Schwarze Fässer hängen zusammengebunden wie eine Traube am Schiffskran. Im Vordergrund gischtschäumender Ozean, im Hintergrund der Horizont. Die Traube löst sich und die Fässer fallen ins Meer, jedes Mal schießen Wasserfontänen in die Höhe. Der Inhalt der Fässer: radioaktive Abfälle aus Forschung, Medizin und Reaktoren.
Die Bilder dieser im Jahr 1982 von Greenpeace gefilmten Verklappungen von Atommüll gingen um die Welt. In Ermangelung eines Endlagers wurde der Abfall in der Tiefe der Meere versenkt. Das war gängige Praxis in den 1950er, 60er, 70er und 80er Jahren.
Spätestens seit Ende der 1970er Jahre, mit der Erschließung des Salzstocks in Gorleben, begann in Deutschland das Ringen um eine gesellschaftlich wie ökologisch tragbare Lösung. Inzwischen haben sich hochrangige Politiker aus Union, SPD, FDP und Grünen zu einem Kompromiss zusammengefunden. Das Ergebnis: Eine Enquete-Kommission diskutiert bis Ende 2015 Grundsatzfragen zum Thema Lagerung radioaktiver Abfälle. In der Vergangenheit wurde nicht viel geredet und radioaktiver Abfall einfach versenkt – in der Tiefsee, vor den Küsten Europas, im Ärmelkanal, insgesamt mehr als 100.000 Tonnen.
Nun hat ein Kamerateam des SWR im Ärmelkanal die „Endlager“ unter Wasser aufgespürt. In 124 Metern Tiefe liegen dort noch 28.000 teils intakte, teils ausgelaufene Fässer. Versenkt & Vergessen lautet der Titel der am Dienstag auf Arte gezeigten Dokumentation über unser strahlendes Erbe am Boden der Meere.
Der Freitag: Herr Ladwig, Sie sind einer der Autoren der Dokumentation „Versenkt & Vergessen“, die zeigt, dass Atommüll in den Weltmeeren versenkt wurde. Ist das nicht Schnee von gestern?
Manfred Ladwig: Es wird nach wie vor Atommüll ins Meer gekippt. Zwar gibt es ein Moratorium von 1993, nach dem das Verklappen von Atommüllfässern im Meer weltweit geächtet wurde, aber die Atommüllindustrie hat sich einen Trick ausgedacht. Es gibt zwei Entsorgungsrohre vor Europas Küsten. Eines vor La Hague in Frankreich, und eines vor Sellafield in die Irische See. Beide sind circa drei bis vier Kilometer lang. Dort wird der gleiche Müll, der früher noch spektakulär unter Widerstand von Greenpeace ins Meer gekippt wurde, ohne die unangenehmen Begleiterscheinungen von Demonstrationen unter Wasser ins Meer gepumpt. Tagtäglich sind das Millionen von Litern.
Ist dieser Abfall, der über die Rohre ins Meer gelangt, genauso strahlend wie jener, der noch vor 30 Jahren über Bord geworfen wurde?
In der Summe ja. Zwar sagen die Betreiber, dass die Mengen der freigesetzten Strahlung und Giftigkeit des verflüssigten Atommülls weit unter den Grenzwerten liegen und viel niedriger sind als noch in den 1990er Jahren, doch aus wissenschaftlicher Sicht ist dies überhaupt nicht das entscheidende Argument. Wir haben es hier nämlich unter anderem mit Plutonium zu tun, das eine Halbwertszeit von 24000 Jahren besitzt, das heißt wir haben es mit einem Problem zu tun, welches wir als Menschen überhaupt nicht beherrschen. Außerdem besteht das Phänomen der Akkumulation. Früher gingen Wissenschaftler von dem Grundsatz „verdünnen und verteilen“ aus, und dass sich damit das Problem erledigt. Inzwischen weiß man, dass die radioaktiven Stoffe sich in der Nahrungskette anreichern. In unserem Film zeigen wir, dass die Internationale Atomenergiebehörde IAEA das Plutonium in der Nahrungskette nachweisen kann. Es handelt sich hier um einen unbekannten und sich fortschreibenden Umweltskandal.
