Song-Check - Unser Lied für Malmö - Teil 2

Eurovision Im Finale am Donnerstag in Hannover müssen sich die Söhne Mannheims gegenüber singenden Priestern und zünftigen Bläsern behaupten.

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Es ist soweit. Die TUI-Arena ist am Donnerstag das Nadelöhr der hiesigen Musikszene. 12 Nachwuchstalente und erfolgreiche Chartbreaker treten in einem kunterbunten Wettbewerb gegeneinander an. Doch nur einer von ihnen kann gewinnen.

Statt Schlagerschnulzen oder Castingstars gibt es diesmal Künstler, die bereits schon im Geschäft sind und die Vielfalt der deutschen Musikkultur widerspiegeln. Diesmal arbeitete die ARD, hier insbesondere der federführende Programmdirektor Thomas Schreiber, mit den Plattenfirmen zusammen um den Eurovision Song Contest zu einer Plattform für Musik von Heute auszubauen. Ob das aufgeht, das wird sich zeigen. Nämlich dann, wenn die Verkaufszahlen am Ende stimmen.

Was auf uns und insbesondere auf die bereits hochfavorisierten Söhen Mannheims zukommt, das ist nun Teil dieses Soundchecks.

Nica & Joe: Elevated

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Fleißige Zuschauer von Castingshows werden jetzt denken: Mensch, die kenne ich doch! Nica & Joe haben sich bei X-Factor bis ins Finale durchgeboxt und sind immerhin Dritter geworden. Jetzt versuchen sie sich erneut mit der Powerballade „Elevated”. Die Komponisten Alexander Komlew, David Jürgens und Daniel Eisenlohr schrieben schon Songs für Max Mutzke.

Es bleibt der Eindruck, dass das Trio versuchen wollte, ganz dick aufzutragen: Opulente Streicher, gewürzt mit einem treibender Beat und vollendet mit einem perfekt aufeinander abgestimmtes Gesangsduo. Ob aus den Aufstiegsgefühlen ein eiskalter Ikarussturz für Nica & Joe wird, darüber wird am Donnerstag entschieden.

Fazit: Solider Klassik-Pop. Doch wer könnte so etwas wählen?

Mobilée: Little Sister

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Hah. Das war ein Coup. Als die Band doch bei Deutschland Maxi Playback Show, dem Fernsehgarten im ZDF, auftraten, hatte Frontsängerin keine Lust, den Song samt Gesang vom Band abspielen zu lassen. Das war lustig und hat für Wirbel gesorgt. Beim ESC wollen sie ein weniger braver sein. „Little Sister” klingt schon etwas zu niedlich. Wer den Film „Türkisch für Anfänger kennt”, hat sicherlich ihren Song „Peter Pan” noch in Erinnerung.

Fazit: Für sie gibt es bestimmt einen Platz im gehobenen Mittelfeld.

Saint Lu - Craving

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Sie ist die Rockröhre des Abends und vielleicht die bislang wohl unscheinbarste Persönlichkeit im ganzen Wettbewerb. Im Stil einer Duffy und Adele singt die österreichische Sängerin ihren Song Craving mit einer Lust und Laune, bei der man wohl sagen würde: Was machst du hier eigentlich noch mit! Die Welt wartet auf dich!

Fazit: Das Stimmwunder unter den Teilnehmer. Ein respektables Ergebnis ist drin.

Die Priester feat. Mojca Erdmann - Meerstern, sei gegrüßt

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Der Rücktritt des Papstes drei Tage vor der Show muss für die Priester wie ein Lottogewinn sein. Schließlich könnte kein anderes Thema die spirituellen Gefühle der Deutschen wieder wecken. "Meerstein, sei gegrüßt" wäre dann noch ausgerechnet der passende Soundtrack dazu: Eine dahinschwebende Ballade, die nach "Ave Maria Stella" klingt und von der Sopranistin Mocca Erdmann begleitet wird. Man könnte meinen, dass dies auch nicht reichen würde für einen ESC-Beitrag von heute. Weit gefehlt. Denn wenn man nach den Beiträgen aus den Nachbarländern geht, die bereits ausgewählt wurden, sind mystische Titel dieses Jahr besonders gefragt.

Fazit: Lasset uns beten, dass die Jury nicht für sie stimmt.

LaBrassBanda - Nackert

http://images.zeit.de/kultur/musik/2009-10/la-brass-banda/la-brass-banda-540x304.jpgSie sind so etwas wie Cascada für die Dorfjugend. Mit ihrer mundgeblasenen Musik rocken die bayerischen Jungs so ziemlich jede Wiese in der Bundesrepublik. Auch in Österreich, Schweiz Dänemark und sogar in Russland haben sie schon die Massen zum Tanzen gebracht. Was sie sympathisch macht ist, dass alle fünf ausgefuchste Musiker sind. Ihr Song „Nackert” ist eine Gute-Laune-Hüpfnummer, die man sich in einem Bierzelt locker zu tanzen traut. Wie man jedoch den Zauber auf der ESC-Bühne übertragen kann, obwohl dort nur Musik vom Tonband erlaubt ist, bleibt jedoch ein Rätsel.

Fazit: Der heimliche Favorit der Jury und der süddeutschen Radiohörer.

Söhne Mannheims - One Love

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Ohne Xavier Naidoo wollen es die Musiker aus Baden-Württemberg probieren. Ihr geistiger Vater hatte ja schon beim Bundesvision Song Contest letztes Jahr gewonnen. Warum also nicht auch wir? Sie haben bereits den Echo, die Goldene Stimmgabel und den Comet gewonnen. „One Love“ hat eine Botschaft, die man in den verwinkeltsten Ecken Europas immer noch verstehen kann. Hier trifft Reggae auf Weltfrieden. Besser kann also kein deutscher Beitrag für Malmö sein. Oder? Allerdings könnte die Siegesgewissheit des Männerbundes, wie Sie im Promovideo deutlich wird, zum Verhängnis werden. Zudem: Unter bevorzugt schwulen ESC-Fans tendiert ihr Beliebtheitsgrad gen null. Dennoch, sie haben das Rüstzeug um den deutschen Vorentscheid für sich zu entscheiden und „One Love" nach Malmö zu bringen.

Fazit: Übermut tut selten gut.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Daniel Koch

Schreibt über den Eurovision Song Contest, die Teilnehmer, die Länder und die TV-Shows

Daniel Koch

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