklich aufhörte), und dessen Spätausläufer bis heute Konflikte immer wieder aufflammen lassen, konnten sie damit nicht verhindern. Die Geister, die sie einst riefen, bekam die Menschheit bis zum heutigen Tag nie mehr ganz los (außerdem waren Heisenberg et al. der Friedensbewegung gegenüber oft genug abwertend eingestellt, Heisenberg blieb zeitlebens ein Ordnungsfanatiker, der Imperialismus billigend in Kauf nahm). Die atomaren Geister wurden versuchsweise kontrolliert und eingedämmt: Auf Initiative der UdSSR kam es z. B. zum Kernwaffensperrvertrag. Bis heute wird versucht mit multilateralen völkerrechtlichen Verträgen die Weiterverbreitung atomarer Waffen wenigstens einzuschränken. Und es begann auch ein Ringen um kernwaffenfreie Zonen, aber bis heute ist die Welt nicht mehr kernwaffenfrei geworden. Die Dynamiken des Kalten Krieges erwiesen sich als genauso verheerend wie die Kettenreaktionen in den Kernwaffen selbst, Versuche sie aufzuhalten blieben Tropfen auf dem heißen Stein, die Annäherung der Machtblöcke des kalten Krieges blieben punktuell, immer wieder und bis zum heutigen Tag brachen und brechen die alten Konflikte auf, und es kam bis zum heutigen Tag zu keiner umfassenden atomaren Abrüstung. Bohr, der bereits Widerstand gegen das Unrechtregime der Nazis leistete, war auch mit Blick auf das Unrecht des Kalten Krieg sensibel und leistete erneut Widerstand, er schrieb einen Brief an die Vereinten Nationen, „Für eine offene Welt“, engagierte sich aktiv gegen das Wettrüsten, verhindern konnte er das Wettrüsten nicht. Weizsäcker schrieb nach dem Zweiten Weltkrieg als Physiker und Philosoph viel zu Themen der Kriegsvermeidung usw. – stand im Dialog mit Philosophen (Habermas et al.). Heisenberg und sein alter Kreis, der sich auch nach dem zweiten Weltkrieg wieder zusammenfand, kritisierte zwar vorsichtig eine Politik, die auf wirtschaftliche und politische Macht, auf Drohung und Erpressung und Waffengewalt setzt, übte diese Kritik aber wie gesagt nur sehr halbherzig. Heisenberg (und sein Kreis) blieben nämlich zeitlebens in politscher Hinsicht konservative Ordnungsdenker (die weder gegen das imperialistische Streben der Nazis noch gegen das imperialistische Streben der kapitalistischen Westmächte nach dem Zweiten Weltkrieg ernsthaften Widerstand leisteten, es ist bei Heisenberg sogar von einer inneren Weltpolitik, Weltordnungen und von einem „geordneten Endzustand“ usw. die Rede: Heisenberg Zitat: „…es ist eigentlich nur die Frage, ob auf dem Wege bis zum geordneten Endzustand noch viele Katastrophen passieren müssen. Man wird also annehmen können, daß die wenigen Großmächte, die nach diesem Kriege übrigbleiben, versuchen werden, ihren Einflußbereich so weit wie möglich auszudehnen … und ich sehe auch nicht, warum ich mich innerlich wehren sollte.“ (Zitat Heisenberg) Obwohl er selbst in seinen autobiografischen Aufzeichnungen zugibt, dass eine derartige Expansionspolitik sich den Vorwurf von Imperialismus gefallen lassen muss, sieht er keine Veranlassung für Widerstand. Traurig ist das! Die Entdecker der Physik, die eigentlich das Weltbild in Richtung Indeterminismus und Freiheit revolutionieren hätte müssen, blieben zeitlebens sture Ordnungsdenker, die sich vor verschiedene Systemkarren spannen lassen haben. Heisenberg et al. leisteten gegenüber den Nazis keinen Widerstand und leisteten auch nur halbherzig Widerstand im Kalten Krieg, die Erklärung der „Göttinger Achtzehn“ war sicher wichtig, aber sie ging nicht weit genug, sie enthielt keine Kritik an Imperialismus, sie enthielt keine Kritik an Militarismus, sie enthielt kein Bekenntnis zum Frieden und kein Bekenntnis zu Pazifismus. Es ist so als wäre, das, was ihre Physik ausmachte, gar nicht wirklich bei ihnen selbst angekommen, da blitzt mal kurz etwas auf wie Systemkritik – siehe Aussagen und Erklärungen, in denen die Machtpolitik kritisiert wird, aber das verlischt immer gleich wieder im großen erstickenden Tuch des angepassten Ordnungsdenkens, ähnlich wie bei Kant (auf den sie sich ja viel beriefen), Kant, der einerseits den Wind der Aufklärung um die Nase fühlt (und als Denker der Aufklärung auch viel leistete), dann aber immer wieder seine Segel selbst zerschneidet (indem er z. B. in seiner Schrift zum Ewigen Frieden und an manchen Stellen der Kritiken einfach dann doch lieber den stupiden Weltablauf sehen will, wie ein Uhrwerk, ein Kalenderwerk, bei dem der „Frieden“ vertröstend auf den Sankt Nimmerleinstag vertagt wird, zu einem imaginärer Endzustand wird, den es an keiner Stelle wirklich gibt (weil die Uhr läuft stur im Kreis) - und bis dahin (zum Tag des uneingelösten Versprechens) wird viel Krieg als pädagogischer Lehrmeister in Kauf genommen, der die Menschheit treibt zu einem korsetthaften Ordnungssicherheitszustand (der mit Frieden verwechselt wird), noch dazu ausschließt, was er bringen will, weil die mit Gewalt hergestellte Sicherheit, keine von Bestand ist (und wie gesagt schon gar kein Friede ist). Das ist der Kant-Bazillus oder auch die kantsche philosophische Autoimmunerkrankung, die aggressiv gegen sich selbst gewendete Aufklärung (so als würde die Aufklärung sich selbst nicht wirklich trauen), Aufklärung wird zur Ideologie, die den Logos verrät, damit zur Antiaufklärung - und zu der Ideologie, die den Westens mit Militarismus durchzieht: Aufklärung nicht mit Vernunft, sondern mit Bomben und Gewalt, Macht und Zwang. Die Aufklärer stechen sich aus lauter Angst vor der entdeckten Freiheit selbst ins Herz der Freiheit, bis es aufhört zu schlagen und alles im Betonsarg des Ordnungsdenkens und der Macht erstickt. Der Freiheit, dem gelebten Frieden, Pazifismus wird nichts Gutes zugetraut. Der Schrei nach der starren Ordnung, der Schrei nach den Waffen, nach Zwang will die Regression in Zustände der Unfreiheit, der Vorherbestimmung des Ablaufs. Die Zukunft wird ihrer Offenheit beraubt. Die Naziideologie wollte eine starre Weltordnung. In den Stellvertreterkonflikten und Stellvertreterkriegen des kalten Krieges ging es um Weltordnungsfragen. All die Offenheit und Freiheit, die die Aufklärung brachte, wurde wieder zunichte gemacht. Warum? Es ist pervers, dass Aufklärung sich nicht selbst die Treue hält, nicht an Freiheit und Offenheit glaubt, sondern dem Aberglauben der Macht verfällt, der Magie des Zwangs verfällt. Warum verrät sich die Aufklärung selbst? Und es ist pervers, dass in der Zeit, in der die Physik das Unfassbare entdeckte: Indeterminismus und Freiheit – diese Freiheit nicht gelebt wurde, sondern die Weltgeschichte von diktatorisch agierenden Ordnungsfanatikern (wie Hitler, Stalin, Antiterroristen, Terroristen, Bush, Bin Laden usw.) bestimmt wurde. Die Menschheit entdeckt das Unglaubliche: Freiheit - und die Antwort der selbsternannten politischen Eliten weltweit ist: Ordnung, Ordnung, Ordnung und noch mehr Ordnung: Gewalt, Zwang, Krieg, Antiterror, Terror! Das ist so zynisch grauenvoll! Und die Entdecker Heisenberg lassen sich in den Strudel der Machtpolitik ziehen, obwohl die Physiker/innen und Philosophen/innen das Wissen in der Hand hielten, das jeder Machtpolitik den Boden entzieht und für eine Welt der Freiheit, der geachteten Freiheit, der Liebe und des Pazifismus spricht, und aber nichtgeordnete Begriffe wie „Freiheit, Liebe und Frieden“ waren den Herren wie Heisenberg ein Leben lang zu suspekt, darin lag wohl der Grund, dass das Geschenk des entdeckten Indeterminismus und der Freiheit nicht bei den Menschen ankam: Den Entdeckern passte es nicht in den Kram, so viel Freiheit, ihr Ordnungsbedürfnis war mächtiger. Heisenberg äußerte sich mehr als einmal despektierlich gegenüber Menschen, denen es um Freiheit, Liebe und Frieden ging, das alles war ihm zu wenig fassbar zu wenig konkret zu wenig anschaulich, da holte die Physiker die alte mechanische Physik, die sie selbst mit der Quantenphysik revolutionierten, mit ihrer alten Geschlossenheit und dem alten Rahmen wieder ein und die Projektionsfläche zur Wiederherstellung der Ordnung bot die Machtpolitik, die ihnen einen Platz zubestimmte wie den Observanten in den Experimenten, von da an war es definitiv und vorbei mit der Unbestimmtheit. Und das erste, was der Machtpolitik zu den neuen und unglaublichen physikalischen Entdeckungen einfiel, war es, ob man sie nutzen kann für den Bau von Waffen! Wilson verweigerte sich zunächst den Atomwaffenprojekten in den USA („Ich glaube, dass eine Bombe gebaut werden kann, aber ich bitte um Versetzung in eine andere Abteilung. Diese Waffe wird eine zu schreckliche Vernichtungswirkung haben.“) Wilson ließ sich später dennoch einspannen, wollte aber als er sah wohin die Entwicklungen gingen verhindern, dass die Waffen zum Einsatz kommen. Heisenberg et al. verschrieben sich widerstandslos den Nazis und später (fast) genauso widerstandslos den imperialistischen Westmächten. Vielen Physikern im realen Sozialismus erging es ganz ähnlich. Dann auch den Physiker/innen im realen Sozialismus, erging es allgemein nicht viel besser, Thomas Görnitz geht so weit, dass er von einem „Prokrustes-Bett“ spricht, auf das die Naturwissenschaften gespannt wurden. Von außen gesehen ist es zynisch grotesk, dass die physikalischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts, die den Indeterminismus entdeckten, missbraucht wurden durch machtideologische Systeme (Nationalsozialismus, Kapitalismus und realen Sozialismus). Eigentlich hätte das Jahrhundert der Quantenphysik das Jahrhundert der Freiheit und geachteten Freiheit werden können, angesichts dessen, was sie den Menschen an Erkenntnis brachte. Statt sie in Richtung Freiheit zu interpretieren, wurden Ordnungskonzepte von außen übergestülpt, dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Mit Blick auf den Kommunismus ist es doppelt tragisch, weil die frühen kommunistischen Denker/innen wollten Freiheit und Liebe für alle. Die realsozialistischen Ordnungsfanatiker/innen brachten es fertig das Gegenteil davon umzusetzen.