Was sind die Folgen?
Das Problem für den Menschen ist mehrschichtig. Im Meer akkumulieren sich die Gifte. Über die Jahrzehnte, in denen der Müll ins Meer gepumpt wurde, hat man festgestellt, dass der Wind kleinste radioaktive Partikel zurück an Land treibt. Statistiken zufolge erkranken um La Hague und Sellafield mehr Kinder an Leukämie als im nationalen Durchschnitt. Tote Kinder. Das ist das erste Problem. Das zweite ist ein Umweltproblem: Französische Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass sich, selbst wenn Wasser und Sediment frei von Giften sind, die Radioaktivität in Meereslebewesen anreichert. Insofern geht uns die Entsorgung im Meer sehr wohl etwas an. Aber das Problem der Vermeidung von Strahlungseintrag in die Ozeane ist immer auch ein Problem der Kosten – für die Industrie.
Wann wird uns, als Spitze der Nahrungskette, die
Radioaktivität erreichen?
Es ist nicht so, dass wir tot umfallen. Nach Quellen aus Insiderkreisen gibt es sogenannte statistische Tote, die in Kauf genommen werden. In Großbritannien sind das vier pro 100.000 Einwohner. Die Atomindustrie nimmt diese statistischen Toten in Kauf, da die Verringerung der ins Meer gepumpten Mengen unverhältnismäßig viel Geld kosten würde.
Diese Aufrechnung muss nicht sein. Japan und die USA verbieten generell den Eintrag von Atommüll ins Meer. Franzosen und Engländer sind praktisch die Atommüllverwalter Europas, insofern spielt es für Deutschland auch eine Rolle, denn unsere Castoren sind auch nach La Hague gerollt. Die Abfallprodukte aus den Wiederaufbereitungsanlagen wandern dann ins Meer. Es ist also auch unser Abfallrohr, welches in La Hague den Müll ins Meer pumpt. Deutsche Behörden verweisen in dieser Problematik auf Frankreich und England. Dort jedoch stoßen wir auf ein Netzwerk aus Lobbyismus und Interessenskonflikten von Behördenvertretern und Wissenschaftlern, die jahrzehntelang für die Atomindustrie gearbeitet haben.
Welches Ziel verfolgen Sie mit der Dokumentation?
Ich bin Umweltredakteur, das ist mein Beruf. Informationen müssen belegt und belastbar sein. Ich bin kein Aktivist, der mit dieser Message auf die Straße geht und das Banner hebt. Meine ureigene und originäre Aufgabe ist es, gerade als öffentlich-rechtlicher Fernsehredakteur, aus Menschen aufgeklärte Bürger zu machen, die informiert sind, und damit zu eigenständigen politischen Urteilen in der Lage sind. Bürger, die zu entscheiden vermögen, ob wir die statistischen Toten für billigen Atomstrom in Kauf nehmen wollen. Das ist mein Antrieb – ganz nüchtern.
Was hat sie während Recherche und Dreharbeiten besonders
überrascht?
Die perfekte Vernetzung von Wissenschaft, Atomindustrie und Behörden in England und Frankreich. Es wurde ein perfekter Wall der Herunterspielung von Gefahren aufgebaut, damit diese beiden Rohre weiter Atommüll ins Meer pumpen können.
In einer Reaktion des Bundesumweltministeriums wurde bereits die Prüfung einer Hebung des Mülls angekündigt. Halten Sie es für wahrscheinlich, dass es dazu kommt?
Nein. Wir zeigen in der Dokumentation, dass die Karten, auf denen verzeichnet werden sollte, wo der Müll versenkt wurde, nicht stimmen. Man weiß ja noch nicht einmal genau, wo was und wieviel davon liegt.
