Europa wartet auf eine Antwort aus Moskau

Eurovision Die ESC-Verantwortlichen fordern vom russischen Fernsehen ein Ja zur Meinungsfreiheit und Sicherheit für Homosexuelle in Russland. Ein starkes und mutiges Signal

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Am russischen Gesetz zum Verbot von „Schwulen-Propaganda" kam selbst die sonst recht schweigsame Reference Group des Eurovision Song Contest nicht vorbei. In einem Schreiben verlangt die Reference Group des Eurovision Song Contest ein klares Bekenntnis zu den Werten der Europäischen Rundfunkunion. Es gehe vorrangig darum Sicherheitsbedenken auszuräumen, erläutert NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber auf Stern.de. Thomas Schreiber ist Mitglied der Reference Group des Eurovision Song Contest und zählt zu den Unterstützern des Vorstoßes. Die Reference Group ist ein von der EBU geschaffenes Organ, welches für die jährliche Umsetzung des Eurovision Song Contest verantwortlich ist.

Was treibt die Reference Group an?

Eigentlich könnte sich die EBU zurücklehnen. Der ESC findet 2014 in Kopenhagen und nicht in Moskau statt. Doch es könnte passieren, dass ein schwulenfeindliches Land ausgerechnet im weltoffenen Kopenhagen den Contest gewinnen wird und das Austragungsrecht für den ESC 2015 erhalten wird. Künstler, Fans, Gäste, Journalisten und Regime-Kritiker wären gefährdet - ein absolutes No-Go für die Reference Group. Mit dem jetztigen Schritt behält sich die Reference Group eine Tür offen. Einem Land wie Russland könne das sicher geglaubte Austragungsrecht wieder entzogen werden, wenn es nicht die Sicherheit aller Beteiligten gewährleisten könne. Doch Sicherheit ist unverkennbar mit Meinungsfreiheit verbunden. Die Maßnahme der Reference Group ist auch als leises politisches Zeichen an Russland zu werten, dass es sich nicht über die Werte der Europäischen Rundfunkunion hinwegsetzen kann.

Europäische Werte bringen Russland in Zugzwang

Noch haben sich die Intendanten der staatlichen russischen Fernsehsender Perwy Kanal und Russia 1 nicht geäußert. Doch eine klare und unmissverständliche Antwort wird in Genf, dem Hauptsitz der Reference Group, dringend erwartet. Schließlich gilt es zu klären, ob sich Russland zum europäischen Wertekanon bekennt.

Russland wird nicht das einzige Land bleiben, dass der Reference Group schwer zu schaffen machen wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass bald Gesetze gegen Homosexuelle auch in anderen Eurovisions-Länder wie Ungarn oder Weißrussland verhängt werden. Die EBU stünde ernsthaft vor dem Problem, den eigenen Wertekodex bei seinen Mitgliedern durchzusetzen.

Ein frühzeitiger Warnschuss an seine Mitglieder ist daher nur das einzige und richtige Signal, dass man in dieser Situation senden kann, um den Eurovision Song Contest nicht zum Opfer menschenfeindlicher Regierungen werden zu lassen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Daniel Koch

Schreibt über den Eurovision Song Contest, die Teilnehmer, die Länder und die TV-Shows

Daniel Koch

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