Alternative Banken als Alternative?

Finanzmarkt Die Green Economy boomt. Sharing und alternative Lebensformen liegen im Trend. Jetzt ist es an der Zeit sich auch Gedanken über Alternativen im Bankenwesen zu machen.

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Der Kunde des 21.Jahrhunderts ist nicht nur König, sondern kann ein moderner Diktator sein. Denn in seiner Masse kann er die Bedingungen für das Wirtschaften der Gegenwart und Zukunft diktieren. Und das sollte er auch, ist die politische Revolution doch bei weitem nicht in Sicht. Stattdessen scheint der Kapitalismus trotz Finanz-, Euro-, und humanitärer Krisen rund um den Planeten (noch) unantastbar zu sein.

Trotzdem bietet eben auch jener Kapitalismus, ob gewollt oder nicht, einen Spielraum, über den sich Veränderungen erzeugen lassen. Ein Raum, in dem die Ladenkasse allmählich zur Wahlurne wird. Denn jedes Produkt hat seine eigene Geschichte, bevor es in den Warenkorb wandert - und das scheinen immer mehr Konsumenten zu realisieren.

Nicht umsonst werden plötzlich Elektroautos und Fairphones produziert. Auch Bioprodukte, grüner Strom und Open-Source-Systeme sind beim Konsumenten von heute gefragter denn je. Bahnfahren, grüne Technologien, Plastikverzicht oder vegane Ernährungsweisen liegen im Trend. Weniger ist mehr und das am besten noch geteilt, gilt als das Motto unserer Zeit. Vom Food- bis Carsharing über Couchsurfing und lokal-regionale Versorgungsformen scheinen sich Alternativen innerhalb des Systems zu entwickeln. Der effiziente Konsum - manchmal auch mit letztendlich weniger positiven Effekten als erhofft – ist das neue Leitbild.

Fakt ist, egal ob als politisches Statement oder aus Lifestylegründen: Soziale, ökologische und gemeinwohlorientierte Interessen spielen beim Kauf eine stets größer werdende Rolle. Das ist jedoch kein Argument für die Flexibilität eben jenes Kapitalismus. Es ist eher der Ausdruck der großen Suche nach einer Alternative zu ihm, sorgt er doch letztendlich dafür, dass ein beachtlicher Teil der Gesellschaft wohl nie in den Genuss der Fair-Trade-Economy kommen wird.

Nun ist es für den gebildeten, tendenziell wohlhabenderen Bürger jedoch so bequem und einfach wie nie, gewissenhaft zu shoppen, zu essen oder Energien zu verbrauchen. Nur der Markt, der in besonders hohem Maße für die größten Umweltschäden und die weltweite soziale Ungleichheit verantwortlich ist, bleibt davon so gut wie unangetastet. Die Rede ist vom Bankenwesen.

Dabei gibt es auch dort Alternativen, von denen ich nun drei Finanzprodukte vorstellen möchte, weil sie im Vergleich zu all den anderen neuen Konzepten meist nur wenig Beachtung finden. Neben den bekannten Genossenschaftsbanken und Sparkassen, die mit Sicherheit die bessere Alternative zu Privatbanken darstellen, sind sie noch einen Schritt weiter. Denn ihr primäres Ziel ist nicht die Rendite. Im Gegensatz zu Landesbanken, die in schleierhafte Fonds oder in Atomkraftbetreiber wie Tepco investieren, unterwerfen sie sich strikten ethischen Regeln.

Ein solches Institut ist beispielsweise die erste sozial-ökologische Universalbank der Welt, die GLS Gemeinschaftsbank aus Bochum. Sie vergibt Kredite ausschließlich an soziale, ökologische und kulturelle Projekte. Mit der regelmäßigen transparenten Veröffentlichung ihrer Investments sorgt sie so für nachhaltige Bankdienstleistungen aller Art. Eröffnet man dort ein Konto, erhält man nicht nur dieselben Leistungen und Konditionen wie bei herkömmlichen Banken, sondern fördert nebenbei soziale Projekte und Transparenz. Schon bei der Kontoerstellung kann der Kunde dabei seine Investitionspräferenzen von Kindergärten bis hin zu sozialen Projekten für die alternde Gesellschaft bestimmen. Entscheidet man sich hingegen für ein Konto bei der Nürnberger Umweltbank, finanziert man mit seinen Einlagen ausschließlich Umweltprojekte.

Neben Gemeinschafts- und Umweltbanken sind auch Institute wie die Ethikbank völlig transparent. Dabei sind bei der Geldanlage Unternehmen oder Staaten tabu, die mit der Herstellung von Waffen, dem Bau von Atomkraftwerken, mit Kinderarbeit oder genveränderten Pflanzen und Saatgut Gewinne machen. Darüber hinaus müssen eine Reihe von Positivkriterien wie etwa eine umfassende Umweltpolitik, die Einhaltung der Menschenrechte oder die Förderung von Vielfalt und Gleichberechtigung der Mitarbeiter, erfüllt sein. Erst dann arbeiten sie ähnlich wie die Triodos Bank. Sie ist die erste europäische und umsatzstärkste ethische Bank. Als Aktiengesellschaft wird sie dabei von einer Stiftung getragen, deren Ziel soziale, ökologische und kulturelle Nachhaltigkeit durch direkte Investitionen ist. Nach Positiv- und Negativkriterien, die ebenso wie alle Finanzierungsprojekte und Bilanzen einsehbar sind, richtet die Bank ihr Handeln aus. Während sie einen kleinen Teil als Liquiditätsreserve anlegt, werden mindestens 70 Prozent des angelegten Kapitals als Kredite an zu fördernde Projekte vergeben. Auf diesem Weg bietet die soziale Bank wie ihre alternativen Konkurrenten ein Tagesgeldkonto, einen Sparplan, Investmentfonds, eine Kreditkarte und ein Girokonto online wie offline an.

Alles, was der Kunde braucht. Einfach, schnell und unkompliziert. Wer also in Zukunft nach fairen Produkten im Supermarkt sucht, sollte sich überlegen, diese vielleicht auch mit einer fairen Karte, über ein nachhaltiges Konto, kurzum: mittels einer alternativen Bank zu bezahlen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

David Gutensohn

Wurde an der Deutschen Journalistenschule ausgebildet und war freier Autor u.a. für Der Freitag. Heute arbeitet er als Redakteur bei ZEIT ONLINE

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