http://www.eurovision.tv/save-files/resizes/2f/ce/d4/0a/dc/65/e1/69/07/c4/3f/52/70/5f/3c/23/1_ESC_Clubkonzert_Ann_Sophie_2015.jpgNoch bis Donnerstagabend kannten Ann Sophie nur ein paar Freunde und Musikerkollegen. Jetzt ist Ann Sophie plötzlich im Gespräch. Sie hat das Clubkonzert in der Großen Freiheit 36 auf der Reeperbahn gewonnen, das vom Fernsehsender NDR live übertragen wurde.
Die 24-jährige Sängerin trat neben weiteren neun jungen Hoffnungsträger auf, um einen Startplatz beim deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest in Hannover zu ergattern. In einem knallroten Hosenanzug zeigte sie körperlichen und gesanglichen Einsatz. Anfangs sah man sogar nur ihren wackelnden Hintern. Das perfekt inszenierte Spiel mit der Kamera und dem Publikum erinnerte zuweilen stark an Lena Meyer-Landrut, der Gewinnerin des Eurovision Song Contest 2010. Ihr sperriger Song „Jump the Gun" geriet da fast schon in den Hintergrund.
Ann Sophie ist eine Globetrotterin mit Hamburger Wurzeln, die seit Ihrer Kindheit eine Vollblut-Künstlerin ist. Mit 4 tanzte sie im Ballett, mit 14 begann sie zu singen und mit 20 lernte sie in New York das Schauspielen. Bei einem Video-Contest auf der Webseite vom NDR reichte sie ein YouTube-Video ein, das die NDR-Redaktion beeindruckte. Ann Sophie wurde daraufhin zum Clubkonzert eingeladen. 24,1% der TV-Zuschauer stimmten am Ende für die Hamburgerin ab.
Der NDR gewinnt mit
Satte 520.000 Zuschauer verfolgten das Clubkonzert. Das sind mehr Zuschauer, als die beiden teuer produzierten Halbfinals des Eurovision Song Contest 2014 jeweils erzielten. Gemessen an der Größe des Clubkonzerts mit angeblich 600 Zuschauern vor Ort ist das schon ein Erfolg. Der NDR darf sich hier getrost auf die Schulter klopfen. Die Show überzeugte dadurch, dass es vor allem um die Auftritte ging. Es fehlten die üblichen langatmigen Familiengeschichten oder nichtssagenden Und-wie-fandest-du-es-auf-der-Bühne-Gespräche, die man bei einer solchen TV-Show schon oft genug gesehen hat. Stattdessen führte Barbara Schöneberger souverän und flott durch die Sendung, ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Sie schickte sogar die Künstler aus dem TV-Bild, wenn sie sich nach ihrem Auftritt zu lange vor der Kamera im Backstage-Bereich getummelt haben. Elaiza, die das Clubkonzert im letzten Jahr gewonnen hatten, den Vorentscheid gewannen und für Deutschland beim Eurovision Song Contest auf einem hinteren Platz gelandet sind, bekamen erstaunlicherweise nur einen kurzen pflichtgemäßen Gastauftritt. Die Sendung war mit einer Gesamtlänge von 90 Minuten genau richtig dosiert.
Ist der Vorentscheid nicht zu groß?
In Hannover wartet nun Ann Sophies nächster Auftritt am 5. März bei „Unser Song für Österreich”. Bei den Fans in Deutschland ist das Interesse an dem Format eher gering. Sie hätten sich lieber eine Direktnominierung von Helene Fischer gewünscht, auch wenn man damit vielleicht wieder den Eurovision Song Contest hierzulande in die Schlagerecke gedrückt hätte, was der NDR entschieden vermeiden möchte. Trotzdem muss man sich ernsthaft fragen, ob die Halle in Hannover nicht ein wenig zu groß ist für den Vorentscheid. Das Clubkonzert ist ein guter Beleg dafür, dass man mit weniger Aufwand doch etwas Gelungenes auf die Beine stellen kann, ohne dass dafür dem Gebührenzahler zu tief in die Tasche gegriffen werden muss. Und nichts ist schlimmer für das TV-Bild als das Filmen von gähnend leeren Sitzplätzen.
Kommentare 3
Gelesen!
Geht's also schon wieder los. Das war komplett an mir vorbei gerauscht. Weil ich doch die Ukraine-Krise lösen muss :o|
(Don't make me) jump the gun: Einen Frühstart hinlegen, voreilig handeln, etwas überstürzen. Kommt für mich - in diesem Europa, derzeit - wegen des Textes schon nicht in Frage. Die gesummte Bridge und der Übergang zum letzten Refrain gefallen mir musikalisch am besten. Die Dame sieht (oben- und untenrum, vorne und hinten) gut aus, aber die Performance hat mich nicht sonderlich beeindruckt. Alles ein bisschen abgehackt, irgendwie. Die Blicke funktionieren, aber der Stimme fehlt es an Tiefe für diesen Song. Der mir auch nicht so gut gefällt. Finde ihn weniger sperrig, als unterkomplex. Da hätte Ann Sophie den Soul, den sie in der Stimme definitiv hat, ruhig einsetzen dürfen, um das einfache Melodiechen zu verunreinigen. Ist mir alles zu glatt und zu sauber, um das zu sein, was es sein will.
Thank you for the Hinweis. Liebe Grüße!
Ich will es mal so auf den Punkt bringen: ohne jedes Gefühl.
Auch mich wirkt die Performance eher wie eine perfekt gestylte Computer-Animation, nur eben mit lebender "Hardware".
Komponiert aus den üblichen erfolgversprechenden Zutaten.
Das war bei Lena und der "Wurst" zwar auch so, aber zumindest bei Letzterer kam eine nicht unerhebliche Zielgruppe ins Spiel, die sich quasi genötigt sah, für die "Wurst" abzustimmen.
Diese Retorten-Kandidaten mögen im Land von Anime und Tamagotchi noch ankommen, hier haben sie keinerlei Chance auf Nachhaltigkeit.
Es wird leider immer Menschen geben, die auf perfekt polierte Oberflächen herein fallen. Tröstlich ist nur, dass von diesen kein zuverlässiges Verhalten erwartet werden kann.
rot, oberflächlich - chancenlos:
Auf mich..... natürlich.