Was hätten einzelne bewirken können? Dürrenmatts Physiker versuchten dem Macht-Missbrauch zu entkommen.

Hätten geschlossen alle Physiker/innen auf der ganzen Welt in allen Machtregimen eine Mitarbeit an Kernwaffenprojekten verweigert, gäbe es keine Atomwaffen. Dass solche Fälle eintreten, in denen genug Einzelpersonen Widerstand leisten, ist eher unwahrscheinlich, denn Einzelne sind so gut wie machtlos gegen bestehende Systeme und Herrschaftsverhältnisse, selbst Gruppen können wenig ausrichten, weil andere die Plätze einnehmen werden, Menschen sind austauschbar in Systemen. Ist alles, was man als kleiner Mensch tun kann, sinnlos? Sind wir den Macht-Systemen ausgeliefert? Nein. Es ergibt Sinn Widerstand zu leisten. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass es internationale Abkommen und Verträge gibt, Friedensverträge und Abkommen, die gewährleisten, dass Wissenschaften und Forschung ausschließlich für friedliche Zwecke genutzt werden darf. Und ich glaube es ergibt Sinn, sich für genau das einzusetzen, was den Herren damals zu unbestimmt schien: es ergibt Sinn sich einzusetzen für das unpolitische Wort Liebe und für Freiheit und Frieden. Ich glaube es ergibt Sinn sich für das einzusetzen, was den frühen kommunistischen Denker/innen bedeutete: Freiheit und Liebe für alle. Harmonie und Frieden. Das, worum es geht, ist nicht mit Gewalt zu erreichen: die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und Liebe. Freiheit und Liebe werden wirklich durch den Mut Freiheit und Liebe zu leben, durch Verzeihen und Verständigung und Versöhnung. Es braucht ein Bekenntnis der Menschen zu Freiheit, Liebe und Frieden. Es braucht Vermittlung und friedliche Wege der Konfliktlösung, Verständigungs- und Versöhnungsarbeit, die auf Freiheit und Anerkennung der Freiheit beruhen - auf Verständigungs- und Versöhnungswegen, auf denen Waffen zu Pflugscharen umgeschmiedet werden und ein tragfähiger Frieden auf friedlichen Wegen verwirklicht wird. Weil dort, wo Spionage mit Spionage, Gewalt mit Gewalt beantwortet wird, entsteht ein Teufelskreis von Gewalt, Kriegen, Revolution und Konterrevolution. Ich glaube das Überleben der Menschheit hängt an der Frage, ob die Menschheit es schafft Kriege zu verlernen, Gewalt zu verlernen. - Es schafft gemeinschaftlich die Waffen niederzulegen. Und ich hoffe, dass die Menschheit diesen Schritt bald tut, Schwerter in Pflugscharen umzuschmieden, weil viel Zeit bleibt uns nicht.

Warum? Weil die Menschheit dabei ist sich um ihre natürlichen Lebensgrundlagen zu bringen (Stichwort Naturzerstörung). Neue zivile technologische Anwendungen, aber auch neue Waffentechnologien (basierend auf den Erkenntnissen der Quantenmechanik) werden zudem das Innerste des Menschen ins Visier nehmen:

Der Physiker und Physiknobelpreisträger Murray Gell-Mann schrieb 1994 bezugnehmend auf einen bekannten Ausspruch Szilards: “Eure Nervenbahnen sind nicht miteinander verknüpft“ - über die Möglichkeit die Nervenbahnen verschiedener Personen zu verbinden:

„Eines Tages werden solche Verknüpfungen vielleicht möglich sein, unabhängig davon, ob sie sich als Segen oder als Fluch für die Menschheit entpuppen werden. Ein Mensch könnte sich dann direkt (also ohne Vermittlung durch gesprochene Sprache und ohne eine Schnittstelle wie etwa eine Konsole) an einen hochentwickelten Computer anschließen und über diesen Computer mit mehreren Menschen in Verbindung treten. Die Menschen könnten Gedanken und Gefühle uneingeschränkt, ohne Zwischenschaltung des selektiven und mehrdeutigen Filters Sprache miteinander teilen. … Shirley Hufstedler meinte, sie würde einem kurz vor der Heirat stehenden Paar nicht empfehlen, sich miteinander verdrahten zu lassen.“ (Murray Gell-Mann 1994: Das Quark und der Jaguar. Neuauflage 1996. S. 58 f.)

Die Mindhürde ist bereits genommen (zwar noch nicht von Gehirn zu Gehirn, aber zwischen Gehirn und Maschine), noch braucht es zwar aufwendige Schnittstellen, aber die ersten Computer-Hirnschnittstellen sind realisiert und geben einen Hinweis darauf, dass sich Gehirne auch miteinander vernetzen lassen, nicht zuletzt wird die Quantencomputertechnologie eine entscheidende Rolle spielen bei den weiteren Entwicklungen.

D. h. die Fragen von damals sind aktueller denn je. Krieg wird in Zukunft eine Frage von Waffen sein, die nicht mehr im Außen der Welt ansetzen. D. h. Spionage mit Spionage zu beantworten würde dann bedeuten das Einhacken in Mindsysteme zu beantworten mit dem Zurück-Einhacken in Mindsystemen, in so einem System ist bereits restlos verloren, worum es geht: Freiheit. Es wird nur noch um Machtverhältnisse und Einflussfelder der Kontrollierbarkeit gestritten werden. D. h. nach dem derzeit vorherrschenden System Auge um Auge und Zahn um Zahn, werden die Menschen, nie an den Punkt kommen, wo sie sich überhaupt je die Frage stellen: Wollen wir das überhaupt eine Entwicklung in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine und in der Folge auch die Grenze zwischen den technologisch aufgerüsteten Gehirnen verschwimmen? Wenn ja, würde es bedeuten, dass der Menschen (wie wir ihn kennen) verschwinden wird - und halbkünstlichen oder ganzkünstlichen Intelligenzen weicht. Diese Entwicklung wäre irreversibel, weil wenn erst einmal in das Gehirn eingegriffen ist, biotechnologische Veränderungen wirksam sind, wird es kein Zurück mehr geben. Dann werden die Leute auf die virtuellen Straßen gehen und sich für die freie künstlich-transpersonale Hirnnetznutzung in ihren multipel technisch vernetzten partiell-ki-Gehirnen einsetzen, wie heute für Internetfreiheit, aber längst im biotechnologisch realisiertem virtuellen Mind-Netz gefangen sein, letzteres kann der ki-technisch veränderte Mensch dann nicht mehr abstellen (ohne sich selbst mitabzustellen), weil in die Biologie des Menschen eingegriffen wurde. Die Computer vor uns, sie kann man/frau n o c habschalten. Gehirne, die bio-computertechnologisch verändert sind, sind eins mit der Technologie, man/frau kann sie nicht mehr abstellen ohne das Gehirn mitabzustellen.

