Heißer Herbst?

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In meinem Blog-Artikel 'DIE LINKE: Meine Panorama-Gedanken' habe ich geschrieben: »Ich bin ein friedlicher und verständiger Mensch, aber auch bei mir steigt zunehmend der Unmut über den allgegenwärtigen Sozialdarwinismus, Brachialkapitalismus und Staatsgewaltexzesse - siehe das Thema S21 -, was mich auf die Straße treibt.«

Hier meine erlebten Eindrücke von der heutigen großen Demo und Kundgebung in meiner Stadt im Rahmen der DGB-Herbstaktion, wo es um die sozialkahlschlagende Politik der Schwarz-Gelben Bundesregierung geht:

Das Motto war 'Gerechtigkeit ist etwas anderes - Wir brauchen einen Kurswechsel!'. Aufgerufen haben in Nürnberg neben dem DGB und seinen Gewerkschaften die Parteien SPD, Bündnis90/Die Grünen, ÖDP, Die Linke/Linke Liste. Dem Aufruf gefolgt sind nach bisherigen Angaben rund 30.000 Menschen, die eine Reihe von Straßen um das Gewerkschaftshaus gefüllt haben. Einen heutigen Pressebericht siehe dort.

Die Demozüge sind von mehreren Punkten aus gestartet. Wir von Der Linken haben uns aufgeteilt. Die Gruppe, in der ich war, hat sich speziell dem Thema Gesundheit unter dem Motto 'Gesundheit ist keine Ware' gewidmet. Um den Protest visuell darzustellen, hatten wir eine fahrbare Krankentrage dabei, sowie einen Armenrollstuhl auf Kassenrezept: einen Sackkarren mit einem daran befestigten Stuhl. Zudem hatten wir Arzt- und Pflegerkittel an.

Umringt wurden wir von Mitgliedern der verschiedenen Gewerkschaften. Der Demozug kam aufgrund der Menschenströme nur zögernd und mit etlichen Pausen voran. Bis zum eigentlichen Kundgebungsplatz bin ich nicht vorgedrungen. Meine Genossen haben sich jedoch durch das Gewühl weiter gearbeitet. Ich habe mich dann nicht weit von Rand aufgehalten, weil ich ungern in dichten Mengenmengen stehe, und mir das Konzert der vielen Trillerpfeifen und anderen Demo-Blasinstrumente zu laut war. Die Redebeiträge habe ich aus Lautsprechern gehört und die Redner auf einer Großleinwand gesehen. Hängengeblieben sind mir nur Bruchstücke, es ist halt im Grunde über die Zeit immer wieder das Gleiche in verschiedenen Worten.

Ins Gespräch gekommen bin ich mit jemandem aus der Normalbevölkerung Herausgefallenen, der leere Pfandflaschen gesammelt hat. Das Fazit unseres Austausches war deprimierend: alles geht den Bach runter. Mehr als ihm unseren Flyer geben und ihm unser sozialpolitisches Engagement erläutern habe ich nicht können. Er ist dann weitergegangen.

Als die Kundgebung zu Ende war, hat sich die Menschenmenge ziemlich schnell aufgelöst.

Es bleibt mir ein zwiespältiges Gefühl zurück, das gleiche wie zurückblickend nach der großen Anti-Atom-Demo in München, siehe meinen Blog-Artikel 'KettenreAktion Bayern': Waren diese Demos Erfolge aufgrund des relativ großen Zuspruchs für deutsche Verhältnisse, oder sind sie nur Strohfeuer gewesen, weil die Bundesregierung unbeeindruckt weitermacht, wie sie will?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

Red Bavarian

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