Woran liegt das?
In den 1960er und 70er Jahren haben die Briten an ihrer Atombombe gebaut. Dabei ging das Gerücht um, dass sie damals auch hochradioaktiven Atommüll ins Meer geworfen haben. Es ging ihnen um die Bombe, Umweltschutz hat in dieser Zeit kaum eine Rolle gespielt. Im Film haben wir den ehemaligen britischen Umweltminister Michael Meacher interviewt. Er berichtet von einer Art Verschwörung zwischen Militär und Regierung, die überhaupt kein Interesse hatte, herauszufinden, was alles verklappt wurde. In Großbritannien haben wir mit einem Wissenschaftler gesprochen, der sagt, dass das Militär selbstverständlich hochradioaktiven Müll verklappt habe. Das steht in keiner Karte. Man muss sich die Situation vor Augen führen. Es handelt sich um strahlenden Müll auf einem Schiff. Die Matrosen, deren Aufgabe es war, die Fässer ins Meer zu werfen, saßen auf einer Art tickenden Bombe. Der Kapitän wusste, dass er nur eine begrenzte Zeit mit diesem Strahlenmüll fahren kann, ohne das Leben seiner Mannschaft zu gefährden. Verfährt er sich oder verzögert sich die Fahrt durch schlechtes Wetter, wurde der Müll bei Ablauf dieser Zeit einfach über Bord geworfen. Auf den Karten ist vermerkt „Lage unbekannt“ und „Strahlungsmenge unbekannt“.
Nach Aussage der IAEA gibt es kein Problem und die hat schließlich die Überwachung und Dokumentation zur Aufgabe. Erfüllt sie diese?
Eingeschränkt. Zumindest ist das unser Recherchebild. Die IAEA ist der verlängerte Arm der Atomindustrie. Ihre Kernaufgabe ist die Förderung der Atomenergie. Damit hat man in gewisser Weise den Bock zum Gärtner gemacht und natürlich auch nur ein eingeschränktes Interesse, ständig irgendwelche Leichen aus dem Keller zu holen. Aus einem Papier der IAEA, wonach Plutonium in der Nahrungskette angekommen ist, wird eben keine Pressemeldung.
Was denken Sie, wie wird ihre Dokumentation aufgenommen?
Wir haben bereits eine Art Welle der Medienberichterstattung
erzeugt, auch in Großbritannien und Frankreich. Vor allem die BBC-Kanäle der Kanalinseln hatten ein reges Interesse. Aber ob das am Ende dazu führt, dass diese Rohre verschlossen werden, ist nicht gesagt. Die Nomenklatura der Atomindustrie und aller Bereiche, die damit zusammenhängen, ist extrem abgeklärt was negative Publicity angeht. Die sitzen das aus.
Herr Ladwig, vielen Dank für das Gespräch.
Nach Angaben des SWR will nun das Bundesumweltministerium in „einer genauen Nutzen-Risiko-Abwägung“ untersuchen lassen, ob eine Bergung von Atommüll aus dem Ärmelkanal sinnvoll ist. „Für uns ist entscheidend, ob es einen potenziellen Nutzen gibt, was die Hebung der Fässer angeht, und ob dieser potenzielle Nutzen wesentlich größer als der Aufwand ist und ob vor allen Dingen (...) die Gefahr einer Kontamination durch teilintakte Fässer oder Fässer besteht, die bei der Bergung beschädigt werden können,“ antwortet Staatssekretärin Ursula Heinen Esser vom Bundesumweltministerium auf eine mündliche Anfrage von der Grünen-Politikerin Sylvia Kotting-Uhl. Deutschland habe bei der OSPAR, der internationalen Regierungsorganisation zum Schutz des Nordostatlantiks, einen Bericht über die Versenkung von Atommüll im Meer angefordert. Dieser Bericht wird für Anfang 2014 erwartet.
