Oben bleiben für die lebendige Demokratie

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Den Tag der deutschen Einheit habe ich sinnierend verbracht. Es ist mehr als ein Tag der stillen Trauer geworden, wie im Blog-Artikel 'S21 und der Tag der deutschen Einheit' angekündigt.

Wettermäßig ist es ein milder und sonniger Herbsttag gewesen. Mein innerer Himmel ist jedoch von dunklen Wolken bedeckt, zeitweise gibt es Gewitterstürme. Jetzt kann man sagen: die Wolken verziehen sich schon wieder, danach scheint wieder die Sonne.

Aber ich fühle mich mehr wie der Labor-Frosch auf der Herdplatte: Setzt man ihn auf eine heiße Herdplatte, dann springt er herunter. Setzt man ihn aber auf eine kalte Herdplatte und erhöht die Hitze langsam, dann bleibt er hocken und verbrutzelt schlussendlich. Auch wenn draußen die Sonne scheint.

Dennoch: Meiner Ethik der Gewaltlosigkeit werde ich nicht absagen. Aber ich werde meine Emotionen deutlicher zeigen.

Die Aufklärung hat die Reine Vernunft zum höchsten Maßstab gemacht. Aber diese Vernunft führt am Ende zum Übermenschen. Ich will kein Übermensch sein, nur ein Mensch.

Ich habe auch in der Zeit zurückgedacht, in meine Kindheit und Jugendzeit. In der erzkonservativen bayerischen Dorfwelt der 70er, in der ich aufgewachsen bin, haben uns die Erwachsenen auch mit körperlicher Gewalt erzogen. So wie sie von ihren Eltern erzogen worden sind, Generation um Generation zurück. Diese brutale Erziehungs-Ideologie ist heutzutage in unserer Gesellschaft glücklicherweise zurückgegangen. Die Staatsmächtigen und ihre Büttel haben diese Ideologie jedoch wieder aufleben lassen, wie jetzt die ganze Bevölkerung anhand der brutalen S21-Polizeiübergriffe auch gegenüber Schülern sehen kann.

Was diese angeht, so schließe ich mich den Worten der Stuttgarter Pfarrerin Guntrun Müller-Ensslin an: "Ich bin stolz auf diese Jugendlichen, die für ihre Überzeugungen einstehen, die ihr friedliches Demonstrationsrecht ernst genommen haben und nicht das Feld geräumt haben. Und diese Jugendlichen haben sich gerade nicht instrumentalisieren lassen. Sie haben mit dem Mut eigenständigen Denkens für das gerade gestanden, was ihnen wichtig ist. Hut ab für diese Jugend!"

Überhaupt kann ich dieser Rede rundum zustimmen.

Die 2010er, die 89er, die 84er, die 68er, die 53er. Generation um Generation zurück. Bürger, von jung bis alt, die für die lebendige Demokratie eintreten. In der DDR, in der alten und in der neuen BRD. Das ist die wahre Einheit.

Auch das Hoffnungs-Motto für die Gegenwart und die Zukunft übernehme ich: "Oben bleiben!"

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

Red Bavarian

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