Die Karrierechancen für Frauen in der deutschen Fernsehwerbung sind recht übersichtlich: Neben der Familienmanagerin, die nicht nur den Fließenboden streifenfrei hält, sondern auch den Nachwuchs stets mit Nahrung versorgt, gibt es die Zahnarztfrau. Die kommt zum Einsatz, wenn Erstere Karies verursacht hat. Um eine weitere Berufsgruppe macht sich die WWK Versicherung verdient: die Grundschullehrerin.
Wir nehmen zumindest an, dass es sich bei den beiden jungen Frauen an der Tafel mit der Kreide in der Hand um Grundschullehrerinnendarstellerinnen handelt. Sie erleichtern seit gut zwei Jahren bei den Tagesthemen im Ersten den Übergang von den harten Nachrichten zum tristen Wetter. Das geht natürlich am leichtesten mit einem Lächeln. Und mit einem schnell verständlichen Tafelbild: Schlitten im Winter, Häschen im Frühling, ein Tor im EM-Sommer. Und immer Blumen, die werden mit schnellem Strich dazugemalt. Extra für den Zuschauer, sozusagen. Nur: Was soll uns das sagen? Die jungen Frauen von heute haben kein gestalterisches Talent? Die Zuschauer sind alle nur Schüler in der harten Schule des Lebens? Malt mehr Blumen?
Die Grundschullehrerinnendarstellerinnen gibt es in blond und brünett, im Spot zur Fußball-EM müssen sie sich auch noch ganz schrecklich freuen, in einer „Angela Merkel bejubelt ein Tor“-Geste recken sie die Daumen nach oben, lächeln, und ihr Gesicht vermittelt eindrücklich Euphorie und den unerschütterlichen Glauben: Auch du kannst es schaffen im deutschen Werbefernsehen!
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