Die Dokumentation „Versenkt und Vergessen – Atommüll vor Europas Küsten“ wird am Dienstag, den 23. April, um 20:15 Uhr auf Arte ausgestrahlt
Kommentare 7
Blog des Kunibert Hurtig vom 3.11.2011
Radioaktiv … der Fisch
Anm.: kursiv dargestellte Textstellen sind Zitate
In http://www.scinexx.deScinexx stand gestern ein http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-14059-2011-11-02.html
Artikel, der einem die Haare zu Berge stehen lässt. Irgendwie verschwand er dann auch von der ersten Seite, aber er war natürlich nicht verschwunden, Überschrift: Atommüllfässer im Atlantik laufen aus
Im Nordostatlantik entweicht seit Jahren Radioaktivität aus versenkten Atommüllfässern. Das hat gestern das ARD-Politikmagazin „Report Mainz“ in seiner Sendung berichtet. Das Magazin beruft sich dabei auf die Kommission zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks (OSPAR), der 15 Regierungen - darunter auch Deutschland - und die EU angehören.
Wie im Bericht an anderer Stelle angeführt, wurden in den 60-ger und 70-ger Jahren des letzten Jahrhunderts von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt erheblich Mengen radioaktiven Mülls in den Nordatlantik verklappt. Die Behältnisse, in denen dieser Müll enthielten, wurden nach DIN und VOB und was auch immer konstruiert und erhielten kurzerhand als für die Ewigkeit konstruiert eine feierliche Weihe.
Nun sind diese Fässer geplatzt, nicht alle … noch nicht.
Die OSPAR stellte laut „Report Mainz„ bereits im April 2010 fest: „Die Analyse ergab erhöhte Konzentrationen von Plutonium 238 in Wasserproben aus den Versenkungsgebieten. Das deutet auf das Auslaufen der Fässer hin. An einigen Stellen waren auch die Konzentrationen von Plutonium 293, Plutonium 240, Americium 241 und Kohlenstoff 14 im Wasser erhöht.“ Das stehe wörtlich im „OSPAR-Positionspapier zu den Auswirkungen der Tiefseeversenkungen von radioaktivem Abfall“, das „Report Mainz“ exklusiv vorliegt.
Über die Giftigkeit von Plutonium lasse ich mich nicht aus, man habe ein Augenmerk auf den Abschnitt Toxizität. Americium 241 tritt in der Zerfallsprodukt von Plutonium auf: es ist zwar etwas anderes, aber bei seiner Entstehung tritt Strahlung auf und es selbst zerfällt ebenfalls unter Aussendung von Strahlung. In Anbetracht dieser Tatbestände und der Menge der verklappten Zeitbomben sollte uns ein kalter Schauer über den Rücken laufen:
Verzeichnissen der Nuclear Energy Agency (NEA) und der IAEA zufolge versenkten neun Staaten an 15 Stellen im Nordostatlantik bis 1982 114.726 Tonnen Atommüll in 222.732 Fässern. Auch Deutschland beteiligte sich laut dem Politikmagazin an der Ablagerung von radioaktiven Abfällen. Das Referat III B4 im Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung initiierte sogar die erste internationale Versenkungsaktion. Das geht aus einem amtlichen Vermerk hervor, der „Report Mainz“ vorliegt.
Es wäre sicher verfehlt, hier von einer verantwortungsvollen Politik zu sprechen oder von einer verantwortlich handelnden Wissenschaft, denn:
„Report Mainz“ zeigte in seiner gestrigen Sendung Unterwasseraufnahmen von aufgeplatzten und löchrigen Atommüllfässern, die Greenpeace im Jahr 2000 in einer Tiefe von etwa 100 Metern im Ärmelkanal gefunden hatte. Im selben Jahr untersuchte die Bundesforschungsanstalt für Fischerei das deutsche Versenkungsgebiet im iberischen Atlantikbecken und stellte in ihrem Abschlussbericht fest, „dass aus den Abfallbehältern frei gesetzte Radioaktivität in der Biosphäre angekommen ist“.