Wenn es die Menschheit nicht schafft, aus der Gewaltspirale auszubrechen, wenn es die Menschheit nicht schafft, sich bewusst für Freiheit und Liebe zu entscheiden, dann wird nicht ein herrschaftsfreier Diskurs darüber entscheiden, ob wir überhaupt den Sprung in die Kunstwelten wollen können, sondern es wird einfach eine faktische Entwicklungen dahin geben, die sich aus Marktprozessen und Kriegsgeschehen ableiten. Militär und Industrie arbeiten an solchen Entwicklungen (z. B. an intelligenten Kampfrobotern) – es gibt keine demokratischen Abstimmungen darüber, die Menschheit wird nicht gefragt (es ist deshalb geradezu hochgradig pervers und zynisch, dass die neuen Technologien eingesetzt werden in den Kriegen im Namen der „Demokratie“). Militär und Märkte bestimmen: Das was man heute noch am Ohr trägt, wandert ins Innere des Gehirns, auch der Krieg. Widerstand ist gefragter denn je!!!!!!!! Und ich glaube nicht, dass man ihn durch Demos für mehr Freiheit im Netz leistet. Im Gegenteil ich glaube die Piratenpartei und die Hackerclubs sind ungewollt systemkonform, weil die Entscheidung für die Technik dort schon längst gefallen ist (zumindest so wie es bisher aussieht), sie kämpfen nur noch dafür, wie die Machtverhältnisse liegen werden, wer Kontrolle haben wird, aber die Entwicklung an sich wird nicht kritisch hinterfragt. Es ist ein Irrwitz, wenn die Piratenpartei sich dafür einsetzt, das politische Entscheidungsfindungsprozesse ins Netz verlagert werden sollen, das ist doch genau das, was dem militärisch industriellen Komplex am meisten Machzuwachs bringt. Denn Gespräche von Antlitz zu Antlitz, herrschaftsfreier Diskurs in Realität, im wirklichen Leben von Mensch zu Mensch das alles -- ist in der Form nicht kontrollierbar, wie ins netzverlagerte Prozesse, wo bereits das Medium (die Computertechnologie selbst) zum Kontrollinstrument wird. Mit dem nächsten Schritt, Mind-Bio-Technologie, verliert der Mensch sich selbst irreversibel an die Technik. Widerstand ist das ganz große Thema, aber die Leute stehen vor dem Applestore-Schlange und googlen, um zu sprechen und geben Ergoogeltes wieder, statt zu denken.

Es besteht die Gefahr, dass die Aufklärung ein weiteres Mal verloren geht. Es besteht die Gefahr, dass die eigentlich spannenden Erkenntnisse der Quantenphysik ein weiteres Mal untergehen in Zwangs- und Ordnungssystemen. Es besteht die Gefahr, dass die Physik ein weiteres Mal missbraucht wird für Waffentechnologien und Naturzerstörung (dieses Mal die Natur des Menschen). Und dieses Mal ohne Abrüstungs- und Ausstiegsmöglichkeit: KI-veränderte-Gehirne, d. h. biotechnologisch veränderte Gehirne, die mit Kunstwelten verschränkt sind, bleiben, nachdem sich einmal verändert sind, immer verändert. Der Sprung in die Brain-Mind-Technologie ist irreversibel. Umso wichtiger ein Diskurs.

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Quantenphysik.

„Die Interpretation der Quantentheorie ist die grundlegende Anfrage an das Verständnis von der Wirklichkeit der Welt, die die moderne Physik denen zumutet, die sich für Interpretationsfragen interessieren. Was sind ‚Eigenschaften von Objekten‘, wenn sich diese erst im Beobachtungsvorgang konstituieren und nicht schon vor der Beobachtung vorliegen (Kopenhagener Deutung)? Aber auch die alternative und heute modern werdende Interpretation der vielen Welten bzw. vielen Bewusstseine oder vielen Geschichten hat ein gänzlich kontra-intuitives Verständnis von Welt“ (Bauberger 205, 236)

Die bisherigen Interpretationen greifen zu kurz.

Materialismus fallen lassen, Idealismus fallen lassen, Naturalismus fallen lassen.

Wenn ich jetzt mit einem längeren Zitat von Dan Lusthaus auf die Yogacara-Philosophie eingehe, heißt das nicht, dass ich die anderen buddhistischen Richtungen (Madhyamika……..) exkludieren möchte, jede offenbart ihre wichtige Seite…. (Anmerk.: Weil der Begriff „Yoga“ enthalten ist, Yoga meint hier nicht das, was wir im Westen kennen, gemeint ist hier vielmehr eine von Maitreyantha, Asanga, Vasubandhu u. a. begründete und von u. a. Sthiramati, Dharmapala, Hsüan-tsang kommentierte buddhistische Schule des Mahayana-Buddhismus.

„Everything we know, conceive, imagine, or are aware of, we know through cognition, including the notion that entities might exist independent of our cognition. The mind doesn’ t create the physical world, but it produces the interpretative categories through which we know and classify the physical world, and it does this so seamlessly that we mistake our interpretation for the world itself. Those interpretations, which are projections of our desires an anxieties, become obstructions (avarana) preventing us from seeing what is actually the case. In simple terms we are blinded by our own self-interests, our own prejudices (which means what is already prejudged), our desires. Unenlightened cognition is an appropriative act. Yogacara does not speak about subjects and objects, instead it analyzes perception in terms of grapers (grahaka) and what is grasped (grahya).

Yogacara at times resembles epistemological idealism, which does not claim that this or any world is constructed by mind, but rather that we are usually incapable of distinguishing our mental constructions and interpretations of the world form the world itself. This narcissism of consciousness Yogacara calls vijnapti-matra, ‘nothing but conscious construction’. A deceptive trick is built into the way consciousness operates at every moment. Consciousness projects and constructs a cognitive object in such a way that it disowns its own creation – pretending the object is ‘out there’ – in order to render that object capable of being appropriated. Even while what we cognize is occurring within our act of cognition, we cognize it as if it were external to our consciousness. That self-deception folded into the very act of cognition is what Yogacarins term abhuta-parikalpa. Realization of vijnapti-matra exposes this trick intrinsic to consciousness’s working, catching it in the act, so to speak, thereby eliminating it. When that deception is removed one’s mode of cognition is no longer termed vijnana (consciousness); it has become direct cognition (jnana).

Consciousness engages in this deceptive game of projection, dissociation, and appropriation because there is no ‘self’. According to Buddhism, the deepest, most pernicious erroneous view held by sentient beings is the view that a permanent, eternal, immutable, independent self exists. There is no such self, and deep down we know that. This makes us anxious, since it entails that no self or identity endures forever. In order to assuage that anxiety, we attempt to construct a self, to fill the anxious void, to do something enduring. The projection of cognitive objects for appropriation is consciousness’s main tool for this constructions. If I own things (ideas, theories, identities, material objects), then ‘I am’. If there are permanent objects that I can possess, then I too must be permanent. If I can be identified with something permanent, then I too must have a permanent identity. To undermine this desperate and erroneous appropriative grasping, Yogacara texts say: Negate the object, and the self is also negated (e.g. Madhyanta-vibhaga, 1:4,8)

That this is the motive behind the denial of external objects is reinforced by Vasubandhu, who in two texts, offers a nearly identical formula, both hinging on two terms: upalabhi, which means to ‘cognitively apprehend’, i.e., to grasp or appropriate cognitively; and artha, ‘referent’ of a linguistic or cognitive act, i.e., that toward which an intentionality intends.

‘Apprehending vijnapti-matra is the basis for the arising of the nonapprehension of artha. The nonapprehension of artha is the basis of the nonapprehension of vijnapti-matra ….. ‘ (Madhyantavibhaga-bhasya…)

‘By the apprehending of citta-matra, there is the nonapprehension of cognized artha. By nonapprehending of cognized artha. By nonapprehending cognized artha, citta also in nonapprehended.‘ ………. (Trisvabhavanirdesa…)

By recognizing that what appears as something apart from an act of consciousness only assumes that appearance within an act of consciousness, that is, that cognitive objects appear to exist apart from cognition only within an act of cognitive construction, one eases to grasp at one’s own construction as if it were a graspable entity ‚out there’. One does not reject the ‘object’ or noema in order to reify or vaorize noesis or noetic constitution. On the contrary, because one ceases to grasp at the noema, noesis too ceases to be grasped. The circuit of grasped an grasper (grahya-grahaka) is disrupted, and the type of cognition that endeavors to seize and ‘apprehend’ its ‘object’ ceases. This bears repeating. Not only is the object, the artha, negated, by that which noetically constitutes it (vijnapti-matra, cittta-matra) is also negates. Vijnapti-matra or citta-matra are provisional antidotes (pratipaksa), put out of operation once their purpose has been achieved. They are not metaphysically reified or lionized.” (Dan Lusthaus, 2006, Buddhists Phenomenology. A Philsophical Investigation of Yogacara Buddhism and the Ch’eng Wei-shih lun, S. 538 f.)

