Immer auf der Suche

Leseprobe Vor den Widrigkeiten des Lebens in der postsowjetischen Ukraine geflohen, landet die Familie Belkin im wiedervereinigten Deutschland – keine minder große Herausforderung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 38/2016
Dmitrij Belkins Großvater Mark (mit Ziehharmonika, Potsdam 1946)
Dmitrij Belkins Großvater Mark (mit Ziehharmonika, Potsdam 1946)

Foto: Familienarchiv Belkin

Was gibt mir Halt in Deutschland? Schon kurz nach meiner Ankunft in Frankfurt – in meinen Augen der einzigen Stadt in Deutschland, in der auch nach dem Holocaust noch so etwas wie eine jüdische Atmosphäre in der Luft liegt – hatte ich überhaupt keine Zweifel mehr: Das Judentum gibt mir Halt. Doch wo konnte ich es finden?

Zum Beispiel bei Georg, genannt Jurek, Heuberger, der seit der Gründung 1988 das Jüdische Museum der Stadt leitete. Er war im Alter von zwei Jahren nach Frankfurt gekommen, und er und seine Frau Rahel, eine ebenso wichtige Figur im jüdischen Leben Frankfurts, verkörperten für mich das angenehme jüdische Bildungsbürgertum, das sich so deutlich unterschied vom Tübinger professoralen Großbürgertum. Di