Dieses Problem ist nicht unbekannt oder fällt wie ein Meteor vom Himmel. Denn
Die letzten Untersuchungen in den Versenkungsgebieten wurden nach Angaben der Bundesregierung im Jahr 2005 durchgeführt. Allerdings waren die Messergebnisse aufgrund technischer Probleme unbrauchbar. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) arbeitet derzeit an einem aktualisierten Bericht über das gesamte radioaktive Material, das versenkt wurde, so „Report Mainz“. Dabei handelt es sich um Alpha-, Beta- und Gammastrahler. Zum Teil wurde auch das radioaktive Gas Tritium in beschwerten Fässern versenkt. Insgesamt enthalten die Fässer rund zehnmal mehr Radioaktivität als alle Abfälle, die in den Schacht Asse eingebracht wurden.
Man lasse sich diesen Satz einmal auf der Zunge zergehen: Allerdings waren die Messergebnisse aufgrund technischer Probleme unbrauchbar. Es wäre sicher eine interessante journalistische Recherche, einmal zu entdecken, wer die Untersuchung durchgeführt hat und an wen die Rechnung dafür gegangen ist. Mag dem Letzteren das Ergebnis vielleicht nicht geschmeckt haben. Solche Aussagen sind in Anbetracht der Tatsache, dass eine solche Messreise nicht ein paar Messungen durchführt, sondern tausende, kartiert, qkm für qkm. Und es ist nicht nur ein Sensor, der Messwerte liefert. Die oben behaupteten technischen Probleme sind frei erfunden! Wenn man Wissenschaftler mit einem sündhaftteuren Pot zum Messen auf See schickt, sind das die Ersten, die den Fehler feststellen UND beheben. Sie werden sich nicht dem Verdacht der Messfälschung aussetzen, denn Politiker wechseln nach 4 Jahren (na ja, manche haben eine längere Halbwertzeit), sie bleiben. Was also steht in dieser Untersuchung?
Matthias Keller, der Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Fischindustrie, erklärte in „Report Mainz“: „Wir erwarten jetzt von der Bundesregierung, dass sie alle notwendigen Maßnahmen, im Rahmen der Risikomanagementpläne veranlasst, um sicherzustellen, dass von diesen Fässern keine Gefahr für die Umwelt ausgeht.“
Das sind hohe Erwartungen an eine Bundesregierung die, kaum im Amt, die Lizenz zur Produktion dieser Substanzen, die Erlaubnis erteilte, ja fast die Weisung gab, dass nunmehr ein strahlendes Zeitalter angebrochen sei und wir das pöse CO2 verbannen. Die Kehrtwende … aber lassen wir das. Worauf jedoch verwiesen wird, liegt in dem Tatbestand, dass die Entscheiderin als promovierte Physikerin bestens darüber informiert war, das sie damit über Schicksale entscheidet, die außerhalb ihrer Verantwortungssphäre fallen. Ebenso, wie diejenigen, die in den 60-ger und 70-ger Jahren entscheiden haben, den Dreck zu verklappen: aus den Augen, aus dem Sinn, nach mir die Sintflut.