Dogen: wo Herz und Bewusstsein aufhören, Körper und Geist abfallen……………

Lin-chi: „In die Farbe eingehen und doch nicht von ihr gereizt werden. In den Ton eingehen und doch nicht von ihm vereinnahmt werden, in den Geschmack eingehen und doch nicht danach begierig werden, in den Duft eingehen und doch nicht von ihm berauscht werden, in die Berührung eingehen und doch nicht davon gefangen werden, in die Welt des Dharma eingehen und doch nicht von dieser Welt gefesselt werden, das ist die Art der Menschen, die erkannt haben, dass die sechs Erscheinungen: Farbe, Ton Duft, Geschmack, Berührung und Dharma nur Äußerlichkeiten sind.“

Wenn wir die Tür künstlichen Bewusstseins öffnen, wird eine andere Tür zugehen. Chips können nicht erwachen. Während der Westen Bewusstsein über Technik mit brachialer Gewalt aufbrechen will, geht der Osten seit Jahrhunderten den Weg von HerzGeist (wobei Herz u. a. auch Leib meint). Mir kommt der Weg des Westens so vor, als würde man versuchen mit einem Dosenöffner aus Metall den Ozean, den man für den Inhalt eine Blechbüchse hält (Gehirn im Kopf), zu öffnen.

Im Unterschied dazu:

Buddha lächelte als er die Blume sah. Die zarten Blütenblätter öffnen sich von selbst (jap. jinen-honi).

……………

Grundlagen. Ich versuche einige für die Auseinandersetzung mit analytischen Positionen wichtige Standpunkte (ohne Gewähr, weil die analytische Philosophie ist nicht mein Schwerpunkt) zusammenzufassen in einem kurzen Überblick. Die Zusammenfassung ist orientiert an Brüntrups Schriften zum Leib-Seele-Problem. Die analytische Philosophie arbeitet in meinen Augen mit Begriffen, die keinen Sinn mehr ergeben durch die Erkenntnisse der Quantenphysik: Identität, kausale Geschlossenheit, Ursache, Wirkung, Objekt, Subjekt usw. Dennoch mit Blick auf die Diskussion eine knappe Zusammenfassung einiger wichtiger Positionen aus der Systematisierung analytischer Positionen nach Brüntrup:

Dualismus:

ontologisch starke These, wonach das Mentale und Physische nicht nur in der Wahrnehmung einer Dualität entspricht, sondern auch in der Wirklichkeit. (Es gibt verschiedene Spielarten des Dualismus: z. B. interaktionistischen Dualismus, Parallelismus)

Monismus:

Nur M. Oder: nur P. Oder: nur F.

Physikalismus:

Ausschließlich physische Entitäten sind wirklich.

Die Frage nach der Emergenz des Mentalen aus dem Physischen taucht auf. Im nicht-reduktiven Physikalismus ist das Bewusstsein zwar abhängig von seiner physischen Realisierungsbasis, aber es besteht nicht die Möglichkeit einer vollständigen Reduktion von M auf P. Vorteil (aus analytischer Sicht): kausale Geschlossenheit der physischen Wirklichkeit bleibt unangetastet. Daraus ergibt sich nicht notwendig auch die kausale Wirkungslosigkeit von M. M kann kausal wirksam sein.

Differenzierung nicht-reduktiv physikalistischer Positionen: Möglichkeit 1: M und P sind verschieden.M hängt asymmetrisch von P ab. Mereologische Fragen spielen eine Rolle. Usw. (Theorien: Emergenz – und Supervenienztheorien) Möglichkeit 2: M und P sind nicht verschieden.

Nicht-reduktiver Physikalismus: Emergenztheorien:

Hinreichend strukturell komplexe Komponenten von P bilden die Basis von M und diese Kombinationen von Komponenten des P mikrodeterminieren (in Richtung Teil auf das Ganze) M. Diese Beziehung gilt mit Notwendigkeit. Systeme mit denselben Mikroeigenschaften haben auch (mit der Gültigkeit eines allgemeinen Gesetzes) dieselben Makroeigenschaften. Es gibt keine Tatsachen die nicht durch P-Tatsachen determiniert sind. Einige M besitzen eine neue Qualität. Keine Vorhersagbarkeit (ante factum), lediglich feststellbare Bedingungen nach Auftreten (post factum). M ist irreduzibel auf P. Explanatory gap: Das Vorhandensein psychophysischer korrelierender Gesetze ist kein hinreichendes Kriterium für eine Mikroreduktion. (Das ist ein anderer Reduktionsbegriff als der wissenschaftstheoretische). Für die Mikroreduktion reicht es nicht zu sagen: wenn Mikrozustand P dann auch Makrozustand M. (Beziehung: Generalisierung). Korrelationen sind nicht hinreichend. Die korrelierenden psycho-physischen Gesetze müssten selbst erklärt werden. Weshalb treten emergente Eigenschaften auf? Brüntrup beschreibt das Beispielsystem S mit Mikrostruktur aus den Komponenten [K1,…Kn; R]

„(E*) F ist eine emergente Eigenschaft von S genau dann, wenn es (a) ein Gesetz G gibt nach dem alle Systeme mit dieser Mikrostruktur F haben, (b) es keine Theorie über [K1, … Kn; R] und die dieser Struktur zugrundeliegenden kompositorischen Prinzipien gibt, aus der das Gesetz G abgeleitet werden könnte“ (Brüntrup)

Spielarten einer Emergenztheorie:

Im Falle der Annahme eines Ausschluss von „Downward Causation“, d. h. die emergenten Eigenschaften selbst sind nicht kausal wirksam: Epiphänomenalismus. Brüntrup spricht von „losen Enden“ im kausalen Netz. Problem: Spurlosigkeit.

Zulassung von „Downward Causation“. Emergente Eigenschaften als konfigurative kausale Kräfte. Betonung liegt auf konfigurativ. Hauptproblem: kausale Geschlossenheit von P-System geht flöten. A) Es kommt weiter in der Erklärung zu konkurrierenden Ursachen M und P, im Falle von einer Eigenschaft M1 (abhängig von Realisierungsbasis P1) verursacht eine Eigenschaft M2. (Ich würde sagen es hängt aber davon ab, wie man das konfigurativ auslegt. Begrenzung der Möglichkeit.) B) Im Falle einer Verursachung im Sinne von agent causation auf die Ebene P, müssten Leerstellen im neurophysiologischen Netz aufweisbar sein.

Nicht-reduktiver Physikalismus: Supervenienztheorien.

Jeder Änderung in M entspricht eine Änderung in P. (Das kann sowohl Grundlage eines Dualismus als auch eines nicht-reduktiven Physikalismus sein) Der Witz liegt im Versprechen mit Blick auf Letzteren (den Physikalismus): Es braucht keine Identität zwischen M- und P-Eigenschaften. P bleibt dennoch kausal geschlossen. M-Eigenschaften hängen von P-Eigenschaften ab, dazu ist wie gesagt keine Identitätsannahme erforderlich. Keine Reduzierbarkeit. M-Eigenschaften verfügen über kausale Wirksamkeit aufgrund basaler kausaler Wirksamkeit von P-Eigenschaften. Beziehung: Starke Kovarianz: Abhängigkeit (mehr als zufällige Kovarianz, zugleich keine Preisgabe der Nicht-Reduzierbarkeit supervenienten Eigenschaften) der supervenienten Ebene von der subvenienten. Jeder Zustandsänderung auf der supervenienten Ebene entspricht eine auf der subvenienten Ebene. Modal: notwendig. Relationaler Nexus: gesetzmäßig. In allen möglichen Welten und unter Einbeziehung individueller Eigenschaften. Wenn zwei Entitäten in ihren subvenienten Eigenschaften ununterscheidbar sind in derselben Welt A oder einer möglichen anderen Welt B, dann sind sie auch in ihren supervenienten Eigenschaften ununterscheidbar in derselben Welt A oder der möglichen anderen B. Rettung der Asymmetrie: unumkehrbare Relation: aus der Ununterscheidbarkeit der subvenienten Eigenschaften resultiert die Ununterscheidbarkeit der supervenienten Eigenschaften. Das inkludiert die Möglichkeit multipler Realisierbarkeit in folgende Richtung gedacht: was auf der supervenienten Ebene ununterscheidbar ist kann auf der subvenienten Ebene unterscheidbar sein. Möglichkeit: Wiederum Absicherung der Vorrangstellung P vor M durch mereologische Argumentationsgänge. Mikrodetermination. Das unerwartete Auftauchen (Emergenz) der mentalen Eigenschaften entfällt. Der Gedanke einer Makrodetermination wird von Supervenienztheoretiker/innen überwiegend ausgeschlossen. Probleme: Wird die Nicht-Reduzierbarkeit dadurch nicht doch wackelig? Wie soll die superveniente M-Ebene überhaupt noch kausal wirksam sein? Abgrenzung der starken Supervenienztheorie zur Emergenztheorie wird schwammig, wenn auf den starken Reduktionsbegriff rekurriert wird. Fällt die Grenze wird sie im wissenschaftstheoretischen Sinn doch noch reduktionistisch. Grundsätzliche Frage: Übersetzbarkeit von M-Theorien in P-Theorien? Kann die Menge der in der M-Theorie enthaltenden Elemente als Teilmenge der in der P-Theorie enthaltenen Elemente aufgewiesen werden?Evtl. existiert nur eine epistemische Grenze, keine reale Grenze, lediglich eine Hürde, die ein allwissende/r Wissenschaftler/in nehmen könnte.

(Andere Frage: Wie konstruiert sind die Theorien, die Elemente, die Mengen?)

