Russland und der "Corona-Menschenfresser"

Corona in Russland Mit Impfen, Weihwasser oder heidnischem Feuer - wie man in Russland versucht, sich von Corona zu befreien.

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Zu seinem Impftermin kommt man in Russland per Telefon oder auf dem Portal Gosuslugi“ (Staatsdienste), auf dem mittlerweile über 100 Millionen Russ*innen registriert sind. Neben der Möglichkeit, sich für eine Dosis „Sputnik V“ zu melden, ist auf der Plattform alles vertreten, was irgendwie mit dem Staat zu tun hat.

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Man kann unter anderem seine Kinder zur Schule anmelden, die aktuelle Steuerschuld abrufen und per Mausklick bezahlen und allerlei Anträge online ausfüllen und einreichen, wie z. B. für den Reisepass, für die Erneuerung des Führerscheins, die Registrierung von Eigentum. Knöllchen erscheinen direkt auf der Oberfläche und können per Klick bezahlt werden. Und das beste – bei online Bezahlung gibt es auf die Busse 50% Rabatt! Das Radar-Foto ist natürlich ebenfalls elektronisch verfügbar.

Nachdem man also seinen Impftermin online oder telefonisch vereinbart hat, geht man in die örtliche Klinik, in unserem Fall in die Bezirksklinik im Städtchen Tarussa. Nach dem Ausfüllen eines Fragebogens zum gesundheitlichen Zustand, dem Vorweisen der obligatorischen Krankenversicherung und des Passes wird die 1. Dosis des Impfstoffs, im Moment ist das vor allem noch „Sputnik V“, gespritzt. Anschliessend bekommt man den Termin für die 2. Impfung und muss noch 30 Minuten warten, um sicher zu gehen, dass man keine allergischen Reaktionen zeigt.

Nach der zweiten Impfung bekommt man ein Zertifikat, entweder aufs persönliche Konto auf dem Portal „Gosuslugi“ oder ausgedruckt. Im Moment dient das lediglich als Bestätigung. Man will zurzeit auch in Russland noch keine Privilegien für Geimpfte einführen.

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Es wird aber auch ganz orthodox mit Weihwasser und Ikonen gegen das Virus gekämpft. Rund um die Stadt Kaluga wurden die Autobahnen mit Weihwasser bespritzt, um die Gläubigen vor dem Eindringen des Virus zu schützen, das wahrscheinlich vor allem aus Moskau erwartet wurde. So waren in den Kirchen weltliche Schutzmassnahmen zu Beginn eher weniger gefragt. Nachdem Corona auch ein paar Klöster eingenommen hatte, änderte sich die Einstellung zur Gefahrenlage aber abrupt. Heute wird auch in den russischen Kirchen Abstand gehalten und Maske getragen.

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Ganz unorthodox wird am 13. März 2021 an der „Masleniza“ im Art-Park „Nikola-Lenivets“ mit dem Verbrennen einer riesigen Skulptur der Winter vertrieben. Die jedes Jahr wechselnden, ca. 25 Meter hohen Installationen werden vom Künstler Nikolai Polisski errichtet. Sie bestehen meistens aus Paletten, Ästen und Strohballen, die im Rahmen einer Performance angezündet werden. Dieses Jahr soll die Burg des „Corona-Menschenfressers“ dem traditionellen heidnischen Feuer übergeben werden.

„Sputnik V, Weihwasser und Feuer – eine Kombination, die dem „Corona-Menschenfresser“ hoffentlich bald den Garaus macht.

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