Tobias Riedl von Greenpeace hält den versenkten Atommüll für „eine tickende Zeitbombe“. Im Interview mit „Report Mainz“ forderte er von der Bundesregierung ein Monitoringsystem in den Versenkungsgebieten: „Hier müssen Messungen vor Ort kontinuierlich vorgenommen werden.“
Eine hehre Aufgabe. Es bleibt eigentlich nur zu hoffen, das Strömungen die Fracht aus den Verklappungsgebieten nicht fortgetrieben haben und Sedimente sowohl die alten als auch die neuen Lagerstätten bedecken. Unter chemische Eigenschaften im Link auf Plutonium finden wir den Hinweis, dass es bei Wärme, und in einem mit radioaktiven Müll befrachteten Fass ist es warm, mit Wasser reagiert, sobald es damit in Berührung kommt … und das ist offensichtlich geschehen. Es ist alarmierend, möglicherweise desaströser als alles, was Finanzsystem und/oder Wirtschaftskrisen hervorbringen können. Ich fühle mich an den Film Soyland Green mit Charlton Heston erinnert. Die vollkommene Gleichgültigkeit, die Einengung des Blickes auf ein Momentum der Wirklichkeit, die Unfähigkeit in dynamischen Prozessen denken zu können, ist dikumentiert, denn
Das Bundesumweltministerium betonte auf Anfrage von „Report Mainz“, man sehe „keinen Anlass zu regelmäßigen Überwachungen des Versenkungsgebietes. Die in Fischen gemessenen Radioaktivitätskonzentrationen würden bei einem Verzehr zu Dosen im Nanosievert-Bereich führen.“
In diesem frechen Beschwichtigungsversuch entpuppen sich die gleichen Geister, die vor 40 -50 Jahren sich eines Problems entledigten und damit eine Wette auf die Findigkeit ihrer Kinder, Enkel und Urenkel abgegeben haben, deren Einsatz diese zu zahlen haben. Sie sind leider nicht in der Lage, das Erbe abzulehnen, das ihnen angetragen wird. Mag auch alles ganz richtig, rechtlich und gesetzlich (na ja, man kann sich ja Gesetze machen …) von statten gegangen sein. Aber wie wollen die Rechtsgelehrten, die Beamten, die Politiker von heute, das Recht für unsere Enkel einsetzen, das Erbe abzulehnen? Die Kurzsichtigkeit hinter diesem Verhalten kann in diesem Fall ohne Weiteres als langfristiger Massenmord an den Geschöpfen des Meeres und damit einen Anschlag auf die Nahrungsgrundlage von Milliarden Menschen genannt werden. Aus biologischer Sicht ist es der Prolog zu einem ungeheuerlichen Experiment mit Elementen, die schon vor Milliarden Jahren weitgehend von der Erdoberfläche verschwanden. Was das Leben damit macht wird abzuwarten sein.
Ergo: für die Menschheit ein Ewigkeitsklotz am Bein. Was das für die zukünftigen Nahrungsketten bedeutet, liegt weitgehend im Dunkeln. Es bedeutet auf jeden Fall nichts Gutes, wie man an den kurzfristihgen Folgen in Fukushima schon erkennen kann.
DAVID KAPPENBERG 22.04.2013 | 23:03
Bei Berichten über den Umgang mit radioaktivem Material habe ich immer den Eindruck, dass auch die kritisch Berichtenden die beschönigende, verharmlosende und irreführende Sprache und die falschen Bilder der Industrie, der Regierenden und der Parlamentarier übernehmen.
Auffällige Wörter:
Müll
Atommüll
Abfall
radioativer Abfall
Verklappen
Entsorgen
Endlager
Natürlich handelt es sich immer um radioaktive und giftige Chemikalien, ob konzentriert oder "verdünnt".
Wenn etwas in technischen Prozessen "abfällt" und dann als Abfall bezeichnet wird, also nicht das gewünschte Produkt ist und auch nicht wiederverwendet oder weiterverwertet werden kann, bedeutet dies eigentlich, dass man die technischen Prozesse nicht beherrscht. Und das trifft für die meisten technischen Prozesse und Produkte zu.
Sehr erhellend ist auch diese Aussage: "Früher gingen Wissenschaftler von dem Grundsatz „verdünnen und verteilen“ aus, und dass sich damit das Problem erledigt." Denn die widerspricht der schon von Paracelsus geprägten aber noch nicht einmal von gegenwärtigen Wissenschaftlern verstandenen Aussage: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.“ Damit wird klar, dass diese Wissenschaftler keine sind und sie Gegenauklärung (Verdummung) betreiben. Denn die Dosis ist nicht vom Verdünnungsgrad eines Giftes abhängig, sondern von der Dauer der Zuführung des Giftes und seiner Anreicherung in Lebewesen (Mensch, Tier, Pflanze).