Nicht-reduktiver Physikalismus: Token-Identität.

Davidson: Es gibt eine kausale Wechselwirkung zwischen M-Ereignissen und P-Ereignissen. Diese Wechselwirkung lässt sich mit strengen Gesetzen beschreiben (die innerhalb der Reichweite Physik Gültigkeit haben (auf P-Ereignisse zutreffend), M-Beschreibungen fallen nicht darunter). Strenge psycho-physischen Gesetze existieren nicht. Der M-Bereich ist holistisch aufzufassen. Zwischen M-Zuständen bestehen mannigfache Interdependenzen. Die Komplexität aus Einstellungen, Gefühlen, Gedanken etc. sind niemals in der Komplexität als Ganzes fassbar (z. B. in einer Art Draufsicht). Sie spielt aber hinein in mentale Ereignisse, die sich eigentlich folglich nie singulär zuschreibend unabhängig fassen lassen. Allein schon jeder Versuch des singulären Fassens in Form einer Zuschreibung des scheinbar am anderen Erkannten ist zudem ein Akt der Interpretation, der eine ganze Reihe von Annahmen unterstellt. Interpretation bleibt notwendig Spekulation. Zudem muss man als Annahme Rationalität voraussetzen. Die Formulierung in Gesetzen ist von daher unmöglich. Das Mentale ist durch Anomie gekennzeichnet. Diese bleibt erhalten, auch wenn Davidson über den Weg einer Token-Identitätsthese kausale Wirksamkeit begründet, indem er sagt kausale Interaktion zwischen M-Ereignissen und P-Ereignissen ist möglich, dadurch dass jedes M-Ereignis identisch mit einem P-Ereignis ist. (Es geht dabei um einzelne Vorkommnisse, tokens) M-Prädikate kommen aber notwendig rationalitätbezoge (rb) und holistische (h) Zuschreibungsfaktoren (Z) zu, während für P-Ereignisse nicht-rb und n-h Z gelten. Für eine Reduzierbarkeit Prädikat1 auf Prädikat2 durch ein Brückengesetz müssten diesselben Z für beide gelten. Existierten psychophysische Brückengesetze (PPB), müssten M-Begriffe mit nicht-rb Zuschreibungen fassbar sein. PPB sind ausgeschlossen. Reduktionsausschluss in begrifflicher Hinsicht. Davidson fährt mit Blick auf die Ontologie einen Monismus, mit Blick auf die begrifflich-epistemischer Ebne einen Dualismus. Partikuläre Ereignisse (ontologische Ebene) sind unabhängig von Beschreibungen (epistemische Ebene). Die beschriebenen (pragmatisch) herausgegriffen Ereignisse sind unterschieden von den Ereignissen an sich. Reale Kausalrelationen existieren unabhängig von Beschreibungen (auf der epistemischen Ebene) zwischen partikulären Ereignissen an sich (ontologische Ebene). Kausalerklärungen (KE) bedürfen des Rekurses auf ein allgemeines Kausalgesetz, das eine notwendige Relation zwischen allgemeinen Eigenschaften aufmacht. Sprung weg von den partikularen Ereignissen. Formal gilt für KE: Ein Ereignis unter Beschreibung A erklärt ein anderes Ereignis unter Beschreibung B. (gesetzfähige Beschreibungen) Im M-Bereich existieren keine strengen Gesetze. KE sind durch physikalische Gesetze fundiert. M-Begriffe ausgeschlossen. Ein und dasselbe Ereignis kann jedoch mit m wie p Begriffen beschrieben werden. Die kausale Wirksamkeit von mentalen Ereignissen ist nicht ausgeschlossen. Davidson vertritt einen ontologischen Reduktionismus, keinen begrifflichen Reduktionismus. Kritik: Anomalie und Nichtreduzierbarkeit des M widersprechen einer kausalen Rolle.

Reduktiver Physikalismus. Das Programm Reduktion M auf P.

Basis: Typen-Identitätstheorie. Sie baut auf die Identität von Eigenschaften. Theorie über M kann reduziert werden auf eine Theorie über P, wenn aufgezeigt werden kann M ist mit P identisch. Beide Theorien beschreiben dieselbe Entität. Die Prädikate der einen wie der anderen Theorie beziehen sich auf dasselbe. Die Identitätsthese ist notwendig nicht hinreichend. Für die Begründung eines reduktionistischen Standpunktes muss eine asymmetrische Relation hinzukommen. Eine der beiden Theorien muss eine Reduktionsbasis bilden, indem sie eine ontologisch grundlegendere Basis beschreibt. Der Reduktionsweg ist eine Einbahnstraße. Ein physikalischer Reduktionismus setzt voraus: Alle Entitäten auf der Fundamentalebene sind ausschließlich physischer Natur. Mindestannahme: notwendig und ausschließlich auf physikalischer Basis verwirklicht.

Die Ebene welche auf die andere reduziert wird, wird dadurch nicht eliminiert, behält einen Wirklichkeitsbezug. Wenn M-Eigenschaften auf P-Eigenschaften reduziert werden, verschwindet das Mentale nicht. Im Gegenteil die kausale Wirksamkeit der M-Eigenschaften kann gerettet werden unter Aufrechterhaltung des Prinzips der kausalen Geschlossenheit der physischen Welt.

Begrifflicher Funktionalismus und psychophysische Typen-Identitätstheorie.

Z. B. Lewis reduktiver Materialismus in der Denklinie des Central State Materialism (CSM) beruhend auf einem Funktionalismus der in kritischer Auseinandersetzung mit dem Behaviorismus entstand. (Peripheral State Materialism (PSM) wäre Behaviorismus).

CSM. Im Funktionalismus (weiterentwickelter Behaviorismus) werden M-Zustände mit ihrer kausalen Rolle herausgegriffen (nicht ineins gesetzt), sondern sie werden als neurobiologische Zustände (P-Zustände) gesehen. In den Blick kommt bei Lewis Ansatz einerseits das äußeres Verhalten und andererseits die Innenseite (M-Zustände und der Nexus ihrer kausalen Rollen). Behavioristisch-funktionalistisches Methodenset: M-Zustände werden durch ihre Verortung im kausalen Netz auf sowohl der Wahrnehmungsebene, Inputs,als auch mit Blick auf Outputs auf der Verhaltensebene gefasst. Identifikation eines M-Zustands mit einem Zustand des Gehirns in einer spezifischen kausalen Rolle. Psychopyhsische Typenidentitätstheorie. Zwischen M-Zuständen und P-Zuständen besteht wie folgt Identität: Ein bestimmter P-Zustand ist identisch mit einem bestimmten M-Zustand. Jedes Mal wenn der bestimmte Zustand-M auftritt, tritt auch der bestimmte P-Zustand auf. Der Zusammenhang besteht mit strikter Allgemeingültigkeit, die sich in ein Gesetz fassen lässt, welches eine Brücke zwischen M- und P-Ebene aufmacht. Reduktion möglich.

Eine empirische Begründung ist nicht möglich, deshalb unternimmt Lewis einen Entwurf a priori zur Begründung der Wahrheit des Reduktionismus.

Aus der Warte eines/r idealen und allwissenden Forscherin wäre eine psychophysische Reduktion zu bewerkstelligen. Nichtsdestotrotz vertagt Lewis das Unterfangen nicht auf die Ewigkeit, sondern setzt auf die Alltagpsychologie. Um eine Entität auszumachen genüge das Wissen um ihre kausalen Rollen. Der Alltagspsychologie ist ein Wissen inhärent, das die kausale Verortung von Zuständen im Kontext beschreibt, erlaubt zudem relativ treffsichere Vorhersagen. Man/frau arbeitet mit Unbekannten x und notiert in einem Ramsey-Satz. Beispielsatz: Es gibt ein x, für das gilt: [(x wird durch Blumenduft verursacht) und (x verursacht Wohlgefühl) und (x verursacht das Schreiben eines Songs) und …….]

Der M-Zustand (M) ist durch seine kausale Rolle (KR) identifiziert. Der neuronale Zustand N, hat die KR inne. Folgerung: M=N. (Hintergrundannahme: Transitivität von Identität).

Kritik: Identität (M=N bzw. M = P) müsste in allen möglichen Welten gelten. Ein M-Zustand 1 z. B. ein Lust-Zustand ist multiple realisierbar. Es ist denkbar, dass dieser M-Zustand 1 bei Bewohner/innen anderer Planten gänzlich anders in P-Zuständen oder in Nicht-P-Zuständen verwirklicht ist. Lewis übernimmt deshalb eine Relativierung der Identitätsthese. Aus M = P macht er M-in-A = P. A = Art oder Gattung. Es bleibt bei der Typenidentität. Keine Token-Identität. Reduktion ist möglich. Weitere Voraussetzung: Asymmetrie erfüllt durch Schichtmodell der Wirklichkeit. Die grundlegenden Eigenschaften und Relationen der Wirklichkeit sind physisch und mit der Physik zu erfassen.

