Wir könnten Avantgarde sein

Essay Für das Patchwork-Judentum von heute braucht man neue politische, religiöse und kulturelle Ausdrucksmittel. Ein Entwurf für die Zukunft
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 37/2014

Jahrzehntelang befanden sich die Jüdinnen und Juden hier inmitten eines großen Minenfelds. Eigentlich war das bis gestern noch so: „Keine Normalität im Land des Holocaust“, „unmögliche Heimat“ oder „fragile Normalität“ sind schnell zusammengesuchte Slogans und Buchtitel der vergangenen 50 Jahre. Sie zeigen, nichts ist im deutsch-jüdischen Nebeneinander nach dem Holocaust normal. Wenn man dazu noch einige Stereotype der Deutschen stellt, wird die Paradoxie noch eindeutiger: „Judenknacks“, „die Unfähigkeit zu trauern“ oder „Holocaustkeule“. Einem Gast aus der Fremde würde all das als klares Indiz für die Notwendigkeit einer Gruppentherapie vorkommen, eine riesige gesamtdeutsch