Der November naht und die Augen der Welt richten sich auf die Vereinigten Staaten. Angesichts der in Kalifornien wütenden Brände, der zunehmenden Proteste in Wisconsin und eines Präsidenten, der zur Gewalt in Washington aufruft, wurde die bevorstehende Wahl von Politiker*innen sowohl der Demokratischen als auch der Republikanischen Partei als die wichtigste in der Geschichte der USA bezeichnet. „Der Charakter des Landes steht auf dem Wahlzettel“, sagen sie gerne und rufen ihre Anhänger*innen auf, sich zu beteiligen und abzustimmen.
Doch bei den US-Wahlen geht es um weit mehr als nur den Charakter der Nation. Vom Klima bis hin zu Covid-19 wird das Ergebnis dieses Wettbewerbs weit über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus das Schicksal zukünftig
ukünftiger Generationen bestimmen. Und es ist diese überwältigende Macht — nicht Donald Trump als Person — die unsere gegenwärtige Krise definiert.Im Herzen des internationalen Systems liegt ein Paradox. Auf der einen Seite wird allgemein anerkannt, dass die Herausforderungen unseres Jahrhunderts — Klima, Kapital und Pandemie — von planetarischem Ausmaß sind. Auf der anderen Seite gibt es einen schrumpfenden Kreis von Akteuren, der in der Lage ist, sie anzugehen. Autoritäre Nationalisten wie Trump, Modi und Bolsonaro sind einige davon. Aber auch Amazon-Chef Jeff Bezos, der ein internationales Imperium aufbaut. Ebenso wie Bill Gates, der die öffentliche Gesundheit von seinem persönlichen Bankkonto aus gestaltet.Der Einsatz bei der Wahl spiegelt also nicht nur die Unterschiede zwischen Donald Trump und Joe Biden wider. Sie spiegeln auch die Zerbrechlichkeit eines internationalen Systems wider, in dem einige wenige Männer aus einer Laune heraus die Welt ruinieren können. Und wenn wir dieses zugrundeliegende Ungleichgewicht der Macht — zwischen Nord und Süd, den USA und ihren Nachbarn, den Ultrareichen und dem Rest — nicht angehen, werden wir immer wieder zurück an den Rand des Abgrunds geführt werden.Kurz gesagt, wir stehen vor einer einfachen Wahl: Internationalismus oder Untergang. Entweder bilden wir eine gemeinsame Front von Arbeiter*innen und Völkern, die die Welt von dieser winzigen Gruppe von Oligarchen und Diktatoren zurückfordern können. Oder sie werden weiterhin Reichtum und Macht anhäufen und dabei zusehen, wie die Welt vor ihrem Fenster verbrennt.Bereits im Mai startete die Progressive Internationale ihre Mission, diese gemeinsame Front aufzubauen, und rief progressive Kräfte in der ganzen Welt auf, sich diesem Kampf anzuschließen.Seitdem ist diese Front gewachsen und umfasst heute Gewerkschaften, Parteien und Bewegungen, die Millionen von Menschen auf der ganzen Welt vertreten, von der Nationalen Allianz der Volksbewegungen in Indien über den Congreso de los Pueblos in Kolumbien bis hin zur Bewegung der Landlosen in Namibia.Gemeinsam haben die Mitglieder der PI internationale Kampagnen zu Themen wie dem Schuldenerlass im globalen Süden lanciert, eine politische Vision für „Die Welt nach Covid-19“ entwickelt und ein Syndikat für die Übersetzung und Verbreitung wichtiger Themen aufgebaut, die von den Mainstream-Medien auf der ganzen Welt ausgeblendet werden.Die Covid-19-Pandemie hat die Pläne für eine Tagung des Rates in Reykjavik, Island, verschoben. Aber die Pandemie hat auch die Krisen der Demokratie, der Ungleichheit und des Zusammenbruchs der Umwelt beschleunigt und fordert progressive Kräfte überall auf der Welt zu schnellem und entschlossenem Handeln auf.Gipfel der Progressive InternationalDeshalb beruft die Progressive Internationale an diesem Wochenende ihren Eröffnungsgipfel ein: um unsere gegenwärtige Krise zu kartieren, unsere gemeinsame Zukunft zurückzuerobern und unsere planetarische Front zu stärken.Der Gipfel wird Mitglieder des Rates zusammenbringen, um eine strategische Richtung für das kommende Jahr festzulegen. Dazu gehören Mitglieder wie Aruna Roy und Vanessa Nakate, die an den Auftaktveranstaltungen im Mai teilgenommen haben. Und zu ihnen gehören neue Mitglieder wie Dr. Cornel West und Natália Bonavides, die seitdem an Bord gekommen sind.Der Gipfel wird Bewegungen aus allen Mitgliedsländern zusammenbringen, um sich über ihre Kämpfe auszutauschen und die Zukunft der Initiative zu gestalten. Die Fragen, die zur Debatte stehen, reichen von „Aufbau einer neuen Internationale“ bis zu „Macht aufbauen während Covid-19“.Und der Gipfel wird die Öffentlichkeit zur Teilnahme an den Gesprächen einladen. Zu den morgigen Sitzungen gehören Reden von Noam Chomsky, Yanis Varoufakis und Naomi Klein. Und sie umfassen Podiumsdiskussionen zu Themen wie die Zukunft der Demokratie in Lateinamerika und die Aussichten für den Post-Kapitalismus in der ganzen Welt.Die Progressive Internationale ist weiterhin im Prozess der Gründung. Die Reise zu einem neuen Internationalismus — einem Internationalismus, der stark genug ist, um den Untergang zu verhindern — hat gerade erst begonnen. Aber der Gipfel markiert einen wichtigen Schritt auf diesem Weg — nicht nur, um Donald Trump zu besiegen, sondern auch, um eine neue Welt aufzubauen, die frei von der Notwendigkeit ist, ihn zu fürchten.