Problem: Die alltagspsychologisch beschriebenen funktionalen Zustände könnten auch Robotern zukommen. Das „Gefühl“ eines Roboters ist nicht das „Gefühl“ eines Menschen. Schwierigkeit des begrifflichen Funktionalismus: Was mit funktionalen Begriffen beschrieben werden kann heißt noch nicht, dass es auch die zugehörigen Eigenschaften gibt. Sie sind von erkenntnistheoretischem Interesse, eine an sich nicht-funktionale Eigenschaft kann abstrakt identifiziert werden. Begriffe und das, worauf sie referieren sind verschieden. Ein Zustand wird über die kausale Rolle bestimmt, aber wo ist der „Zustand“ in der Natur zu finden, der durch eine kausale Rolle identifiziert ist?

Auf der begrifflichen Beschreibungsebene wird von konkreten Verwirklichung abstrahiert, diesem Vorgang kommt epistemische Bedeutung zu, damit ist keine Aussage gemacht über die ontologische Existenz der funktionalen Eigenschaften und Zustände.

Die Typenidentitätsthese ist nicht vereinbar mit der Annahme, dass mentale Zustände ausschließlich durch die kausal-funktionale Rolle ihrer Natur nach definiert sind.

Es ist denkbar, dass ein Wesen in einer anderen möglichen Welt (B) sich im Zustand Lust empfindet, obwohl dieser Zustand nicht mit der lustbezogenen kausalen Rolle einhergeht - mit der der Zustand Lust immer in der aktuellen Welt (A) mit einem spezifischen neurophysiologischen Typ (T) verbunden ist (und ein Zustand lediglich dannein Vorkommnis von Lust ist, wenn er zugleich als Vorkommnis in T gilt). (Ich sollte mir keine Späße erlauben im Originaltext steht Schmerz) Ist dann der Zustand des Wesens in der anderen möglichen Welt B kein Vorkommnis von Lust? Unwahrscheinlich. Beides sind Vorkommnisse von Lust.

Gretchenfrage: sind die funktional-kausalen Rollen Identifikationskriterium oder Identitätskriterium? (…) Die Typen-Identitätstheorie ist inkompatibel mit der Annahme die Natur eines Zustands sei funktional-kausal. Der Reduktionismus Lewis verwendet die kausal-funktionale Rolle als Identifikationskriterium. Weil würde er die kausale Rolle als Identitätskriterium verwenden, müsste er die Typen-Identität kippen. T in Welt B wäre keine Lust mehr im Sinne von Lust im Welt A, da T in Welt B nicht die kausale Rolle von Lust, die mit einem bestimmten neurophysiologischen Typ in Welt A verbunden ist, zukommt. Ein starker Funktionalismus baut auf die kausale Rolle als Identifikationskriterium.

Starker Funktionalismus und psycho-physische Token-Identität.

Vertreter: Putnam (in seinen Anfängen, später vertrat er eine andere Position). Die Natur von M ist durch seine funktionale Organisation bestimmt. Beispiel Computer: funktionale Programmzustände (FP). Input, Verarbeitungsprozesse, Output. FP lassen sich multiple realisieren. Denkbar sind auch biologische Computer oder immaterielle Computer. Zudem verschiedene Softwareentwickler entwerfen unterschiedliche Algorithmen. Mit Blick auf die Mind-Thematik gilt: innerhalb einer Art, selbst innerhalb eines Individuums kann ein M-Zustand (M1) zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf verschiedene Weise auf der P-Ebene realisiert werden. Keine psycho-physische Typen-Identität.

Reduktion von M-Zuständen auf funktionale Zustände. Die Alltagspsychologie wird ausrangiert und ein wissenschaftliches Begriffssystem herangezogen, mit dem funktionale Zusammenhänge abstrakt systematisiert werden. Putnam verweist in diesem Zusammenhang auf das abstrakte Turing-Maschinen-Modell, wonach sich jede berechenbare Funktion maschinell verwirklichen lässt. Die Maschine kennt die Zustände Eingabe und Ausgabe, die einander folgen. Die jeweiligen Ausgabezustände bestimmen sich durch die Funktion des Anfangszustandes zuzüglich der Eingaben.

Die Zustände sind ausschließlich durch ihre kausal-funktionale Rolle definiert. Die Natur der Zustände ergibt sich aus der relationalen Verortung im Eingabe-Ausgabe-Zusammenhang. Notation: Maschinentafeln.

Pointe des Psychofunktionalismus: Übertragung dieses Modells auf M-Zustände. These alle M-Zustände lassen sich gänzlich durch Maschinentafeln fassen. M lässt sich durch komplexe Turingmaschinen nicht nur simulieren, sondern in Form von Künstlicher Intelligenz (KI) verwirklichen. (Starke KI-These)

Multiple Realisierbarkeit denkbar: physisch, dualistisch physisch-nichtphysisch, gänzlich immateriell.

Problem: Das Intrinsische bzw. Qualia bleiben außen vor.

Teleologischer Funktionalismus.

Kritik am Automatenmodell. Es ist illusorisch anzunehmen, dass jedem Zustand-M exakt ein Maschinentafel-Zustand zuordenbar wäre. Turingmaschinen arbeiten Schritt für Schritt und gehen von jeweils einem Punkt zum jeweils nächsten über. Wie sollte man beispielsweise dispositionelle Eigenschaften in Maschinentafelzustände überführen? Und das Gehirn ist hochgradig komplex, es laufen zahllose Prozesse parallel ab und nicht nacheinander. Zudem ist die Dreiteilung – mental, funktional, physisch zu simplifizierend.

Ein neuer Ansatz: biologistisches Verständnis von Funktionen, die als kausale Rollen in einem biologischen und evolutionären Zusammenhang gesehen werden. „Eine algorithmisch-funktionale Äquivalenz kann nur zu formalen Modellen, nicht aber zu verschiedenen Realisierungen derselben kausalen Rollen führen.“ (Brüntrup) Im biologischen Funktionalismus bedeutet Realisierung eines Zustands, die Verwirklichung einer funktionalen Rolle in einem integrierten Organismus.

Kritik am Reduktionismus

Programm der Antimetaphysik wendete sich in Metaphysik. Beispiel Lewis.

Späte Putnam: Ein und derselbe M-Zustand kann in ganz unterschiedlichen funktionalen Zuständen verwirklicht werden. Dann aber wäre eine Identität zwischen M-Zuständen und funktionalen Zuständen ausgeschlossen. M ist nicht identisch mit P wie H2O mit Wasser. Wie sollen Erscheinungen wie Intentionalität, Holismus, Anomalie des Mentalen, Subjektivität und qualitative Erlebnisgehalte in physische oder funktionale Zustände übersetzt werden?

Zu den aufgemachten Ramsey-Sätzen, die einen M-Zustand durch seine kausale Rolle fassen, lassen sich Gegenbeispiele finden. Z. B. ein gänzlich gelähmter Mensch kann Schmerz, Freude, Glück, Trauer, Hoffnung, Lust etc. empfinden, ohne nach Außen wahrnehmbare Äußerungen. Ein Roboter könnte sich so verhalten als könnte er Töne hören, Farben sehen etc. ohne diese wirklich zu hören und zu sehen. Es können auch qualitative Unterschiede in den Wahrnehmungen liegen zwischen Personen, die sich nach außen nicht bemerkbar machen. Der zentraler Punkt ist: Das intrinsisches Erleben lässt sich nicht in relationale Definitionen fassen.

Vorteil des Reduktionismus, der auf der psycho-physischen Identitätstheorie beruht: Zwischen Identischem kommt es zu keiner Konkurrenz um die kausale Rolle. Es sind allerdings Zweifel anzumelden mit Blick auf die Frage, ob man die kausale Wirksamkeit des Mentalen dann noch ernsthaft behaupten kann, wenn die M-Phänomene selbst hinter die P-Eigenschaften zurücktreten?

Es bleibt nicht mehr als eine praktische Beschreibungsweise von epistemischem Wert, die noch dazu aus Sicht eines/r ideal gedachten Forschers/in überflüssig wäre.

Bei einem starken Funktionalismus läuft es in der Konsequenz auf die gleichen Schwierigkeiten hinaus wie beim reduktiven Physikalismus, zudem auch auf die Nachteile des nicht-reduktiven Physikalismus.

Funktionale Beschreibungen identifizieren Zustände, die multiple Realisierungsmöglichkeiten beinhalten. Nicht aber der beschriebene Zustand, sondern eine singuläre Realisation ist kausal auschlaggebend. Demnach identifizieren funktionale Beschreibungen nicht kausal ausschlaggebende Zustände selbst.

Wenn funktionale Zustände keine kausale Wirksamkeit haben, wird der starke Funktionalismusbrüchig, er kann sich nicht mehr gegenüber dem begrifflichen Funktionalismus abgrenzen, gleitet in Richtung begrifflichen Funktionalismus oder in Richtung Epiphänomenalismus ab.

Putnam der Reduktionismus ist ein utopisches Unterfangen, denn es bräuchte etwas wie einen „General-Algorithmus“ der kompletten menschlichen Rationalität.

Übersetzungsproblematik: intentionale Begriffe auf funktionale. Übersetzungen sind immer Interpretationen. M-Gehalte hängen von Kontexten und der Umwelt ab. Sprache ist keine reine Brainangelegenheit, ganz im Gegenteil.

