"America is imploding!"

"Ted" Eine US-amerikanische Filmkomödie, die seit langem wieder Spaß macht. Die Anspielungen auf die Popkultur der 1980er und 1990er geben dem Film die richtig Würze

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US-amerikanische Komödien reduzieren sich seit einigen Jahren auf billige Pseudo-Coolness und Hochglanzoptik. "Ted" ist anders. Ein Plüschteddy, der zum Leben erwacht und dem Außenseiter und Loser John Bennett, gespielt von Mak Wahlberg, im Kindesalter ein guter Freund wird und lange nach der Schwelle zum Erwachsenwerden zum Klotz am Bein.

Der Plot des Film unterscheidet sich eigentlich überhaupt nicht von einer typischen US-Komödie: Ein Typ hat 'ne Freundin, gespielt von Mila Kunis, die will, dass er erwachsen wird und sich zwischen ihr und seinem Teddybären entscheidet. Er scheitert mehrmals daran. Die Freundin trennt sich von ihm. Am Ende heiraten sie, weil er sich ein bisschen ändert und sie ihn doch so akzeptiert, wie er ist - samt Teddybären als Anhängsel. Soweit nichts Neues.

Und dennoch sticht das Machwerk positiv heraus. Der eigentliche Star ist der durch Computeranimation lebendig gewordenen Teddybär "Ted". Die Stimme leiht ihm der Regisseur und Autor Seth MacFarlane. Im Verlauf des Films wird das Plüschtier so Projektionsfläche des American Way of Life. Ironisch, bisweilen beißend kritisch kommentiert Ted Gesellschaft und US-amerikanische Popkultur. Er ist selbst ein abgehalfteter Promi der ausgehenden 1980er Jahre, der sehr an ALF erinnert, der Außerirdische vom Planeten Melmac.

Die Anspielungen auf die Popkultur des späten 20. Jahrhunderts heben den Film heraus, machen ihn zu einem sehenswerten Film. Die Selbstironie, mit der beispielsweise Sam J. Jones im Film hantiert, ist erfrischend. Er war 1980 in dem Trashmovie Flash Gordon in der Hauptrolle zu sehen, welches sein großer Filmhöhepunkt geblieben ist. 1981 bekam er dafür die Goldene Himbeere. Im Film "Ted" ist er nun nichts anderes als ein Koks konsumierender verlebter Filmdarsteller, der von seiner Vergangenheit lebt.

Der wohl bemerkenswerteste Satz in dem Film kommt von Ted, als er nach einer verkifften Nacht im Kühlschrank nach etwas Trinkbarem Ausschau hält: "Ultra Tuscan Orange Grapefruit - America is imploding!" Es gibt keine bessere Analyse dafür, dass die US-amerikanische Gesellschaft in vielerlei Hinsicht verfällt.

Seth MacFarlane gelingt ein kurzweiliges Filmdebüt, der mit den typischen Slapstick-Elementen von der US-Zeichentrickserie "Family Guy" daherkommt und so durch Vulgarität und Obszönität auf der einen Seite und subversiver Gesellschaftskritik auf der anderen sicherstellt, ein breites Kinopublikum anzusprechen. Ob Student oder Azubi, Handwerker oder Philosophielehrer, alle werden in diesem Film lachen können. Eine gutgemachte Komödie.

Ted läuft seit 2. August im deutschen Kino

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Geschrieben von

Daniel Martienssen

Enttarnung durch Analyse: ein privates Blog zu Demokratie und Rechtsstaat, Soziales und ein bisschen Kultur.

Daniel Martienssen

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