Song Contest 2015 – die Vorschau (1)

Eurovision In Wien proben die Künstler ihre Auftritte beim Eurovision Song Contest. Die ersten 8 Beiträge in der Einzelkritik.

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Am kommenden Dienstag, den 19. Mai 2015 um 21 Uhr findet das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest 2015 in Wien statt. Nur zehn von 16 Ländern können sich für das Finale am kommenden Samstag qualifizieren. Die Proben laufen auf Hochtouren.

Auf freitag.de gibt es daher alle Beiträge in der Einzelkritik. Heute stehen die ersten acht Beiträge des ersten Halbfinales im Mittelpunkt. Die ersten Kuriositäten sind auch schon dabei.

Eduard Romantuya: I Want Your Love (Moldau)

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Foto: Thomas Hanses (EBU)

Die Ukraine bleibt in diesem Jahr vom Eurovision Song Contest fern. Zu sehr verunsichtert das ukrainische Fernsehen der Bürgerkrieg in der Ostukraine. Der Ukrainer Eduard Romantuya hat in Moldawien ein Asyl gefunden. Es entstand ein in Amerika gedrehter Videoclip, der über eine Million Euro gekostet haben soll – ein unglaubliches Vermögen für ein Land wie Moldau, dass zu den ärmsten Europas gehört.

„I Want Your Love” klingt nach Justin Bieber. Auf der Bühne tanzt Eduard mit vier in engen Lederuniformen gezwängten PolizistInnen auf einem Metallgerüst. Ein Schelm, wer da nicht an die Verfehlungen von Justin Bieber und George Michael denkt. Allerdings fragt man sich ernsthaft, ob das wirklich notwendig gewesen wäre. Am Ende der Performance fühlt man sich von den verstört.

Fazit: Ein Justin Bieber-Verschnitt hat Stress mit der Polizei. Wenigstens ist mit den vier tanzenden PolizistInnen für Sicherheit auf der Bühne gesorgt.

Genealogy: Face The Shadow (Armenien)

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Foto: Andres Putting (EBU)

Das Kunstprojekt „Genealogy” besteht aus stimmgewaltigen ArmenierInnen, die sich für „Face The Shadow” zusammengetan haben. Der Song hieß ursprünglich „Don't Deny” („Verleugne nicht”) und sollte viel stärker an den Völkermord vor 100 Jahren erinnern. Das war aber der EBU zu heiß, denn das würde den ungeliebten Mitbewerber Aserbaidschan zutiefst beleidigen. So mussten Genealogy ihre eigentliche Botschaft begraben und sich etwas Neues ausdenken.

Fazit: Gewöhnungsbedürftiger und gefühlskalter Beitrag, der mit einem unerträglichen Klangteppich abschließt. Armenische Musik ist halt nur etwas für Eingeweihte.

Loïc Nottet: Rhytm Inside (Belgien)

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Der 19-jährige Wallone Nottet ist bei The Voice of Belgium erstmals bekanntgeworden und wurde vom belgischen Fernsehen als Vertreter nominiert. „Rhythm Inside” ist tiefgekühlter R&B, der kunstvoll auf der Eurovision-Bühne umgesetzt wird und zeigen soll, dass wir immer mehr zu Robotern werden. Entsprechend ist die Choreographie streng und mechanisch.

Fazit: Roboter-Loïc in Hochform. „Rhythm Inside” ist eigenwillig, cool und besticht durch klare Schwarz-Weiß-Ästhetik.

Trijntje Oosterhuis: Walk Along (Niederlande)

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Hollands bekannteste Rocksängerin Anouk schrieb „Walk Along” für ihre Freundin Trijntje Oosterhuis. Als Rock- und Jazzsängerin gehört Oosterhuis zu den Größen der niederländischen Popindustrie. Die Erwartungen waren groß, als ihre radiotaugliche Feel-Good-Nummer als erster Beitrag für den Eurovision Song Contest feststand. Doch jetzt scheint ihr die Bühne in Wien zu schaffen zu machen. Hier scheint nichts zu stimmen und man vermisst die Leichtigkeit.

Fazit: Es ist einfach traurig. Die wohl erfahrenste Musikerin im gesamten Wettbewerb strauchelt über ein misslungenes Bühnenbild. Das könnte ihr den Finaleinzug kosten.

Pertti Kurikan Nimipäivat: Aina Mun Pitää (Finnland)

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Habe wir hier einen Gewinner, ein sogenanntes „Dark Horse"? Die mit Abstand größte Unbekannte im Rennen um die Krone beim Eurovision Song Contest ist die finnische Punkband Pertti Kurikan Nimipäitvat. Ihr Song „Aina Mun Pitää” ist nur 85 Sekunden lang und sorgt für ordentlich Diskussion. Dabei stimmt auf der Bühne alles. Die geistig eingeschränkten Musiker kommen als Punkbank glaubwürdig herüber. Der Song hat genau die richtige Länge.

Fazit: Eurovision-Fans hassen sie, die Buchmacher lieben sie. Hier scheint alles oder nichts möglich zu sein.

Maria-Eleni Kyriakou: One Last Breath (Griechenland)

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Fazit: Die griechische Celine Dion. Wie gut die Diaspora bei einer Powerballade funktioniert, wird sich zeigen.

Elina Born & Stig Rästa: Goodbye To Yesterday (Estland)

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Elina & Stig haben seit der estnischen Vorentscheidung für ordentlich Furore gesorgt. Für die TV-Show setzten sie auf eine klare Schwarz-Weiß-Darstellung, die sich deutlich von ihren Mitstreitern abgrenzte. Zwar erinnert das Ganze fast an den niederländischen Beitrag "Calm After The Storm" von The Common Linnets und an einem Titelsong aus einem Bondfilm. Bei den deutschen Eurovision-Fans landeten Sie trotzdem mit weitem Abstand auf dem ersten Platz.

Fazit: Liebesgrüße aus Tallinn; ein Hauch von James Bond umweht „Goodbye To Yesterday”. Elina und Stig stehen zu 99% im Finale.

Daniel Kajmakoski: Autumn Leaves (Mazedonien)

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Der beliebte junge Musiker Daniel Kajmakoski hatte sich entschieden, seinen Beitrag für den Eurovision Song Contest auf Englisch zu singen. Aus einer typischen pompösen Balkanballade wurde daraus ein Weichspüler-R&B, bei dem man sich vor dem Fernseher mit einer Decke einkuscheln würde.

Fazit: Daniel Kajmakoski ist ein sympathischer Zeitgenosse, aber der Kuschel-R&B ist eher für herbstliche Tage.

Hier geht es zum zweiten Teil der Vorschau

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Daniel Koch

Schreibt über den Eurovision Song Contest, die Teilnehmer, die Länder und die TV-Shows

Daniel Koch

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