Es besteht eine unendliche Komplexität mit Blick auf die äußere Umwelt und auch mit Blick auf das Innere der Black-Box (Stichwort Holismus-Thematik mit Blick auf M-Gehalte) – wie wollen funktionalistische Theorien M-Gehalte identifizieren und beschreiben? – Das ist vermutlich ein undurchführbares Unterfangen. Isolierte Betrachtungsweisen aber sind witzlos.

Abstraktionismus und eliminativer Physikalismus.

Vor dem Hintergrund der Unterscheidung metaphysisch-ontologisch und der epistemischen Ebene ergibt sich folgende Frage: Vielleicht sind mentale Entitäten ja einfach nur abstrakte Konstruktionen, zwar von praktischem (z. B. explanatorischem) Wert, aber ohne reale Existenz?

M ist nicht existent, was nicht existent ist kann auch nicht kausal wirksam sein.

Abstraktionismus:

Dennett bewegt sich zwischen den Extremen eines mentalen Realismus einerseits und eines mentalen Irrealismus andererseits.

Der Abstraktionismus unterscheidet zwischen der konventionellen und der faktischen Ebene. Die Weise wie wir Wirklichkeit beschreiben, unsere Begriffe etc. funktionieren konventionell. Sie spiegeln nicht die Fakten unmittelbar wider. Naturwissenschaftliche Theorien sind nach Dennett näher an der Wirklichkeit, weil das, worauf sie sich beziehen z. B. Neuronen etc. existiert auch jenseits unserer begrifflichen Einordnungen real. Die (Alltags)Psychologie beschreibt die Wirklichkeit nicht unmittelbar, liefert nur instrumentell und explanatorisch Nützliches. Die von Subjekten aufgemachten Abstrakta existieren nicht im eigentlichen Sinn, da sie vom dem, was in Realität die Grundlage bildet, abstrahieren. (Ohne diese Grundlagen würde es sich um reinen Fiktionalismus handeln) Ein/e Fiktionalist/in würde sagen die fragliche Theorie stimmt nicht, ist rein fiktional.Für ein/e Abstraktionist/in ist sie weder falsch noch wahr. Jenseits der Sprache sind die Abstrakta nicht auffindbar, nicht existent, sie bilden die Realität nicht 1:1 ab, aber ihnen kommt eine gewisse Objektivität zu in einem epistemischen Bezugsrahmen.

Nach Dennett gibt es drei Erklärungsstrategien: den physischen, den funktionalen und den intentionalen Standpunkt. Ersterer arbeitet mit formalen allgemeinen Gesetzen und erklärt nach Dennett Prozesse materieller Systeme.

In alltäglichen Betrachtungsweisen wird im Agieren in komplexen Systemen, nicht auf physikalisches Wissen aufgebaut, sondern aus einem entwerfenden Standpunkt (design stance) heraus erklärt und gehandelt. Autos, Flugzeuge etc. werden benutzt ohne die zugrundeliegenden ablaufenden physischen Prozesse und Zusammenhänge und Entwicklungen zu kennen. Auch biologische Systeme werden so erklärt.

Von einem intentionalen Standpunkt aus, werden Zuschreibungen gemacht. Es wird Rationalität unterstellt. Und mittels Zuschreibung werden z. B. propositionale Einstellungen am anderen bzw. an der anderen festgemacht. Die anderen werden als intentionale Systeme mit einem Nexus an z. B. Einstellungen, Gedanken, Gefühlen etc. erklärt, so auch Verhalten.

Dennetts schwerwiegende Behauptung geht nun dahin, dass jedes System, welches durch intentionale Erklärungsweisen „erklärbar“ ist auch tatsächlich ein intentionale System sei. Problem: auch ein Vollautomat, der auf menschliche Verhaltensweisen programmiert ist, wäre demnach ein intentionales System - und das, obwohl im keinerlei Bewusstsein zukäme. Während für Searle solchen Robotern keine echte bzw. genuine Intentionalität zukommt, reicht für den behavioristisch denkenden Dennett, die Zuschreibung völlig hin für den Aufweis von Intentionalität. Die Grenzen sind verschwindend - und Dennett findet das vorteilhaft, das Problem ist nur: „Selbst Artefakte wie schachspielende Computer oder sogar Thermostate an Heißwasserboilern könnte man nach der intentionalen Strategie interpretieren“ (Brüntrup). Man kann „Verhaltensvorhersagen“ machen mittels der intentionalen Strategie auch über einen Spielecomputer und einen Thermostaten (vielleicht sogar noch mehr als über ein Lebewesen), aber deswegen kommt dem Spielecomputer und dem Thermostat noch lang keine Intentionalität zu.

Es ist fraglich, ob die abstrakten intentionalen Erklärungsversuche überhaupt Strukturen in der Wirklichkeit entsprechen. Der metaphysische Realismus würde voraussetzen, dass sie unabhängig von Geist und Sprache existieren, um sie als real zu deklarieren. Diese Voraussetzung ist nicht erfüllt. Etwas, dem keine reale Existenz zukommt, das kann auch nicht an der mentalen Verursachung beteiligt sein, es ist nicht kausal wirksam. Auf dem Mittelweg zwischen mentalem Realismus und Elimination - wie ihn Dennett zu gehen versucht, liegen die Stolpersteine überall dort, wo sich ausschließende Theorien zusammengeschweißt werden. In Richtung Kurs auf die Erklärungsstrategie der Neurobiologie lässt sich das Gehirn vollständig ohne Bezugnahme auf kausal wirksame M-Entitäten erklären. In Richtung Rekurs auf die explanatorische (Alltags)Psychologie holt er kausale (auf ungeklärte Weise kausale) Muster (mit ebenso ungeklärtem Status (in metaphysischer Hinsicht: nicht real)) wieder durch die Hintertür ins Boot.

Elimintativer Physikalismus.

Die von der Alltagspsychologie (ATP) beschriebenen Entitäten sind nicht existent. ATP ist schlichtweg eine falsche Theorie, die durch die Neurophysiologie obsolet wird. Eliminative Physikalisten/innen geben der ATP den Status einer empirischen Theorie mit einem Wissen, durch das sich explanatorische Hypothesen formulieren lassen. Begründungen, weshalb die ATP unzureichend und überholt ist: A Die ATP bietet unzulängliche Erklärungen an, oft auch gar keine. Was sagt z. B. eine Aussage, wie Schlaf ist zur Erholung da, über den Schlaf als (wissenschaftliches) Phänomen? Auch wer im Erholungsurlaub ist, braucht Schlaf. Usw. Viele Verhaltenserklärungen bleibt die ATP ganz schuldig. B Die reduktionistischen Ansätze scheiterten am Übersetzungsproblem der Begrifflichkeiten. Die ATP lässt sich nicht durch Reduktion in das zunehmende neurophysiologische Wissens-Ensemble inkludieren, also ergibt es Sinn die ATP zu streichen. C Die Wissenschaftsgeschichte ist eine Geschichte der aufgedeckten Irrtümer, verworfene Theorien machten besseren Platz, wieso sollte das nicht für die ATP gelten? So wie einst die vermuteten Entitäten wie Phlogiston, Äther aufgegeben wurden, so werden vermutete Entitäten wie Wünsche, Überzeugungen etc. einmal antiquiert sein.Die ATP wird einer neurophysiologischen Nachfolgetheorie weichen. Die ATP ist ohnehin im Schwinden begriffen, früher z. B. wurde die Natur animistisch mit psychologischen Erklärungsmustern durchzogen, die durch naturwissenschaftliche Erklärungsmuster ersetzt wurden.

Zu A: lässt sich sagen, dass an die ATP eine Forderung herangetragen wird, die sich als übertrieben erweist, angesichts dessen, was sie sinnvollerweise überhaupt zu erklären imstande sein muss. Zu B: den Vorteilen stehen deutlich Nachteile gegenüber: In den Kulturen und Gesellschaften der Menschen gehört das Mentale zum Selbstbild des Menschen. Die Menschen könnten sich nicht mehr als vernunftbegabte Wesen, die handeln und für ihr Handeln Gründe nennen können, begreifen. Zu C: Selbst wenn man akzeptieren würde bei der ATP handle es sich um eine empirische Theorie, was höchst fraglich ist, weil sie nie als solche konzipiert wurde, auch wenn es Sellars in einem Gedankenexperiment, das auf prähistorische Zeiten baut, versuchsweise so darstellt, wäre sie immer noch nicht gleichzusetzen mit Theorien z. B. über Phlogiston, die nie in der Form Breitenwirkung hatten wie die ATP und nie auch nur vergleichsweise annähernd verlässliche Vorhersagen lieferte wie die ATP.

