Song Contest 2015 – die Vorschau (2)

Eurovision In Teil 2 geht es um die weiteren acht Beiträge aus dem ersten Halbfinale. Darunter: eine gewichtige Soulsängerin und eine Russin im Helene-Fischer-Look.

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Bojana Stamenov: Beauty Never Lies (Serbien)

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Schönheit ist nicht nur aufs Äußere reduziert. Das will die Soulsängerin Bojana Stamenov beweisen und singt „Beauty Never Lies” mit einer beeindruckenden Wucht. Ihr Begleitchor könnte gerade von dem Treffen eines Ku-Klux-Klan kommen, verwandelt sich in der zweiten Hälfte des Songs aber einer Horde frei tanzender Partygäste. Das täuscht natürlich nicht darüber hinweg, dass der Song ein wenig flach klingt. Aber was soll's, die aufkommende Partystimmung bringt das Publikum zum Toben.

Fazit: „Beauty Never Lies” ist Eurotrash pur. Trotzdem ist Bojana die Soul-Queen des Jahrgangs.

Boggie: Wars For Nothing (Ungarn)

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Foto: Andres Putting (EBU)

Ihr Gesicht kommt vielen bekannt vor. Boggie hat sich in ihrem Musikvideo für Noveau Parfum in Echtzeit photoshoppen lassen und 40 Millionen Zugriffe erreicht. Für die Anti-Kriegs-Ballade "Wars For Nothing" tourte Boggie durch Europa und organisierte sie Flashmobs. Auf der Bühne verwandelt sich ein Strauch aus Waffen in einen Baum.

Fazit: Ein bisschen Frieden aus Ungarn. Leider geht die Botschaft auf der großen Bühne unter.

Uzari & Maimuna: Time (Weißrussland)

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Weißrussland ist für seine etwas schrillen Vorentscheidungsshow bekannt. Durchgesetzt hatte sich das Duo Uzari & Maimuna. Maimuna ist eine bekannte Violinistin in ihrem Heimatland. "Time" ist eine - etwas zu weichgespülte - Popnummer, die wenigsten tanzbar ist, auch wenn die Inszenierung recht unspektulär ist und beiden nicht wirklich zueinander finden.

Fazit: Wer bislang eine Geige vermisst hat, wird hier bedient.

Polina Gagarina: A Million Voices (Russland)

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Das Russland angesichts des Siegs von Dragqueen Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest teilnimmt, ist bemerkenswert. Das russische Anti-Homo-Gesetz verbietet faktisch sämtliche "Homopropaganda" im TV.

Polina Gagarina ist auf der Mission als Friedensbotschafterin und ähnelt frappiernd Helene Fischer (die auch in Russland geboren wurde). Ganz in weiß singt sie die ins Ultimative perfektionierte Powerballade "A Million Views" mit einer solchen Bravour, dass ein russischer Sieg beim Eurovision Song Contest allen Widerständen zum Trotz möglich ist. Es wundert einem nicht, dass am Song zwei renommierte Autoren aus Schweden und Australien mitgearbeitet haben.

Fazit: Gefährlich gut – die russische Helene Fischer singt und strahlt ganz in Weiß. Polina Gagarina gehört zu den unbestrittenen Mitfavoriten.

Anti Social Media: The Way You Are (Dänemark)

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Foto: Thomas Hanses (EBU)

Aus Dänemark kommt diesmal eine junge Band, die sich für den Eurovision Song Contest gefunden hat. Ihr Song „The Way You Are” spielt mit der Beatmusik der späten 60er Jahre. Den Jungs macht es durchaus Spaß auf der Bühne zu sein, aber der Charme springt kaum auf die Kamera über. Und was die beiden rot gekleideten Backgroundsängerin zu suchen haben bleibt unbeantwortet.

Fazit: Die Beatles aus Legoland: eine Band aus dem Castingbaukasten. So richtig passt das aber nicht zusammen.

Elhaida Dani: I'm Alive (Albanien)

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Die albanische Sängerin Elhaida Dani wurde 2013 The Voice of Italy. Ursprünglich sollte das Lied singen, mit dem sie auch das albanische Musikfestival gewonnen hat. Doch der Komponist gab den Titel nicht für den Eurovision Song Contest frei. Also musste eiligst ein anderer Beitrag gefunden werden. Herausgekommen ist der Midtemposong „I'm Alive”. Goldschwarz wie eine Präsidentingattin gekleidet brilliert sie in Wien und wirkt dabei immer noch angenehm natürlich.

Fazit: Elhaida Dani schreit und seufzt. Die Albanerin ist eine würdige Vertreterin ihres Landes.

Voltaj: All Over Again (Rumänien)

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In Rumänien ist Voltaj so bekannt wie hierzulande wie die Ärzte. Voltaj singen ein Lied über ein Thema, das man erstmal schlucken muss. In Rumänen werden Kinder alleine gelassen, weil ihre Eltern aus Rumänien flüchten. Auf der Bühne stehen Koffer, die sinnbildlich für das Schicksal der Kinder stehen. Man muss nicht rumänisch verstehen, um dir Geschichte dahinter zu sehen. Doch ein wenig mehr Pathos und Rock hätte dem Song gutgetan, da man sonst leicht abschweift.

Fazit: Ergreifende Geschichte, verpackt in einem musikalisch leicht abschweifenden Song.

Nina Sublatti: Warrior (Georgien)

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Mit Nina Sublatti erobert eine waschechte Künstlerin die ESC-Bühne, die von Eurovision-Experte Irving Wolther als klare Favoritin gesehen wird. Sie hat nicht nur den Song selbst geschrieben, sondern studierte auch Kunst. Das zeigt sie auch in ihrer düsteren Performance zu „Warrior”, in der sie im Mittelpunkt steht und es nur so um sie visuell flimmert und kracht.

Fazit: Kriegerin im Gothicgewand. In der Halle wirkt der Song langweilig, auf dem Bildschirm dagegen gewaltig.

Zum dritten Teil mit den ersten acht Songs aus dem zweiten Halbfinale geht es hier

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Daniel Koch

Schreibt über den Eurovision Song Contest, die Teilnehmer, die Länder und die TV-Shows

Daniel Koch

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