Und der Gewinner ist...

Eurovision In Malmö ist die Bühne für den Eurovision Song Contest noch gar nicht fertig. Doch Fans wissen schon jetzt, wer am 18. Mai das Rennen machen könnte.

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In der Malmö-Arena haben gerade die Aufbauarbeiten für Europas größtes TV-Spektakel begonnen. Mehrere hundert Menschen arbeiten im Hintergrund daran, die Bühne, das Pressezentrum, die Tribüne und den Greenroom mit Leben zu füllen. Unter dem Motto "We Are One" will Schweden sich als weltoffenes und kulturell vielseitiges Land präsentieren. In keinem anderen europäischen Land ist die Begeisterung für den ESC größer.

Dem gegenüber kursieren bereits Gerüchte, Prognosen und Wetten darüber, wer dieses Jahr Europas Musikwettbewerb gewinnen wird. Noch bevor die Bühne steht. Wie geht das?

Alle Beiträge mussten bis Mitte März beim Treffen der Delegationsleiter von den teilnehmenden Fernsehanstalten eingereicht werden. Diese wurden in vielen Fällen bereits durch eine Jury oder durch öffentliche TV-Abstimmungen ausgewählt.

Besonders gut informiert sind die Fans des Eurovision Song Contest. Sie verfolgen jede einzelne Neuigkeit, jeden einzelnen Snippet aus einem 3-Minuten-Song. Und - zugegeben - auch ich kann mich diesem jährlichen ESC-Fieber nicht entziehen, wenn feststeht, welcher Song für welches Land antreten wird. Und es ist für einen Fan schon ein wenig eine Qual, nicht abstimmen zu dürfen, auch wenn man schon alle Songs kennt.

Die Fans lieben San Marino

Traditionell stimmen die Eurovision-Fans schon vorher ab. In Preview-Treffen versammeln sich die ESC-Begeisterten. Am Samstag gibt der deutsche Fanclub OGAE Germany in München sein Voting an. Stimmungsvoll im Wirtshaus zum Inn werden bei Bier und Brezel alle Teilnehmerbeiträge begutachtet und das offizielle deutsche Fan-Voting verkündet.

Ralph Siegel, lange Jahre wie kein anderer deutscher Komponist von den Eurovision-Fans malträtiert, hat bei ihnen wieder etwas gut. Nachdem er Valentina Monetta für den Zwergenstaat San Marino letztes Jahr in ein zu sehr gewagtes Teenie-Korsett mit aufgesetzter Heiterkeit gezwängt hatte, reizt er diesmal die gesanglichen und optischen Talente von Valentina aus. „Crisalide (Vola)" ist eine Italo-Rock-Nummer, die sich in eine Pop-Stampf-Nummer verwandelt. Dass sich der Song mit der Schmetterlings-Metapher an das Themenmotto vom ESC anlehnt, ist von Mr. Grand Prix wohlkalkuliert. Die Anhänger sind begeistert. San Marino liegt bei ihnen derzeit auf dem 3. Platz. Die Abstimmung der europäischen Fanclubs läuft noch wenige Wochen. Das Ergebnis lässt sich online verfolgen.

Eine weitere Umfrage ist die BIG POLL von ESCtoday.com. Jährlich dürfen hier die ESC-Fans online abstimmen. Hier ist es nicht die Aufgabe den persönlichen Liebling zu wählen, sondern denjenigen, der möglicherweise vom Publikum gewählt wird. Die Umfrage erwies sich in den vergangen Jahren als recht treffsicher. Das End-Ergebnis wird erst am Nachmittag vor dem Finale veröffentlicht. Nur 2012 legte eine Serverattacke den Betrieb lahm, so dass kein Ergebnis verkündet werden konnte Aus diesen Gründen findet die Umfrage 2013 über eine Facebook App statt.

Auch Google mischt mit

Der Suchmaschinenanbieter Google bot mehrere Jahre eine eigene Website an, bei dem auf Basis von Suchanfragen der Endpunktestand berechnet wurde. Der Algorithmus bot eine recht überraschende Vorhersage, was den Sieger 2009 und 2010 betraf. Nur 2011 beim ESC in Düssledorf wich die Prognose stark vom Endergebnis ab. Für 2012 hatte Google das Tool nicht angeboten. Und noch ist unklar, ob der Suchmaschinengigant noch einmal Orakel spielen möchte. Zu groß ist die Gefahr, noch einmal eine herbe Niederlage zu kassieren.

Das heißt noch lange nicht, dass Google sich komplett aus der Affäre zieht. Denn YouTube wurde vom Suchmaschinenanbieter gekauft und liefert genaue Daten darüber, welche Beiträge besonders gut oder schlecht beim Publikum ankommen, bevor die Künstler überhaupt die ESC-Bühne betreten haben. Auf YouTube veröffentlicht die EBU im offiziellen Video-Kanal die Preview-Videos aller Beiträge und auch die Fans und Plattenfirmen nutzen bereits die Videoplattform fleißig. Wie noch nie zuvor werden Beiträge online bewertet, geteilt und kommentiert. Wie oft ein Video aufgerufen wird, ist jederzeit sichtbar. Hier liegt die Erfolgsband Cascada mit über 3,1 Mio. Videoaufrufen klar vorne. Sie kann mit über 20 Millionen verkauften Platten auf eine starke Fangemeinde hoffen, die insbesondere in Europa breit verstreut ist. Dahinter liegen die Beiträge „Alcohol is free" aus Griechenland (mehr als 2,54 Millionen Videoaufrufe) und „L'essenziale" von Italiens derzeit heißestem Schmusesänger Marco Mengoni (mehr als 2,47 Millionen Aufrufe).

Was die Buchmacher denken

Wären da nicht noch die Wettbüros. Sie sind in der ganzen Euphorie nicht wegzudenken. Schließlich mündet die Mischung aus Bauchgefühl und Wissen in handfesten Wetteinsätzen. Und die Buchmacher lagen mit Ihren Wettquoten in den letzten Jahre beiweitem nicht falsch. Alexander Rybak, Lena und Loreen gehörten zum engeren Favoritenkreis.

In diesem Jahr hat es den Buchmachern die dänische Sängerin Emmelie de Forest angetan. Ihr Song „Only Deartrops" erreicht schon so niedrige Wettquoten, dass sie den Zinserträgen eines Sparbuchs scheinbar gleichen.

Und wenn es anders kommt?

Das heißt noch lange nicht, dass es auch so eintrifft, wie man es erwartet. Die EBU hat nicht umsonst das Voting-Verfahren komplizierter gemacht. Es dürfen nicht nur die Zuschauer abstimmen. Für jedes Land darf eine Jury, bestehend aus Musik-Experten unter notarieller Aufsicht Ihre Stimmen abgeben. Ihre Bewertung fließt zu 50% in das Landesvoting mit ein. Dies kann zu Überraschungen führen. So wurde 2011 der italienische Sänger Raphael Gualazzi von den Juries zum Sieger gekürt. Hätten die Zuschauer nicht so dermaßen schlecht für den Italiener abgestimmt, Italien hätte gewonnen.

Klar ist auch: Die Zahlenspielerei ist eigentlich nur ein Spaß. Es wäre ziemlich langweilig, wenn das eintritt, was man schon eh wusste. Den glasklaren Favoriten zu kennen ist ungefähr so spannend wie wenn der Meister der Fußball-Bundesliga schon lange vor Saisonende feststehen würde.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Daniel Koch

Schreibt über den Eurovision Song Contest, die Teilnehmer, die Länder und die TV-Shows

Daniel Koch

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