Der Ansatz die ATP als vorwissenschaftliche Theorie zu aufzufassen, führt zu einer vorschnellen rein naturwissenschaftlichen Verhandlung des Leib-Seele-Problems, die nur zwei Ergebnisse offen lässt: die künftige Forschung eröffnet Möglichkeiten der Reduktion der ATP auf neurophysiologische Theorien, das käme einer Bewahrheitung des reduktiven Physikalismus gleich oder eine künftige neurophysiologische Theorie macht in einem Paradigmenwechsel die ATP obsolet, wie es der eliminative Physikalismus will. Der verengte Blick dieses Wegs lässt keinem dritten, vierten, fünften…… mehr Platz. Außerdem wird der Theoriebegriff verbogen. Die ATP verfügt über keine vorzeigbaren elaborierten formalen Strukturen wissenschaftlicher Theorien. „Man könnte daher im Geiste Wittgensteins einwenden, die ATP sei gar keine primitive wissenschaftliche Theorie, sondern das durch Abrichtung erlernte Regelsystem einer sozialen Praxis.“ (Brüntrup) Abschwächung des Einwands: Kuhn spricht davon das wissenschaftliche Theorien in die soziale Praxis eingebettet sind. „Es liegt also nur ein gradueller und kein prinzipieller Unterschied zur ATP vor“ (Brüntrup) Ich sehe es so, der Verweis auf das Graduelle, schluckt eine weitreichende (nicht akzeptable) Annahme, weil bereits ATP ist eine nachträgliche (und engführende) Zuschreibung auf eine soziale, gesellschaftliche, kulturelle Praxis, die nie als Wissenschaft konzipiert war, was hier versuchsweise unternommen wurde ist die Einbettung der sozialen, gesellschaftlichen, kulturellen Praxis in die Wissenschaft (und nicht die Verortung der Wissenschaft innerhalb der sozialen Praxis wie bei Kuhn), es käme mit Blick auf den besonderen Gegenstandsbereich zu einer (Schein)Verwissenschaftlichung der gesamten mentalen und der sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Wirklichkeit.

Zum Theoriebegriff: Brüntrrup weist darauf hin, dass selbst die Ergebnisse der modernen Hirnforschung in Frage stellen, ob sich Theorien im Sinne der logischen Empiristen/innen als Satzmengen definieren lassen. „Ein erheblicher Teil unseres Wissens ist vermutlich in … ‚mentalen Modellen‘ gespeichert. Solche Modelle sind nicht propositional aufgebaut, d.h. sie enthalten keine Datenbank von Regeln und Gesetzen.“ (Brünrup)

Wenn die ATP eine Theorie wäre, würde es in der Konsequenz bedeuten, wir bräuchten eine Theorie, um uns einen indirekten Zugang zu unserem eigenen mentalen Innenleben zu öffnen. Wir brauchen aber keine Theorietür für diesen Zugang: Augustinus: „si enim fallor, sum“, Descartes : „Ego cogito, ergo sum““Je pense, donc je suis”. Nichts ist uns unmittelbarer gegeben! (Und zwar unberührt von Täuschungen, die man mit Blick auf äußere und innere Wahrnehmungen haben kann). Nicht erst die Theorie schließt uns die Tür auf, im Gegenteil!

Möglichkeit der Introspektion.

Die Eliminationsthese ist unplausibel: „Welche zukünftige neurophysiologische Theorie könnte mir beweisen, daß ich mich über die Existenz meines eigenen Bewußtseins getäuscht habe?“ (Brüntrup)

Der eliminative Physikalismus gerät in den Selbstwiderspruch, dass er sich dessen bedienen muss, was er eliminieren will, zumindest solange bis er die ATP vollständig eliminiert hat.

Das Programm des eliminativen Physikalismus ist utopisch: Aufweis der Nicht-Existenz und Elimination der Begrifflichkeiten plus Substitution durch das Finden physikalischer Begriffe. Es lauern auf dem Weg Zirkel.

Ist das Leib-Seele-Problem überhaupt lösbar für uns Menschen?

Colin McGinn: Uns fehlt das „intellektuelle Organ“ dazu.

Interner und pragmatischer Realismus: späte Putnam, Goodman, Dummett,

Baker, Brüntrup. Negation der Idee einer geistunabhängigen Wirklichkeit. Negation des metaphysisch-realistisch verstandenen Kausalitätsbegriffs.

Es ist eine Illusion zu meinen die Physik beschreibe ihre Entitäten anders als die ATP geistunabhängig. Auch der Physik ist keine Sphäre eröffnet, die einen geistunabhängigen Zugang zur Wirklichkeit zuließe.

Lynne Rudder Baker kritisiert die Annahme, dass objektiv nur das existent sei, was unabhängig von menschlichen Begriffen existiert. Unsere gesamte Alltagswelt wäre damit nicht objektiv real. Die Arbeit, die wir tun, Musik schreiben, Skifahren, Essen, Trinken, Schlafen, Gespräche, Tanzen, Küssen…. all das gäbe es nicht…

Kritiker des metaphysischen Realismus bestreiten, „daß Kausalität der geistunabhängige ‚Zement des Universums‘ ist. Hilary Putnam hat immer wieder argumentiert, daß jeder explantorisch nutzbare Kausalitätsbegriff eine epistemische Komponente enthält und auf pragmatisch gerechtfertigte Erklärungszusammenhänge bezogen ist.“ (Brüntrup)

Kausalerklärungen hängen an Erklärungskontexten, losgelöst davon ergeben sie keinen Sinn. Es ist auch fraglich, ob es einen Ursachenbegriff ohne Handlungsbegriff gäbe? Der Kontextbezug von Kausalerklärungen, hebt den Wettstreit zwischen P- und M-Erklärungen auf. Usw.

Rescher kritisiert der interne bzw. pragmatische Realismus sei ein „Homo-Mensura-Realismus“. Der Mensch stutzt sich alles so auf menschliches Maß zurecht. Der Mensch ist aber nicht Mittelpunkt des Universums. Die Existenz von etwas, hängt nicht davon ab ob es nach menschlichem Erkenntnisvermögen zu fassen ist.

„Von einem Bild gefangen“ (Brüntrup) Der kartesische Leib-Seele-Dualismus dominiert die Sichtweisen. Auch der Materialismus hält sich in einer „negativ Abhängigkeit“ zu diesem Modell. David Braine das Programm des Physikalismus identifiziert M-Zustände. „Der Mensch wird zunächst als Kompositum von Mentalem und Physischem dargestellt, um dann den Geist mit dem Gehirn zu identifizieren“ (Brüntrup) Es kommt zur Refikation des M. Nicht mehr der Geist wie bei Descartes, sondern das Gehirn ist nun Steuermann in der Maschine.

„Ein großer Traditionsstrang der von Aristoteles über Thomas von Aquin bis sogar zu Ludwig Wittgenstein reicht, sah im Mentalen eher ein Ensemble von Fähigkeiten, Dispositionen und Kapazitäten eines gesamten Organismus ins seiner (sozialen) Umwelt als irgendeinen internen, abgrenzbaren und verdinglichten Steuerungsmechanismus innerhalb des Organismus“ (Brüntrup)

Zwei-Aspekte-Theorie.

Thomas Nagel. Die eine Wirklichkeit ist bipolar, sie hat zugleich M- und P-Aspekte.

Bereits die grundlegenden kleinsten Bausteine der Materie müssen protomentale Eigenschaften haben, andernfalls tauchen sie plötzlich auf.

Der Zwei-Aspekte-Theorie nach müsste das M räumlich und zeitlich teilbar sein. Wie in der Biologie in einem Lebewesen unzählige Prozesse ablaufen und dennoch die Einheit des Organismus gegeben ist, so wäre auch die Einheit des Bewusstseins nicht unabhängig von Teilen, wir kennen nur nicht die Teil-Ganze-Relation.

Pylkkänen beruft sich auf quantenphysischen Interpretationen Bohms. Die Wellenfunktion wird nicht mehr nur als mathematische Funktion gesehen, sondern sie bekommt als „Quantenfeld“ oder „Quantenwelle“ reale Existenz. Ein Quantenpotential wirkt auf Partikel. Es wirkt nicht wie eine Kraft, also wie etwas Materielles, sondern wie ein Informationsfeld. Eine Informationseigenschaft beeinflusst das Elektron. „Ein Fall mentaler Verursachung ist nach allgemeiner Auffassung dann gegeben, wenn ein Informationsgehalt als solcher kausal wirksam wird. Bohms Theorie legt … die Konsequenz nahe, daß es auf dem fundamentalen Niveau des Physischen (der Quantenebene) eine Art mentaler Verursachung in genau diesem Sinne gibt. Pylkkänen zieht daraus die Konsequenz, daß es die Physik selber ist, die uns auffordert, die absolute metaphysische Unterscheidung zwischen physischen und mentalen Eigenschaften aufzugeben.“ (Brüntrup)

(Der letzte Teil des Textes stellt eine Zusammenfassung dar der Systematisierung zum Thema Leib-Seele-Problem nach Brüntrup und dient als Diskussionsbasis für den ersten Teil)

Ethische Frage – welche Rolle spielt der Mensch in der modernen Physik?

Bauberger stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Die moderne Naturwissenschaft weist durch das Phänomen der Feinabstimmung darauf hin, dass das Universum auf den Menschen hin angelegt ist: „Dieses Universum, das gerade so beschaffen ist, dass menschliches Leben darin existiert, lässt sich aus einer religiösen Perspektive so verstehen, dass es existiert, weil es so gewollt ist, und dass es so gewollt ist, weil es gut ist.“ (Bauberger 2005, 237) Damit ist die Würde des Menschen im Mittelpunkt. Naturwissenschaft dient dem Menschen. Naturwissenschaft kommt die Verantwortung zu ausschließlich friedlichen Zwecken zu dienen.

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