Dazu kommt natürlich noch das Problem der sogenannten Grenzwerte, die nur allzu häufig technisch gegenwärtig erreichbare und analysierbare Grenzwerte darstellen und nichts mit ihrer physikalisch-chemisch-biologischen Wirkungsweise und Wirksamkeit zu tun haben.
"Wenn etwas in technischen Prozessen "abfällt" und dann als Abfall bezeichnet wird, also nicht das gewünschte Produkt ist und auch nicht wiederverwendet oder weiterverwertet werden kann, bedeutet dies eigentlich, dass man die technischen Prozesse nicht beherrscht. Und das trifft für die meisten technischen Prozesse und Produkte zu."
Genau so ist es. Deshalb ist längst erkennbar, daß die technische Zivilisation ihre eigenen Grundlagen vernichtet. Ihr Ende wird damit absehbar. Kein Geringerer als Albert Gore, vormals Vizepräsident der USA, nannte das "Eine unbequeme Wahrheit".
Zu dieser Unbequemlichkeit gehört laut Gore vor allem: Diejenigen, die an der Umweltvernichtung verdienen, schmieren Wissenschaft und Medien, damit sie abwiegeln. Deshalb wird auch die weltweite Erwärmung vielfach geleugnet und verharmlost, obwohl sich die die Gletscher seit Jahrzehnten fast überall zurückziehen.
Wenn etwas in technischen Prozessen "abfällt" und dann als Abfall bezeichnet wird, also nicht das gewünschte Produkt ist und auch nicht wiederverwendet oder weiterverwertet werden kann, bedeutet dies eigentlich, dass man die technischen Prozesse nicht beherrscht. Und das trifft für die meisten technischen Prozesse und Produkte zu.
Ihre generalisierende Behauptung bezeugt definitiv Ihre vollkommene Ahnungslosigkeit hinsichtlich technischer Prozesse und der Tatbestand, dass dieses Dingen da vor ihren Augen genau einem solchen technischen Prozess entstammt mit all seinen ABFALL - produkten verweist auf eine unglaubliche Heuchelei. Bitte Keule, Speer und Buschtrommel einpacken und den regentanz aufführen.
"Wenn etwas in technischen Prozessen "abfällt" und dann als Abfall bezeichnet wird, also nicht das gewünschte Produkt ist und auch nicht wiederverwendet oder weiterverwertet werden kann, bedeutet dies eigentlich, dass man die technischen Prozesse nicht beherrscht. Und das trifft für die meisten technischen Prozesse und Produkte zu."
Wenn wir aus dem Teufelskreisen der Müllkultur heraus wollen, wäre mehr Denken in Kreisläufen von Nöten. Eile tut Not. Atomabfälle, Plastikmüllinseln auf den Weltmeeren, chemische Rückstände in Pflanzen, Tieren und Menschen wachsen immer weiter. Das kann nicht gut gehen.
HEINRICH FAUST24.04.2013 | 17:15
"Wenn wir aus dem Teufelskreisen der Müllkultur heraus wollen, wäre mehr Denken in Kreisläufen von Nöten. Eile tut Not."
Das sehe ich auch so. Der Chemiker und Ingenieur Michael Braungart ist einer von den Leuten, die ebenso denken und Wege aus der bisher betriebenen Technik suchen.
Nie mehr Müll - Leben ohne Abfall.
Vielen Dank für den Link. Spitze! Das klingt ganz hoffnungsvoll, was der Mann macht. Teilweise ist es weiter gediehen, als ich mir auszumalen gewagt hatte. Hatte schon befürchtet, ich wäre einer aus dem Kreis der Leute, die nur belächelt werden.